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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.09.1942
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- 1942-09-03
- Erscheinungsdatum
- 03.09.1942
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Diese mittels Blockdruckes hergestellte Buchrolle ist aber nicht das älteste, zeitlich bestimmte Erzeugnis des Blockdruckes überhaupt. Den frühesten, zeitlich genau festzulegenden, auf uns gekommenen Blockdruck finden wir in Japan schon ein Jahrhundert früher in Gestalt eines Blattes mit einem Zauber spruche. Er wurde auf den Befehl der um ihre Gesundheit und ihr Seelenheil sehr besorgten Kaiserin Shötoku als ein frommes Werk um das Jahr 770 n. Z. in einer Million Stücken herge stellt. Zur Aufbewahrung dieses Spruches ließ die Kaiserin ebenso viele kleine hölzerne Pagoden anfertigen und sie mit dem Spruche in einigen wichtigen Tempeln des Landes auf stellen. Von diesen Zaubersprüchen und Holzpagoden sind inner halb und außerhalb Japans noch einige erhalten. Die durch schnittliche Größe einer solchen „Million“-Pagode, wie sie in Japan heißt, ist 20 cm Höhe und 10 cm Grunddurchmesser. Ihre Gestalt erinnert an einen Schachspielbauern. Der Zauber spruch, der gerollt in der Spitze der Pagode liegt, ist durch schnittlich 50 cm lang und 7 cm breit. Seine Schrift ist meistens in 30 Kolumnen mit je 5 Zeichen angeordnet. Er stammt aus dem Vimala Nirbhasa-Sutra, das von der lebensverlängernden und seligmachenden Kraft der Errichtung einer Pagode, der Vervielfältigung von Zaubersprüchen, die in der Pagode unter gebracht sein müssen, und der Verehrung dieser Pagode spricht. Die Sprache des Spruchtextes ist mit chinesischen Zeichen um schriebenes Sanskrit. Nur in großen Zwischenräumen hört man in der folgen den Zeit etwas vom Buchdrucke in Japan. Eine große Rolle als Druckwerkstätten spielen die Kloster druckereien, von denen die zu Nara und auf dem heiligen Berge Koya besonders berühmt sind. Bis zur Mitte des 14. Jhs. stand die Druckkunst in Japan ganz unter dem Einflüsse und im Dienste des Buddhismus und zeitigte nur Erzeugnisse, die dem buddhistisch eingestellten reli giösen Empfinden der großen Menge Rechnung trugen. Erst von der Mitte des 14. Jhs. ab begann man auch Werke welt lichen Inhaltes, z. B. die chinesischen Klassiker zu drucken. Um diese Zeit tritt auch das illustrierte Buch in Erscheinung. Mit Ausnahme des — unter dem Einflüsse der Jesuiten — nur ver einzelt und kurze Zeit ausgeführten Kupferstiches und einiger anderer unbedeutender Verfahren wird allgemein nur der Holz schnitt zu Illustrationszwecken verwendet. Die Zahl der Ab züge, die man von einem Holzblocke machen konnte, wird auf 1000 geschäht. Druck mit beweglichen Typen Um die Wende des 16. zum 17. Jh. begann für die Druck kunst in Japan ein neuer Abschnitt der Entwicklung, und zwar durch die Einführung der beweglichen Type, die man im Ver laufe einer kriegerischen Unternehmung des Feldherrn Hi- deyoshi Toyotomi gegen Korea im Jahre 1592 und durch die nach Japan gekommenen portugiesischen und spanischen Jesui tenmissionare kennengelernt hatte. Führte der Feldzug Hi- deyoshis auch nicht zu einem siegreichen Ende, so war er doch für Japan auf kulturellem Gebiete von großer Bedeutung, da er die Japaner mit Kunstfertigkeiten, z. B. mit dem Buchdrucke mittels beweglicher Typen, bekannt machte, die man schon lange in Korea ausgeübt hatte. Unter den nach Japan mitgebrachten Beutestücken befanden sich nämlich auch viele Bücher und ganze Sä§e beweglicher Typen aus Holz und Metall, mit denen einige dieser Bücher gedruckt worden waren. Der Drude mit beweglichen Typen hat, wie der Block druck, seinen Ursprung in China. Genaue Nachrichten über den Erfinder verdanken wir dem chinesischen Staatsmanne Shßn Kuo, der von 1030—1093 lebte und in seinem Alter unter dem Namen „Der Greis vom Giessbach der Träume“ eine Sammlung des gelehrten Wissens seiner Zeit herausgab. Wir hören, daß ein Mann aus dem Volke, der Schmied Pi Sheng, um die Mitte des 11. Jhs. Typen aus Lehm herstellte, im Feuer brannte und zum Drucken in einen eisernen Rahmen spannte, in welchem sie durch ein Harzgemisch zu einer Platte verbun