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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.06.1925
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- 1925-06-25
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- 25.06.1925
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x° 146, 25. Juni 1925. Redaktioneller Teil. glemcntS liber Drlicksachen angefügt worden sind,hat keine symptomatische Bedeutung, man darf daraus nicht folgern, das; wegen dieser Stellung in der Postordnung die Bücherzcttel als Drucksachen anzusehen seien. Vielmehr sind sie nur darauf zurückzufiihrcn, das; die Beförderung zu der niedrigsten Gebühr, und das war die Trucksachengebühr. erfolgen sollte. Hätte für irgendeinen Bersenduugsgegenstaud eine noch niedri gere Gebühr bestanden, denn würden vermutlich die Bücherzcttel unter die Bestimmungen dieses Gegenstandes ausgenommen worden sein. Übrigens kennzeichnet die Post die Bücherzcttel selbst als einen besonderen V e r s e n d u n g s g e g c n st a n d insofern, als s i e v 0 r s ch r e i b t. d a ß d i c B c st c l l u n g e n a u f d c r V 0 r d e r- seite den Aufdruck »Bücherzcttel« und nicht »Druck sache« tragen müssen. Korrekturbogen, Preislisten, Empfangs bestätigungen und alle sonstigen Gegenstände, die als Ausnahmen den Drucksachen zugcrechnet werden, müssen dagegen den Ausdruck Druck sache tragen. Für den Etat der Deutschen Neichspost ist die Mehrciuuahmc, die aus der Gebührcnerhöhung von 3 auf 5 Pfennig erzielt wird, ohne Einfluß: für den Buchhandel fällt dagegen die Mehrausgabe ins Ge wicht. Es gibt viel Kleinbetriebe im Sortiment, die über einen Jahres umsatz von durchschnittlich 30 000.— Mk. nicht hinausgelangeu, für diese Firmen ist eine Portoersparnis von größter Bedeutung. Gerade diesen buchhändlerischen Kleinbetrieben kommt in kulturpolitischer Be ziehung außerordentliche Bedeutung zu. Sie befinden sich in kleinen Orten, in ländlicher Gegend als Vermittler der Gcistesgüter. Es müßte alles geschehen, um sie zu erhalten, denn gerade ans der Existenz dieser Provinzsortimentcr beruht im Gegensatz zu anderen Ländern die Eigenart des Vertriebs im deutschen Buchhandel. Die Einrichtung der verbilligten Bücherbestcllung besteht auch im Weltpostverkchr, ebenso im inneren Verkehr verschiedener Staaten. Es ist bisher nicht bekannt geworden, daß die ausländischen Postverwal- tungcn die Aushebung dieser Einrichtung beabsichtigen. Wenn von der Neichspostvcrwaltung für ihren Standpunkt ins besondere betriebstechnische Gesichtspunkte ins Feld geführt werden, während nach den eigenen Angaben der Vertreter des Neichspostmini- sterinms finanzielle Gründe keine ausschlaggebende Nolle spielen, so muß solcher Einstellung seitens des Gewerbes aufs nachdrücklichste wider sprochen werden. Das Vorbringen finanzieller Motive würden wir ver stehen: betriebstechnische Schwierigkeiten können und dürfen aber nicht ausschlaggebend sein. Sie waren es früher ja auch nicht. Die Ein stellung der obersten Ncichsbchördc scheint uns symptomatisch für die Entwicklung in der Nachkriegszeit zu sein. Die Hauptsache ist, daß die Bureaukratie in Ordnung ist, mag das Gewerbe zusehen, wie cs seiner Schwierigkeiten Herr wird. Es ist uns zwar immer wieder versichert worden, man wolle alles in den Grenzen des Möglichen tun, um dem Buchhandel Erleichterung zu verschaffen und Entgegenkommen zu zei gen; cs scheint aber bei solchen Zusagen bleiben zu sollen. Die Wünsche des Buchhandels auf