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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.12.1939
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1939-12-19
- Erscheinungsdatum
- 19.12.1939
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- Deutsch
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befugt sein; denn eine solche Befugnis würde dem Mißbrauch Tür und Tor öffnen und den Sinn des Urheberrechtsschutzes, wie er für Autor und Verleger besteht, völlig verkehren. Es bleibt also gar nichts anderes möglich, als zunächst einmal an der Unterscheidung zwischen gemeinfreicn und geschützten Werken festzuhalten. Wenn der Antiquar alte Werke, deren Schutzfrist abzclaufen ist, auf seine Weise ergänzen, vervollständigen und dadurch verkaufs fähig machen will, so steht dem nichts im Wege. Er übt dadurch sogar u. U. eine kulturell wertvolle Arbeit aus. Aber daß er dies etwa auch tun darf bei geschützten Werken, über die der Verleger ja genaue Abmachungen mit dem Autor bezüglich der Auflageuhöhe zu treffen pflegt und die zunächst beim Verleger noch zu haben sind und durch den Sortimentsbuchhändler auf reguläre Weise bezogen werden können, dafür liegt kein ausreichender Grund vor; es geht nicht an, dem Antiquar hier einen Eingriff in die Rechte der anderen an dem Werk rechtmäßig Beteiligten zu gestatten. Ein solches Buch oder ein Zeitschriftenheft oder Zeitschriftenband wäre ja vermutlich oft genug gar nicht im Antiquariatshandel, wenn es noch verlagsneu und vollständig wäre, und der natürliche Verschleiß des Werks in seiner äußeren Gestalt ist ein Faktum, das auch dem Verleger und Sortimenter zugute kommen muß. Dem Antiquar bleibt noch Spiel raum genug, auch wenn ihm solche Rechte, wie er sie hier begehrt, nicht eingeräumt werden. Der Aufsatz von Fritsch geht wohl von der Voraussetzung aus, daß der reguläre Bezug nicht möglich sei, durch den das Fehlende ergänzt werden könnte; denn er nennt gleich am Eingang seiner Begründung den Fall, »daß dem Antiquar im Augenblick keine andere Erfatzmöglichkeit zur Verfügung steht als der Nachdruck oder die Photokopie«. Es ist also anzunehmcn, daß der Antiquar sich dessen schon zuverlässig versichert hat, indem er z. B. beim Verleger die Beschaffung des fehlenden Titelblattes, des Heftes oder der gleichen versuchte. Kann der Verleger es liefern, so wird er vermutlich gar nicht einmal sehr teuer damit sein; kann er es nicht, so wird er kaum Einwendungen gegen die Herstellung der Ergänzung (der Verfasser des Aufsatzes nennt es »Reparatur«) erheben; ja vielleicht läßt sich die Ergänzung dann mit des Verlegers Hilfe auch rationeller aussühren. Zur Verletzung des Urheber- und Verlags rechts ist mithin, bevor ein solcher Weg versucht wird, kein Grund vorhanden. So kann der erste der drei Fälle, die Fritsch nennt, nur mit der betonten Einschränkung im Sinne der Auffassung von Fritsch beantwortet werden. Auch der dritte Fall ist nicht so bestimmt zu bejahen, wie er annimmt. Ist die Photokopie für den eigenen Bedarf des Gelehrten im Auslande bestimmt, so kann sie dieser sich ja von dem zur Reproduktion Berechtigten beschaffen. Der Antiquar ist das nicht, und daß er als Stellvertreter handle, ist eine Konstruktion, die nicht ganz einfach ist und bei der man sich den einzelnen Fall doch sehr genau ansehcn muß. Der Antiquar würde eine solche Vervielfältigung nicht zum Eigcngebrauch vornehmen und darf gewiß nicht auf diese Weise das Gesetz und seine Grundsätze umgehen. Anders, und m. E. für die Auffassung des Antiquars günstig, liegt der zweite von Fritsch besprochene Fall. Wenn sich ein Ge lehrter einen Handapparat zusammengestcllt hat, bei dem er zu eigenem Gebrauch Photokopien hat Herstellen lassen, so war das, so weit es im Rahmen der gesetzlichen Umgrenzung geschah, erlaubt. Diese Erlaubthcit wird nicht zunichte gemacht, wenn ein solches Werk oder Werkstück in den Antiquariatshandcl gelangt. Das ist ein neuer Akt, eine neue Funktion, die mit der ersten erlaubten Wiedergabe nicht im Widerspruch steht — es sei denn — woran man ja aber in der Regel nach gar nicht zu denken braucht—, daß der Gelehrte diese Zusammenstellung schon mit der Absicht der gewerblichen Weitergabe gemacht hat. So lassen sich durchaus Wege finden, die dem Antiquar die Er füllung seiner Aufgaben ermöglichen, ohne daß er für sich eine Durch brechung der Grundsätze des Urheber- und Verlagsrechtes zu fordern braucht. Or. Alexander Elster. Zeitungsstimmen zum Buch Stärker als früher spüren wir aus den Pressestimmen das Be mühen, das Buch immer mehr dem allgemeinen politischen Geschehen zu verbinden. Entsprechend wurden auch die Themen gewählt. »W en nSchützeMcierJnventur machen würde...