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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.10.1925
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- 1925-10-22
- Erscheinungsdatum
- 22.10.1925
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- Deutsch
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geschmückten Rheingaukönigin, verließen wir den Dampfer, und die Zahnradbahn führte uns empor zum Niederwalddenkmal, dem Zeugen großer Tage, und Künder großen Geschehens. Heute eine gewaltige erzgegossene Mahnung zur Einigkeit und zum natio nalen Willen. Und dann ging's über Wälder und Höhen hinab nach Aßmaunshausen, um dort in der alten Krone, wo einst Freiligrath und Rittershans tranken und sangen, die schönen Tage ausklingen zu lassen im letzten fröhlichen Zusammensein. Und wie klangen sie aus! Soll es einzeln gesagt werden, was uns bei dem Perlenden Aßmannshauser die Herzen warm machte? Die Lieder des weinfro-hen Sängers Trojan, die spontan entstandenen schönen Verse des Kollegen Wolf aus Breslau, die alten Rhein weinlieder, die von unseren Lippen und aus unseren Herzen kamen, und so manches gute Wort, das die Stunde gab? Genug, wir waren einmal wieder aus den Niederungen des Alltags und der Not der Zeit auf die Höhe gefahren und waren reich und froh geworden. Das danken wir dem Vater Rhein. Erlebten wir nicht etwas von dem Geiste des Uhlandliedes, als im Däm mern des Abends der Rhein zu unseren Füßen rauschte und sang: Nicht rühmen will ich, nicht verdammen, Untröstlich ist's noch allerwärts, Doch sah ich manches Auge flammen, Und klopfen hört' ich manches Herz. Und so verklang die schöne unvergeßliche Homburger Tagung. H. F. Deutsche Weltgeltung, deutsche Wissenschaft und deutscher Buchhandel. Professor vr. G e o r g S ch r e i b e r hat unter dem Titel »Deutsche Medizin und Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft« im Verlag Quelle H: Meyer in Leipzig eine Schrift erscheinen lassen, in der sich nachstehende, für den Buchhandel besonders interessante Ausführungen finden: »Die eben berührte Minderung der Buchaussuhr ist in der Tat bedauerlich genug. Man vergleiche nur den literarischen Export von 1913 mit der Ausfuhr von 1924, um den ganzen Abstand von einst und jetzt zu ermessen. Die Nachweise des statistischen Reichs amts lassen erkennen, daß die Buchausfuhr in den Vergleichs monaten Januar bis August 1913 — 91379 Doppelzentner betrug, sich aber auf 71519 Doppelzentner im Jahre 1923 und auf 39 364 Doppel zentner im Jahre 1924 verminderte. Der Rückgang von 1913 bis 1924 betrug also 60A, der von 1923 zu 1924 macht jedoch 45?L aus. Das sind äußerst unleidliche Ziffern. Die Verbreitung deutscher Druck erzeugnisse ist somit beklagenswert zurückgegangen. Aus allen An zeichen darf aber nun scstgestellt werden, daß es sich in erster Linie um den Rückgang wissenschaftlicher Bücher und Zeitschriften handelt. Das sind namhafte Einbußen in unserer kulturellen Vormacht stellung unter den Völkern. Sie sind um so ernsthafter zu bewerten, als wir erst nach dem Weltkrieg darangingen, die Vorzüge unserer kulturellen Haltung in die kulturpolitische Aktion zu überführen. .Kul tureller Hochstand ist nämlich keineswegs mit bewußter Kultur politik gleichzusetzen. Ersterer ist Voraussetzung. Letztere stellt tm Verkehr und im Ringen der Völker geistige und kulturelle Werte als Mittel der Überredung und Beeinflussung ein. Mit Bedacht, mit Methode, mit suggestivem Wollen. Wir haben früher die Kräfte des eigenen Volkes und fremder Nationen nach Jahrbüchern der Heere und Kriegsflotten gemessen, mit ihrer Friedenspräsenzstärkc, mit ihrer Be stückung an Geschützen und all den sinnfälligen Hilfsmitteln der moder nen Armada. Diese statistische Wertung der Streitkräfte zu Wasser, zu Land und in der Lust war bis zu einem gewissen Grade berechtigt, aber cs war ihr Verhängnis, daß sie keineswegs erschöpfend aussiel. Sie übersah das Stärkste und das Gewaltigste in der Ausrüstung der Völker, das sind die Kraftquellen und Waffen des Geistes, also jene Un summen von Imponderabilien, deren Durchschlagskraft und Explosions wirkungen Kruppgeschütze und Skodawerke nicht zu ersetzen vermochten. Wir erlebten das niit Erstaunen, aber auch mit schmerzlichem Er wachen. Au? Grund dieses bitteren Erlebnisses sind wir Deutschen daran gegangen, den Wert und die Wirkung kulturpolitischer Methoden zu erörtern. Noch etwas zaghaft und zögernd. Nur langsam reifen die Anregungen und Vorschläge, soviel Beachtliches einzelne mit sich führen*). Mühsamer noch gestaltet sich das Programm der Tat, da es an einer großzügigen Überlieferung fehlt und innerpolitische Spannungen unausgeglichene Vorfragen offen lassen. Aber zu unserm Unbehagen stellen sich gleichzeitig noch zwei unleidliche Beobachtungen ein. Einmal jene Erfahrung, daß die literarischen, wissenschaftliche», technischen und kulturellen Voraussetzungen dieser neuen Kulturpolitik nicht mehr die ganz gleichen sind wie 1914. Wir sind — zum mindesten in vielen Beziehungen — ärmer, schwächer, mittelloser geworden. Auch die so glänzend verlaufene und mit berechtigtem Stolz empfundene Amerikafahrt von vr. Ecken er darf über diese Einbußen nicht hin- wegtäuschcn. Leider hat sich dieser ernste Fragenbereich dein deutschen Bewußtsein noch nicht so eingcprägt, wie es notwendig ist. Man sucht vielfach die Ursachen dafür, daß wir zurückgcdrängt sind, draußen, das heißt im Versailler Vertrag, mit vieler Berechtigung. Aber man muß sich hüten, diesen Vertrag rein äußerlich und mechanisch zu werten. So blicken viele ganz einseitig nach Artikel 160 des Vertrags, der in einer unwürdigen und ernst zu verurteilenden Begrenzung der Souve ränität uns nur ein Hunderttausend-Mann-Hcer läßt. Aber sie über sehen gleichzeitig ein Weiteres, daß andere und innere Kraftquellen unseres Einflusses ebenfalls zurückgegangen sind. Dahin gehört auch das Schicksal des deutschen Buches. Zum zweiten fühlt der Deutsche im Ausland den Druck einer K u l t n r p r o p a g a n d a, die, gemessen an der Zeit vor dem Welt krieg, sich ganz außerordentlich verstärkt hat. Es handelt sich dabei um wesentliche Unterschiede, nicht bloß um graduelle. Diese literarisch-kulturelle Offensive gegen Deutschland bekommt auch die deutsche Buchausfuhr zu spüren. Denn der Rückgang des Exports er klärt sich nicht bloß aus allgemeineren volkswirtschaftlichen und welt wirtschaftlichen Gründen. Weit mehr macht sich der andere Umstand geltend, daß bislang unumstrittene Absatzgebiete von anderen Nationen beherrscht werden. Auch in dieser Beziehung reden die Ziffern. Wie die Ausfuhr aus Deutschland zurückging, so stieg die Ausfuhr Frank reichs an Druckschriften. Der soeben veröffentlichte Jahresbericht 1924 der Naison clu livre krauxaw meldet mit Genugtuung, daß die Auslandabteilungen gegen das Jahr 1923 den Umsatz verdoppelt haben. Dazu tritt die kulturpolitisch so bedeutsame Gratisspende, die dem französischen Buch wiederum den Weg weist. So betonen die letzten Berichte, die von den Universitätsbibliotheken in Oslo, Lund und Upsala vorliegen, besonders dankbar den Eingang an französischen Veröffentlichungen. Die reichen Sendungen werden durch die fran zösischen Gesandtschaften in Oslo und Stockholm übermittelt. Auch anderswo treten die französischen Liebesgaben in Erscheinung. Die Universität in Klausenburg erhält 104 französische periodiscye Ver öffentlichungen zur Verfügung gestellt, die in den Lesesälen unent geltlich ansgelegt werden sollen. Diese Einzelfälle sind in ein System gebracht, dessen Geschlossenheit und Großartigkeit die Vorkriegszeit wesentlich überragt, dessen Dauer auch die kleinliche Tagesparole ,Das Buch der Hunnen muß beseitigt werden' überlebt. Aber nicht bloß von Frankreich aus erwachsen dem deutschen Buch und im besonderen dem wissenschaftlichen Werk Schwierigkeiten. Nach sorgsamen Beobachtungen**) dienen an zahlreichen Auslanöuniversi- täten englische, amerikanische oder französische Kompendien als Unter lagen zu den Vorlesungen, wo bisher unbestritten das deutsche Buch herrschte. Südamerika, ehemals ein Hanptabsatzgebiet für Veröffent lichungen der deutschen Wissenschaft, wird mit amerikanischen Geistes- crzeugnisscn überschwemmt. Dieselben Feststellungen werden ans China gemeldet. So ist der Wirkungsbereich des deutschen Geistes, tm beson deren auch der deutsche» Medizin, stark eingeengt. Gleichzeitig leidet die deutsche Wirtschaft Schaden. Wissenschaft und Wirtschaft sind nun einmal wahlverwanbte Größen, da sic der gleichen kulturellen Wurzel entspringen. Wer diese Zusammenhänge aus sich wirken läßt, wird zur Genüge ermessen, daß die Wirksamkeit der Notgeineinschaft der deutschen Wissen schaft auch an dieser Stelle in eine große Linie rückt. Es ist eine Schicksalslinie unseres Landes und seiner Weltgeltung.« *) Am bemerkenswertesten bleibt nach wie vor die Schrift von C. H. Becker, Kulturpolitische Aufgaben des Reiches (Leipzig 1919). Siehe im übrigen auch Spranger, im Artikel »«Kulturpolitik«, bei P. Herre, Politisches Handwörterbuch (2 Bände, Leipzig 1925) mit der dort angegebenen Literatur. **) Hier habe ich besonders K a r l S i e g i s m u n d für sachkundige Mitteilungen zu danke».
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