Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.06.1943
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1943-06-12
- Erscheinungsdatum
- 12.06.1943
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19430612
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-194306123
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19430612
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1943
- Monat1943-06
- Tag1943-06-12
- Monat1943-06
- Jahr1943
-
-
-
-
-
101
-
102
-
103
-
104
-
661
-
662
-
663
-
664
-
665
-
666
-
667
-
668
-
-
-
-
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Zum Thema „Großauflagen“ Von Dr. Rudolf Erckmann, Oberregierungsrat im Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda Die verschiedenen Erörterungen in der deutschen Presse über die Frage zukünftiger Großauflagen deutscher Bücher haben zu vielen Diskussionen und gelegentlich auch zu Beun ruhigungen in Verleger- und besonders auch in Autorenkreisen geführt. Es scheint daher angebracht, zu dem Thema grund sätzlich Stellung zu nehmen. Das Prinzip der Großauflage als einer planmäßig herbeizu führenden Entwicklung ist der deutschen Literatur ihrem Wesen nach fremd. Die Großauflage als Grundsatz rückt sehr nahe an jene Praktiken heran, die mit dem Begriff des „bestsellers“ verbunden und als solche spezifisches Ergebnis eines amerika nisierten Literaturbetriebes sind. Es verbinden sich mit ihm Vorstellungen von Tagessensation, Pressemache, Massensugge stion und standardisierter Literatur. Die deutsche Schrifttumsentwicklung war nur in dem Zeit alter, in dem Sie von Juden bestimmt wurde, auf solche ihr wesensfremden Grundsätze ausgerichtet gewesen. In Zeiten ge sunder Eigenentwicklung vollzog diese sich organisch in der Richtung eines gesunden Leistungswettbewerbs, in dem einzelne Bücher kraft ihrer Substanz und Tragweite sich die Gunst der Leserschaft gewannen und damit auflagenmäßig den Durch schnitt hinter sich ließen. Eine verantwortliche Schrifttumsrege lung sorgte dabei planmäßig für die Information der Leser über die beste Literatur und half damit in angemessener Weise zum Erfolg der wirklichen Leistung, der in der gesunden Re aktion des Volkes auf das bedeutende Buch verankert war. Mit dem ungeheuren Anschwellen des deutschen Inter esses am Buch seit Kriegsbeginn und der Notwendigkeit der Papierbewirtschaftung haben sich diese Grundlagen wesentlich verschoben. Bei dem heutigen Buchhunger wäre die Abnahme einer großen Auflage eines Buches kein Maßstab mehr für seine Qualität, da Bücher, vor allem Romane, in jedem Falle reißend abgese^t würden. Im Interesse einer Beibehaltung des organischen Prinzips der Gleichmäßigkeit des Gleichwertigen ist daher von der Papierverteilung her der Grundsatz auf gestellt und durchgeführt worden, daß der Papiereinsatz von einer Normalauflage aus erfolgt, die beim Roman 5000 be trägt. Auf diese Weise war einer Desorganisation im Raume der Buchproduktion beizeiten gesteuert, vor allem aber auch dafür gesorgt, daß jeder Autor von Bedeutung das Bewußt sein haben kann, genau so wie sein Kamerad mit seinem Werk zum Zuge zu kommen. Dieser Grundsatz der Normal auflage ist selbstverständlich nicht stur gehandhabt worden. Er war vielmehr wieder der organischen Ordnung gemäß ver bunden mit einer besonderen Berücksichtigung der besonderen Leistung, die in Auflagen in einzelnen Fällen bis zu 25 000 Stüde sich äußerte. Bei den umfassenden Erfahrungen der Schrifttumsführung aus der Friedensarbeit war es ohne weiteres möglich, die wirklich bedeutenden Bücher auf diesem Wege wie früher zusätzlich zu fördern und zur Wirkung zu bringen. Im Laufe des vergangenen Jahres sind nunmehr verschie dene Gesichtspunkte aufgetaucht, die für die Großauflage spra chen. Es waren diese folgende: Die technische Herstellung der Bücher ist immer schwieriger geworden. Auf diesem Gebiet ist eine Einsparung von Material, Arbeitskraft und Energie u. a. U. durchzuführen. Dabei ist klar, daß eine Auflage von 50 000 eines Buches weniger Aufwand erfordert, als die Neu auflagen