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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.10.1925
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1925-10-22
- Erscheinungsdatum
- 22.10.1925
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- Deutsch
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Kohorten exerzierten, sollte das schon recht flügge gewordene Kind unseres l)r. Eugen Diederichs den Vertretern der Kreis- und Ortsvereine vorgeführt werden. Der Vater war selbst nicht da, aber er hatte mit einem »«Gut Runst« sein Kind einer tüchtigen Amme, Herrn vr. Angermann, anvertrant, der saß inzwischen iin Saalburggasthaus und wartete infolge eines bedauerlichen Miss verständnisses auf das Kind und — auf schlechtes Wetter, während draußen im leuchtenden Sonnenschein Herr Prof. vr. Menz sich des Kindleins angenommen hatte und es fröhlich nach seiner Art schaukelte. Herr vr. Oldenbourg erklärte erst einleitend, warum man das Kind überhaupt schaukeln müßte. Der Berichterstatter hat nur kurze Zeit zugehört, da er den liebenswürdigen Führer durch die Sammlungen der Saalburg nicht ganz allein lassen wollte, aber er ums; es selbst sagen, und manche Kollegen haben es ihm bestätigt, daß die außerordentlich geschickte Art, mit der Herr Professor vr. Menz sich seiner Aufgabe unterzog, gewiß aus manchem Saulus einen Paulus gemacht hat, und daß man es sich wohl denken kann, wie mancher junge Ber-ufsgenosfe, der Sommer- urlaub übrig hat, hier befruchtende Anregung Mitnahmen kann. Die Plattdeutschen pflegen ja zu sagen: »Wer't mag, de wagt ja woll mögen«, übrigens -waren die ahnungslosen Vertreter der Herbsttagung die Objekte selber, an denen die Probe auf das Ex-cmpel der Sommerakademie mit dios-em durchschlagenden Er folge gemacht wurde. Wer nun von den Ahnungslosen tu heim licher Genußsucht gehofft hatte, die Vorführung würde mit einem Tanzreigen mit verschlungenen Händen schließen, kam leider nicht auf seine Kosten, weil der Vater fehlte. Es wird eben alles ver sachlicht in dieser nüchternen Zeit. Nachmittags begannen nun die Verhandlungen im Kurhause, über die schon an anderer Stelle berichtet wurde (Bbl. Nr. 228). Die dadurch verwaisten Damen waren aber von dem vorsorglichen Fest ausschuß nicht wergessen worden und folgten inzwischen einer Ein- ladungder Homburgerund Frankfurter Kollegenfranen zu einem Kon zert mit Kaffee und Kuchen aus der Kurterrasse, bis sie sich abends zu dem von dem gastfreundlichen Mitteldeutschen Buchhändlerverband gegebenen Abendessen in einem der stilvollen Säle des Kurhauses zusammenfandeu. Hieran schloß sich nun der Bunte A b end, bunt schon in dem äußeren Bilde farbenfroher Toiletten, bunt in der frohbeivegten Stimmung, aber noch bunter und abwechslungs reicher in den auf künstlerischer Höhe stehenden Darbietungen ernster und heiterer Art, dargebracht von -einer auserlesenen Künstlerschar, die der verehrte Frankfurter Kollege Goldstein in schönem Wetteifer mit seinen beiden um das Gelingen aller Fest veranstaltungen so hochverdienten Frankfurter Kollegen Frceb und Hornburger Kollegen Schmidt aus dem Frankfurter Boden gezaubert hatte. Alle knnstlerischeu Darbietungen der beteiligten Danken und Herren standen unter dem Zeichen einer frischen frohgemuten Geberlaune und fanden infolgedessen auch fröhlichen Wiedcrklang bei allen Teilnehmern, der sich zum Schluß in einem frohbeschwingten Tanze auflöste. Schade, daß dadurch der wohl gemeinte Vorschlag unseres Georg Merseburger, den Zauber künstler, der das Geld nur so in Massen aus der Luft griff, als fünften Syndikus für den Börsenverein zu verpflichten, nicht die gebührende Beachtung fand. Der Sonntag-Vormittag war wieder mit geschäftlichen Verhandlungen ausgefüllt, während de» Damen Gelegenheit gegeben war zur Besichtigung des alten an Kunst- schatzen so reichen Hessen-Homburgischon Landgrafenschlosses und des stilvoll angelegten Schloßgartens, der in seiner bunten Herbst färbung der mit rotleuchtendem wilden Wein überzogenen Schloß- fafsade einen eigenen stimmungsvollen Rahmen gab. Ilm 5 Uhr nachmittags öffnete sich wieder ein anderer Festsaal des vor nehmen Kurhauses zur Festtafel, dem Höhepunkt der au an regenden Veranstaltungen so. reichen Hamburger Tagung. Auch hier war die reiche blnmongeschmückte Festtafel wieder zur Gaben- tafel geworden. Die Frankfurter Firmen Englert L Schlosser, Hauser L Cie., Osterrieth, Klimsch, Maubach L Co., Knauer und Societätsdrucker-ei^hatten typographisch vornehme Drucksachen ge liefert, die Firmen Mohr L Meder, Großbuchbinderei, Ger- stung in Offenbach und der Drei Masken Verlag in München Bücher und Festgaben als Zeichen