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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.02.1930
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1930-02-11
- Erscheinungsdatum
- 11.02.1930
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- Deutsch
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X: 35, ll. Februar 1930. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f.d.Dtschn. Buchhandel. die Ausrede: »Ich bin noch nicht soweit mit dem Über tragen auf die Konten» gibt es nicht mehr!) usw., so müßte man glauben, jeder fortschrittliche Kaufmann — und Buchhändler insbesondere — müßte sofort diese Buchungsart einsiihren. Ich glaube aber behaupten zu können, daß sich im Buchhandel sehr wenige umgcstellt haben, von einer Reihe großer Firmen mit Maschinenbuchhaltung abge sehen. Dabei ist keineswegs die Durchschrcibe-Buchhaltung nur für große oder größere Betriebe rentabel, ganz im Gegenteil! Gerade sür kleinere Geschäfte sind die Vorteile zweifellos viel gewichtiger, vor allem, wenn ein Buchhalter bzw. besonderer Angestellter dafür nicht gestellt werden kann. In meinem Betriebe habe ich diese Buchungsart vor einem Jahre (Ende Januar bis Anfang Februar) nach längerem Zö gern cingeführt. Trotzdem eine gewisse Belastung durch Rück verlegung des Umstellungstagcs auf den l. Januar eintrat, so habe ich doch dies nicht bereut. Aus mancherlei Gründen hielt ich für meinen Betrieb das Definit iv-Kontroll- S h ste m für das beste und praktischste (was keineswegs heißen soll, daß andere Systeme nicht schließlich ebenso gut wären!) und bin mit der Neuerung sonst über alle Erwartungen zufrieden. Jedenfalls möchte ich allen Kollegen, die ihre Buchhaltung neu zeitlich, rationell und fehlerfrei gestalten wollen, dringend raten, zum Durchschrcibe-Systcm überzugehen. Die Vorteile sind weit größer als hier beschrieben werden kann und ich bin überzeugt, daß jeder, der es tut, so wie ich, sich nur darüber ärgert, die Umstellung nicht bereits vor Jahren vorgenommen zu haben! Fürstenberg, Das französische Buch im XVIII. Jahrhundert und in der Empirezeit. Besprochen von Max Niderlechner. Unsere Zeit mit ihrer wirtschaftlichen Not unk» ihrer geistigen' Zerrissenheit ist der großen Bibliophilie in Deutschland wenig günstig. Das Buch hat bei uns als s am me l würdiges Wertobjekt wenig Geltung. Die Bestrebungen der Bibliophilie haben in Deutsch land andere Richtungen eingeschlagen als die Förderung des Sam melns alter Bücher. Ernsthafte, großzügige Büchersammler sind heute sehr selten bei uns, wo es, wie man weiß, kaum ein Dutzend gibt, die internationale Beachtung verdienen und genießen. Unter ihnen steht Hans Fürstenberg, der bekannte Berliner Bankier, mit an erster Stelle. Er besitzt eine Bibliothek, deren Plan »in ihrer Gesamtheit die Zeit vom Beginn der Buchdruckerkunst bis zur Neuzeit umfaßt. Diese Sammlung zerfällt in .mehrere Grup pen, von denen jede einzelne bestimmte Höhepunkte der Geistes und Bücherkultur durch charakteristische Beispiele darstellen soll«. Uber eine dieser interessantesten und beachtenswertesten Grup pen, das französische Brich im 18. Jahrhundert, legt Fürsten berg ein umfassendes Werk vor, einen Quartband von 432 Seiten, den die (Weimarer) Gesellschaft der Bibliophilen in sehr anerkennenswerter Weise ihren Mitgliedern als Jahres publikation überreicht, womit ihr Vorstand beweist, daß er auch die Tradition der wirklichen, großen Bibliophilen zu wahren und ihre Bestrebungen zu fördern weiß. Das schöne Buch ist von der Graphischen Kun-stanstalt Richard Labisch L Co. in der Olck 8tyle l'xpo auf Bütten gedruckt, und hat nur den (erklärlichen) Nachteil, daß Abbildungen und Reproduktionen, gerade bei diesem Gegenstand unvermeidlich, noch fehlen. Viel leicht entschließt sich der Verfasser, die Gesellschaft oder ein Gönner, einen nachträglichen Tafelband zu ermöglichen. Fürstenberg gibt in diesem Buche eine Art sehr ausführliches, eingehendes Vor wort zu dem Catalopue rsisonne eines Teiles seiner Sammlung, der seit langem bearbeitet wird. Schon das vorliegende, zusammen fassende Buch läßt erkennen, welcher Reichtum an Erfahrungen und Kenntnissen in den Anmerkungen des Katalogs niedergelegt wird, der keineswegs nur für den Spezialforscher von Interesse sein wird. Gerade das französische Buch des XVIII. Jahrhunderts ist — neben der Inkunabel und neben den von der Buchwissenschaft recht wenig beachteten Drucken des 16. Jahrhunderts — das Buch, das den Betrachter nach verschiedenen Richtungen beschäftigen kann. In dieser Zeit kristallisiert sich im Buch als kunstgewerbliches Werk mehr als sonst wunderbar und durchaus harmonisch eine ganze Kultur. Wir müssen Fürstenberg zustimmen, wenn er sein Buch mit den allgemeinen Feststellungen beschließt: 148 »Sicherlich hat es Zeitalter gegeben, deren Kunst tiefer, gewaltiger gewesen ist als diejenige des 18. Jahrhunderts. An Charme, Reichtum der künstlerischen Leistung, unfehlbarer Sicher heit des Handwerks und des Geschmacks kann es nicht übertroffen werden. Die Steigerung und das Zusammenwirken solcher Eigen schaften ergaben ein ungewöhnliches Maß von Schönheit, — und ist damit nicht letzten Endes das höchste Ziel aller Kunst er reicht?