Georg Friedrich Kersting Eingeleilet von Llaus I^eovliarck Kunst Kerstings ist still und zurückhaltend, sie verschweigt viel. Der oberflächliche Betrachter wird kaum von ihr gefesselt, denn, ganz in sich gekehrt, hat sie nicht die Reize, die das Auge auf den ersten Blick blenden. Nur wer die Bilder beschaulich betrachtet, wird das Wesen dieser Kunst verstehen, die nicht Berühmtheit und lauten Beifall fordert. Sein Leben war von seltener Geschlossenheit, klar, eindeutig und ohne viel Zweifel. Nicht Verzweiflung und Unrast, nicht Melancholie, die das Werk seines Freundes C. D. Friedrich wie ein endloser Schmerz durchzieht, sind die treibenden Kräfte dieser Kunst, sondern eine bejahende Lebenshaltung und jenes „ins Reale Verliebtsein", das Goethe als Voraussetzung für das Gelingen eines Kunstwerkes ansah, spricht uns aus diesen gefühlvollen Schöpfungen an. 7080 Nr. 289 Dienstag, den 12. Dezember 1939