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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.04.1930
- Strukturtyp
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- 1930-04-05
- Erscheinungsdatum
- 05.04.1930
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- Deutsch
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81, 5. April 1930. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn Buchhandel. richtung eines regelmäßig betriebenen Funkdienstes, der Ent sendung selbständiger Korrespondenten nach Europa, dem täg lichen Kabeldienst aus allen Zentralen des Weltgeschehens und Welthandels sind auch auf brasilianischem Boden Zeitungen, Zeitschriften und Magazine entstanden, welche fremdsprachliche Erscheinungen gleicher Art, die früher dem Gebildeten des Lan des unentbehrlich, jedenfalls sehr begehrenswert erschienen, ver drängt haben. Die große Presse von Rio und anderen Staats- Hauptstädten beherrscht das Feld. Sie ist nicht nur dem Bra silianer unentbehrlich, da sie das Kampfinstrumcnt der leiden schaftlich betriebenen Politik bedeutet, sondern sie zieht auch sehr viele Deutschsprcchcnde in ihren Bann, da auch der Deutsche durch Rücksichten auf das Geschäft, den Beruf, die politische Ein stellung nicht auf seine brasilianische Tageszeitung verzichten mag und kann. In feinem Budget erleidet zugunsten dieses Be dürfnisses die Zufuhr an deutschsprachigen Büchern und Zei tungen entsprechende Abstriche. Die abnehmende Verbreitung deutscher, vor dem Kriege weitverbreiteter Wochenschriften und Wochenausgabcn reichsdeutscher Zeitungen ist ein Zeugnis für diese Tatsache. Dieser Rückgang ist aber dem brasilianischen Na tionalisten nicht unerwünscht. Die deutsche Presse in Brasilien aber ist durch die Zerstreuung des deutschen Elements im großen Lande zu zweiten und dritten Rollen im Spiel der Publizistik verurteilt, so hingebend sie sich auch unter großen Opfern an Arbeit und Mitteln um ihre große und wichtige Aufgabe be müht, Trägerin deutscher Kultur zu sein und zu bleiben. Zu dieser Kultur gehört aber in erster Linie auch das deutsche Buch, und andere Länder in der Welt haben diese wichtige Aufgabe der Buchverbreitung in ihrer Sprache längst begriffen. Hier steht Frankreich an erster Stelle. Man hat in Paris erkannt, daß der beste Propagandist auf brasilianischer Erde für eine fremde Kultur der in Europa ausgebildete Wissenschaftler und Techniker ist. Der Arzt, der Ingenieur, der in Berlin oder Paris aus- gebildet wurde, hängt unter sein Namensschild immer gern den Zusatz: »Uoimacko SM Lerlin, em Paris«. Gerade der brasilianische Arzt, der an deutschen Hochschulen und Kliniken seine Ausbil dung erhielt, ist gesucht. Er wird immer dankbar auf die Quellen seiner Wissenschaft Hinweisen. Er wird Fachkollegcn die Bedeu tung deutscher Werke und Zeitschriften immer wieder rühmen. Aber sein junger Landsmann und Kollege, der aus deutschen Werken schöpfen möchte, steht vor zwei Hindernissen. Einmal bringt er oft nicht den Willen auf, Deutsch zu lernen. Dann aber sind die -deutschen wissenschaftlichen Werke für ihn drüben sehr teuer. Da setzt die französische Kulturpropaganda, die mit großen Mitteln arbeitet, ziel-bewußt ein. Anatomische Atlanten, technische Sammelwerke, wissenschaftliche Publikationen in fran zösischer Sprache versteht der brasilianische Adept leicht. Und er kauft in seiner Buchhandlung die entsprechende Literatur min destens ebenso billig, als wenn er in eine Buchhandlung Frank reichs ginge. Die Differenz, die durch diesen niedriggchaltcnen Preis für den Verleger und Buchhändler entsteht, trägt die fran zösische Kulturpropaganda. Die notwendigen Erfolge liegen auf der Hand. Hier liegt eine Unterlassungssünde -deutscherKulturProPaganda vor. Man hat es seit dem Kriegsende an bewußtem Willen, die deutsche Kulturwirkung wieder aufzubauen, nicht fohlen lassen. Man hat sich leider in der Wahl der Mittel fast immer vergrif fen. Man war nicht richtig orientiert über die Mentalität des Deutschblütigen in Brasilien. Man sandte politische Propagan disten, die gar nicht erwünscht und notwendig erschienen. Man schickte Theatertruppen, die unter falschen Voraussetzungen be gannen und meist schnell verkrachten. Ja, cs boten unterneh mende, aber leider nur romantisch-phantastische Leute sich an, unseren Deutschen drüben Märchen und Sagen vorzutragen! Man ivurde derartiger Sendboten deutscher Kultur in deutschen Kreisen Südamerikas bald so überdrüssig, daß man vor ihnen drei Kreuze zu schlagen begann. Doch das Verlangen nach deutscher Literatur