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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.08.1942
- Strukturtyp
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- 1942-08-22
- Erscheinungsdatum
- 22.08.1942
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Börsenblalt für den Deutschen Buchhandel Nr. 186 187 (R. 42) Leipzig, Sonnabend den 22. August 1942 109. Jahrgang Kurt Tautz VON SCHRIFT UND BUCH IN JAPAN Schrift und Buch sind, wie alle Gebiete der japanischen Kultur, vom Festlande, d. h. aus Korea, das ganz unter dem Ein flüsse chinesischer Kultur stand, in das Inselreich herüberge kommen. Die Japaner bedienen sich zweier Schriftarten. Die eine ist die aus den chinesischen, ein Wort bildenden Begriffszeichen bestehende Schrift (kanji *), die andere eine als Lautzeichen verwendete Silbenschrift (kana **), deren einzelne Zeichen Teile oder Abwandlungen der chinesischen Schriftzeichen sind. Die Silbenschrift vertritt also die in anderen Sprachen übliche Buch stabenschrift. Alle japanischen Worte enden auf einen Vokal oder den Konsonanten n. Ein 1 gibt es im Japanischen nicht, da seine Aussprache für den Japaner schwer ist. Bei der Umschrift fremdländischer Namen wird (mit Ausnahme von n) jeder Kon sonant, hinter welchem kein Vokal steht, durch Anfügung eines u (bei t eines o) in eine auf einen Vokal auslautende Silbe, jedes 1 in ein r verwandelt. Begriffszeichenschrift Im Chinesischen, das wie das Tibetische und Birmanische zu den sogenannten einsilbigen Sprachen gehört, wird jeder Be griff lautlich nur durch ein einsilbiges Wort und schriftlich durch ein Zeichen oder eine zu einem Zeichen verschmolzene Zeichenverbindung ausgedrückt. Die chinesische Schrift ist sehr alt. Ihre Entstehung und die ersten Stufen ihrer Entwicklung liegen im Dunkel der Ge schichte. Eine chinesische Sage verlegt ihren Ursprung in das 29. Jh. v. Z. In dieser Zeit, in welcher Fu-ki, der erste mythische Kaiser Chinas regierte, sei aus den Fluten des Gelben Flusses ein großer Drache aufgetaucht, dessen Rücken seltsam geformte Zeichen aufwies. Auf den Kaiser machte der Anblick des so son derbar verzierten Rückens einen so tiefen Eindruck, daß er die seltsam geformten Linien abzeichnete und auf den Gedanken, sie als Schriftzeichen zu verwenden, gekommen sein soll. Unter dem Kaiser Huang-ti, dem angeblichen Begründer der chi nesischen Kultur, mit dem man vom Jahre 2697 v. Z. ab die chinesische Zeitrechnung beginnen läßt, sollen amtliche Ge schichtsschreiber sich geschriebener Zeichen bedient haben. Die ältesten, auf uns gekommenen chinesischen Zeichen sind in Schildkrötenschalen und Tierknochen eingeri^t und stammen aus dem 12. Jh. v. Z. Sie lassen zum Teil noch deutlich erkennen, daß die chinesischen Zeichen anfangs Bilder aus der Umwelt des Menschen und Symbole darstellen, wie man es auch bei den ägyptischen Hieroglyphen sieht. Auch in der heutigen Schrift haben sich nach einigen Umformungen noch solche Zei chen erhalten. So wirken bildhaft die folgenden dem Lange schen Lehrbuche entnommenen Zeichen: o S> * B M Uj hi tsuki yama ki Sonne, Mond, Berg Baum, Tag Monat Holz und als Symbole sind leicht zu erkennen: T + sli’ta naka unten zwischen *) kanji = chinesisches Zeichen **) kana, eigentlich kanna, entstanden aus kari na = geborgter Name oder Zeichen; bedeutet auch den Gebrauch chinesischer Zeichen als reine Lautzeichen. Durch die Verbindung dieser einfachen Zeichen mit ein ander entstand eine andere