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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.04.1930
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1930-04-03
- Erscheinungsdatum
- 03.04.1930
- Sprache
- Deutsch
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74, 3. April 1830. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. Dtschn Buchhandel. sammenhängen etwa ndertragbarc Mittel eine Rolle spielen. Die Angaben über die »tatsächlichen» Ausgaben zeigen, daß die Fälle, in denen die zur Verfügung stehenden ordentlichen Mittel nicht vollständig ausgenutzt wurden, sehr gering sind. Grund sätzliches -kann der Außenstehende auch darüber nicht sagen, da ihm naturgemäß die in der Praxis angewandten Methoden der Verrechnung und Abrechnung unbekannt sind. Im ganzen läßt sich jedenfalls erfreulicherweise feststellen, daß wirtschaftlich die deutschen Volksbüchereien sich in den letzten Jahren nicht ungünstig weitereutwickelt haben, und daß sie in den städtischen Bezirken zurZeitnoch über Mittel verfügen, die zweifellos keineswegs überall allen Möglichkeiten und Not wendigkeiten gerecht iverdcn, die aber doch immerhin teilweise ausreichcn dürften, die wichtigsten Ausgaben zu lösen. Wie das Bild freilich in einigen Jahren ausfehen wird, das läßt sich heute noch nicht sagen. Vielleicht wird darüber schon der nächste Band des Jahrbuches, der dann hoffentlich noch weiter aus gebaut worden ist, Auskunft geben können. Leipzig. Gerhard Schön selber. Bericht über die Ausstellung „Jugend und Buch" in München vom 20.-27. März 1930. (S. auch Nr. 77 S. Z08.> »Hören Sie, Herr Dietrich, es ist im Bayerischen Buchhändlcr- verein der Wunsch geäußert worden, Sie möchten fiir den ,Tag des Buches' eine Ausstellung ,Jugend und Buch' organisieren.« — Mit diesen wenigen Worten war ich Ende Februar von Herrn Neinhardt aufgefordert worden, zum »Tag des Buches« eine Jugendschristen ausstellung zu veranstalten. Das war leichter gesagt als getan. Zu nächst war ein Plan zu entwerfen, was und wo ausgestellt werden sollte, und die Entscheidung mußte infolge der vorgeschrittenen Zeit rasch getroffen werden. Es galt in erster Linie, die Beziehungen, die München zu dem Buche der Jugend hat, hervorzuheben und Münchener Autor, Münchener Künstler und Münchener Berlag sollten den ersten Platz in der Ausstellung einnehmen. Zunächst mußten die in Frage stehenden Verleger aufgefordcrt werden, die Allsstellung in obigem Sinne zu beschicken, und der Bayerische Buchhändlerverein richtete all die betreffenden Herren ein Rundschreiben, das auch im Börsenblatt Nr. 49 noch zum Abdruck kam, damit sich auch solche Fir men melden konnten, die eventuell übersehen worden waren. Leider haben einige Firmen, deren Verlagsmerke in Betracht gekommen wären, trotz zweimaliger Aufforderung weder Antwort noch Aus- stellungsmaterial geschickt, und diese Unhöflichkeit dem Bayerischen Buchhändlerverein gegenüber ist peinlich empfunden worden. Einige andere angesehene Verlage haben ihre Beteiligung zunächst rundweg abgelehnt und ihre Bücher dann doch noch nachträglich, als der Er folg der Ausstellung bereits wahrnehmbar war, cingcfandt. Zusammen mit dem Bund Deutscher Gebrauchsgraphiker und dem Deutschen Jllustratorenverband wurde eine große Halle in der Residenz am Odeonsplatz als Ausstellungsraum gewählt, die für unsere Zwecke vorzüglich geeignet war. Von der Polizeidirektion München wurden uns bereitwilligst Tische und Zwischenwände zur Verfügung gestellt, die unter Berücksichtigung der knappen Mittel ein heitlich mit Packpapier überzogen wurden. Es waren mehr als 2000 Bücher zur Einsendung gekommen, abgesehen von den rund 400 Heften usw., die zu den billigen Büchersammlungen gehören. Von diesem Material kamen rund 1800 Bücher und die billigen Sammlungen zur Ausstellung, die Bücher wurden einzeln ausgezeichnet und in 20 Unterabteilungen gegliedert, wie das auch im Börsenblatt Nr. 57 veröffentlicht worden war. Wände und Zwischenwände wurden den Künstlern zum Anbringen der Originale zur Verfügung gestellt, außerdem dienten sie zum Aufhängen von Schulwandbildern, wäh rend die Tische restlos den Büchern Vorbehalten waren. Unter Zu hilfenahme von Sonn- und Feiertagen gediehen die Arbeiten doch so rasch, daß der Eröffnung am 20. März erwartungsvoll entgegenge sehen werden konnte und, während noch der Raum ausgekehrt wurde, begehrten die ersten geladenen Gäste schon Einlaß. Zur Eröffnungs feierlichkeit hatten sich Ministerialdirektor Hendschel vom Kultus ministerium, Landtagspräsident Oberstudienrat vr. Stang, General direktor Neismüller von der Staatsbibliothek, Stadtratbibliotheks direktor Held, Generaldirektor Riedncr, Exzellenz von Miller, der Schöpfer des Deutschen Museums, Bürgermeister vr. Küfner, sowie ein Kreis von Buchhändlern, Verlegern und Künstlern eingefunden. Herr Bürgermeister vr. Küfner wies in seiner Ansprache darauf hin, daß sich Münchens Buchhandel durch diese Ausstellung wieder größtes Ansehen in aller Welt verschafft habe und dankte der Leitung des 316 Bayerischen Buchhändlervereins