Vörsenblalt für den Deutschen Vuchhandel Nr. 303 <!». 134) Leipzig, Sonnabend den 30, Dezember 1839 1V8. Jahrgang UM Jahreswechsel gute Wünsche für jeden einzelnen und der gesamtenArbeitsgemeinschast den starken Willen zum Schaffen und die Kraft zur Zuversicht. Wir wissen, 1940 wird das Jahr des Sieges! In dieser stolzen Gewißheit packen wir das neue Jahr und seine harten und ernsten Schwierigkeiten! Zur Jahreswende Von Wilhelm Baur Immer noch hat der Mensch den Abgang eines alten und den Beginn eines neuen Jahres als einen Haltpunkt empfunden. Er hielt Rückschau aus das Vergangene, überprüfte sein Schaf fen, seine Leistung, und in unserer Zeit, die wie vielleicht keine in der deutschen Geschichte Mitarbeit unter ausschließlich politischem Gesichtspunkt verlangt, wird er eine Selbstkontrolle seiner geisti gen und weltanschaulichen Gesamthaltung vornehmen. Entgegen dieser berechtigten und auch menschlich begreif lichen Haltung möchte ich in diesem Jahre jedoch keine Rückschau auf Geschaffenes vornehmen, sondern den Blick voraus auf zu Leistendes richten, denn das scheint mir das Wichtigste. Gerade die im letzten Viertel des vergangenen Jahres ge fallene Entscheidung wird erst für das neue die Aufgaben brin-- gen, denen wir uns mit aller Kraft und mit dem ganzen Wollen widmen müssen. Alles was vorher an Planung, an Idee und an Schafsensstreben gelten durfte, muß heute eine neue Bewertung erfahren. ' , In der Wirtschaft stehen die Belange der Kriegsführung als oberstes Gesetz über allem Handeln. Die Einberufungen ver ändern teilweise die Grundlagen, auf denen bisher ganz selbst verständlich auf- und ausgebaut wurde. Das Wesentlichste ist aber wohl, daß in der seelischen Einstellung des einzelnen eine, wenn auch für ihn selbst kaum wahrnehmbare, so doch sich in der Gesamtheit auswickende Veränderung vor sich geht. Die Bereit schaft, zum Volk zu stehen, den Opferwillen für die Gemeinschaft hat jeder als seine oberste Ausgabe und seine erste Verpflichtung erkannt. Diese beiden Probleme sind auch für den deutschen Verleger und Buchhändler Ausgangspunkt der Arbeit. In der Frage der Wirtschaft sind die Gegebenheiten hand fest und klar, sodaß zwar eine Umstellung vonnöten ist, eine Überleitung aber mit mehr oder weniger Schwierigkeiten erfol gen kann. Die von der Staatsführung geforderten Einschränkun gen müssen erreicht werden. Die Autorität des Staates bürgt auch dafür, daß sie eingehalten werden. Hier gibt es nichts zu deuteln, nichts zu fordern, sondern nur eins: den besten Willen, nach eigenen Kräften das Erforderliche erreichen zu helfen. Weitaus bedeutsamer und schwieriger aber ist die Aufgabe, die dem Verleger und Buchhändler aus der neuen seelischen Einstellung des Volkes erwächst. Gewiß könnte auch hier der Staat kraft seiner Macht die Voraussetzungen schaffen, die keine Fehlleistung zulassen. Allzuleicht jedoch würden eng umgrenzte Bestimmungen zu einer Uniformierung führen, die aber keines wegs im Sinne der Führung liegt. Deshalb bleibt es bei der Eigenverantwortlichkeit. Dieses Vertrauen aber muß auch ge würdigt und vor allem immer wieder verdient werden. In den hinter uns liegenden Jahren ist die verpflichtende Aufgabe, die wir in unserer Arbeit sehen mußten, immer wieder betont wor den. Jetzt gilt es zu beweisen, daß es für uns nur eine Blick richtung und nur e i n Kriterium gibt: Richtig ist, was unserem Volke nützt. Es gehört ein heißes Herz und ein kühler Sinn dazu, um dieser Forderung stets und ständig zu entsprechen. Nur unter Hintansetzung materieller Erwägungen, beseelt und erfüllt von dem Streben, Bestes zu leisten, nur mit starkem Einfühlungsver mögen und klarer Erkenntnis des politischen-Willens unserer Führung werden die Notwendigkeiten erkannt und in die Tat umgesetzt werden können. Vom deutschen Verleger und vom deutschen Buchhändler erwarte ich im neuen Jahr eine allein auf dieses Ziel aus gerichtete Haltung. Nr. 808 Sonnabend, den 80. Dezember 1S3S 777