hervorragender buchtechnischer und künstlerischer Leistungsfähigkeit. An dieser Stelle allen Gebern dafür zu danken, ist dein Vorstand der Kreis- and Orts vereine ein ganz besonderes Bedürfnis. Mit Markigen Worten öffnete die Schleusentore der sich bald über die frohgestimmle Tafel ergießenden Redefluten der Vorsitzende des Verbandes, Herr Georg Schmidt, des Vaterlandes und -seines ragenden, ehr furchtgebietenden Führers, des Reichspräsidenten Hindenburg ge denkend. Kollege Gude, Hildesheim, flocht dem gastgebenden mitteldeutschen Verbände, den Frankfurter und Homburger Kol legen einen wohlverdienten Kranz für die bewiesene Gastfreund schaft und für alle Mühe, die sie für den schönen Verlauf der Homburger Tagung mit so viel Liebe -aufgebracht hatten. Herr Danehl, Goslar, weihte in seiner frischen, begeisternden Weise sein Glas dem deutschen Buchhandel -und löste spontan im Deutsch landliede die Herzen. Herr Georg M -ersebu r g e r erklomm mit seinem goldenen Humor wieder einmal die Höhe, nämlich die höchste Höhe des Taunus, den 881 m hohen Feldberg, kürzte diesen durch Wegnahme des höchstens Steinchens um 2 om, auf die Ge fahr hin, sämtliche geographischen Lehrbücher dadurch zu veralten^ und überreichte diese Spitze mit einer Urkunde der höchsten Spitze des Verbandes als Erinnerung -an die höchst genußreich verlaufene Homburger Tagung. Auch der -Kurdirektor Homburgs fand humorvolle freundliche Worte der -Begrüßung, die in dem Wunsche gipfelten, sich bei -Bedarf der Hamburger Heilquellen zu erinnern. Herr Beyer, Wien, gedachte in seiner herzenswarmen Wiener Art -in begeisternden Worten der deutsch-österreichischen Verbrüde rung. Herr Goldstein, Frankfurt, überreichte Herrn Focken^ Dresden, dem Dichter des von der Druckerei Osterrieth, Frankfurt, geschmackvoll gedruckten Tischl-iedes: Ein Lied von der Werbung, Nr. 1 einer nur in 3 numerierten -Exemplaren hergestellten, auf feinstem Papier gedruckten Luxusausgabe mit einer Widmung der Damen des Mitteldeutschen Verbandes und des Frankfurter Ver eins, während der -in dem Liede zartfühlend gekitzelte Kollege Schnabel Nr. 2 und der Verbandsvorsitzende Nr. 3 des Liedes erhielten. Darf der diesem Bericht nicht ganz fernstehende Dichter des Liedes -an dieser -Stelle den liebenswürdigen Damen für diese reizende sinnige Gabe noch -seinen ganz besonderen Dank auS- sprechen. Den nachhaltigsten Eindruck aber -von -allen Reden hinterließ -die Rode unseres P a u lNitsch m a n n auf die Frauen oder besser auf die Frau. Das war kein Damentoast i-m land läufigen Sinne, das war -eine Dichtung in dem Gewände schim mernder Sprachschönheit, voll tiefer Gedanken, ein -Strauß, wie er wohl schöner und leuchtender kaum der Frau geflochten werden kann. Alle Teilnehmer standen noch lange unter dem Eindruck dieser Rede. Herr Alberti gedachte noch in warmen Worten des verehrten Verbandsvorsitzenden und seiner trefflichen Leitung der Verhandlungen. Die fein pointierten witzigen Verse des Bres lauer Kollegen Herrn Wolf, der Werbestelle und ihrem verdienst vollen Förderer und Wandcrpredig-er Herrn Fritz Schnabel ge widmet, gingen leider zum Teil den entfernter Sitzenden verloren. Die Redeflut — es ist doch keine vergossen? — dämmte dann H a y n o Focken durch einen -Schlußstein, der ein Goldstein war und dem Manne galt, der mit seinen Kollegen Free-b und Schmidt so viel zu dem Gelingen des Ganzen beigetragen hat. Die Wogen -dieses Abends verebbten dann fröhlich in den verschiedenen Gast stätten der Stadt. Am Montag-Morgen Regen und grauer Himmel, aber es ging an den Rhein, es ging an den sagenumwobenen Schicksalsstrom unseres Volkes, dem unser Sehnen und Lieben in diesem Tagen der Not unseres Vaterlandes nur um so -inniger und heißer ent gegenströmt. Wir -glaubten an die Sonne, und sie kam, sie wird auch unserem Volke über seinem Rhein wieder leuchten, wenn es den Glauben an seine Zukunft still und fest in seinem Herzen trägt. In Mainz führte uns die Straßenbahn am Denkmal Gutenbergs vorüber, der dein Geiste durch seine Kunst die den Erdball umfassen den Schwingen gab, dem Geiste, -dem auch wir Buchhändler dienen. Als wir in Mainz den Rhein erblickten, manche der Kollegen aus dem -Reiche zum ersten Male, als sich über ihm das dunkle Gewölk lichtete und sich auf der Fahrt stromaufwärts die male rischen Höhen des Rheingaus immer klarer -enthüllten, als die Gläser aneinanderklangen und uns die alten r-ebenumrahmtcn Städte grüßten, da wußten wir und fühlten es tief, was uns der Rhein war. Und wenn es unsre Lippen nicht sangen und singen durften, unsere Herzen fangen es doch. In Rndeshei-m, der reb-
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