Gm Mann von der Wasserkante verbeugt sich §)er Alster-Verlag, bisher eine Abteilung der „Vereinigten Druckereien" Hamburg- Blankenese, ging in neuen Besitz über und wurde nach Wedel/Holstein verlegt. - In Wedel, der alren Rolandstadt an der Elbe, lebte und starb der Barockdichter Joh.Rist. Das Zusammen sein mit Bauern, Seeleuten und Ochsenhändlern hinderte ihn nicht, sich um die deutsche Sprache und Literatur verdient zu machen. - Der Alster-Verlag, der nun an derselben Stelle wirkt, ist bescheiden. Er will sich nur zu seinem Teil bemühen, ein Abbild des Vorhandenen zu geben: des Menschen wie der Landschaft. Da die Menschen, die der Verleger täglich sieht, einfache Menschen sind, werden seine Bücher alltägliche Menschen schildern, die seltsamerweise oft interessanter sind als problemgespickte Nervenbündel. Er hofft zuversichtlich, für diese Bücher Kameradschaft aus dem Sortiment zu finden. - Er wählte als Verlagszeichen den schwertbewehrten Roland (das Sladkwappen von 1590), das Symbol der Gerechtigkeit auf offenem Markte. Er glaubt dieses Zeichen in seiner zukünftigen Entwicklung rechtfertigen zu können, ohne deshalb die bisher im Alster-Verlag erschienenen Bücher weniger wichtig zu nehmen. Um Aufmerksamkeit für die nachstehend genannten Bücher bittet also Curt Brauns. Glitte Dezember er8cli6ivt: Alllag Geschichten aus Hamburg 180 Seiten, handlicher L e i n e n b a n d RM 3.- Die Kurzgeschichte lebt von der „Poinre". Das Leben verzichtet zumeist darauf. Johannes Martin Schupp, dessen große Romane: „Ebbe und Flut" und „Der verlorene Klang" zehntausende Leser fanden, hat rund zwanzig solcher pvinteloser Geschichten ausgeschrieben. Schicksale von Seeleuten, Agenten, Geschäftsinhabern, Kaufleuten und Großkaufteuten sind hier zu einem nahrhaften Strauß zusammengcbunden. Weil wir fröhliche Bücher gebrauchen können, wurden nur solche Schicksale aufgenommm, deren Ablauf trotz gelegentlicher innerer Tragik befreiendes Gelächter oder ein vergnügliches Schmunzeln auslöste. Don der Reinmachefrau Gödel«, die mit den Herren der alren Kaufmannshäuser auf respektvoll-vertraulichem Fuße lebt, bis zur Senaiorenrochter Simm, deren Theorien mir dem Leben leider peinlich zusammenstoßen, reicht die Lese. In diesem lebensechtesten aller Hamburger Bilderbogen gibt es haarsträubende Geschehnisse um ehrenwerte Herren, die sich durch enge Fenster zwängen, von vorlauten Hähnen, die des Nachts unter umgestülpte Töpfe kommen, von Odje dem Maschinisten, der Logarithmen für Blödsinn hielt und trotz aller Praxis an der Praxis scheiterte. Es ist kein Buch für sanfte Gemüter, aber der Humor der Wasserkante erwuchs ja auch nicht in Töchierpcnsionaten. Das neue Buch von Schupp schickt man ins Feld, man schenkt es sich selbst und allen Freunden der Wasserkante, „damit sie lachen und nicht weinen", wie der Mann der Rummelbudc auf dem „Dom" so schön zu sagen weiß. «sss Nr. 284 Mittwoch, bcn 6. Dezember 1989