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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.10.1925
- Strukturtyp
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- 1925-10-20
- Erscheinungsdatum
- 20.10.1925
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- Deutsch
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V, 6 M. ö».-. 6. W. S» —. - IIIu»1nIon1oi- 1«» Mitglieder: >. 6. (nur ungeteilt) 120.—. Adrige Seiten >/, S.10S.-,N S.5S.-.K S.30.-,Mchtmitgl.1.S.tnurung-t.1 „ . 240.—. -Übrige S-: >/, 6. 210.—. V- S. IIS.—. >/, 6- S0.—.»»jederzeit Vorbehalten. — -Seiderisitiger Ers.-Srt Leipzig. s»n»> »ov», «.»iprl, — 1S4SS —k»i»i»»i»».: S»INNI0> Hl». 70SSS — Lol.-»«>I».I Suokdiii»»« 5 "/— Nr. 248 (>r. 141>. Leipzig. Dienstag den 20. Oktober 1925. S2. Jahrgang. Redaktioneller Teil« Aktivität statt tatenloser Kritik! Von Eugen Diederichs. Stellt man einem gewöhnlichen Kaufmann oder Industriellen die Frage: Soll mau der Entwicklung der wirtschaftlichen Ver hältnisse Zusehen, bis sich von allein alle Schwierigkeiten er ledigen, würde der Gefragte einen groß ansehen und sagen: Sie sind wohl aus Schilda oder Buxtehude? Nur im Buchhandel hat man allgemein'diesen Glauben, wie ich jüngst bei mancherlei Gesprächen über die Entwicklung der Buchgemeinschaftcn feststellen mußte. Da seine Träger. Verleger wie Sortimenter, zumeist in der Stube sitzen, bekommen sie nach und nach die Einstellung des an den Hämorrhoiden leidenden Bücherschreibers und auch jener Politiker, die in Theorien leben: Nur kein Risiko im Leben durch schnelles instinktives Handeln! Wozu eine eigene Entschei dung und ein Eingreifen, denn das Kommende weiß doch niemand im voraus! So läßt man alles seinen Gang gehen und ist dann hilflos, wenn innerhalb kurzer Zeit eine ganz neue geschäftliche Situation entstanden ist, auf die man sich nicht im geringsten vorbereitet hat. Dann entsteht als letzter Rettungsanker die falsche Hoffnung: ich werde kraft meiner Schlauheit (die so oft erstarrte Geschäfts routine ist) mich schon über Wasser halten. Je mehr meiner Konkurrenten zugrunde gehen, desto besser für die Überlebenden. Eigentlich ist man sich dieses Denkens gar nicht klar bewußt, son dern man beschwichtigt sein schlafendes Gewissen von vornherein durch allerhand kritische Einwände. Mögen andere die Kastanien aus dem Feuer holen, ich bin eben weitsichtiger, urteilt in der Regel jener, der nur so weit denkt, wie seine Nasenspitze reicht. So sehen alle Kollegen aus, deren Denken nicht über das enge Ich des persönlichen Privatinteresses, des direkten Geschästsum- kreises hinausgeht. An diesem Denken ist ja auch jetzt die deutsche Großindustrie (abgesehen von anderen gewichtigen wirtschaftlichen Momenten) zurzeit gescheitert. Der deutsche Großindustrielle ist nie zu einem politischen Typus in einzelnen Persönlichkeiten avanciert, weil er in der Regel engstes Geschäftsinteresse vor die- Verpflichtung zum allgemeinen Ganzen stellte. Genau so steht es im Buchhandel, wenn führende Verleger im wissenschaft lichen Verlag erklären: was gehen uns die Buchgemeinschaften an, der wissenschaftliche Verlag wird durch sie nicht betroffen. Solche Ansichten bedeuten ein Sich-nicht-klar-sein darüber, daß der Buchhandel ein unteilbares Ganzes ist, ebenso wie wir als Nation trotz aller Grenztren-nungen ein unteilbares, mit engen Maschen aneinandergeknüpftes Volksganzes sind. Solche Ansichten bedeuten Verzicht auf Verantwortung jenem Leben gegenüber, das uns alle in unserem Berufe zusammenschließt, sic -- bedeuten Impotenz im volkswirtschaftlichen Denken. Wir stehen nach meiner Anschauung