« heißt der Titel eines Aufsatzes im »Frankfurter Volks- blatt« vom 23. Oktober, der sich mit der Büchersammlung der NSDAP, beschäftigt. Der Verfasser zeichnet ein Bild des Bücher schrankes, der ein Kind des Zufalls ist, ein Gebilde ohne inneres Leben und ohne Gesicht. Und dieses Gebilde wird nun auf einmal zum wichtigsten Schauplatz: »Nun sollen von diesem Besitz Bücher für die Soldaten an die Front und in die Lazarette geschickt werden. Eine willkommene Gelegenheit also, den alten überflüssigen Kram loszuwerden? In Bündeln zu zwanzig Stück werden die Er zeugnisse dichtender Jungfrauen gestapelt und versandfertig gemacht. Als Geschenk für die tapferen Soldaten! Beim Zeus, eine edle Tat!... Schade, daß Meier 17 nicht selbst mal aussuchen darf. Er würde schon genug finden. Schöne Bücher, gut eingebundene Bücher, denn seine Kameraden lesen ja auch mit und haben nun ja keine seiden weichen Händchen', und vor allem lustige Bücher. Die guten Bücher also, die dieser dreiachtzig lange Bücherschrank enthält. — Ja, wenn das Geschenk ein Opfer sein soll, dann muß auch die Trennung schwer fallen. Ob nun mit oder ohne grüne Vorhänge, in allen Bücher schränken gibt es Bücher für unsere Frontsoldaten«. Die »K ö l n i s ch c Z e i t u n g« beschäftigt sich in ihrer Ausgabe vom 3. November in einem Beitrag mit der Frage »B ücher über Fraue n«. Die Zeitung stellt zunächst fest, daß sich ans dem Bücher markt das Buch der Frau in steigendem Maße bemerkbar mache und jetzt mit Beginn des Krieges noch eine ganz besondere Stellung eingenommen habe. Zuerst seien cs Bücher über Schauspielerinnen, Künstlerinnen, Biographien und Versuche eiuer Charakterdeutung ge wesen. Von hier aus habe ein weiterer Schritt zu den großen histo rischen Persönlichkeiten geführt. Der Verfasser fährt dann weiter fort: »Dann wagt man es, ein neues Thema anzuschlagen: die Hausfrau, und von der Seite beleuchtet, treten nun wohlbekannte Frauengestaltcn in einem neuen Gewand auf. Das Heldentum des Alltags — es findet seine Verkörperung in diesem sorgenden Fleiß der Hausfrau und der tapferen Kameradschaft der werktätigen Frau, in der ausgleichenden und verstehenden Liebe und Zusammen arbeit der Gattin und der Opferbereitschaft der Mutter. Auf solche Frauen richtet sich der Blick, die durch ihre stille Bereitschaft und ihren selbstverständlichen Dienst an Volk und Vaterland Mitlenkende des politischen Geschehens geworden sind. ... Denn unsere Zeit drängt danach, dem Erlebnis der Frau in ihrer neuen Gestalt Aus druck zu geben. Der auffallende Anstieg der Frauenliteratur ist somit nicht zu verwundern: ganz selbstverständlich steigt aus dem Leben der Gegenwart, in das die Frau so intensiv eingespannt ist, auch ein starker Widerhall ihrer Leistung und ihres Seins«. vr. Wilhelm W e st e ck e r widmet der jetzt beginnenden Buch- Feldpostaktion in der »Berliner V ö r s e n z e i t u n g« vom 30. November einen schönen Aufsatz. Er beginnt mit der Frage: »Was soll der Soldat mit Büchern?« und fährt dann fort: »Sie belasten seinen ohnehin schon nicht sehr geräumigen und im übrigen ausreichend schweren Tornister. Wenn der Soldat noch seine Waffe hat und seine Waffe zu führen weiß, dann ist er ge nügend gerüstet. In einem Bewegungskrieg wie in Polen, in dem die Truppe marschiert, schießt, marschiert und wieder schießt, wird niemand Zeit finden, ein Buch zu lesen. Wer vierzig Kilometer marschiert ist und vielleicht noch ein Gefecht mitgemacht hat, dem sinkt, wenn er am Abend im Quartier oder Zelt oder Straßen graben noch lesen wollte, der Kopf lotsicher über den ersten Seiten zusammen. Wenn aber eine Truppe wochenlang in Bereitschaft liegen muß, wenn der Soldat zwischen zwei Wachablösungen stundenlang herumsitzt, da wird ein Buch zu einem wertvollen Zeitvertreib, ja unter Umständen znm guten Kameraden«. Westecker beschäftigt sich daun mit der Buchauswahlliste für Feldpostfendungen, auf deren inneren Wert er eingeht und die Aus- wahlprinzipicn würdigt. Er schließt seinen Beitrag mit folgenden Sätzen: »In meinem Bücherschrank stehen einige schmale Bändchen aus einer volkstümlichen billigen Reihe. Da findet man in einem Bändchen unter dem Namen die Zeile,gelesen in St. Croix 22. 7. 18'. In einem anderen steht nur das Datum: 19. 4. 17. Der diese Bänd chen im Felde las, siel einige Monate darauf. Man konnte diese Bändchen alle die Jahre hindurch nie ohne Ehrfurcht in die Hand nehmen. Der diese Bändchen las, blieb inmitten des unerbittlichen Schicksals aufgeschlossen für geistige Kragen, rüstete sich nicht nur als Soldat durch die vollkommenste Ausbildung das ist für jeden echten Soldaten zumal in einem Kriege selbstverständlich —, sondern auch durch eine geistige Weiterbildung, und für den Rang eines Volkes ist das eine so wichtig wie das andere«. (Der Beitrag wurde veröffentlicht unter der Überschrift »Das feldgraue Bu ch«). Nr. 294/295, Dienstag, den 19. Dezember 1939 767
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