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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.02.1942
- Strukturtyp
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- 1942-02-28
- Erscheinungsdatum
- 28.02.1942
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- Deutsch
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Zur Ergänzung des Eulenspiegel-Beispiels möchte ich noch darauf hinweisen, daß der Buchhändler zu Zeiten des be schränkten Warenangebots durch gute Auswahl und wage mutigen Einsatz nach einem großen Lager streben sollte. Nicht der augenblickliche Umsatj sollte die Einkaufshöhe bestimmen, sondern die Einkaufshöhe den zukünftigen Umsa§. Die kühne Planung, der einsatjbereite Einkauf beweisen doch erst den wahren Kaufmannsgeist. Die Weisheit des Eulcnspiegels finden wir auch in der Erkenntnis, daß großangelegter Einkauf in normalen Zeiten eine gute Belieferung zu Zeiten der Warenverknappung garan tiert, und daß andererseits ein gut arbeitender Kundendienst in Kriegszeiten einen großen Anhängerkreis für die Zeiten des freien Einkaufs schafft. Dieser kleine Abstecher soll zeigen, wie wichtig schon aus rein kaufmännischen Gründen eine gute, zuvorkommende Be dienung ist gerade in Kriegszeiten. Daß sich die gute Bedie nung als erstes unseren einkaufenden Soldaten gegenüber zu zeigen hat, ist wohl eine Selbstverständlichkeit; der Dienst am Stammkunden fällt den Buchhändlern so schon sehr leicht. Zu kurz gekommen ist in diesem Jahr im allgemeinen der Bücherfreund, der sich bisher noch nicht an eine feste Buch handlung gewöhnt hatte. Gerade diesen Bücherfreund galt es aber für kommende Zeiten zu gewinnen. Ich halte es auch im Interesse der deutschen Buchwirtschaft durchaus für be rechtigt, wenn man einen wirklichen Bücherfreund, auch wenn er uns noch ganz fremd ist, ein besonders gutes, wenn auch seltenes Buch gibt. Der Bücherfreund ist ja sehr leicht und schnell von dem Hamsterer zu unterscheiden. Im Interesse des Geschäfts gilt es dann aber auch, den Namen des Käufers um jeden Preis zu ermitteln und in die Kartei zu geben, um ihn später durch Rundschreiben und Prospekte festzuhalten. Im übrigen wird jeder Käufer dankbar willige und freundliche Bedienung empfinden. Gibt es wirklich nichts, was man dem Einkaufenden anbieten kann, so sollte doch ein bis chen Freundlichkeit die Schwierigkeiten leichter machen. Der Humor ist nach meinen Erfahrungen eine gute Hilfe, um den Kontakt zwischen Käufer und Verkaufenden herzustellen. Eine Rationierung muß vorgenommen werden. Tro^dem halte ich eine Rationierung so, daß man etwa nur ein Buch abgibt, für verkehrt; das hat nur zur Folge, daß diejenigen, die Zeit genug haben, sich reichlich mit Büchern eindecken werden, während die anderen das Nachsehen haben. Man hat auch hier durch vorsichtige Fragen den Bedarf zu prüfen und danach seine Richtlinien zu treffen. Nach getätigtem Einkauf war es früher Sitte, durch ein kurzes Danke, durch den Wunsch, daß die Bücher gefallen möchten, oder durch einen guten Weihnachtswunsch seinen Dank dem Kunden zu bezeugen. In diesem Jahr fiel der Dank im allgemeinen aus, ich habe mich vergeblich gefragt, warum. Daß die Bücher in diesem Jahr knapp sind und der Buch händler um einen größeren Absatj nicht verlegen ist, dürfte doch wohl keine Veranlassung sein. Denn, weshalb wurde früher der Dank betont? Doch wohl nicht um des Geldes willen, das ja ehrlich verdient war, sondern um des Ver trauens willen, das uns in diesem Kauf entgegengebracht wurde. Das Vertrauen des Käufers dürfte aber doch unter den heutigen Umständen größer sein als je. Ich möchte also gerade heute für ein freundliches „Danke“ stimmen. — Zu den Mitteln der Kundenwerbung zählt man auch die Schaufensterauslage. Vor dem Weihnachtsgeschäft im Kriege ist daher zu erwägen, ob ein Weihnachts-Schaufenster gemacht werden soll oder nicht. Ich habe mich nach reiflicher Über legung nicht zu einem Weihnachts-Schaufenster entschließen können. — Bei der augenblicklichen Verknappung an Büchern ist