vor einem kommenden ! Loichenfeld wirtschaftlichen Zusammenbruchs. Die wirtschaftliche ! Kontraktion, die die Wucherungen der Inflationszeit vernichtet, ! beginnt erst. Als Symptome dieses Übergangs tauchen die Buchgemeinschaften auf und bedrohen mittelst ihrer Kapitalkraft i und ihrer geschaffenen Organisationen die organische Regulierung l der Verlagsproduktion und der notwendigen Sortimentsum- Börsenblatt s. den Deutschen Buchhandel. S2. Jahrgang. stellung gleichmäßig. Buchgemeinschaften verbreiten unter der Flagge des billigen Buches das unfruchtbare Buch. Denn das Buch ist kein Fertigfabrikat wie eine Nähmaschine, sondern ist ^ Halbfabrikat und wird erst fertig in der Seele des empfänglichen Lesers. Darum darf seine Verbreitung nicht mechanisch organi siert werden. Ich will nichts Voraussagen, aber ich nehme an, daß etwa ein Fünftel aller Verlage in den nächsten 3 Jahren Pleite geht oder doch wenigstens beträchtliche Vorräte schnell abstoßen muß. Schon jetzt hat fast jedes Sortiment modernes Antiquariat im Schaufenster, kann es in Zukunft noch all die Ramschbücher in verstärktem Maße aufnehmen? Und besteht nicht auch die Ge fahr, daß der Verkauf des Tempelverlages -weitere Nachfolge findet? Soll man all diese Dinge sich frei entwickeln lassen bis zum Kampf aller gegen alle, obgleich man in einer Organisation zusammengeschlossen ist, die nicht nur eigene wirtschaftliche Inter essen, sondern auch allgemein geistige Interessen zu vertreten hat? Zu lange hat schon im Buchhandel die Impotenz, sich bei den veränderten wirtschaftlichen Verhältnissen zu helfen, ange dauert, sodaß sich mir manchmal das Bild von dem Greis in der großen Seestadt Leipzig, der auf dem Dache sitzt und sich nicht zu helfen weiß, aufgedrängt hat. Ich hatte selbst in den letzten Monaten den Plan einer Neugründung gefaßt und schon die Aufforderung dazu an eine Reihe Berufsgenossen geschickt, nicht wegen meiner Ge schäftsinteressen, sondern weil ich mich schämte, daß im Buchhandel nichts geschah. Da legten mir »die Herren vr. Schotte und Knieling ihre Pläne vor. Sofort griff ich zu und legte meinen eigenen, weniger reifen Plan zurück. Denn in beiden Persönlichkeiten offenbarte sich organisatorische Tatkraft mit kul tureller Verantwortung. Es wäre ein großes Glück für den Buch handel, wenn noch mehr organisatorische Außenseiter zu ihm stießen, die sich bereits in anderen Berufen erprobt haben. Ebenso wäre es gut, wenn mit jenen Erfahrungen, die die Bibliothekare der Volksbibliotheken bereits in feste Formeln gebracht haben, einmal praktisch gewirtschaftet würde. Herr vr. Schotte ver spricht es, und um darauf zu dringen, daß er sein Wort hält, bin ich ihm zur Seite getreten. Augenblicklich bemühe ich mich, die Beteiligung des Buchhandels an der G. m. b. H. zu gestalten, damit nichts gegen die Interessen des Gesamtbuchhandels ge schehen kann. Die B u ch e i n k a u f s z e n t r a le. Beide Herren könnten ihre Gesellschaft auch ohne den Buch handel fundieren. Ich habe aber vorgeschlagen, die größere Hälfte -der Anteile müsse in den Händen des Buchhandels verbleiben, damit er den maßgebenden Einfluß hat. Sonst hat es keinen Zweck, daß zwei Verleger und ein Sortimenter in den Vorstand hineingehen, ebenso daß eine Reihe Sortimenter in dem erweiter ten Arbeitsausschuß sitzt. Es ist hier -eine ähnliche Lage wie seinerzeit bei Gründung der Gesellschaft für Auslandsbuchhandel. Entweder wollen Ver lag und Sortiment sich zur Tat aufraffen und treten an meine Seite, oder sie bleiben in verantwortungsloser, impotenter Passi- 2110
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