von 10 Büchern in 5000 Exemplaren. Zum zweiten: Von der Kriegsaufgabe des Schrifttums her wird von größter Wichtigkeit, daß entscheidende Leistungen auch breiteste Wir kung üben. Zum dritten: wird im Volk infolge der außer ordentlichen Anteilnahme an den bedeutenden Büchern deren Fehlen im Buchhandel besonders schmerzlich empfunden, da auch erhöhte Auflagen in der Regel sofort wieder vergriffen sind. (Es ist darauf hinzuweisen, daß es heute schlechthin keine Möglichkeit gibt, ein Buch, sei es auch das beste, laufend liefer bar zu halten, da hierzu auch das Doppelte des Friedenskon tingentes an Papier nicht ausreichen würde.) Aus diesen wichtigen Gesichtspunkten heraus wurde sei tens der Schrifttumsführung der Übergang zu Großauflagen wichtiger Bücher von 50 000 für notwendig gehalten. Dabei waren jedoch von vornherein folgende Gesichtspunkte maß geblich: 1. Die gesamte Papierlage gestattet bei dem hohen Papier verbrauch für eine solche Auflage nur die Berücksichti gung einer geringeren Zahl von Titeln. Dies hatte den Vorteil, daß nur Bücher ins Auge gefaßt werden konnten, die leistungsmäßig besonders hervorragen. 2. Der Übergang zu Großauflagen in einzelnen Fällen durfte keinesfalls zu einer Normung und Verarmung unseres Schrifttums führen. Es mußte nach wie vor der Raum blei ben für viele wertvolle Bücher, in denen sich das gesunde Leben unseres Schrifttums ausdrückt. Es konnte auch nicht in Frage kommen, daß wenige Schaffende durch die Groß auflage bevorzugt werden und demgegenüber eine große Zahl beachtlicher Autoren auf weitere Kriegsdauer von der Papierzuteilung ausgeschlossen werden. Diese Ge sichtspunkte bedeuteten eine weitere Begrenzung der bei der Großauflage zu berücksichtigenden Buchtitel. 3. Die Auswahl der großaufzulegenden Bücher mußte so verantwortlich geschehen, daß sich jeder Verleger, jeder Autor und auch jeder Leser sagen kann: dies Buch hat es verdient, in solcher Auflage im vierten Kriegsjahr zu er scheinen. Von diesen Grundsätzen aus ist das Problem in Angriff genommen worden. Im Rahmen einer auf die kommenden Mo nate verteilten Zuweisung werden rund hundert Buchtitel fol gender Gebiete eine Papierzuweisung für 50 000 Exemplare er halten: a) große zeitgenössische Dichtung, b) klassische Erzähler des 19. Jahrhunderts, c) unterhaltsame und belehrende Literatur, d) hervorragende Zeitbücher, e) Jugend- und Kinderbücher. Bei der Verteilung auf diese verschiedenen Gruppen ergibt sich schon, daß es niemals möglich wäre, mit diesen wenigen Titeln auf Kosten aller übrigen die Produktion des deutschen Schrifttums zu bestreiten. Die Aktion in diesem Rahmen er fordert zwar einen hohen Einsatz von Papier, läßt jedoch aus reichend Raum, um eine Verarmung und Standardisierung un serer Literatur, die nicht vertretbar wäre, nach wie vor auszu schließen. Selbstverständlich wird eine gewisse Minderung der zu künftig zu berücksichtigenden Buchtitel eintreten. Eine solche ist aber schon durch die Tatsache geboten, daß die einschnei dende Kürzung des Kontingents eine Erhöhung der Wertmaß stäbe mit sich bringt, die für die Bewilligungen maßgeblich sind. Insofern kommt die Tendenz der Großauflage der Tendenz der gesamten Entwicklung durchaus entgegen. Es braucht also weder bei den Verlegern noch bei den Autoren von wirklicher Leistung eine Sorge in der Richtung einzutreten, daß sie für die kommende Zeit praktisch aus geschaltet würden. Jeder wird Opfer an Wirkungsraum bringen müssen. Diese gelten jedoch in dem Rahmen, der durch die allgemeinen Kriegsverhältnisse gegeben ist. Die Schrifttums führung wird dafür sorgen, daß auch bei größer werdenden Schwierigkeiten eine gerechte und organische Ordnung im Raume der Bucherscheinungen der kommenden Jahre waltet. 102 Börsenbl. f. d. Dt. Buchh. Nr. 103, Sonnabend, den 12. Juni 1943
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Keine Volltexte in der Vorschau-Ansicht.
- Einzelseitenansicht
- Ansicht nach links drehen Ansicht nach rechts drehen Drehung zurücksetzen
- Ansicht vergrößern Ansicht verkleinern Vollansicht