ein Austausch aus den Fenstern nicht zu umgehen; ist es dabei aber schon schwierig, ein einfaches Fenster gutaussehend zu halten, so wird ein Weihnachtsfenster bei dem vielen Aus tausch zum Schluß bestimmt einen traurigen Eindrude machen. Viele Buchhändler sind daher auch dazu übergegangen, wie andere Geschäfte, keinen Verkauf aus dem Fenster vorzu nehmen. Ich halte diese Maßnahme aber für verfehlt. Dem Buchhändler ist bis jetjt ein Austausch immer noch möglich; es ist aber andererseits ein schlechter Dienst am Kunden und am Buch, wenn man das angebotene Buch — und das ist doch ein ausliegendes Buch — nicht verkaufen will. — Wir sehen aus dem Gesagten, daß der Dienst am Buch und der Dienst am Kunden im Grunde ganz eng zusammenfallen, nur wenn beides geleistet wird, ist die buchhändlerische Arbeit ein Dienst am Volk. Ich habe die Notwendigkeit dieser Forderung auch erst aus den eigenen und den Fehlern meiner Kolleginnen er kannt. Ich halte es daher heute, wenn der Dienst am Buch und am Kunden im rechten Maß erfüllt werden soll, für unbedingt notwendig, daß man sich rechtzeitig, also im Hochsommer und regelmäßig über die Fragen im kommenden Weihnachtsgeschäft auseinandersetjt. Ja, selbst im Weihnachtsgeschäft müssen nach der Arbeit kurze Besprechungen zwischen Betriebsführung und Gefolgschaft und unter den Kollegen stattfinden, etwa auf tauchende Schwierigkeiten in allgemeiner Aussprache behoben und zu treffende Maßnahmen, wie die Rationierung der Bücher, besprochen werden, um sie einheitlich durchzuführen. Andererseits müssen Winke ausgegeben werden, damit solche Maßnahmen nicht auf Paragraphenreiterei hinauslaufen, son dern von den mit der Bedienung Betrauten, dem einzelnen Fall angepaßt, erledigt werden. Eine rechte Buchberatung erfordert in diesen Zeiten viel Kraft, daher soll die abendliche Besprechung auch unnötige Kräftevergeudung verhindern. Die Besprechung soll immer wieder auf den Sinn unserer gemeinsamen Aufgabe zurück führen und uns über den Kleinkrieg erheben. Dazu noch ein Wort: Dienstältere Kollegen, seid rücksichtsvoll zu den jungen Kameraden. Ein Wort der Anerkennung von Betriebsführung und vorgesehen Kollegen gibt mehr Arbeitsschwung und Ar beitsfreude. Verstimmungen sind auf jeden Fall zu vermeiden, sie teilen sich immer der gesamten Atmosphäre mit, und auch der Einkaufende bekommt sie zu spüren. Wir müssen uns im Verkauf eben immer wieder eines klarmachen: Das Buch ist in normalen Zeiten im Gegensatj zu den lebensnotwendigen Artikeln eine absatjschwierige Ware. Essen und Trinken, Kleider und Schuh werden an sich auf jeden Fall gekauft, die Werbung des Kaufmanns geht in die sem Fall nur darum, daß sie bei ihm gekauft werden möchten. Der Buchhändler hat aber neben der Werbung für sein Ge schäft dafür zu arbeiten, daß das Buch überhaupt gekauft wird. Presse und Rundfunk, Reichsveranstaltungen und Propaganda haben im Frieden Vorarbeit geleistet, um das Volk in seiner Gesamtheit zum Buch zu führen, die Verdunkelung und die damit verbundene größere Häuslichkeit unserer Volksgenossen, herabgeminderte Vergnügungsmöglichkeit und unausgefüllte Zeit im Soldatendienst vollenden nun das Werk, Buch und Volk immer inniger miteinander zu verschmelzen. Möge der Buchhändler erkennen, daß er jetjt in seiner Bewährungs stunde steht. Heute ist es an ihm, zti beweisen, daß der Deut sche Buchhandel die Forderung eines Friedrich Perthes: „Der Deutsche Buchhandel als Bedingung des Daseyns einer Deut schen Literatur“ richtig verstanden hat — möge die Geschichte des Buchhandels im Großdeutschen Freiheitskampf sich würdig an ihre verpflichtende Vorgeschichte reihen. Steht das buchhändlerische Schaffen unter diesem Leitsatz so wird, es auch die Schwierigkeiten der Gegenwart über winden. IN DIESEM KRIEGE VERTEI DIGEN WIR DAS LEBEN UN- SEHER VÖLKISCHEN GEMEIN SCHAFT. JEDER IST ZUR STELLE-OPFERE AUCH DU! IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII Nr. 41/42, Sonnabend, den 28. Februar 1042 43
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