Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.06.1930
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X- 130, 7. Juni 1930. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. b. Dtschn Bnchhanbek. Schriftgießereien entschieden haben. Aber ganz abgesehen davon be rechtigt der Erwerb von Setzmaschinenmatrizen den Erwerber nur zur bestimmungsgemäßen Verwendung der Matrizen zum Setz maschinenguß, nicht aber zur bestimmungswidrigen Benutzung im Etnzelguß von Typen. Die Schriftgießereien geben ihre neueren Schnitte nur unter der Bedingung auf die Setzmaschinen, daß sie ausschließlich zum Guß auf diesen Maschinen verwendet werden, und können es naturgemäß nicht zulassen, daß ein Käufer von Setz- maschinen-Matrizen daraus Einzelbuchstaben zur Gewinnung von Handsatz gießt. Die Schriftgießereien würden damit ihre wohlerwor benen Rechte preisgeben, gleichgültig, ob es sich um kunsturheber rechtlich geschützte Schriften handelt oder nicht. Es liegt auf der Hand, daß sie sich unter keinen Umständen durch ein solches Vor gehen von Setzmaschinenbesitzern Wettbewerb im Guß von Handsatz typen machen und ihr Geschäft in Handsatztypen verderben lassen können, nachdem sie Zehntausende von Mark zum Schnitt und zur Einführung solcher Schriften aufwenden mußten«. Es dürfte gut sein, wenn vom »Verein Deutscher Schriftgieße reien« oder von den Schriftgießmaschinenfabrikanten, die natürlich den entgegengesetzten Standpunkt vertreten, eine Reichsgerichtsentschet- dung herbeigeführt würde. Die Setzmaschinenfabriken haben sich bisher in der Frage neutral gehalten, da sie sowohl Maschinen für Zeilenguß wie auch für Schriftguß liefern. — Auch in der Stereo typie spielt die Benutzung der Feinmeßgeräte, des Mikrometers und der Schublehre eine große Rolle, um Platten-Differenzen zu ermitteln. Das gilt besonders für die Zeitungs-Nundstereotypie mit ihren Schnell-Gießwerken. Diese müssen in ihren wichtigsten Teilen so verstellbar eingerichtet sein, daß es nicht zu große Schwierigkeiten bietet, Differenzen in der Plattenstärkc zu beheben bzw. zu vermeiden. Sowohl die Flachgußapparate als auch die halb- oder ganzautomatischen Gießwevke für Rundguß sind heute so vervollkommnet, daß bei rich tigem Arbeiten einwandfreie Platten erzielt werden. Das gilt auch für die Maschinen für die Nachbearbeitung durch Bestoßen, Hobeln, Fräsen usw., die ein gleichzeitiges Angreifen mehrerer Arbeiter zu lassen. Beim Rundguß verringern automatische Plattenbearbeitungs maschinen den Zeitaufwand. Ein neues Prägematerial für die Galvanoplastik bietet die Rheinisch-Westfälische Sprengstoff A.-G. in ihrem »Cellon«, das zu allen guten Eigenschaften des Zelluloids den Vorzug hat, geruch los und explosionssicher zu sein und sich auch nicht so wirst und verzieht wie das Zelluloid. Allerdings ist das neue Material wesentlich teurer. Während das Zelluloid in der gebräuchlichen Dicke das Kilo NM. 5.25 kostet, ist der Preis für dieselbe Menge Cellon in derselben Dicke RM. 9.25. Zu dem neuen Atzmetall »Elektron« bringt die Pyrophor-Metall-A.