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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.10.1925
- Strukturtyp
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- 1925-10-15
- Erscheinungsdatum
- 15.10.1925
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- Deutsch
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^ 242, 15. Oktober 1925. Redaktioneller Teil. «örsenrrau f. i>. Ltschn. «uchhllilbQ. 15719 nuszusprechen über das Wohl und Wehe unseres Berufes, werden ein gehäuftes Päckchen Sorgen mitgebracht und mehr vom Weh als vom Wohl zu berichten hüben. Wohl hat sich nach Einführung der Festmark im Anfang des Berichtsjahres die Kaufkraft und Kauflust wieder etwas ge hoben und alte langvermißte Kunden wieder in unsere Läden geführt. Die Jnflationserscheinung der täglich schwankenden Preise, die für die Existenz des Sortiments notwendigen Spesen zuschläge waren verschwunden, gut ausgcstattete Bücher waren wieder an Stelle der Kriegsdrucke getreten. Der Käufer bekam in der Buchhandlung wieder einen festen Preisboden unter die Füße, und das alte hier und da erschütterte Vertrauensverhältnis zwischen Käufer und Verkäufer wurde wieder hergestellt. Auch mit Bibliotheken und Behörden knüpften sich wieder normale Be ziehungen an, doch wenn hier die Verarmung unserer Staats- uud städtischen Kassen zu einer starken Beschränkung der Bücher anschaffung zwang, so konnte der für uns besonders in Be tracht kommende, durch Krieg und Inflation ani meisten er schütterte intellektuelle Mittelstand sich nur wieder und auch hier nur in beschränktem Maße dem billigen Buche zuwcnden. Der starke Abbau und die knapp bemessenen Gehaltsbezüge der Be amtenschaft wirkten weiter lähmend auf die Geschäftslage in unserem Verbandsgcbiet. Alles das gab dem Weihnachts geschäft die Signatur und ließ uns nicht einstimmen in die teilweise von starkem Optimismus getragenen, in unserem Börsenblatt veröffentlichten Berichte über das Weihnachtsgeschäft im deutschen Buchhandel, deren Bedeutung unseres Erachtens sehr fragwürdig ist, weil sie meist bei Ausschaltung der Gewinn frage und unter Nichtberücksichtigung der gewaltig gesteigerten Spesen und der Lageranschaffungen zu falschen Schlüssen führen und in den Handelsberichten ein unzutreffendes Bild von der wirklichen Wirtschaftslage im Buchhandel geben. Auch das Schulbüchergeschäft unterlag den allge meinen starken Hemmungen, hcrvorgerufen teils durch direkte Bezüge der Schulen infolge direkten Angebots seitens des Ber lages zu Preisen, zu denen das ortsansässige Sortiment nicht liefern konnte, durch völlig unzulängliche Rabatte und durch de» Mangel an Betriebsmittel», der es dem Sortiment oft nicht ermöglichte, zur rechten Zeit und in genügendem Umfange sein Lager zu ergänzen. Kein Geschäftszweig im Sortiment ist so sehr dem Risiko unterworfen als das Schulbüchergeschäft. Heute mehr denn je, besonders bei Bemessung der Anzahl der zu be stellenden Bücher im Hinblick auf den schwunghaften, durch die Verarmung weiter Volkskreise geförderten Tauschhandel unter den Schülern selbst. Da sollte der Verlag durch weitestgehendes Entgegenkommen mit auskömmlichem Rabatt und Zurücknahme liegengebliebencr Exemplare das Risiko einschränken. Wir sind die letzten, die der Verstaatlichung des Schulbücherverlages das Wort reden möchten, aber dort, wo sie Wirklichkeit geworden ist, fährt das Sortiment nicht schlecht dabei. In verständnis voller Weise, die man sonst nicht immer bei den Behörden dem Kleinhandel gegenüber gewohnt ist, wird hier durch einen Rabatt von 40^ bei glatter Rücknahme liegengebliebener Exemplare der besonders schwierigen Lage des Schulbüchcrgeschäftes Rechnung getragen. Das sollte >den Schulbüchcrverlegern zu denken geben. War zu Beginn des Berichtsjahres infolge der oben gekenn zeichneten Gründe und auch wohl infolge einer vorübergehenden Belebung der Wirtschaft durch Auslandskredite eine gewisse, auch dem Buchhandel zugute kommende Belobung der Kauflust und Kaufkraft festzustellen, so steht und staNd das Sommer ge- schüft unter dem Zeichen einer Geschäftsstille, die weit über die im Sommer stets herrschende Stille hinausgeht und die den Mangel an Betriebsmitteln bei Verlag und Sortiment bei un gekürzter Spesenlast und fortlaufenden Verbindlichkeiten beson ders schwer empfinden läßt. Möchte diese Notgcmeinschaft, in die dieser Sommer Verlag und Sortiment geführt hat, dazu beitragen, das Verständnis und die Rücksicht auf die Nöte beider auf beiden Seiten zu fördern, und möchte das K r ed i t n eh in e n und -geben nicht nur an schroffe Bedingungen, sondern auch unter das Licht des Wortes gestellt werden: »Ein jeder Helte dem andern und nehme Rücksicht auf Wollen und Können!