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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.01.1930
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- 1930-01-11
- Erscheinungsdatum
- 11.01.1930
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schluß, aus der Volksbuchhandlung ausznscheiden und selbst ein Un ternehmen zu gründen, das ausschließlich seinen künstlerischen und literarischen Neigungen entsprechen sollte. So kam es im Jahre 1905 zur Gründung der Firma Hugo Heller in Wien. Die Ge schäftsräume befanden sich znerst einige Monate .m Hinterhaus eines in der Nibelungengasse gelegenen Hauses, dann wurden sie auf den Bauernmarkt verlegt, wo sich die Firma noch heute be findet. Wenn auch die Lage für eine Buchhandlung nicht besonders günstig war, so hatte doch der Laden einen geräumigen, glasge deckten Saal, und das kam Hellers Ideen sehr entgegen. Er richtete- einen Kunstsalon ein und bald fanden hier Ausstellungen inter essanter Graphik, Vorlesungen literarischer oder künstlerischer Be rühmtheiten oder musikalische Vorführungen statt. Prominente der Wiener Literatur, wie Wassermann, Schnitzler, Hofmannschal, Stefan Zweig, Beer-Hofmann und die Großen der Kunst und Literatur anderer Länder kamen zu Wort. Die periodisch erscheinende Schrift »Buch- und Kunstschau«, die wertvolle literarische Beiträge und gute Reproduktionen nach hervorragenden Meistern enthielt — von Heller selbst redigiert und an die Kunden kostenlos verteilt — war eines der besten Werbemittel Hellers. Etwas für Wien ganz Neues waren auch die Weihnachts-Ausstellungen von Kinder- und Jugendbüchern, die Heller sehr geschickt auszuwerlen verstand. —* Auf dem Verlagsgebiet betätigte sich Heller e'bensalls, auch hier bemüht, Neues zu bringen. So erschienen einige der bedeutendsten Schriften Freuds im Verlag der Heller'schen Buchhandlung, ebenso die Zeitschrift »Imago«, die jetzt im Internationalen Psychoana lytischen Verlag in Wien erscheint. Er war der erste Verleger von Anton Wildgans und brachte das kostbare Klimt-Werk heraus. Heller hatte im Juni 1906 Robert Federn als Teilhaber aus genommen, wodurch die Firma in Hugo Heller <L Cie. umgeändert wurde. 1909 war Federn wieder aus geschieden und Heller war Alleininhaber, bis die Firma 1911 in eine Kommanditgesellschaft umgewandelt wurde, deren persönlich haftender Gesellschafter Heller blieb. Nach dem Ausbruch des Krieges hatte sich Heller mit großem Erfolg für das durch den Krieg lahmgelegte Konzertleben eingesetzt. Heller war es auch, der Adolf Busch, Lotte Lehmann und viele andere für Wien entdeckte und durchsetzte, der Bruno Walter zu stärkerer Geltung, Mengelberg und Furtmängler zuerst nach Wien brachte und den »Donkosakenchor« entdeckte. Der Kon- zertagentur schloß sich noch eine Theateragentur an, die bald Gel tung erlangte. Mitten im Schaffen überfiel Heller ein schweres Siechtum. Seine nie sehr starke Gesundheit war durch das rastlose Schaffen, durch die Kämpfe mit organisatorischen und materiellen Schwierig keiten, wie sie der schnelle Ausbau des Unternehmens mit sich brachte, sehr angegriffen worden. Dazu wirkten noch besonders die Folgen des Zusammenbruchs der Monarchie, wodnrch die Grundfesten seines Lebenswerkes erschüttert wurden. Nach längerer Krankheit verstarb Hugo Heller am 29. November 1923, im Alter von 53 Jahren. Die Firma war im Jahre 1921 in eine Aktiengesellschaft um-- gewandelt worden. Sie nahm einen neuen Aufschwung, der we sentlich auf die Initiative des Präsidenten, Herrn Felix Sa tz o t k a in München, zurückzuführen ist. Gerr Generalkonsul Sobotka, auch Präsident der Drei Masken Verlag A.