für die Veranstaltung. Er hob weiter hervor, daß den hohen Ansprüchen, die heute an die Illustra tionen gestellt werden, genügt werben kann und daß auch auf diesem Gebiete die Kunststadt München wieder in einer bevorzugten Lage sei. Herr Kunstmaler Ritsche, als Vertreter der Künstlerschaft im allge meinen, betonte die Freude der Kiinstler, wenn sie am Buche wirk lich Mitarbeiten können und gab der Hoffnung Ausdruck, daß recht viele Eltern mit ihren Kindern in die Ausstellung kommen möchten. Nach einer kurzen Ansprache meinerseits über Sinn und Zweck der Veranstaltung wurde die Ausstellung eröffnet und die Anwesenden bekamen unter meiner Führung Einblick und Übersicht über das aus gestellte Buch- und Bildmaterial. Kaum war die offizielle Besich tigung vorüber, als auch schon die ersten Interessenten kamen. Die Ausstellung war bei freiem Eintritt täglich von 9 bis 6 Uhr durch gehend geöffnet, die Aufsicht wurde in zwei Schichten geteilt, sodaß jeweils 4—5 Mitarbeiter aus Münchener Sortimentsbuchhandlungen anwesend waren. Diese Herren und Damen konnten Auskünfte er teilen und auf Wunsch Bestellungen entgegennehmen, hatten sich aber jeglichen Angebots zu enthalten. Bei der Entgegennahme der Be stellungen wurde der Auftraggeber gefragt, durch welche Buchhand lung er die Lieferung wünscht, sodaß Stammkunden die Möglichkeit gegeben war, die ausgestellten Bücher durch »ihre« Buchhandlung zu beziehen. Wenn kein bestimmter Wunsch geäußert wurde, bekam die Firma, deren Mitarbeiter die Bestellung entgegennahm, den Auftrag überwiesen. Am 22. März hatten sich die Kiinstler Professor Paul Hey, Aug. Noeseler, Professor Hermann Stockmann und Wolfgang Wagner zur Signierung ihrer Bücher in der Ausstellung bereit erklärt und am Mitt woch, dem 26. März, hatten sich die Herren Otto Kübel, Karl Mühl meister, C. O. Petersen und Rolf Winkler zur Verfügung gestellt. An diesen schulfreien Nachmittagen hatten die Kinder Gelegenheit, die Maler ihrer Bilder- und Märchenbücher persönlich kennenzulernen und manches signierte Buch wird wohl durch Generationen aufbe wahrt und gehütet werden. Der Besuch der Ausstellung war über Erwarten groß und hielt bis auf den drittletzten Tag an. Da wurde in der Presse nochmals auf die Ausstellung hingewiesen und die leiden letzten Tage hatten wieder Massenbesuch. Uber 16 000 Besucher sind in den 8 Tagen gezählt worden, davon trafen auf Sonnabend und Sonntag 3000 bzw. 3500 und cs war mitunter notwendig, die Ausstellung auf 10 Minuten zu sperren. Der kolossale Andrang brachte es mit sich, daß das einfache Ausbaumaterial sehr zu leiden hatte. Fast täglich mußten die Tische frühmorgens neu überzogen werden und auch die ganze Zusammenstellung mußte täglich wieder neu gemacht werden. Für die Kinder war die Ausstellung das reinste Paradies, sie hielten sich teilweise stundenlang in dem kalten Raum auf. Das schönste war für sie wohl, daß sie alle Bücher außen und innen anschauen durften und es braucht wohl nicht besonders betont zu werden, daß die ausgestellten Bücher sehr stark gelitten haben und fiir den Verleger wertlos geworden sind. Die Tische waren stets von Scharen von Kindern und Erwachsenen belagert und der große Raum war für diesen unerwarteten Massenandrang noch zu klein. Sehr interessant war die Beobachtung, daß die Begeisterung für das Buch in allen Bevölkerungsschichten zu finden war. Wieder holt sind Mütter mit kleinen Kindern auf dem Arm gesehen worden und alte Mütterchen kauften sich billige Hefte. Kindergärtnerinnen unter Führung ihrer Leitung waren von der Ausstellung begeistert, mit Bleistift und Heften bewaffnet machten sie sich wertvolle Notizen. Ihnen war auch Gelegenheit gegeben, sich Uber einige Herstellungs arten zu informieren und sie bekamen dabei auch Verständnis dafür, daß eben gut ausgestattete Bücher auch einen angemessenen Preis haben müssen. Der Umsatz an Aufträgen erreichte genau 1008 RM., ein Betrag, der unter Berücksichtigung der Tatsache, daß die Bücher nicht angeboren, sondern nur Bestellungen entgegengenommen wur den, nicht gering ist. Der Betrag setzt sich aus 473 einzelnen Ver käufen zusammen: nur drei davon treffen auf Werke im Laden preis von 12.—, 20.— und 35.— RM., und wenn auch in erster Linie billige Bücher und Sammlungen gekauft wurden, so ist die ge schilderte Tatsache doch auch ein Beweis dafür, daß für außergewöhn liche Bücher auch außergewöhnliche Preise bezahlt wurden. Trotz aufmerksamster Beobachtung find auch Diebstähle vorgekommen: so weit sich das heule überblicken läßt, handelt es sich aber nur um Kleinigkeiten. Sehr interessant mar auch die Tatsache, wieviele Kinder, Kin dergärtnerinnen und Erwachsene aller Stände sich Notizen über das ausgestellte Material machten und es steht außer Zweifel, daß in diesen Tagen der Umsatz an Jugendschriften in den umliegenden Buchhandlungen größer war als üblich. Es ist sicher, daß sich die Auswirkung dieser Ausstellung in der bevorstehenden Osterzcit und auch später unbedingt bemerkbar macht. G. W. Dietrich.
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