Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.08.1942
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Kurt Tautz VON SCHRIFT UND BUCH IN JAPAN (Fortsetzung zu Nr. 186/187) Schrift-Vereinfachung Man erkennt aus der vorhergehenden Darstellung, wie verwidcelt das japanische Schriftsystem ist. Seltsam berührt es, daß nicht alle Angehörigen des japanischen Volkes alles, was in japanischer Sprache mit japanischer Schrift gedruckt oder geschrieben ist, lesen können. So sind diejenigen, die nur eine Volksschule besucht haben, nicht imstande, mit der dort ge lernten Zahl chinesischer Begriffszeichen alle Teile, z. B. die belehrenden einer Zeitung, zu lesen. Die Verwickeltheit des japanischen Schriftsystems und die Schwierigkeit seiner Erlernung veranlaßte schon im Jahre 1715 den gelehrten Staatsmann Hakuscki Arai, seinen Lands leuten die Verwendung der leicht erlernbaren und weitver breiteten lateinischen Schrift anstatt der bisher üblichen chine sischen und japanischen Zeichen vorzuschlagen. Die Latein schrift war in Japan nicht unbekannt, denn, wie berichtet, war um die Wende des 16. zum 17. Jh. eine Jesuitenmissions presse in Japan tätig, welche zur Unterstü^ung der jungen christlichen Glaubensbewegung Werke religiösen Inhaltes in japanischer Sprache mittels lateinischer Typen druckte. Als das Inselreich nach der Wiederherstellung der Kaiser macht im Jahre 1867 nach zweiundeinhalb Jahrhunderte lan ger Abgeschlossenheit wieder in wirtschaftliche und kulturelle Beziehungen zu der übrigen Welt tr^t, machten sich die Schwie rigkeiten im schriftlichen Austausche der Gedanken durch die oben geschilderte Verwickeltheit der japanischen Schrift immer stärker bemerkbar. Es tauchten daher von verschiedenen Sei ten wieder Vorschläge zu einer Vereinfachung der japanischen Schrift auf. Die Mittel, die man zur Schriftvereinfachung empfahl und für die man in Vereinen und Schriften warb, bestanden in einer Herabsetzung der Zahl der chinesischen Zeichen, in der Verwendung der reinen Silbenschrift und in der einfachen Umschrift der Zeichen mittels lateinischer Buchstaben. Von allen diesen Gruppen der Schriftreförmer fanden die Verfechter der Umschrift mittels lateinischer Buchstaben, die man ,,romaji“, d. h. römische Zeichen nannte, in der Öffent lichkeit am meisten Beachtung, zumal im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts in Japan eine Reihe von Büchern zur Er lernung der englischen, französischen und deutschen Sprache erschienen, die alle versuchten, die Laute der japanischen Sprache in lateinischen Buchstaben dem Auge und Ohre der Japaner näherzubringen. Bei der großen Verbreitung der eng lischen Sprache interessierte man sich für die englische Art der Umschrift am meisten, und zwar erlangte die größte Bedeu tung die von dem amerikanischen Missionar J. G. Hepburn in seinem vielgekauften Japanisch-englischen Wörterbuche ange wandte Schreibweise. Die Anhänger der Lateinumschrift gründeten im Jahre 1885 die „Gesellschaft für Lateinschrift“ (Romaji kai) und schufen eine Lateinumschrift, welcher man die Bezeichnung „Transskription der Romaji kai“ gab. Da Hepburn in einer späteren Auflage seines Wörterbuches diese oben dargestellte Umschrift auch übernahm, so erhielt sie allmählich die Be zeichnung „Hepburn-System“, obwohl Hepburn allein sie nicht erdacht hatte. Den Schriftreformern traten alle diejenigen entgegen, die in einer Änderung der althergebrachten Schrift einen Angriff auf völkische Eigenart und ein mit dem Nationalstolze nicht zu vereinendes Entgegenkommen westlichen Einflüssen gegen über sahen. So unterlagen die Schriftreformer sowohl diesmal als auch bei einem um die Jahrhundertwende wiederholten Vorstoß ihren Gegnern. Einen neuen Aufschwung der Schriftreformbewegung brachte der Erste Weltkrieg (1914/18), durch den Japan in noch nähere Berührung mit der übrigen Welt kam als früher, wobei sich sein verwickeltes Schriftsystem als ein