blieb lebend, weil man in ihr die neuen geistigen Strömungen der Heimat erkennen wollte oder weil man sich in die Literatur als den Schutz erwünschter Vergangenheit retten wollte, wenn man die neudeutsche Kultur welle nicht liebte. Hier setzte für den deutschen Buchhändler in Brasilien -die große Schwierigkeit des richtigen Einkaufs ein. Er mußte ge rüstet sein, beiden Strömungen Rechnung zu wagen. Mit neuen Zuwanderern kamen neue Bedürfnisse, -die alten blieben für die Alten. Der Gedanke lag für große deutsche Verleger nicht zu fern, auf südamerikanischem Boden Zentralen der Auslieferung zu errichten, um den Buchhändler von zu vielseitiger Bestellung zu entlasten und ihm den schnelleren Bezug gewünschter Erschei nungen zu ermöglichen. Solche Pläne sind nach restlicher Über legung zurückgestellt worden und dann ins Wasser gefallen. Nicht aus Mangel an Kapital der betreffenden Großverleger, sondern aus der Erwägung, -daß das Studium der neuen Verhältnisse und Bedürfnisse zuviel Opfer an Zeit und Geld erfordern werde, die durch den Absatz nicht ausgewogen werden. Der einheimische Buchhändler, der genau die Bedürfnisse seiner Kundschaft kennt, blieb für den Absatz deutscher Literatur der Monopolist. Er müßte geschäftlich sehr unbegabt sein, wollte er dieses Monopol nicht ausnützen. Er verlangte zunächst ein gewisses Entgegen kommen der heimischen Verleger, obwohl diese in der Nachkricgs- und Inflationszeit kaum von einem Tage zum anderen kalku lieren konnten. Aber vor dem damals hochwertigen Milreis streckte mancher Verleger in der bösen Inflation die Waffen und bewilligte dem brasilianischen Buchhändler Bedingungen, die dem reichsdeutschen nicht zugute kamen. Man lieferte nach Bra silien auch kommissionsweise, allerdings unter Festsetzung ge wisser zeitlicher Grenzen für di« Abrechnung. Ich will an dieser Stelle persönliche Wahrnehmungen nicht verwerten, um nicht polemisch zu erscheinen, aber ich darf ruhig andeuten, daß dieses Entgegenkommen deutscher Verleger oftmals bis zum Zerreißen belastet worden ist. Die zweite Möglichkeit für den -brasilianischen Buchhandel, gut abzuschneiden, lag in der Preissetzung. Wenn in dem er wähnten Aufsatz in Nr. 45 der Zuschlag auf deutsche Bücher nur mit 10?? angenommen wird, so muß ich dem widersprechen. Stichproben, die ich machte, ergaben weit höhere Belastungen des reichsdeutschen Geste-Hungspreises. Jedenfalls sind die Zollspesen für das deutsche Buch in Brasilien nicht die alleinige Ursache einer starken Preiserhöhung, die in vielen Fällen deutsche Er scheinungen, die auch dem Brasilianer erwünscht und dem Deutschredenden -wertvoll sein -mußten, unverkäuflich oder wenig stens schwer absetzbar machten. Dazu habe ich aus Grund mir vorliegender Korrespondenzen leider auch feststellen -müssen, daß hin und -wieder deutsche Buchhändler -in Südamerika das ge nossene Vertrauen deutscher Verleger mit lässiger Zahlung, ja so gar mit ungebührlicher Verschleppung und Verweigerung der Zah lung belohnten. Vorsichtsmaßregeln gegen solche unliebsame Er scheinungen zu schaffen, ist in erster Linie Sache der reichsdeutschen buchhändlerischen Organisation. Die diplomatischen und konsula rischen Vertretungen sind da meist machtlos und lohnen die ge wünschte Vermittlung gern mit tröstenden Worten von schwieri gen Verhältnissen ab. Was sollen -sie schließlich auch machen? Ein böswilliger Zahler ist in Brasilien nicht zu fassen, solange er einen Advokaten honorieren kann. Jedenfalls ist es für den reichsdeutschen Verleger nicht leicht, sich über einen Kunden in Brasilien ein absolut zuverlässiges Urteil zu -bilden. Das kann sehr oft nur -durch Vertrauenspersonen -geschehen. Diese zu fin den, ist aber sehr schwer, da gerade der Deutsche in Brasilien sehr vorsichtig ist, wenn er ein Urteil geschäftlicher Art über einen Mitbürger abgebcn soll, weil er mit Möglichkeiten der Ver geltung rechnen muß, die man im Deutschen Reiche nicht kennt. Es ist also für die deutschen Verleger das beste, durch eigene, ge schulte und erfahrene Fachleute, die vor allem der Sprache kun dig sind, Auskünfte zu sammeln und zu verwerten. Dadurch würde mancher Verlust von vornherein abgeschnitten, manche Lieferung, für die oft jahrelang die Zahlung ausbleibt, unter lassen. Jedenfalls könnte auch eine amtliche Unterstützung in dieser Frage zugleich im Zusammenhang stehen mit der Förde rung -des deutschen Buchabsatzes in Brasilien durch Zuschüsse zu gunsten des Auslieserungspreises. Man braucht nur das fran- 323
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