Wiedereinführung der Bücher- zettcl zu der Gebühr von 3 Pfennig sind wiederholt im Verwaltungs rat der Neichspost behandelt worden. Obwohl die Vertreter aus Handel und Industrie und Mitglieder des Reichstages sich eindringlich für den Antrag einsetzten, wurde er mit geringer Mehrheit abgelehnt. Die Ab lehnung ist ans den Widerstand des Neichspostministcrinms und ans die Zusammensetzung des Verwaltnngsrates der Neichspost zurückzufüh ren. Eine Annahme des Antrags dürfte erfolgen, wenn auch die Mit glieder des Neichsrats im Verwaltungsrat der deutschen Neichspost sich dafür cinsetzten. Wir bitten, in Erwägung darüber einzutreten, ob nicht doch den Wünschen des Buchhandels entsprochen werden und sein Privilegium auf die verbilligte Bücherbestellung erhalten bleiben sollte. Falls das Ministerium unseren Antrag als berechtigt anerkennen sollte, bitten wir. den Vertreter im Verwaltnngsrat zu ermächtigen, für die Wiedereinführung der Bttcherzettel zu stimmen. Ansichtskarten. Mancher Buchhändler wird aufsehen und denken: Ansichtskarten? Wir sollen doch Bücher verkaufen! Ganz richtig, aber ich möchte be haupten, daß doch ein Drittel aller deutschen Buchhändler nebenbei Ansichtskarten verkauft und diesen Nebenerwerb nicht missen möchte. Besouders in den kleineren und kleinsten Städten geht Buch-- und Papierhandel ineinander über. Der Buchhändler wird Auch-Papiec- händler und der Papierhändler Auch-Bnchhändler, und ich muß sagen, daß solche zu Buchhändlern gewordene Leute manchmal sehr Nützliche Glieder der Zunft wurden; ich lernte gerade in einer westfälischen kleinen Stadt einen Herrn kennen, der aus irgendeinem Großhandels gewerbe dorthin verschlagen war, eine Papier- und Buchhandlung gründete und im geistigen Leben des Städtchens eine anerkannte Füh rerschaft besaß. Alle diese Leute machen ein gutes Ansichtskartrn- Börlcnvlatt s. »en Deutschen Bnchhanbcl. K. Jahrgang. geschüft mit oft — und das ist der Kernpunkt: schlechten oder, richtiger gesagt, nicht dem Ort angepaßtcn Karten. Auch in den Großstädten braucht mau nur den Mittelpunkt zu verlassen, um Buchhändler zu finden, die Ansichtskarten verkaufen, und zwar auch solche Buchhänd ler, die ganz moderne, nicht überladene Fenster mit ständigem Buch wechsel unterhalten und dann in einem schmalen Glaskasten nebenan Ansichtskarten zeigen, in der richtigen Erkenntnis, daß Ansichtskarten im Hauptsenster die Vorübergehenden verhindern, mit ihren Augen bis zu den Buchtiteln durchzudringen, immer die kurze Zeit berück sichtigend, die ein Vorübergehender für ein Schaufenster übrig hat. Dem Buchhändler, eben dem Ansichtskartenverkäuser, möchten wir hierdurch den Anstoß geben, dafür zu sorgen, daß die Ansichtskarten schöner werden. Ich habe in den letzten Jahren in vielleicht hundert Orten versucht, treffende Karten der Orte zu erhalten, und ich habe meist nicht das gefunden, was ich suchte. Ich mache cs umgekehrt wie ein Geschäftsreisender, meine Arbeit beginnt, wenn diese Herren sich ausrnhen, abends (Vorträge), und morgens, wenn sie eifrig mit ihren Mappen und Koffern auf die Kundschaft losgehen, gehe ich spazieren, und ich sehe mir neben den sonstigen Sehenswürdigkeiten der Orie immer die Buchläden an, für die ich nun einmal eine angeborene Vorliebe habe. Nachdem ich mir die hübschesten Winkel des Ortes selbst entdeckt habe, betrete ich so einen Vnchladen, verlange Ansichtskarten uud bekomme meistens nicht das, was ich als größte Schönheiten des Ortes eben