den wurden. Nach Beendigung des Druckes löste man sie durch Erwärmen des Harzgemisches wieder voneinander. Später stellte man die Typen aus Zinn her. Da sich diese aber infolge der Weichheit des Zinnes zu schnell abnutjten, so kam man sehr bald auf den Gedanken, zur Typenverfertigung den schon im Drucke erprobten Stoff, das Holz zu verwenden. Eine weitere Vervollkommnung erfuhr die bewegliche Type in Korea gegen Ende des 14. Jhs., indem man sie aus Metall, und zwar aus Bronze herstellte. Wie oben kurz bemerkt, hatten auch die portugiesischen und spanischen Jesuitenmissionare, wenn auch bei weitem nicht in so wirkungsvoller Weise wie der koreanische Feldzug, die Japaner mit den beweglichen Typen bekannt gemacht. Nach dem im Jahre 1549 der spanische Jesuitenpater Franz (von Xavier) auf seiner Missionsreise nach dem Osten Japan erreicht und dort während eines zweijährigen Aufenthaltes mit Erfolg die Lehren des Christentums verkündet hatte, brachte 40 Jahre später, 1590, also kurz vor dem Kriege mit Korea, der Mis sionar Alessandro Valignani einen großen Satj beweglicher lateinischer Typen und sogar eine europäische Buchdrucker presse nach Japan, um durch den Druck von Büchern vorwie gend christlich-religiösen Inhaltes zur Stärkung und Verbrei tung des Christentums beizutragen. Es erschienen sehr bald die sogenannten „Christendrucke“, die mit lateinischen Buchstaben, überwiegend in japanischer Sprache gedruckt wurden. Der erste stammt aus dem Jahre 1591, der letjte aus dem Jahre 1610. Durch die schon seit einigen Jahren einsetjende Verfolgung des Christentums, die im Jahre 1637 in seinem völligen Verbote und in seiner Ausrottung gipfelte, wurden die Jesuitenmissions presse und ihre japanischen Schüler zur Einstellung ihrer Tätig keit gezwungen. Ein europäischer Einfluß durch die Jesuitenmissionspresse auf die Einführung des Druckes mit beweglichen Typen in Japan war, wenn überhaupt vorhanden, doch nur ganz unbe deutend und trat gegenüber dem Einflüsse und der Wirkung, welche die aus dem koreanischen Feldzuge nach Japan gebrach ten Bücher und Lettern auf die Entwicklung der Druckkunst in Japan ausübten, ganz in den Hintergrund. Die neue Art des Buchdruckes, die Verwendung beweg licher Typen, fand in Japan sogleich die größte Beachtung. Das erste, mit den erbeuteten koreanischen Lettern in Japan ge druckte Buch ist nach Rumpf das im Jahre 1597 in Kyoto er schienene Werk Kinshu dan (Brokatstücke). Der Typendruck nahm in den nächsten drei Jahrzehnten einen großen Aufschwung, da ihm außer den Klosterdrucke reien einflußreiche und vermögende Förderer erwuchsen, an deren Spitje der Kaiser und der Schogun (Kronfeldherr) Ieyasu Tokugawa, der mächtigste Mann im Lande, standen. Nachdem man fast zwei Jahrzehnte lang mit Holztypen gedruckt hatte, ließ der Schogun etwa um das Jahr 1615 Typen aus Metall, und zwar aus Kupfer, hersteilen. Sechs Jahre spä ter druckte auch der Drucker des Kaisers mit kupfernen Typen. Seit dem Anfänge des 17. Jhs. trat das weltliche Buch gegenüber dem geistlichen in den Vordergrund, und zwar er freuten sich die illustrierten Bücher einer besonderen Beliebt heit, als deren ältester und bekanntester Vertreter der im Jahre 1608 erschienene Roman Ise monogatari zu betrachten ist. * Das Drucken mit beweglichen Typen hörte in den zwan ziger Jahren des 17. Jhs. auf und machte dem alten Holzblock drucke Pla§. Wie oben erklärt ist, entsprach der Blockdruck im Fernen Osten viel mehr dem Geiste und dem Geschmacke der Schreibweise und der Vervielfältigung des Geschriebenen als der Typendruck, der deshalb im Fernen Osten für die Ent wicklung des Buchdruckes bei weitem nicht die Rolle spielt, wie ^ in Europa, wo man den eigentlichen Buchdruck erst mit der Erfindung des Druckes mit beweglichen Typen durch Guten berg beginnen läßt. Neben dem Holzblockdrucke, der seine Rechte bis zum letjten Drittel des 19. Jhs. behauptete, trat ein ähnliches Ver fahren auf, der Druck von Platten aus gebranntem Ton, der Ziegeldruck, das namentlich zur Verbreitung kurzer Nachrich ten von sensationellen Ereignissen verwandt wurde. Nr. 196/197, Donnerstag, den 3. September 1942 1»1
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