Klasse ebenfalls bildhafter und symbolischer Zeichen, wie z. B. . • ™ / t \ \ Wald %k hayashi zwei oder drei Bäume (ytc) = { v. ' (Hain & mori Mund (P ) im Thor (f^) = fragen ^ tou Auf diesem Wege ließ sich natürlich nur ein kleiner Teil des Wortschatjes schriftlich darstellen, und man erfand neue Zeichen. Um 800 v. Z. fand nach Pagel eine Umformung der Schrift statt und um 213 v. Z. wurde auf Betreiben des chinesi schen Kanzlers Li Sze ein Verzeichnis aller vorhandenen Schrift zeichen aufgestellt und ihre Form festgelegt, aus welcher sich durch die bald danach erfolgende Erfindung der Tusche und des Schreibpinsels die heute üblichen Schreibformen entwickelt haben. Zur schriftlichen Darstellung des weitaus größten Teiles des chinesischen Wortschatzes verwendet man für jedes Wort eine aus zwei Zeichen, nämlich einem ideographischen oder sinnangebenden und einem phonetischen oder Lautzeichen be stehende Verbindung. Das ideographische, meist links stehende Zeichen weist auf die allgemeine Eigenschaft oder den Stoff des bezeichneten Gegenstandes, das Lautzeichen auf die Aus sprache hin. Die Zahl der ideographischen, gewöhnlich Klassen zeichen oder Radikale genannten Zeichen beträgt im Setsumon, dem ältesten, um 200 n. Z. zusammengestellten chinesischen Wörterbuche, 540. Durch Zusammenlegen mehrerer äußerlich ähnlicher Zeichen in eine Klasse se^te man die Zahl der Klas senzeichen nach Pagel in der Zeit der Ming-Dynastie (1368— 1644) auf 214 herab. Nach der Anordnung des chinesischen Le xikons Kökijiten, das auf Befehl des chinesischen Kaisers Kang- hsi (1662—1723) im Jahre 1716 veröffentlicht wurde, sind heute 214 Klassenzeichen im Gebrauch, die aus einem bis sieben zehn Strichen bestehen. Zu diesen 214 Klassenzeichen kommen noch etwa 1000 gewöhnliche Lauteeichen, um durch Kombina tion beider ein Wortzeichen zu bilden. Als Zeitpunkt des Bekanntwerdens Japans mit den chine sischen Schriftzeichen gelten im allgemeinen die Jahre 284 und 285 n.Z. Die Unterlage für diese Berechnung liefert das Nihongi (Japanische Annalen), die vom Prinzen Toneri und einigen anderen Gelehrten um das Jahr 720 n. Z. in chinesischer Sprache verfaßte Geschichte des japanischen Reiches, dessen Zeitangabe man mit chronologisch notwendigen Verbesserun gen umgerechnet hat. Es wird dort berichtet, daß zwei korea nische Gelehrte, Achiki und Wani, um diese Zeit an den japa nischen Kaiserhof kamen und zwei chinesische Bücher, nämlich die Analekten des Konfuzius (rongo) und ein Schriftzeichen lehrbuch (Senjimon = Buch der tausend [ausgewählten] Zei chen) als Geschenke mitbrachten. Beide Gelehrte übernahmen sehr bald den Unterricht des Thronfolgers und wurden später die Ahnherren zweier berühmter Familien, welche mehrere Generationen hindurch die Schönschreibkunst pflegten und die Stü^en des Chinesentums in Japan waren. Die Frage, ob die Japaner vor der Einführung der chine sischen Schrift eine eigene Schrift besessen haben, wird im all gemeinen verneint. Die eigentümlichen Schriftzeichen, die man in verhältnismäßig später Zeit gefunden und ihres angeblichen Alters wegen Götterzeitalter-Zeichen genannt hat, werden heute als Nachahmungen von Sanskritzeichen betrachtet und gehen nicht über das 9. Jahrhundert n. Z. zurück. Die ältesten in Japan noch vorhandenen chinesischen Zei chen befinden sich auf zwei Bronzestatuen in dem alten Tem- ± ue oben Nr. 186/187, Sonnabend, den 22. August 1942 165
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