gesehen habe. Jeder, der viel auf Reisen ist, wird cs gemerkt haben oder wird es merken, wenn er darauf achtet. Wie entstehen diese Karten? Von -vornherein will ich gar nichts sagen gegen unsere Postkartcnindustrie, die höchststehende der Welt, sondern nur gegen den Massenbetrieb, wie die Vortagen gewonnen werden. Es gibt Reisende oder Neiisephoto- »graphen, die von Ort zu Ort reisen, hier und da kurz bleiben und mit großer Erfahrung das anfnehmen, was die Ortsbewohner als fest stehende Eigenarten ihnen angebcn. So sieht man immer nur das Gleiche. Die Großstadt, in der ich wohne, hat immer nur die gleichen 10 Post karten, die man immer und immer wieder sicht, genau so ist es mit allen anderen Orten. Man sieht wohl auch hübsche verträumte Winkel, wie man sie wünscht, aber sehr selten, und dann heißt es: diese des- seren Karten gehen nicht. Also liegt es doch an den Käufern? Da hat nun die Arbeit der Buchhändler eiuzusetzen, zuerst die wirklich male rischen Winkel ausnehmen zu lassen und dafür zu sorgen, daß sic den Käufern mundgerecht gemacht werden. Ein Neisephotograph kann nicht in Winkeln herumkricchen und dann am nächsten Tage wieder kommen, weil die Beleuchtung nicht paßt, es muß alles schnell gehen. >Jn der glücklichen Zeit, wo man noch nicht hetzte, saßen die Neise- Photographen österreichischer großer Firmen manchmal 14 Tage an einem Punkt in den Alpen, um die günstigste Beleuchtung abzuwarten. Heute hat man dafür die Technik, bessere Objektive und die Gelbscheide, die meist zu dunkel genommen wird und dann einen unnatürlich schwarzen Himmel erzeugt. Und doch waren die früheren Abwartcbilder manchmal besser. Oft habe ich die Ladenbesitzer aufmerksam gemacht, was ihnen an wirklich schönen Punkten fehlt, und jüngst sagte mir eine Frau im Laden, daß in nächster Zeit der Photograph wiederkäme uud dann wollte sie mit ihm gehen, sie kenne ganz genau den Winkel, von dem ich ihr erzählt habe, und daß sich von dort eine sehr hübsche Ansicht Wachen ließe. Man vergißt immer, daß der Geschmack der Eingebore nen und der Fremden verschieden ist und Karten nach Eingcborenen- Gcschmack den Fremden kalt lassen. Ich besuchte eine ganze Reihe der wunderbaren Mittelalterstädte Deutschlands. Man sah da die moder nen Gebäude und Straßen, neue Kirchen, Schulen und Theater. Das läßt den geschmackgeübten Fremden kalt. Solche Gebäude gibt es überall, die nimmt sich der Fremde im Bilde nicht mit, wenn auch der Eingeborene auf diese Großstadterrungenschaften stolz sein mag, sie sind überall die gleichen. Schulen, Theater, auch Kirchen sind über all in der Ansschwungzeit gleich gebaut worden, abgesehen von man chen ganz neueren Theatergebäuden, die man in einigen Jahrzehnten als Karikaturen anschen wird. Es fehlt an sogenannten Stimmungsbildern. Diese kann nur ein ortseingesessener künstlerisch begabter Lichtbildner machen, und zwar nicht aus Befehl, sondern es sind die sogenannten Treffer, die man unter seinen Bildern hat, oder Nicht-Treffer, aber mit viel Ausdauer und Geduld gerade zu der Stunde zustande gebracht, die man als beste Zeit in langer Prüfung festgestellt hatte. Ich erinnere mich, solche Aufnahmen nach jahrelanger Beobachtung eines Ortes gemacht zu haben. Nun paßt es nicht immer mit der Plattengröße, und solche Bilder kommen nicht an die richtige Schmiede. Da muß der Buchhändler eines kleinen Ortes Fühlung nehmen mit den begabten Lichtbildnern, einerlei.
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