-G in Werden jetzt auch ein Elekirolot heraus, das kleine Korrekturen an fertigen Atzungen und ebenso das Zusammenlöten mit Kupfer- oder Zinkklischees ermöglicht. Bei der ständig wachsenden Bedeutung der photomechanischen Re produktionstechnik ist das Erscheinen einer neuen Monatsschrift für photomechanische Rcproduktionsverfahren: »Reproduktion« zu begrüßen, deren erstes Heft am 1. April d. I. im Verlag von Klimsch L Co. in Frankfurt a. M. herausgekommen ist. Abgesehen von einem reichhaltigen Textteile stellt der Verlag gute Illustrationen und Kunstbeilagen in Aussicht, um die neueren Arbeitsmethoden anschau lich zu demonstrieren. Der Inhalt des vorliegenden ersten Heftes läßt vorteilhafte Schlüsse auf die Erfüllung des Programms zu, um so mehr als die Herausgeber und der bekannte Fachverlag seit Jahrzehnten mit der Reproduktionstechnik verwachsen sind. Druckherstcllung. Die Automatisierung der Kleindruck maschinen hat derartige Fortschritte gemacht, daß man auf der Bugra- Ausstellung der jüngsten Leipziger Frühjahrsmesse fast nur ent sprechend als Halb-, Dreiviertel- oder Ganzautomaten ausgerüstete Tiegeldruckpressen antraf. Auch an den modernen Konstruktionen der größeren Schnellpressen greifen die »eisernen Hände« der Bogen anleger überall an und ersetzen das mül-same Einlegen der Bogen von Menschenhand. Die leiden F-lachstapelmodelle »Sauger« und »Strei cher« der Firma Koenigwerk in Guben, die bekanntlich mit der Kon struktion von Bogenanlegern vvrangegangen ist, können an Halt- zylinderpressen bis zur Pgpierstapelhöhe von 40 am angebracht wer- den, während bet Maschinen, wo kein Stabansleger im Wege ist, die Apparate mit verstärkter Tischhebung versehen werden. Das neueste Modell der Fabrik ist der Nuudstapelsauger, eine Verbindung deö Nundstapel- mit dem Sauger-System. Der An- und Ablcge-Apparat an dem neuen »Kobvld«-Antoliegel der Rockstroh-Wcrke A.-G. in Heidenau ist abschwenkbar und ermöglicht deshalb ein bequemes Zu- richtcn an dieser Maschine, auf der dünne Papiere ebensogut wie Kartons in großer Stärke verarbeitet werden können. Der »Auto- Tiegel« der Maschinenfabrik Gebrüder Heidsteck tu Kamcnz mit Frtk- 594 tionskuppelung und parallelem Druck wirb als Dreivtertel-Automat geliefert, an dem der zu bedruckende Bogen nur an die auf dem An legetisch befindliche Marke gehoben zu werden braucht, um gerade ge richtet zur Anlage zu kommen. Es kann aber auch ein einfacher An- legeapparat vorgeschaltet werden, der den Bogen ansaugt, über eine Transportrolle auf den Tiegel bringt und ihn dann oben durch Greifer auslegt. Eine ähnliche Konstruktion ergibt die Tiegeldruck presse der Firma Emil Kahle in Leipzig. Die Kleinschnellpresse »Automatic-Horizontal« der Aktiengesellschaft für automatische Buch druckmaschinen in Berlin SW. stellte sich auf der Bugra mit Ver besserungen vor. Das Grundgestell dieser Maschine besteht aus einem Gußstück und besitzt die Festigkeit, die kastenförmigen schweren Maschinenfundamenten eigen ist und einen ruhigen Gang auch bet schnellstem Lauf der Maschine sichert. Eine neue Type der kleinen Zweitourenschnellpresse der Firma Böttcher L Müller in Leipzig zeichnet sich durch die besondere Art des Karrenantriebes aus, der sich, fest eingekapselt, seitlich befindet. Auf dem »Spieß-Druck-Auto- mat« der Firma Georg Spieß in Leipzig kann entweder mit Hand anlegen oder ganzautomatischem An- und Ablegen mit der größten Schnelligkeit gedruckt werden. Einen neuen Hochleistungs-Bogen anleger »Marathon« hat die Firma G. E. Reinhardt in Leipzig auf den Markt gebracht, mit einer Sauger-Greifer-Kombtnation, bei der kein Verschmieren der Bogen eintreten kann. Eine ähnliche Ein richtung bedeutet der an- und abfahrbare »Record«-Apparat der Firma Nud. Glöckner L Co. in Leipzig. Wer die entsprechend ausgerüsteten