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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.10.1925
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- 1925-10-20
- Erscheinungsdatum
- 20.10.1925
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- Deutsch
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Primitivsten Reizungen: inan begegnet in Lokalen minderen Ranges einem sehr saloppen Manne, der als erklärter Duzfreund aller auS der Kategorie »Dame« gestrichenen weiblichen Wesen einen gewissen Ruf genießt, jedem »Ober« als ständiger später Gast mit etwas eigen tümlichen Manieren bekannt ist und zumeist eine auffällige, nicht ganz überzeugte Lustigkeit zur Schau trägt — I)r. Longiuus. Kaum findet man einen menschlicheren, verständigeren Chef, als er es seinem Personal ist. Leider muß er hart kämpfen, da die Kon kurrenz ihm, vielleicht wegen seines enormen Wissens, durchaus nicht wohl will. Seine Abwehr beruht darin, daß er die schlechten und mittleren Kassen einfach mit den Angestellten teilt, von den guten Eingängen das Lager ergänzt und auf diese Weise schlecht und recht weiter existiert, durch seine charaktervolle Art allmählich mehr Kun den gewinnend. Er verlangt vom Leben nur: täglich einen Kunden, der befähigt ist, eine interessante Debatte zu führen, nachmittags eme Sahnetorte, und nicht gleich von den Gläubigern erschossen zu werden. Aus Zerstreutheit zahlt er einige Rechnungen gar nicht, einige doppelt. Lieb Herz und Martens leiten nach wohlerwogenen Ge sichtspunkten einen übersichtlich organisierten Betrieb mit dem größten Bestand an bibliographischer Belletristik, besonders deutscher, englischer und französischer Autoren des siebzehnten und achtzehnten Jahr hunderts. Zur Finanzierung dient der allgemeine neue oder anti guarische »Brotartikel«, Popularia an Romanen, Reiseführern, Texr- ausgabcn usw. Er gibt dem Unternehmen durch die breite Grundlage einen vielseitigen Kundenkreis. Die beiden sympathischen Inhaber, dem Äußeren und Wesen nach wohlsituierte Bürger, sind im Mensch lichen Kopien des Geschäfts. Ihr geregeltes Leben spielt im Pflichten- und Freudcnkreis der Familie und der Arbeit, angenehm unterbrochen durch die vierwöchige sommerliche Erholungsreise mittleren Genres. Rach diesem erstaunt-interessierten Blick in die Regionen der »großen Welt« kehren sie ohne die kleinste Wandlung befriedigt an ihren Platz Zurück und freuen sich auf Weihnachten. Teils aus Geschäftsgriinden, teils so. Diskret-vornehm tritt Herr Salz mann auf, die verkörperte, doch respektheischende, wohlerzogene Dienstwilligkeit in Person. Seine mannigfachen Beziehungen zur guten und besten Gesellschaft, deren kompetenter Ratgeber in allen literarischen und bibliophile« Fragen er ist, garantieren ihm ein fürstliches Einkommen. Er liefert in luxuriöse Häuser ganze, auf den persönlichen Geschmack des Kunden bis zu feinsten Nuancierungen abgestimmte Bibliotheken, nachdem er zuvor in einigen Gesprächen vorsichtig tastend geistig »Maß genommen« hat. Das allgemein Geschätzte besten Niveaus in Inhalt und Form siudet man in den wertvollen alte» Schränken seiner große» Geschäfts räume. Angesichts der vorhandene» anbetungswürdigen Exemplare wird der Zeitbegriff nicht nur relativ, sondern, da die Jahrhunderte spurlos an diesen Büchern voriibergingen, völlig aufgehoben. Be darf es eines Wortes, das erklärt, Herrn Salzmanns Leben sei so makellos wie sein Auftreten, seine Bügelfalte, sein Laden? Angenehm mutet trotz mancher unangenehmen äußeren Eigenschaft bei Drinker der Charakterzug zur Einfachheit an. Aus den unter sten Schichten stammend, befähigte ihn seine unermüdliche Zähigkeit, verbunden mit gewandtem Merkantilismus, sich die Rolle des aner kannten Kenners alter Stiche und städtekundlicher Literatur anzneignen. Das jahrzehntelange Ringen um die gefestigte Position lieh ihm keine Muße, sich den Gebräuchen der gehobenen Stände anznpassen. So blieb er immer ein zurückgezogener arbeitswilder Sonderling, dessen einzige Erholung ein gemütliches Glas Bier im Kreise alter Freunde bedeutet. Dieser Gewohnheit blieb er trotz des bedeutenden Wandels seiner Lage treu, ohne sich je der früheren Bekanntschaften zu schäme». Sein etwas cholerisches Temperament, die oft abstoßende »Nnschigkeit« seiner äußeren Erscheinung bedingte ein immer weiteres persönliches Zurückziehen aus dem Ladengeschäft, das er mit zunehmender Nichtig keit nunmehr ganz dem Personal überläßt. Er selbst verbringt seinen Tag mit Sortieren und Katalogisieren der Stiche und schuf das um fangreichste Nachschlage- und Jdentifizierungswerk auf diesem Gebiet. Dieser kleine Auszug aus dem Bilderbuch der Antiquare vermag vielleicht eine Ahnung von der Reichhaltigkeit der vielfältigen Charak terköpfe zu geben. Bemerkt muß werden, daß aus persönlichen Grün den die Auswahl so getroffen wurde, daß die Erkennung der Originale auch den Eingeweihten nicht gelingen wird, da in fast jeder größeren Stadt Vergleichscharaktere ausfindbar wären und es auf Typisierung, nicht ans Einzelfälle ankam. Also, bitte, raten Sie nicht Rätsel! Die richtige Lösung gelänge doch nicht. 