-G. in Mün chen und Berlin, hat bei der Umwandlung der Firma wesentlich mitgewirkt, er übernahm damals die Funktion des Präsidenten der Gesellschaft, die er auch heute noch innehat. 1923 wurde der Firmen name in »Bukum« A.-G. für Buch-, Kunst- und Musikalienhandel vorm. Heller L Cie. umgewandelt. Geschäftsführender Direktor des Hauses ist jetzt Herr vr. Martin Flinker. Der Pan Verlag Kurt Metzner, G. m. b. H. in Berlin besteht a... 11. Januar 25 Jahre. — Im Januar 1905 gründete der Schriftsteller vr. Hans Landsberg gemeinsam mit dem Verlage Oesterheld den Pan-Verlag. Etwas später trat an Stelle von Oesterheld Georg Sanders, der dann durch Nols Heise und Kurt O. Fr. Metzner abgelöst wurde. Unter Landsbevg-Oester- Held-Sanders wurde eine zeitgemäße, schöngeistige Richtung gepflegt. Neben zwei Sammlungen »Moderne Zeitfragen« und »Moderne Geister« erschien eine von Hans Landsberg herausgegobene zwei bändige Casanova-Ausgabe, die viele Auflagen erlebte sowie eine Napoleon-Bibliothek, die in deutscher Sprache die Tainesche Bio graphie, die bekannte Darstellung Fremeaux' über die letzten Tage des Korsen auf St. Helena und eine Sammlung seiner Briefe lnuchbe. Mit Rolf Heise und Kurt Metzner fand eine festumrissene, wissenschaftliche Richtung Eingang. Die Verbindung mit der Kant gesellschaft, dieser größten wissenschaftlich-philosophischen Organi sation der Erde, brachte die besondere Pflege der philosophischen Literatur mit sich. Im Mittelpunkt stehen die »Kant-Studien«. Er wähnt seien die »Quellenhandbllcher der Philosophie« (Sombart, Ziehen, Wobbermin, Liebert usw.), die von Paul Menzer heraus gegebene »Vorlesung Kants über Ethik«, die Werke von Arthur fiebert und andere Schriften bedeutender lebender Philosophen. Uber die Rechtsphilosophie — hierfür ließ Rudolf Stammler einige Bände erscheinen! — führt der Weg zu einer im Entstehen begriffenen Verlagsrichtung, die die kulturgeschichtliche Seite der Rechtswissen schaft zum Gegenstand hat. Dies begann mit dem Beitrag des Ge heimrat Heindl zur Strafrechtsreform unter dem Titel »Der Be rufsverbrecher«. Weiter ausgebaut ist neuerdings schon die psycho logische Richtung, wo vor allen Dingen die Charakterologie besonders gepflegt wird. Wege zum neuen Buch. (Vortrag von vr. O. Bettmann im Deutschen Buchgewerbehaus.) — Auf dem Gebiete des Akzidenzdrucks hat sich in den letzten Jahren eine Stilbildung vollzogen. Man hat hier gelernt, unter Verzicht auf alles Ornamentale klar und einfach im Sinne der Sachlichkeit zu gestalten. Das Buch aber, die höchste Form druckerischer Arbeit, ist von der sogen, neuen Typo graphie noch kaum beeinflußt worden. Dem Schaffen au einer zeit gemäßen Form auch des Buches steht die These gegenüber: das Buch sei in seiner Form schon vollendet, zweckmäßig und unwan-- delbar. Die geschichtliche Betrachtung lehrt demgegenüber, daß jede Epoche der Kultur einen eigenen Typus des Buches hervorbringt. Es liegt nahe, deshalb auch für unsere sozial und kulturell so gewandelte Zeit das Buch fortzubildeu. Nicht au ein