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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.10.1942
- Strukturtyp
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- 1942-10-17
- Erscheinungsdatum
- 17.10.1942
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- Deutsch
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und gerade deshalb steril im Handeln. Man kann sich keine schlimmere Verirrung des menschlichen Geistes vorstellen. Sie muß demaskiert und der öffentlichen Verachtung preisgegeben werden. Je stärker man sich aber von ihr absetjt, um so deutlicher muß man sie von jener geistigen Arbeit unterscheiden, die ihrem Volke in ernstem Schaffen und gläubigem Ringen mit dem sprö den Stoff der Forschung dient oder die ihren Zoll an das natio nale Leben in jahrelangem entsagungsvollem Einsatj entrichtet, mit den ungezählten Belastungen zersorgter Tage und durch wachter Nächte, in eisiger Einsamkeit verbracht,- in ewigem Kampf mit nagenden Zweifeln und peinigenden inneren Anfech tungen. Vor ihr nehmen auch wir den Hut ab. Sie verdient die bewundernde Achtung eines Volkes, dessen Leben und Zukunft auch hier ihr schöpferisches Wirken geweiht ist. Die Kilometersteine der Straße der menschlichen Entwick lung sind von ihr gese^t worden. Unsere moderne Kultur und Zivilisation sind Ergebnisse ihres stillen geistigen Heldentums, das sich mehr in Leistungen als in Werten manifestiert. Ich sehe im Geiste vor mir das unabsehbare Heer deutscher Forscher, Ge lehrter, Künstler, Dichter, Maler und Baumeister, einen langen Zug deutscher Tonschöpfer und Gestalter in Stein und Marmor, die Genien des guten und edlen Lebens einer Nation, die erst in ihren Schöpfungen ihre Verewigung findet. Sie haben die Sonne angezündet über unseren Häuptern. Als ärztliche Forscher haben sie die moderne Menschheit von den Geißeln mittelalterlicher Krankheiten, der Pest und Cholera befreit. Sie zogen in unent- deckte Erdteile, nicht um zu nehmen, sondern um zu bringen. Wo stände die Menschheit heute, wollte man sich ihr Leben ohne die Errungenschaften deutscher Forschertätigkeit vorstellen! Es ist mir an diesem Tage mitten im Kriege, den wir auch nur siegreich bestehen können auf Grund der Beherrschung der modernen Technik, die wiederum das Resultat unserer Wissenschaft ist, ein tiefes und herzliches Bedürfnis, mich mit unserem ganzen Volk ehrfürchtig und dankbar zu verneigen vor dem ewig suchenden, die Materie bis in ihre lebten Geheimnisse durchdringenden Geist der deutschen Forschung, die, wo sie echt ist, aus der Einsamkeit des Laboratoriums und der Studierstube doch immer wieder den Weg zur Gemeinschaft des Volkes sucht und findet. Wo anders als hier hätte auch der Dichter und Schriftsteller seinen Platj? Der nationalsozialistische Staat hat ihm eine Funk tion zugewiesen, die weit über seine frühere, rein individuali stisch bestimmte Zweckarbeit hinausreicht. Ich selbst habe in mei nem Leben zu viel geschrieben, um nicht zu wissen, wie schwer man für diese schönste und beglückendste aller menschlichen Pas sionen zu bezahlen hat. Der Stil ist eine Sache, die nicht gelernt werden kann, man hat Stil, oder man hat ihn nicht. Er ist nicht nur eine Angelegenheit des Schreibens, sondern ebensosehr auch eine des Lebens. Nur Snobs schreiben um des Schreibens willen. Der echte Schriftsteller, und der Dichter ist der höchstbestimmte aller Schriftsteller, schreibt, um einem Zweck zu dienen. Er hat nur Verachtung für eine rein ästhetische Kunst, die ausschließlich die Kunst will. Der Schriftsteller als Bahnbrecher der Zeit Der Schriftsteller ist der geistige Bahnbrecher seiner Zeit. Wer neben oder hinter seiner Zeit lebt, verliert damit auch das moralische Anrecht, zu seiner Zeit zu sprechen. Die geistige Sprache einer Zeit liegt unausgedrückt in ihrem Fluidum und in ihrer Atmosphäre. Der Dichter hat die Aufgabe, Fluidum und Atmosphäre faßbar zu machen. Seine Arbeit ist die einer seeli schen Verdichtung; daher rührt sein Name. Nichts ist für die Zeitgenossen beglückender, als an einem Menschen ihrer Gene ration zu erleben, wie er das, was alle fühlen und in dumpfer Rat losigkeit empfinden, in Worte kleidet. Er schlägt wie mit einer Wünschelrute die geheimsten Quellen des Reichtums einer Volks seele an. Die deutsche zeitgenössische Dichtung ist eine wirkende Kraft in unserem Volke geworden. Sie hat seit der Machtübernahme und der Beseitigung der jüdisch-bolschewistischen Verfallslitera tur Raum genug zu freier Entfaltung gefunden. Unsere