«. In dem französischen Buch des 16. Jahrhunderts, wie es von den Bibliophilen der ganzen Welt gesammelt wird, vereinen sich die Künste des Druckers, des Illustrators und des Buchbinders zu einem Gesamtwerk von oft ganz besonderer Schönheit. Das vorliegende Werk behandelt nach einer allgemeinen geschichtlichen Einleitung die Literatur der Zeit und dann in recht interessanten Einze'lnnter- suchungen zunächst die wichtigen Illustratoren. Hierbei werden die bisher wenig beachteten Holzschneider, von denen die zier lichen Vignetten stammen, besonders berücksichtigt. Es folgen Ka pitel über die Drucker, die Buchhändler, die Binder und schließlich sehr ausführlich über die Sammler. Das Buch ist von einem ganz erstaunlichen Jnhaltsreichtum; wir erfahren viele kaum bekannte Einzelheiten, etwa über Papiersorten, Papierfabrikation, über die Lederverarbeitung. Den Buchhändler werden einige Ausführungen über die »straffe, weitverzweigte Organisation des französischen Buch- Handwerks« (im 18. Jahrhundert!) besonders interessieren. Diese Organisation umfaßte in Frankreich damals Buchdrucker, Buchhänd ler, Buchbinder, wenn man auch in Paris die Binder nur ungern in der Organisation duldete, weil sie damals auch gleichzeitig Buch händler sein wollten. Bei den Darlegungen über die Einbände erfahren wir viele' technische Einzelheiten über Lederverarbeitung, Vergoldung, und über die Buchbinder-Familien, in denen manche Generationen sehr erfolgreich wirkten. Fürstenberg berichtet dann von den Sammlern und den Schicksalen der Sammlungen bis in unsere Zeit, bis zu den großen Auktionen Bethmann, Wassermann, Descamps-Scrive, Holford. Auch auf das Sammeln dieser Bücher in Deutschland wird eingegangen. Der Anhang bringt ausführ liche Verzeichnisse über die besonders in Frankreich sehr umfang reiche Literatur der Bibliophilie und Bibliographien dieser Zeit. Das Buch enthält mehr, als sein Titel angibt, und als hier angedeutet werden kann. Es ist auf einer erstaunlich gründlichen und ausgedehnten Sachkenntnis aufgebaut, und gibt ein Musterbei spiel von Bibliophilie, es zeigt, wie und was sie sein kann, wie und was sie sein soll. In diesem außerordentlich kenntnisreichen Werk wird ersichtlich, wie die edle Leidenschaft des Büchersammelns verbunden ist mit den wertvollsten -und schönsten Kulturäußerungen einer Zeit. Auch Fürsten-berg erliegt zuweilen — wie Bogeng in seinem Werk über die grossen Bibliophilen — dem Drang nach vollständiger Aufzählung, dem M-aterialreichtnm, worunter an eini gen Stellen die Lesbarkeit 'des Buches etwas leidet. Andererseits erhöht die verschwenderisch ausgebreitete Fülle von Kenntnissen und ihre sehr übersichtliche Anordnung, unterstützt von trefflich ge arbeiteten Registern, die Benutzbarkeit des Werkes a'ls Nachschlage- buch. Ich glaube, daß fortan jeder Antiquar, der ein besonderes oder großes Stück dieser Literatur zu katalogisieren hat, dieses Buch nicht entbehren kann. Jeder Buchhändler aber, ob er nun mit alten oder neuen Büchern zu tun hat, sollte es lesen, wenn ihn die Kulturgeschichte des Buches interessiert. Am Schluß des Werkes bringt Fürstenberg eine kleine Anleitung zur Bibliophilie — das Re-sumo des erfahrenen Kenners. Am we sentlichsten aber ist die Tatsache, daß es eine Rechtfertigung der Bibliophilie ist, die wir in Deutschland gerade jetzt um so leb hafter begrüßen, da wir — trotz aller Riesenauflagen und -erfolge — doch immer wieder eine vorhandene und wachsende Buchfremd heit feststellen müssen. Eine solche Verteidigung des Büchersammelns mag uns trösten und wird vom ganzen Buchhandel begrüßt wer den. Wir werden Fürstenberg uneingeschränkt zustimmen, wenn er einmal, in berechtigtem Selbstbewußtsein, das Sammeln also verteidigt: »Diese Art des Danrmeln-s, so egoistisch sie manch mal auch scheinen mag, ist dennoch häufig letzten Endes Dienst an der Allgemeinheit. Die öffentlichen Sammlungen .... -können ja in vielen Fällen gar nicht anders, als bibliophile Werte zer stören. Aufgabe des privaten Büchersammlers ist cs, solche Werte vor Verfall zu bewahren und ihre Vermehrung zu fördern. So ist der Bibliophile durch die Jahrhunderte hindurch ein wertvoller Bestandteil europäischer Kultur gewesen, nnd er ist, seit sich diese große Teile der Wel-t erobert hat, ein Bestandteil der Weltkultur geworden. Uber all die Einschnitte, die in Form von Kriegen und Revolutionen die menschliche Entwicklungsgeschichte durchfurchen, über all die Rückfälle der Zivilisation, die menschlicher Mutwille herauf- beschwörh, bleöbt bestehen, was des Menschen Geist geschaffen und in Buchform niedergelegt hat«.
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