Aufgeben der überkoimrvenen Form ist dabei gedacht, sondern an eine An gleichung, an eine Modifikation des Buches im Sinne der Gegeben heiten der Nachkriegszeit. Bei der wirtschaftlichen Not, wie sie gegenwärtig herrscht, muß das Buch in erster Linie billig sein, will es weitere Kreise ergreifen und seiner Mission gerecht werden. Nur im Rahmen der Maschinenarbeit ist diese Forderung erfüllbar: Der Buchgestalter hat die Aufgabe, trotz dieser Ausschaltung des -Handwerklichen, trotz des Verzichts aus Luxus eine schöne Form zu entwickeln — nicht Buchkunst zu geben, sondern durch Abstim mung aller Buchelemente auf das Maschinenmäßige Stilreinhett zu erreichen. Der Vortragende diskutierte unter diesem Gesichtspunkt zu nächst die Schriftfrage. Er kam zu dem Resultat, daß die sach lich-nüchtern eingestellte Zeit auch einer sachlich-nüchternen Buch type bedürfe. Wie kürzlich Chr. Kleukens aus der Versammlung der Bibliophilen in Mainz, so erwog Bettmann die Verwendungs möglichkeit der Grotesk im Buch. Er forderte die Schaffung einer ansgesprochenen Buchgrotesk — da die bisherigen zum Teil ausge zeichneten Schöpfungen unter dem Aspekt der Werbewirkung ent worfen seien. Ausdrücklich wurde aber der Wert und die Be deutung der klassischen Schriften betont, die für die typographische Gestaltung historischer Gehalte unentbehrlich bleiben. Nur für die wirklich in dieser Zeit verwurzelten Texte kommt Grotesksatz in Be tracht. — Für das Gebiet der Illustration konstatierte der Vortra gende die Vorherrschaft der Photographie im neuen Buch. Sic ent spricht der sachlich küblen Einstellung des GcgenwartSmenschen. der nicht Dichtung, sondern Lebensdarstellung fordert (der große Erfolg der Erlebnisromane und Biographien ist hierfür typisch). Zum Zweck buch gehört außerdem nicht eine Bildbeigabe, sondern ein Zweck bild, das Träger der Mitteilung ist, rasche Orientierung ermöglicht. Diese Gesichtspunkte sprechen für ein weiteres Vordringen des technischen Bildes, der Photographie in das in allen Teilen tech nisch, nicht handwerksmäßig hergestellte Buch der Zukunft. Mit einem Hinweis auf die Rolle, die der Leipziger Buchdruck (in Berlin wird fast nur Zeitungs- und Akzidenzdruck gepflegt) in dieser Entwicklung zu spielen berufen ist, schloß der von Lichtbildern begleitete Vortrag. Im 2. Vortrag in der vom Deutschen Buchgewerbeverein ver anstalteten Reihe (s. Bbl. 1929, Skr. 299) wird am 15. Januar Herr vr. Hölscher über Photomontage sprechen. Der Bücherwurm, Literarische Vereinigung des hannoverschen Buchhandels, veranstaltete am 29. Dezember 1929 für seine Mit glieder und Gäste eine Weihnachtsfeier mit Kinderbescherung, an der erfreulicherweise auch die unverheirateten Kollegen recht zahlreich teilnahmen. Das Erscheinen des Weihnachtsmanns löste bei den Kleinen Hellen Jubel aus, und glückstrahlende Augen verkündeten noch lange die Freude über die vielen schönen Sachen, die der Weih nachtsmann ausgetcilt hatte. Für die Großen hatte er inzwischen eine sehr reich beschickte Bücherverlosung beschert, sodaß niemand leer oder unzufrieden auszugehen brauchte. Den Verlegern auch an dieser Stelle vielen Dank für die bereitwillige Unterstützung. Gemüt liches Beisammensein und Tanz hielt die Erschienenen noch bis gegen Mitternacht fröhlich zusammen. 49
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