Dichter haben Jahr für Jahr aus innerer Volksnähe und künstlerischer Verantwortung heraus zahlreiche wertvolle Werke geschaffen, in denen unser Volk sich wiederfindet und zu denen es in Stunden der Sammlung und Vertiefung immer wieder zurückkehrt. Diese volkhafte deutsche Dichtung ist aus besten Quellen genährt und würdig der wertvollen Traditionen unserer Dich tungsgeschichte. Sie hat jedoch vorläufig erst im Bereiche des lyri schen Schaffens den unmittelbaren breiten Anschluß an die deutsche Gegenwart gefunden. Unsere zeitgenössische Epik da gegen stößt nur in einzelnen Büchern zaghaft zu gegenwärtigen Stoffen und Motiven durch. Wir haben durchaus Verständnis für die Zurückhaltung, die sich in dieser Tatsache zeigt. Je größer eine Zeit ist, je gewaltiger ihre Aufgabe die Zeitgenossen packen und erfüllen, desto schwieriger ist es für den künstlerischen Men schen, das Übermaß des Erlebens in sich zu ordnen, zu klären und in Worte zu fassen. Es gehört schon hoher Mut und große Ver antwortungsfreudigkeit dazu, sich als Künstler der geschichtlichen Gegenstände unserer Tage zu bemächtigen. Wenn der Dichter Stoffe dieses Krieges im Wort darstellen will, so wird er sich ent scheidend bestimmen lassen müssen durch den vom Führer und vom Nationalsozialismus geprägten neuen nationalsozialistischen Soldatentyp, durch seine Haltung und seine Leistungen. Aus dem Umkreis der deutschen Wirklichkeit von heute sind im übrigen in unserer Dichtung große Stoffgruppen, wie etwa die der Stadt oder des Arbeiters, außerordentlich stiefmütterlich be handelt. Gerade in ihnen aber spielen sich bedeutsamste Lebens vorgänge der deutschen Gegenwart ab. Auch bergen sie stofflich und psychologisch größte Anreize, die unsere Dichter locken soll ten, sich auch dieser Aufgaben anzunehmen. Hier gilt es, neben dem Willen zum Miterleben der Zeit Verantwortungsfreude und geistigen Mut zu zeigen, wenn es gelingen soll, in unserer Dich tung ein Bild des ganzen Volkes zu geben. Die deutsche Schrift tumsführung ist bemüht, unseren Dichtern diesen Mut zur Gegen wart zu stärken. Sie wird in der Zukunft noch mehr als bisher da für Sorge tragen, daß der Wille zur Zeit in unserer Dichtung nicht durch ‘Engherzigkeit, Kleinlichkeit und Schulmeisterei von außen her gehemmt und damit den Autoren die Freude an der Gestaltung unserer Gegenwart vergällt wird. Dichtung und Unterhaltungsliteratur Neben der Dichtung, die unserem Volke die edelsten Werte seiner Seele erschließt, kommt seit Kriegsbeginn der unterhalt samen Literatur die größte Bedeutung zu. Unser Volk, das in un ermüdlicher täglicher Arbeit seine ganze Kraft in den Dienst der Kriegführung stellt, braucht nach des Tages Last Lösung und Entspannung. Diese bietet ihm ein leichtes, fesselndes Schrifttum, das keinen großen seelischen Aufwand erfordert, sondern unauf dringlich vom Alltag hinwegführt. Inhalt wie Sprache müssen der breiten Masse unserer Volksgenossen und unserer Soldaten ohne weiteres zugänglich sein; ein frischer und fortschreitender Fluß der Handlung, ohne langatmige Ausdeutungen und Be trachtungen soll den Leser fesseln und ihn in den Bannkreis des Buches ziehen. Gerade diese Erzählungen sind es, die seit Kriegs beginn wieder und wieder von der Wehrmacht und vom Volk in der Heimat begehrt werden. Eine wachsende Zahl zeitgenössi scher deutscher Dichter hat sich neuerdings dieser Aufgabe mit schönen Erfolgen zugewandt. Bei manchem unter ihnen begegnet man jedoch noch der Auffassung, daß Bücher leichter und ent spannender Art zu schreiben unter ihrer Würde und jenseits ihrer Aufgabe liege. Dazu ist zu sagen, daß im nationalsozialisti schen Staat alle Aufgabe vom Volke her kommt und jede kultu relle Leistung ihre Würde dadurch gewinnt, daß sich das deutsche Volk zu ihr bekennt. Der deutsche Dichter muß es sich zur Ehre anrechnen, zukünftig neben den großen Werken der reinen Dich tung unserem Volke Bücher zu schenken, die ihm die wenigen Stunden der Erholung auf schlichte Weise verschönen und aus füllen. Ich habe zur Förderung des guten, unterhaltsamen Buches vor wenigen Wochen ein großes Preisausschreiben erlassen. Zur Teilnahme an diesem Wettbewerb rufe ich vor allem auch unsere Dichter auf. Sie erscheinen in erster Linie berufen, das teilweise noch vorhandene Schlechte durch Besseres zu ersetzen und unse rem Volke die gerade heute dringend verlangte gesunde lite rarische Kost zu geben. 222 Nr. 235, Sonnabend, den 17. Oktober 1942
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