« Da ist nicht nur der Verlag der Gebende, auch das Sortiment soll unter Berücksichtigung der Notlage des Verlages überspannte und un gerechtfertigte Kreditfordevungen nicht stellen und davon allein die Erteilung seiner Aufträge abhängig machen. In dieser Zeit der Stille gewinnt die Frage der Buchwerbung, die auch unseren Kreisverein beschäftigte, erhöhte Bedeutung. Auch wir gedenken dankbar der vielseitigen Anregung unserer Werbestelle, die es verstanden hat, den Werbegedanken immer wieder neu zu be leben. Wir möchten aber auch vor einer Überschätzung warnen und vor einem Zuviel und Zulaut. Nichts schlägt sich leichter in seiner Wirkung selber tot als die Reklanre. Man soll nicht vergessen, auch wir schlagen letzten Endes immer wieder in die selbe Kerbe, in die auch andere schlagen. Wir wagen die ketzerische Behauptung aufzustellen, daß ein großer Teil der Kollegen die immer wiedcrkehrcnden theoretisierenden langen Artikel über das Wevbeproblem gründlich satt hat und nicht mehr liest, sie haben sich schon halbtot geschlagen, und wenn sie noch einige Jahre so weiter machen, find sie ganz tot. Unsere Zeit ist leicht geneigt, alles krampfhaft zu betreiben und das Augenmaß für die wirkliche Bedeutung der Dinge zu verlieren. Gute Pferde be dürfen der Schonung und sollen nicht schon frühzeitig lahmge- rittcn werden. Das Dogma: Stille Geschäftszeiten verlangen erhöhte Werbung ist auch nur eum grano sslw zu verstehen. Zunächst kommt für den Kaufmann die nüchterne Frage: Wie stehen die Werbekosten zu dem voraussichtlichen Erfolg? Und in einer Zeit der geschäftlichen Dürre mehr denn je, wo die Reklame oft einen Schlag an einen Felsen bedeutet, der kein Wasser geben kann. Es wäre schade, wenn die Hoffnung auf die Werbestelle für manche Sortimenter zur Schlafmütze würde, die sie sich über die Ohren ziehen und die sie darauf verzichten ließe, die feine, stille, von hohem Verantwortungsgefühl diktierte Arbeit am Buch zu verrichten. Die beste Werbung bleibt letzten Endes doch das Buch, das seinen Menschen gefunden hat. Gott schütze uns vor dem lauten Propaganda-Amerikanismus für unser deutsches Buch, der selbst im Lande der unbegrenzten Möglich keiten, wie bereits im vorigen Jahre in Stuttgart erwähnt wurde, sich schon totgelaufen hat. Wir glauben der Werbestelle gerne, daß sie noch da ist, und sind ihr dankbar, auch wenn sie weniger geräuschvoll und weniger theoretisierend in Referaten und Kor referaten balzt und mehr zur stillen Vermittlungs- und Aus- taufchstelle guter und praktischer, das Gefchüftslebcn belebender Werbungsgedanken wird und in der Zeit der knatternden Motor räder nicht zu früh ihr Pulver verknallt. Auch die Erörterung über die Frage der Sommeraka- d e m ien nimmt in der letzten Zeit in unserem Börsenblatt einen breiteren Raum ein. Auch wir begrüßen jede unseren jungen Mitarbeitern gebotene Möglichkeit, sich weiterzubilden und zur tieferen Erkenntnis der Dinge zu kommen, mit Freuden. Aber warum muß die Sache mit so viel Geschmuse aufgezogen wer den, warum ist man nicht einfach und natürlich, warum stolziert man auf Stelzen und bleibt nicht auf praktischem Böden und läßt die Toga besonders befreiten und geläuterten Menschentums flat tern? Nicht nur unter den Bücherstubenjünglingcn mit Schiller kragen gibt es Suchende und Auserwählte, nicht rückständige Chefs sind das Hindernis, sondern die gespreizte Ausmachung hält manchen einfach denkenden jungen Mann davon ab, weil er fürchtet, nicht dorthin zu Pässen. Jedenfalls haben wir auch für den jungen Kollegen vollstes Verständnis, und das kann genau so gut ein Suchender und Entwicklungsfähiger sein, der nach an strengender körperlicher und geistiger Arbeit seinen oft kargen Urlaub lieber damit verbringt, einmal die Bücher zuzuklappen, sich in die Dünen zu legen, in den blauen Himmel zu schauen, und der lieber seinen Tabak in die Luft bläst, als sich irgendwo Weltanschauung und Kulturschwätzerei ins Gesicht blasen zu lassen. Zu einer schweren Gefahr für Verlag und Sortiment haben sich die immer zahlreicher werdenden B u ch g e m e i n s ch a f t c n entwickelt. Sic führen zu einer Typisierung des Lesestoffs für ein völlig verschiedenartig zusammengesetztes Lcsepublikum, ignorieren die Vielgestaltigkeit unseres geistigen Lebens, indem sie darauf verzichten, den rechten Menschen für das rechte Buch zu suchen 2068'
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