^ 7, 10. Januar 1911. Künftig erscheinende Bücher. Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. 365 „Ein moderner Knigge" (I bietet sich uns in dem in den nächsten Tagen in Neudruck vorliegenden: Essays über Gesellschaft, Mvde, Frauen, Reisen, Lebenskunst, Kunstphilosophie von Oskar A. H. Schmitz Geheftet M. 5.—, gebunden M. 6.50, Luxusausgabe M. 15.— Im Berliner Tageblatt schreibt l)r. Schüler unter dem Titel „Lebenskunst": (Line Fülle von Anregungen geht von diesem Schriftsteller aus. der sich mit den Dingen ^ des Lebens i» fesselnder und eigenartiger Weise auscinandcrsctzt. Endlich wieder einer, der nicht nörgelnd »nd verneinend abseits steht, sondern lebt und leben läßt, und uns aus der Wüste unfruchtbarer Abstraktion zur grünen Weide einer heitere» Weltlichkeit zurückführt. „Mit Euch, Herr Doktor, zu spaziere», ist ehrenvoll und ist Gewinn," möchte man ihm zurufe», wen» er uns auf Wege», die noch kein anderer ging, durch die Gebiete der Mode und der gesellschaftliche» Fragen, der Lebcnskunst »nd des Knnstiebens, den Sitten und de» gcsellschaftlichcnBezichungcn mit sichcrcrHand und mit einer verblüffende» Selbständigkeit zu Aus- blicke» geleitet, die uns die Dinge des Alltags von einer anderen Seite und in neuem Lichte erscheinen lassen. Er weist den Wert der vielgeschmähten „Konventionen" nach; er zeigt den Künstlern, die mit der Gesellschaft „böse" sind, daß nicht unr die Gesellschaft daran schuld ist; er legt dar. was es mit der ersehnten „Rückkehr zur Natur" eigentlich auf sich hat: „in unserer modernen Welt ist der englisch angczogcne Mensch natürlicher als der Sandalen»:«»»", und: „wer seiner ganzen Natur nach in de» Salon gehört, beginge eine Annatürlichkeit, wenn er auf Gottes grünem Nase» schlafen wollte". Er rät einer geschiedenen Fra», wie sie dem Dilemma ihrer Stellung entrinnen soll: in der Darstellung übrigens ein kleines Kabinettstück. Er verkennt nicht, daß im Grunde genommen unser Lebe» ei» sinnloses Chaos kleiner, vorzugsweise unlustvoller Ereignisse ist; aber mit einem selten gewordenen und schier beneidenswerten Optimis mus weist er ans dicMittel hin. die imstande sind, diesen Ereignissen einen positiven Sinn zu geben... Was Schmitz sagt, ist nicht nur belehrend, sonder» oft geradezu bekehrend. Man lernt um; man läßt sich überzeugen, man fühlt, daß man vieles bisher nicht oder nicht richtig gedacht hat. Die Winke, die er gibt, habe» einen durchaus praktischen Wert, ob er nun vom „Umgang mit Frauen", von „Wille und Glück" oder von der „Technik des Reifens" spricht. Wie meisterhaft ist der Dialog zweier Weltleutc über die Kunst, wie glänzend der Typus der Knrtisane gezeichnet, wie amüsant, was er von der „Magic des Anzugs" zn sagen weiß. Das blitzt und funkelt nur so. Die originellen Gedanken dieses Schriftstellers haben Seite für Seite eine Form gefunden, welche die Lektüre seines „Brevier für Wcltlcute" zu einem erlesenen Genüsse macht. Falls bis 15. Jan. 1911 bestellt, liefere ich noch einmal mit 40"/o u. 7/6 Georg Müller Verlag, München