8e6c,tt< Iiloüoi Dr. Irarl: Oer iviüneliner 8ucll6ruel(ef Osr>8 8cliob8er 1500—1530. Nit smwn gMlrsng: IVsr Ist ckoirairn liveksr von Nünclrsn? älünoken: Verlag cisr dlüni'liner Drucke. 1825. 158 8. mit 4 ^bbilciungsn unck 31 Miwseitigsu Rakeln. 4". I-rv. Uk. 24.—. Hans Schobser war der erste bodenständige Drucker Münchens. Schvttenloher widmet ihm ein Werk, das bibliographisch auf höchster wissenschaftlicher Stufe steht und in mehrfacher Richtung in belang reicher Weise noch über den engeren bibliographischen Bezirk hinaus geht, orrsgeschichtlich, diplomatisch-sprachgeschichtlich und hinsichtlich der Geschichte der Glaubensbewegnng. Eine Skizze des Lebens und Wirkens Schobsers eröffnet das Werk, die, da Schobser im Nachwiegendruckzeitalter der einzige Buch drucker Münchens war, zugleich die Geschichte des Münchner Buchdrucks 1588 bis 1588 ist. Sie zeigt Schobser als Lohndrücker und als Drucker Verleger und beleuchtet die frühe und umfassende Verwendung des Buchdrucks durch die bayrische» Herzöge im Dienste der Verwaltung. Der Hauptteil besteht in der Beschreibung der Druckwerke. Er bietet erstens ein Repertorium der von Schobser verwendeten Type» und Holzschnitte: die meisten Typen sind in (31) Tafeln veranschaulicht. Er bringt zweitens und vor allem das Verzeichnis der Druckwerke. Bisher war das beste Proctor. Bei ihm ist nach Schvttenloher eine Nr. (11 583) auszuscheiden. Jeder Textbeschrcibung folgen Fund ort und die Nr», bei Panzer, Hain, Proctor, Weller nsw., bzw. der Stellen bei Wackernagel usw. Die Hauptfundorte sind Münchner Staatsbibliothek und — für die Flugblätter - Benediktincrkloster Tegernsee. Wirksame Förderung fand Schottenloher u. a. durch das Britische Museum. Besondere Aufmerksamkeit ist der Feststellung der Druckwerke ohne Namen der Werkstätte gewidmet worden. Sie vermehren — und bereichern inhaltlich — die Liste der Druckwerke wesentlich. Das Verzeichnis enthält 236 Nrn.; nicht weniger als 201 davon sind Drucke ohne Druckcrnamen. Welcher Weg, wie von Maittaire über Proctor, Haebler zum Gesamtkatalog, so hier im Spezial werk vom alten Zapf zu Schvttenloher! Zwei sonst nirgends nach weisbare Drucke entdeckte er in einem Sammelbande der Vaticana. Außer dem umfängliche» beschreibenden Verzeichnis gibt Schvttenloher ein alphabetisches Verzeichnis der Druckwerke. Neben Lebensskizze und Verzeichnissen enthält das Werk zwei Anhänge, von denen, über das drnckgeschichtliche Interesse i. e. S. hinaus, der eine für die Geschichte der Kanzleisprache und deren Be festigung durch den Druck, der andere für die Geschichte der Glaubens bewegung von Belang ist. Schobser hat zahlreiche und mannigfaltige amtliche Drucke; da sie bedeutsame Quellen der bayrischen Kanzleisprache sind, so gibt Schvttenloher in dem ersten der erwähnten Anhänge dazu drei Text proben. Schvttenloher macht kurz auf die Bedeutung des Buch drucks für die Entwicklung der Sprache aufmerksam und zitiert die Arbeiten von Moser, Arens und das Götzesche Lesebuch. Vielleicht hätte er in wenigen Sätzen diesen Punkt ganz kurz erläutern können, da er i» der Druckgeschichte in der Tat wenig beachtet wird. Für die Diplomatik der Handschriftenzeit muß ja die Methode darin be stehen, erstens die Mundart.der Umgegend festzustellen, zweitens die Abweichungen der Urkunden der betreffenden Kanzlei davon; und dann ist der Witz der, festzustellen, aus welcher Gegend die Kanzlei- schreiber stammen, und wie sie sich zu den beiden genannten Punkten verhalten. Nun tritt der Drucker hinzu und bringt gewisse willkür liche Änderungen dazu (wie wir das wohl besonders an Lutherdrucken sehen), und dadurch tritt eine gewisse »Befestigung« ein. Darauf weist u. a. auch v. Bahder hin (Grundlagen, 1890; er erwähnt, was Schottenloher gewiß interessieren-wird, dabei auch »Schobßer«, und zwar eben als von auswärts, also niit anderer Mundart, nach München gekommen). Zu zitieren würde wohl Demeters Studie zur Kur mainzer Kanzleisprache gewesen sein, die im Archiv s. Hessische Ge schichte u. Altertumsk., N. F. Bö. 12, 1919 abgedruckt ist und auch als Sonderdruck vorliegt. Au diese Zusammenhänge zwischen Buchdruck und Kanzlei- und Sprachgeschichte erinnert zu habe», ist eine besondere und wertvolle Seite des reichen und bewundernswerten Werkes Schottenlohers. Der zweite Anhang weist den Verfasser der Flugschriften: »Ge druckt durch Johann Locher von München« von 1524 nach, mit neuen Aufschlüssen über einen der rätselhaftesten Volksaufwiegler der Zeit vorm Bauernkriege. Der Zusammenhang des Anhangs mit dem Haupt- gegenstande des Werkes liegt darin, daß Locher nicht selten irrig als Münchner Drucker angeführt wird. Locher, von dem die Sendbriefe an Karsthaus n. a. Flugschriften stammen, ist nicht Buchdrucker, und
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