Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.04.1930
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1930-04-05
- Erscheinungsdatum
- 05.04.1930
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19300405
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-193004055
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19300405
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1930
- Monat1930-04
- Tag1930-04-05
- Monat1930-04
- Jahr1930
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
x° 81, 5, April 1930. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn Buchhan-el. Speditionsbetrieben Berlins mit dem Automobilverkehr erzielten Ergebnisse hin; alle diese Erfahrungen sprechen sich dafür aus, daß bei dein Wagenverkehr innerhalb des Berliner Buchhandels, dessen namhafte Firmen im Berliner Zentrum und im nahen Westen ihren Sitz haben, der Pferdewagen-Betrieb unter allen Umständen der vorteilhafteste ist. Der ausführliche Brief einer großen Speditionsfirma (Berliner Paketfahrt-Akticngesellschaft) über diese Frage ist im »Jahresbericht» 1928 auf Seite 12 ab gedruckt. Bei dem Punkt Buchhändlerhaus beklagt Herr Or. Arthur Georg! das Maschinengeräusch über dem Sitzungssaal und empfiehlt zu erwägen, ob der jetzige Mieter nicht durch einen weniger geräuschvollen Betrieb ersetzt werden könne. Der Vorsteher, Herr Max P a s ch k c, weist in Beant wortung dieser Frage auf die Schwierigkeiten hin, in der jetzigen Zeit pünktlich zahlende Mieter zu bekommen. Der Geschäftsfüh rer der »Korporation», Herr Rudolf Möhring, ergänzt diese Angaben und macht noch weitere Mitteilungen über die Hausmieten und über die Rentabilität des Buchhändlerhauses. Er weist darauf hin, daß das Buchhändlerhaus besonders für graphische Betriebe eingerichtet sei und daß es nicht ratsam wäre, m dieser Beziehung eine Änderung eintreten zu lassen, besonders wenn es sich, wie im vorliegenden Fall, um eine pünktlich zah lende Firma handelt. Bei dem Punkt »Arbeitgeberverband» berichtet Herr Or. Georg Elsner über die schwebenden Tarifver- haudlungen und über das Wirken des Verbandes im abgelau- fencn Berichtsjahre. Sowohl von ihm wie auch vom Vorsteher der »Korporation» wurde das Fortbestehen des »Arbeitgeber verbandes» zur Erhaltung des Wirtschaftsfriedcns als durchaus nötig bezeichnet und die Bitte ausgesprochen, daß diejenigen Mit glieder der »Korporation«, die noch nicht Mitglieder des »Arbeit geberverbandes« sind, dem Verbände beitreten möchten. Der gesamte »Jahresbericht» wird dann von der Versamm lung einstimmig genehmigt. Be! Punkt VI der Tagesordnung (Verschiedenes) berichtet der juristische Beirat der »Korporation», Herr Justizrat 2r. Marwitz, über den gegenwärtigen Stand der Urheber rechts-Reform. Zum Schluß der Sitzung spricht Herr Or. Arthur Eeorgi dem Vorstande den Dank für seine erfolgreiche und mühevolle Tätigkeit im vergangenen Jahre aus. Mit Dankes- wortcn für diese freundliche Anerkennung schließt der Vorsteher die Hauptversammlung um 6 Uhr 3b Min. (18 Uhr 3b Min.). Der deutsche Buchhandel in Brasilien. Der in Nr. 4b des Börsenblattes für den Deutschen Buch handel veröffentlichte Aufsatz »Der deutsche Buchhandel in Bra silien» wird bei allen deutschen Verlegern Beachtung gefunden haben, da er die Lage des deutschen Buchhandels in Rio und SLo Paulo in großen Linien umreißt und offenbar eigene Beob achtungen des Verfassers für diese Großstädte wiedergibt. Aber es erscheint mir notwendig, ihn zu ergänzen. Es herrschen in deutschen Verlegerkreisen immer noch ge wisse Illusionen über die Möglichkeit des Absatzes deutscher Bü cher auf dom Boden Südamerikas überhaupt, also auch Brasi liens. Man schließt zu gern von deutschen Verhältnissen auf die lateinamerikanischen und kommt so zu Trugschlüssen. Es ist ein Irrtum zn glauben, daß das Bedürfnis nach Literatur über haupt in Laternwmerika dem deutschen, selbst unter Vornahme vorsichtiger Abstriche, anzugleichen sei. Man vergißt zu leicht, daß der überwiegende Teil der Bevölkerung Lateinamerikas noch heute aus Analphabeten besteht. Man übersieht, daß ört liche Umstände, Gewohnheit, Finanzvcrhältnisse es den latein amerikanischen Staaten ohnehin schon schwer machen, die Hebung des einfachsten Volksschulunterrichts durchzuführen. Es bleibt immer nur eine dünne Oberschicht, die zu Büchern greift. Dazu kommt, daß das weibliche Element, bedürfnisloser im Bildungs- bestrebcn und zufrieden mit der altüberlieferten Form häus- 322 