Klein- und Großdruck-Maschi- nen im Arbeiten beobachtet, kann nicht im Zweifel sein, baß in dem Angreifen der »eisernen Hände« ein großer technischer Fortschritt verwirklicht ist, der zur Erwartung einer noch weitergehenden Natio nalisierung des Buchdruckens berechtigt. Ein prinzipiell noch weiter gehender Schritt ergibt sich aus der Entwicklung des Notations- prinzips, da natürlich nichts näher liegt, als das Papier, daS in der Nolle hergestellt wird, auch in der Rolle zu verarbeiten. Der Entwicklung dieses Prinzips ist eine eifrige Konstrukteurarbeit ge widmet. Die hier schon früher angezeigte neue schweizer Flachsorm- Rotationsmaschine »Noto-Preß« war auf der jüngsten Bugra noch nicht erschienen. Man hört, daß sie für Zeitungsdruck und feinen Werkdruck geliefert werden soll. Die Vermeidung der Stereotypie- Einrichtung ist besonders auf die Einführung in kleinen und mittleren Betrieben eingestellt. Papiervcrarbcitung. — Das »Baumfalk«-Binden zur Umgehung des Heftverfahrens, das wir in unserer jüngsten Rundschau lBbl. Nr. 53 v. 4. März 1930) erwähnt haben, ist in jüngster Zeit in der Fachpresse lebhaft besprochen worden. Einstimmig abgelehnt wird als unpraktisch und umständlich der Gedanke, die Buchherstellung drucktechnisch umzustellen und die Formen, abweichend von der bisherigen Regel, anders auszuschießen. Dagegen wird bekannt, daß das Verfahren ohne diese Komplizierung bereits in Amerika zum Binden bzw. Broschieren der Magazine angewandt wird. Auch Schul bücher, die sonst wie üblich in Bogen gedruckt, gefalzt und zusammen getragen werden, sollen auf diese Weise billig und solid gebunden werden können. Da für das Zusammentragen der Bogen auch schon Maschinen zur Verfügung stehen, so kann die Wirtschaft lichkeit des so verwerteten Verfahrens nicht bezweifelt werden. Die neue »Stnttgardia« Zusammentragmaschine der Firma August Dwo- rak in Stuttgart geht von neuen Gesichtspunkten aus. Zehn Sammel behälter sind angeordnet und werden mit gesalzten Bogen oder Blät tern beschickt. Durch eine Saugvorrichtung wird immer der unterste Bogen dem zwischen den beiden Sammelbehälterstapcln angebrachten Paternosterwerk automatisch zugeführt, das sich an den Stockwerken der Sammelbehälter vorbeibewegt. Mit jeder Umdrehung der Ma schine wird ein Buch bis zu zwanzig Bogen Stärke vollständig zu sammengetragen. Ist der Umfang eines Buches geringer, bleiben eine Anzahl Behälter unbeschickt, sind es nur zehn Bogen oder weniger, so kann das halbe Werk auch abgestellt, evtl, die Maschine kleiner gebaut werden. In der vorliegenden Ausführung bean sprucht die Maschine einen Raum in der Länge von drei Metern und in der Breite von etwas mehr als einem Meter. Auch im Perfo rt c r m a s ch t n e n b a u sind, wie die jüngste Bugra ergab, neue Wege mit rotierenden und »Nähnadel«-Mvdellen beschulten worden. Uber eine in Amerika gebaute tragbare Heftmaschine mit Kraftantrieb berichtet die »Papier-Zeitung«. Es handelt sich um eine ans Leichtmetall hergestellte handliche Maschine, die an einem Handgriff an jede beliebige Stelle geführt werben und mit der selben Hand, die den Griff hält, durch Drücken eines Knopfes in Betrieb gesetzt werben kann. Der eingebaute kleine Motor kann an jede Lichtleitung angeschlvssen werden. Mit der Maschine kann man besonders bequem an Packungen Herangehen, die durch Heften ver schlossen werben sollen.
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