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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.04.1930
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1930-04-03
- Erscheinungsdatum
- 03.04.1930
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- Deutsch
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X- 79, 3, April 1930, Redaktioneller Teil, Börsenblatt f. d. Dtschn Buchhandel. Die Blütezeit des deutschen Holzschnittes. Der Erforschung des deutschen Holzschnittes in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts hat sich im Verlauf der letzten Jahrzehnte eine ganze Reihe namhafter Gelehrter zugewandt und beide, die kunst historische und die kulturgeschichtliche Forschung, haben reiche Ernte gehalten. Es fehlt auch nicht an Publikationen, die sich mit der Wie dergabe der Holzschnitte selbst befassen und die viel dazu beigetragen haben, das Interesse für diese Glanzzeit des deutschen Holzschnittes auch in den Kreisen zu wecken, die der wissenschaftlichen Forschung ferner stehen. Aber vielfach handelt es sich um Wiedergaben in ver kleinertem Maßstabe, oft wurde auch zu wenig Gewicht aus den Er haltungszustand der Originalvorlage gelegt, und aus der Fülle des Vorhandenen wurden meist nur Ausschnitte gegeben. Angesichts des gewaltigen Materials, das gegebenenfalls hätte veröffentlicht werden müssen, um auch nur einigermaßen vollständig zu sein, und der damit verbundenen enormen Kosten, scheiterten die bisher gemachten Versuche. Es darf daher als ein Ruhmesblatt in der Geschichte des deut schen Verlagsbuchhandels das Unternehmen des Verlags Hugo Schmidt in München gekennzeichnet werden, der es unter nimmt, den deutschen Holzschnitt der Blütezeit in seiner Gesamtheit und in originalgetreuen Nachbildungen der Allgemeinheit zugänglich zu machen. Diese gewaltige Aufgabe ist zu einem erheblichen Teil bereits gelöst und hat insofern einen Abschluß gefunden, als »Der deut sche Einblatt Holzschnitt in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts« in -40 Mappen mit rund 1600 Blättern fertig vorliegt. Und bereits beginnt die Fortsetzung des Riesen werkes zu erscheinen, das »Die deutsche Buch-Illustration in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts« unter den gleichen Gesichtspunkten wie den Einblatt-Holzschnitt darstellen wird, damit das Gesamtgebiet des deutschen Holzschnittes dieser Epoche umfassend und ein für alle mal uneingeschränkter wissenschaftlicher Forschung erschließend. Die Verantwortung, die der Verlag der wissenschaftlichen Welt gegenüber mit diesem Unternehmen übernahm, ist nicht minder be wundernswert als der Mut zu dem materiellen Risiko, das er sich auflud. Er fand in Max Geisberg-Münster als Herausgeber den Mann, dessen gelehrtes Wissen und ästhetisches Verständnis sichere Gewähr leisteten für eine die wissenschaftliche Welt befriedigende Be handlung eines schier unübersehbaren Stoffgebietes. Denn nicht von heute auf morgen kam dieses bis in alle Einzelheiten wohlöurch- dachte Werk zustande. Jahrzehntelange Vorbereitungen setzten Max Geisberg in den Stand, auf die einwandfreisten Originale zurückzu- greifcn, seine liberragende Kenntnis des Besitzstandes der zahlreichen Sammlungen und ihrer Schätze, die für das Werk in Frage kamen, gaben ihm hierzu die Möglichkeit. Die Frage der Vollständigkeit stand bei der Anlage des Werkes im Vordergrund der Erwägung. Mußte man, um »voll ständig« zu sein, jeden, aber auch joden Holzschnitt der Zeit publi zieren ohne die mindeste Rücksicht auf die Qualität? Aus der Brief markensammler-Perspektive heraus hätte man das wohl tun müssen. Indessen gibt es ohne Zweifel einen höheren Gesichtspunkt: den der Vollständigkeit in der Qualität. Und von diesem Gesichtspunkt ging Geisberg aus, in der richtigen Erkenntnis, »daß nicht jedes der vielen künstlerisch wie gegenständlich bedeutungslosen Erzeugnisse jener Zeit, die etwa auf der gleichen Stufe stehen wie die volkstümlichen Bilder bogen unserer Tage, wiedergegeben werden konnte«. Und mit dem selben Rechte verzichtete er auf die Wiedergabe aller Schnitte, die sich lediglich als mehr oder minder freie Kopien bekannter Originale erwiesen. Das sind verständige Grundsätze. Und ebenso zu begrüßen ist aus Gründen der Wissenschafts-Förderung der Grundsatz der Wieder gabe in Originalgröße nach der jeweils besten Originalvorlage, ein Prinzip, das für den Verlag vom wirtschaftlichen, für den Heraus geber vom wissenschaftlichen Standpunkt aus yft genug Anlaß zu schwerer Sorge gewesen sein mag. Worin besteht nun der wissenschaftliche und kulturelle Wert des ganzen Unternehmens? Ein Blick auf den Inhalt des Dargebote nen, und sei er noch so kurz, vermag diesen sonder Mühe zu erweisen. Der künftige Forscher wird es nicht mehr nötig haben, von Samm lung zu Sammlung zu reisen, wenn er das Werk eines der Meister jener Epoche studieren muß, heiße er Altdorfer, Baldung, Burgkmair oder Schäufelein, Beham, Flettner, Weiditz, Aldegrever oder Schoen, Cranach oder Dürer — er kann sich auf die originalgetreuen Wieder gaben durchaus verlassen und darf sein Studium getrost auf ihnen aufbauen, lind er sieht sich in die Lage versetzt, die in Sammel mappen zusammengefaßten Einzelblätter je nach seinen Bedürfnissen zu gruppieren, sei es, daß er die Holzschnittbildnisse jener Zeit bei sammen sehen will, oder die bildlichen Darstellungen, die die Re formationszeit, das Reich der Wiedertäufer begleiten und dokumen tieren, sei es, daß er weltliches Leben der Bauern, Bürger, des Adels und der Fürsten erforschen, die Heraldik studieren oder die Illustra tion der Zeit auf religiösem Gebiete verfolgen will: die Madonnen, das Leiden Christi oder die Apostel. Zur bequemen Orientierung wurde ein stattlicher Registerband herausgegeben, der in Miniaturbildchen als Gedächtnisstütze die 1600 Holzschnitte verzeichnet und ein rasches Auffinden des gesuchten Blattes möglich macht. Es versteht sich bei der eben skizzierten Anlage des Werkes fast von selbst, daß bei den Zuschreibungen stets der neuste Stand der noch immer im Flusse befindlichen Forschung zugrunde gelegt wurde. Besteht doch erst jetzt mit dem Geisbergschen We.rke die Möglichkeit, die vielen schwebenden Fragen dieser Art intensiver und auf brei terer Basis in Angriff zu nehmen, als es bisher möglich gewesen ist. Interessant ist es, die zahlreichen Äußerungen der wissenschaft lichen Kritik zu durchprüfen, die das Werk bisher bereits erfahren hat. Das Urteil lautet einstimmig dahin, daß hier eine Großtat des deutschen wissenschaftlichen Verlages und eine Musterleistung wissen schaftlicher Arbeit vorliegt, die berufen ist, der Forschung die Wege zu ebnen und sie zu fruchtbaren Ergebnissen zu führen. Und nicht nur für das Inland, auch für das Ausland ist dieses monumentale Werk von tiefer Bedeutung. Zeigt cs doch der Welt, daß trotz der Not der schweren Zeit die Begeisterung und der Opfermut im Dienste alter deutscher Kunst bei uns nicht nachgelassen haben. Und nichts kann treffender beweisen, welch tiefen Eindruck das Werk im Auslande gemacht hat, als die Worte eines amerikanischen Gelehrten, der dem Verlag schreibt, man könne sich kaum vorstellen, wie die vollendete Faksimilierung dazu beitrage, das Verständnis für die Kunst der deutschen Vergangenheit in einer amerikanischen Universität zu wecken, wo die nächste Gelegenheit, irgendein Kunst werk zu sehen, 200 Meilen weit weg sei! Zur Technik der Herstellung sei angemerkt, daß stets Strich ätzung als das dem Holzschnitt angemessenste Wiedergabeverfahren angewandt wurde, wenn nicht ganz besonders ungünstige Umstände im Erhaltungszustände der Vorlage dazu zwangen, die Wiedergabe in Lichtdruck vorzunehmen. Sofern das Original mit farbiger Ton platte oder in Mehrfarbendruck gedruckt war, wurde das entspre chende Verfahren angewandt. Dabei aber wurden die Zufälligkeiten des Abdruckes sowie Schäden des Papiers, nachträgliche Zutaten und nachträgliche Pinselbemalung von fremder Hand beiseite ge lassen, sodaß das einzelne Blatt in seiner ursprünglichen Gestaltung, so, wie cs aus des Künstlers Hand hervorging, vor uns liegt. Die vom Verlag mit der Herstellung beauftragte graphische Kunstanstalt F. Bruckmann A.-G. in München gab ihr Bestes, um zum Gelingen des Werkes beizutragen. So darf man zusammenfassend sagen, daß bei diesem groß angelegten Unternehmen Herausgeber und Verlag sich ihrer Ver antwortung gegenüber der wissenschaftlichen Welt wohl bewußt ge wesen sind. Sorgfältige, sich über Jahre und Jahrzehnte erstreckende Vorarbeiten sind vorausgegangen, ehe das Werk in Angriff ge nommen wurde, das dann aber auch in erstaunlich kurzer Zeit zu einem Abschluß gebracht wurde. Nichts ist der wissenschaftlichen Arbeit abträglicher als großangelegte Unternehmungen auf schwa chen Füßen, Unternehmungen, die auf absehbare Zeit kein Ende fin den, die Forschung damit hemmen und für den einzelnen^wie für die öffentlichen Institute eine Last werden. Daß hier das Gegenteil der Fall war, daß hier ein hohes Ziel mit Einsatz bester Kraft aller Beteiligten erreicht wurde, darf man mit gutem Gewissen sagen. H. H. B o ck w i tz. Wöchentliche Übersicht über geschäftl. Einrichtungen u. Veränderungen. Znsammengestellt von der Redaktion des Adreßbuches den Deutschen Buchbandels. (Liste der Abkürzungen s. zuletzt Nr. 73.) 24.—29. März 1930. Vorhergehende Liste 1930. Nr. 73. Akropolis - Verlag <J. Joach. Breiten st ein), Han nover - Waldhauscn, ging ohne Akt. u. Pass, an Hans Breitenstein über. sH. 24/III. 1930.) Blömer's Buchh., Heinrich, Leipzig O 28. Leipziger Komm, jetzt R. Wunderlich. (Dir.) S17
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