lichcr und gesellschaftlicher Erziehung, von strengem Herkommen in den Ansichten über das der Dame Erlaubte eingeengt, weit weniger an Lektüre denkt als bei uns. Im Laufe der Zeit hat auch der deutsche Nachwuchs leider gelernt, daß es auch ohne das deutsche Buch geht, und das Kino und der leidenschaftlich geliebte Tanz sorgen für weiter zunehmende Bedürfnislosigkeit an Lite ratur. Wo dieser Bedarf aber bei Einheimischen noch lebt, bietet zunächst die spanische und portugiesische Literatur gute, ja her vorragende Erscheinungen, nicht nur die iberischen Klassiker, son dern auch die Erzeugnisse einheimischer Dichter und Wissen schaftler, die nicht nur europäische Vorbilder nachahmen, son dern die bewußt nationale Dichtung und Forschung pflegen. In Brasilien braucht man nur an Monteiro Lobato zu denken, um von anderen zu schweigen, die ebenfalls ihren Lorbeer verdient haben. Der Verbreitung deutscher Literatur steht natürlich die außerordentliche Schwierigkeit entgegen, die der Einheimische bei der Erlernung der deutschen Sprache zu überwinden hat. In Rücksicht auf letzteren Punkt hat man in deutschen Berlegerkreisen schon lauge den Versuch gemacht, deutschgeschricbenc Literatur in spanischer oder portugiesischer Sprache absatzfähig zu machen. Der Erfolg ist nicht ermutigend gewesen. Auch das Erscheinen reichsdeutscher, sehr gut fundierter Zeitungen in spanischer Sprache tvar nicht von dem erhofften Erfolg begleitet. Dabei soll nicht übersehen werden, daß der Brasilianer, selbst wenn er aus Sprachunvermögen deutsche Bücher nicht liest, die allergrößte Achtung vor der deutschen Literatur besitzt. Da für haben Generationen wirklich gebildeter Führer, die aus deut schen Bornen schöpfen konnten, gesorgt. Kaiser Dom Pedro II. war einer der begeistertsten Propagandisten unter ihnen, und heute noch ist der Brasilianer, der deutsche Quellen zu benutzen imstande ist, stolz darauf. Aber die Zahl dieser literarisch Be fähigten ist gering. Die große Mehrzahl der Leser greift zunächst zur portugiesisch-brasilianischen Literatur, wobei nicht zu über sehen ist, daß die Betonung einer bodenständigen Kultur, die von Mexiko bis Chile deutlich wahrzunehmen ist, und der Wille, unabhängig von europäischer Bildung zu werden, auch in die Literatur ausstrahlt. Man übertreibt dabei oft bis zu leiser Lächerlichkeit, besonders in der bildenden Kunst, aber man tut es mit nationalem Selbstbewußtsein auf Kosten der fremden Erschei nungen. Dem Absatz des fremdsprachigen Buchs ist diese Strö mung sicher nicht förderlich, dem deutschen am wenigsten. Greift der Lateinamerikaner aber zu einem Buch in fremder Sprache, so zieht er das französische immer noch anderen vor. Das hat seine Gründe nicht nur in der allgemeinen Vorliebe für alles, was von Frankreich herkommt. Es sind dabei auch besondere historische und politische Erinnerungen ausschlaggebend. Man darf nicht vergessen, daß in Brasilien viele Führer der Bewegung für die Unabhängigkeit vom portugiesischen Mutterlande ihr geistiges Rüstzeug schon vor nunmehr fast hundcrtfünfzig Jahren durch die Gedankcngänge französischen Geistes, die Schulung in den revolutionären Strömungen Frankreichs erhielten; daß noch in der Revolution Brasiliens, die am 15. November 1889 zum Sturz des Kaisertums und zur Errichtung der Republik führte, hervorragende Politische Wegweiser zugleich Bannerträger fran zösischer Bildung waren. Solche Strömungen erhalten sich gerade auf dem Böden lateinamerikanischer Neugestaltung lange, weil die Person eines angebeteten politischen Führers gern mit seiner Vorliebe für französische Bildung drapiert und von ge schickter Kulturpropaganda zur Nachahmung hingestellt wird. Dazu kommt die große Leichtigkeit, mit der ein Brasilianer das Französische erlernt. Wenn er aber gerade leichte Pariser llnter- haltungslektüre bevorzugt, so hat das noch einen anderen Grund. Gerade die leichte, mit stark sexuellen Komplexen gesättigte fran zösische Romanlitcratur liegt dem südamerikanischcn Leser. Aus diese Neigung spekuliert der französische Büchermarkt mit Erfolg. Dieses Monopol jedoch kann und will der deutsche Verleger nicht für sich gewinnen. Mer es wird stets eine gewaltige Mauer gegen seine Bemühungen bleiben. Einen Faktor, der außerordentlich wichtig ist, sehe ich in dem Aufsätze in Nr. 4b des Bbl. nicht erwähnt: die wachsende Bedeutung der einheimischen Presse Brasiliens. Seit der Ein-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder