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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.06.1925
- Strukturtyp
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- 1925-06-16
- Erscheinungsdatum
- 16.06.1925
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- Deutsch
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9736 Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchbandel. Redaktioneller Teil. X: 138, 16. Juni 1925. Naturforscher im 19. und 20. Jahrhundert erlebt haben, daß nämlich große neu-e Gebiete erschlossen werden und zu einer ersten Zusammenfassung an neuer Erkenntnis auf fordern. . . . Man wird zugeben müs sen, daß hier ein Abschnitt und Einschnitt in unserer Erkenntnis von der menschlichen Geschichte vorhanden ist.» Wirth war als Gast anwesend und sein Vortrag war impro visiert. So litt er zuerst unter einem Zuviel von wissenschaftlichen Problemen, um dann sämtliche bisher von den Rednern vorge brachten gegensätzlichen Standpunkte wesentlich zu vertiefen, so wohl den nationalen wie auch den christlichen Gedanken. Auch gab er der europäischen Seele, wenn auch nur andeutungsweise, die eigentlichen Grundlagen zur Selbsterkenntnis ihres faustischen Dranges in die Ferne. Er hat ein großes Buch darüber unter der Feder, das in diesem Jahre abgeschlossen wird. Mehr als eine wissenschaftliche Ilniversitätsdisziplin wird nach dessen Er scheinen umlerncn müssen. So strömte eine fast überwältigende Fülle von neuen eigen artigen Gedanken über die Anwesenden hin, und es war kaum Zeit für einige berufliche Arbeitsgemeinschaften. So könnte man fragen: Hätte man die Tagung nicht mehr auf rein buch- händlerische Themen und Aussprache darüber einstellen sollen? 2. Die augenblickliche Lage im Buchhandel. Die augenblickliche wirtschaftlich-seelische Situation im Buch handel ist folgendermaßen: Der V e r l a g ist entsprechend unserem augenblicklichen kulturellen Durcheinander aller möglichen Rich tungen direktionslos in seinem Verlegen, und darauf beruht auch zum Teil seine Überproduktion, zumal nach der Seite der -Aas- gräbcrei-, wie Andersen Nexö so richtig aussührte. Wirtschaftlich steht er nicht nur vor Absatzschwierigkeiten, sondern er ist auch in der Zwangslage, seine Neuerscheinungen nicht nach den Herstel lungskosten, sondern entsprechend der Absatzmöglichkeit zu niedrig im Preise anzusetzen. Der- im neuesten Ochs zu Worte kommende Stuttgarter Verleger hat sehr recht, wir setzen zurzeit unsere Preise infolge einer äußeren Notwendigkeit, die uns auf die Dauer zur Pleite führt, um 20A zu niedrig an. Im Sortiment sieht es nicht weniger kritisch aus. Das Lager ist ungewöhnlich reichhaltig und meist sehr gut gewählt, in langen Reihen erglänzen auf tadellosen Lcinwandrücken die besten Namen, aber sic bleiben jahrelang unabgesetzt, denn das Publi kum beißt nicht an. Wenn cs in den Laden kommt, will es Neu heiten. Die Neuheiten sich bar hinzulcgen, hat aber der Sorti menter einesteils kein Geld, denn cs steht in mehr als langsam eingehenden Außenständen aus. Und dann, — das ist das Wichtige im Gesichtspunkt unserer Tagung: weiß er denn, Ivas zu Weihnachten das Publikum eigentlich will und welchem neuesten Schlagwort es folgt? Er hat es auch bereits dunkel im Gefühl, im Grunde kommt es darauf für ihn an, geistige Strömungen vorauszuahnen und sich individuell zwischen den Möglichkeiten zu entscheiden. Aber er kann sich nicht Helsen. Machen wir uns doch einmal klar, wo die Grenzen der ge wiß nicht unnötigen mechanischen Werbung liegen. Es ist eine ganz falsche Hoffnung, den Absatz etwa allgemein durch erhöhte Reklame wieder aus Friedenshöhe zu bringen. Denn unsere Kaufkraft ist wenigstens um ein Viertel gemin dert und wird voraussichtlich noch weiter sinken. Der Bücherabsatz kann dauernd nur durch Lebcnsnotwendigkeit der Bücher und durch individuelle Maßnahmen, die ein Hand-in- Hand-gehcn mit Organisationen bedeuten, welche das seelische Leben gegenüber dem reinen Materialismus unserer Zeit pflegen, gehoben werden. Zumal der Sortimenter hat das individuelle Handeln heute reichlich verlernt. Er schaut nach »Rezepten» aus, die er dann in corpore gern treu befolgt. Das ist die heutige Situation unserer Buchwerbung. So ist auch in ihrer Auffassung der kleinen Mittel die im Ochs jetzt abgedrucktc Formulierung der 16 Thesen zur Arbeits gemeinschaft leider etwas zu schmalbrüstig geworden. Beispielsweise ist die Frage: wie gewinnt man den Arbeiter für den Buchabsatz? zu eng gehalten und das Pferd ist dabei am Schwänze aufge zäumt. Uni es kurz zu sagen: die Steigerung der Kauflust der Arbeiter hängt von dem erhöhten geistigen Leben der bürger lichen Schicht und von der schöpferischen Stärke unserer Kultur ab. Gewiß sind die kleinen Mittel zu studieren und nicht etwa zu verachten, aber entscheidend ist die innere Werbekraft des im Buche verkörperten Geistes und daS Boscheidwissen des Verkäufers darum. Die wichtigste Frage für den kommenden Wirtschaftskampf des Sortimenters ist daher die Frage: Wie werte ich selb ständig die Dynamik der Bücher, die ich ver kaufe? Dafür gibt es kein Rezept, oder es hilft das Schlag wort des Tages, sondern es gilt nur die Forderung: Fang bei Dir selb st an! Lebe in Beziehung zum Gcist, was nicht etwa nur heißt: lies in ö g l i ch st viel Romane! Darum baute sich die erste deutsche Sommerakademie für selbständige (am liebsten möchte ich sagen, für selbständig denkende) Buchhändler auf dem Versuch auf, die unterirdischen Lebensströme unseres geistigen Lebens und ihre notwendig gegebenen Gegen sätzlichkeiten zu formulieren und dadurch den Hörern die An regung zu geben, das Kommende selbständig vorzufühlen, respek tive sich für eine bestimmte Strömung zu entscheiden. Nicht damit der Sortimenter ein kleiner Professor werde, sondern damit er die Lebensgesetze und deren Einung im Handeln bewußt in sich erlebe. Leben heißt eben, sich zwischen polaren Gegensätzen in Spannung zu halten. Er findet sich dabei in gleicher Linie mit jenem Volkserzieher, der sich nicht darauf beschränkt, Wissen zu popularisieren (mau hat das treffende Wort -Bildungskellner« dafür geprägt), sondern der den Menschen aus seinen Anlagen heraus zu entfalten sucht. Es herrscht bei dieser Auffassung des Berufes sowohl beim Buch händler wie beim Volkserzieher ein gegenseitiges Nehmen und Geben. Jeder berufene Verleger und berufene Sortimenter wird mich verstehen, denn er weiß, er ist erst durch seinen Berus zu größerer menschlicher Reife gekommen. 3. Wie haben nun in Zukunft Volksbildung und Buchhandel zusammen zu arbeiten? Am liebsten würde ich sagen: Natürlich muß man von den rein praktischen Verhältnissen ausgehen, und deren Grundlagen zu erörtern, wäre eben die Aufgabe der nächsten Sommeralademie. Aber alle Erörterungen sind erst wirklich fruchtbar, wenn sie sich auf vorausgegangene Experimente stützen. Also auf zum Experi ment mit dem Wahlspruch der inneren Dynamik des Turnvaters Jahn: Frisch, fromm, fröhlich, frei! Es wird verschiedene Mög lichkeiten geben. Fangen wir mit der an, die sich rein organisch aus dem jetzigen Lauensteincr Experiment ergibt. Eine nicht unwichtige Werbemaßnahme des Sortiments ist die Veranstaltung von Vorträgen. Es geht dabei aber ohne ein heitliche Gesichtspunkte zu, der berühmte Name spielt die Haupt rolle. Eigentlich weiß der Veranstalter gar nicht recht, ob der Redner auch so wirkt, daß seine Gedanken weiter in seinen Zu hörern wachsen. Also mehr »Organisation» würde Freund Schna bel sagen. Aber Geist läßt sich nicht organisieren, ich würde eher so formulieren: Gcstrüppentsernung (o heiliger Zopfabschneider alias Ochs!) zur Freimachung innerer Dynamik und Zielsetzung (zu der wir in absehbarer Zeit fähig sein lverden, heute noch nicht!). Damit das Kind einen Namen hat, sage ich: die notwendige Ergänzung zum -Werbeamt- des Börscnvereins ist das »Kulturamt«, das freilich beileibe nicht in die Hände des Börsenveceins geraten darf, sondern als freie, sich selbstherrlich konstituierende Ber einigung unter einem Führer mit einem entsprechenden Arbeitsausschuß stehen muß. Der Börsenverein hat aber die Aufgabe, dieses Amt vor allem moralisch zu stützen, das ohne jedes andere Programm als das der Verantwortung für die Volksgemeinschaft nur aus dem gelungenen Experiment und der ihm zugrunde liegenden Idee werden will. Der erste Schritt dazu wird bereits infolge der jetzigen Laueu- steiner Tagung im kommenden Herbst getan. Die anwesenden Sortimenter aus Bremen, Hamburg und Kiel haben beschlossen, Hermann Wirth zu einem Vortrag für Ihre Städte zu ge winnen und diesen so zu legen, daß sich eine Stadt in dem Zcit- termin an die andere anschlicßt. Was liegt nun näher, als daß die ganze Schleswig-Holsteiner Ecke zugleich mittut und Wirth
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