großes Hin dernis des Gedankenaustausches bemerkbar machte. Zur Ver einfachung der Schrift schlug man die beiden Wege vor, erstens den allmählichen Abbau der chinesischen Schriftzeichen mit dem möglichen Ziele ihrer gänzlichen Beseitigung und der Verwendung der reinen japanischen Silbenschrift, und zwei tens den Ersatz der japanischen Schrift durch eine Umschrift mit lateinischen Buchstaben. Nach der Meinung Scharschmidts bildet die Konstruktion der japanischen Schreibmaschine, die in die letzten Jahre des Weltkrieges fällt, einen wichtigen Anstoß für den Abbau der chinesischen Schriftzeichen, indem sie eine auf Grund von Häufigkeitsberechnungen vorgenommene Auswahl von etwa 2500 am meisten gebrauchten Schriftzeichen veranlaßte. Da die japanische «Schreibmaschine sich bei der großen Zahl der erforderlichen Schriftzeichen wesentlich von einer abendländischen unterscheidet, so seien hier ein paar Worte über ihren Bau eingeschaltet. Bei den gebräuchlichsten Arten sind etwa 2500 verschiedene Schriftzeichen auf einer ungefähr 40 cm langen und 20 cm breiten feststehenden oder verschieb baren Metallplatte angebracht. Dazu kommen noch die Zei chen der beiden Silbenschriften und die lateinischen Buchsta ben. Die chinesischen und japanischen Zeichen sind nicht im Sinne eines abendländischen Alphabets, sondern in einer be sonderen althergebrachten, z. T. auf der Zahl der sie zusam mensetzenden Striche beruhenden Reihenfolge angeordnet. Bei der einen Maschinenart sind die Schriftzeichen mit ihrer Unter lage, d. h. der Metallplatte fest verbunden, bei der anderen stecken sie in Gestalt beweglicher Lettern in einzelnen kleinen, auf der Platte angebrachten Fächern. Die einzelnen Schrift zeichen sind nun nicht mit je einer Taste und einem Hebel verbunden — denn die Zahl der notwendigen Tasten würde zu groß werden —, sondern das gewünschte Zeichen wird zu nächst in der viereckigen Öffnung einer kleinen, an einem Metallhebel („Sucher“) — dem einzigen der Maschine — be festigten Platte „eingestellt“. Dieses Einstellen geschieht da durch, daß bei feststehender Schriftzeichenplatte der verschieb bare Metallhebel (Sucher) zu dem gewünschten Zeichen und bei verschiebbarer Platte das Zeichen durch Verschieben der Platte zu dem feststehenden Sucher geführt wird. Das Nieder drücken des Hebels bewirkt dann mittels eines Hebelmechanis mus den Abdruck des Zeichens auf dem Papierblatte. Außer den 2500 gebräuchlichen Begriffszeichen gibt es noch etwa 800 seltener gebrauchte, in kleinen „Ergänzungskästen“ unterge brachte Zeichen, die vor ihrer Verwendung erst in eines der immer freien Fächer der großen Schriftzeichenplatte eingese^t werden müssen. Ein geübter Schreiber schreibt in einer Stunde etwa zwei Ouartseiten. Auch einige große Zeitungen stellten sich in den Dienst der Schriftreformbewegung, indem sie versuchten, mit etwa 3000 chinesischen Zeichen auszukommen, ohne dabei an Ver ständlichkeit für den Leser zu verlieren. Durch das erfolgreiche Vorgehen der Zeitungen veranlaßt, befaßte sich das Unterrichtsministerium wieder mit der Schrift reform und veröffentlichte im Jahre 1923 ein amtliches Ver zeichnis von etwa 2000 „Chinesischen Zeichen für den gewöhn lichen Gebrauch“. Heute werden, wie eingangs gesagt, in den Volksschulen etwa 1400 Schriftzeichen, in den höheren Schulen etwa die doppelte Zahl gelehrt. Auch in dieser dritten (Nachkriegs-) Periode der Schrift- reformbestrebungen traten die Anhänger der Lateinschrift wieder auf den Plan. Von allen neuen Umschriftsystemen, die dem japanischen Empfinden mehr gerecht werden sollten, hat die von dem Tokyoer Universitätsprofessor Tamaru aufgestellte und später mit Unterstü^ung seines Amtsgenossen Tanakadate verbreitete Umschrift eine bleibende Bedeutung erlangt. Tamaru nannte sein System, in dem er namentlich einige Zischlaute anders Nr. 193, Sonnabend, den 29. August 1942 171
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