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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.10.1925
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1925-10-24
- Erscheinungsdatum
- 24.10.1925
- Sprache
- Deutsch
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchbandel. 16379 v° 250, 24. Oktober 1925. dringend benötigen, darf der Katalog der Bibliothek des Börsen- v-crcins als wertvolle Borarbeit angesprochen werden. Außer zahlreichen kleinen Arbeiten gibt es eine umfassende Entwicklungs geschichte der Zeitung von S-alomon und ein überaus interessantes polemisches Buch von Wuttke, das aber schon mit dem Jahre 1875 abschließt. Was uns fehlt, ist eine Bibliographie des Zeitungs- ives-ens, wie sie Frankreich in dein vortrefflichen Werk von Hatin »bi> IZibliogi'Spkis cls Ir, ?issse göriockiiius« besitzt. Um darzustellen, wie die wirtschaftlichen und geistigen Zu sammenhänge von Presse und Buchhandel geschichtlich geworden sind, brauchen wir nicht bis ins Altertum zurückzugreifen. Wir können an jene Periode anknüpfen, in der Gutenbergs Erfindung durch vorgeschrittene Technik ihren Legen über die Menschheit ausskrömen konnte. Schon am Ende des 15. Jahrhunderts war es üblich, Nachrichten, die auf allgemeine Teilnahme rechnen tonnten, durch gedruckte Flugblätter zu verbreiten. Erst um die Mitte des 16. Jahrhunderts erschienen die ersten Perio- dica, so 1581 in Frankfurt a. M. die lislailoiiss Kislorieas, halb jährliche Mitteilungen politischen Inhalts. Mit der Vervoll kommnung der Berkehrsmittel entwickelte sich die Monatsschrift, die wöchentliche und allmählich die tägliche Zeitung. Von 30 solchen wöchentlichen Zeitungen, wie sie in der ersten Hälfte des 17. Jahr hunderts gedruckt wurden, sind nicht weniger als etwa 15 von Buchdruckern oder Buchhändlern herausgegeben worden. 1620 kündigte in Frankfurt >a. M. der Buchhändler Schoenwetter die Herausgabe einer gedruckten Wochenzeitung an. Frankfurt besaß außerdem das damals am meisten gelesene Blatt Deutschlands, nämlich das »Journal«, welches der Buchhändler Berlin 1665 ge gründet hatte. Man erkennt also in diesem Zeitraum deutlich das Neben einander der Entwicklung von Zeitung und Buchhandel. Es mag hier erwähnt sein, daß die Abonnenten der Zeitungen in der Regel erst nach drei Monaten, manchmal sogar noch später be zahlten, denn wir -wissen, daß der »Hamburger Correspondent« die Lieferung -erst einstcllte, wenn die Zahlung ein ganzes Jahr lang ausgcblieben war. Es war ein Buchhändler, Cotta, der diesem unhaltbaren Zustand um 1800 ein Ziel fetzte. Vielleicht erinnert sich die heutige Tagespresse, welche das Abonnements geld im voraus bekommt, einmal an diese Dankesschuld, wenn sie über die Teuerung der Bücher klagt, ohne den Faktor des Kundenkredits in Rechnung zu stellen. Während sich im 17. und noch im 18. Jahrhundert die Tages zeitung darauf beschränken mußte, als Nachrichtenblatt will kommen zu sein, teilte sich eine Reihe von gelehrten Zeitschriften und periodischen Unt-erhaltungsblättern in die Aufgabe, die neue sten Erscheinungen der Literatur zu besprechen und die Fortschritte von Kunst und Wissenschaft zu verfolgen. Zu den frühesten ge hören die Leipziger ^eta siuciitoeum, die Referate und Besprechun gen aus allen Wissensgebieten enthielten, die Neuen Zeitungen von »Gelehrten und Sachen«, die Göttingischen und die Frankfurter Gelehrten Anzeigen, deren Aufgabe in bezug auf die Vermittlung der spezialwifsenschaftlichen Literatur heute die Fachpresse übernommen hat. Da der Arzt, der Jurist und der Techniker sich über die Literatur ihrer Wissenschaft selbstverständlich in der medizinischen, juristischen oder der technischen Fachpresse orien tieren, hat diese naturgemäß auf den Bücherabsatz einen ganz großen Einfluß, der -einmal statistisch erfaßt und gesondert be handelt werden sollte. Wir müssen uns wieder der Tages preise zuwenden und die Tatsache feslhalten, daß auch das An- zeigenwefen der Presse von allen Anfängen an mit dem Buchhandel verknüpft war. Unter den frühesten bekannten Inseraten in Deutschland, die um 1670 gedruckt wurden, befanden sich -BüchcranküNdigungen. Das erste Inserat der Leipziger Zeitung vom 20. März 1700 war eine Bücheranzeige. Die 1722 in Frankfurt gegründeten Frag- und Anzeigennachrichten brachten neben dem Anzeigenteil auch Artikel literarischen Inhalts. Der Jntclligenzzwang, den Friedrich Wilhelm 1. einführte, um das Zeitungswesen zur staatlichen Ein nahmequelle zu machen, schrieb vor, daß nur die Jntelligenz- blättcr Anzeigen aufnehmen dürften, entbunden aber davon waren »zu Nutz und Frommen des Buchhandels« die Buchanzeigen. Bis hinein in das 19. Jahrhundert war die Presse durch Zensurvor- schriftcn in ihrer Entwicklung gehemmt. Mit Recht weist Herr vr. Meiner darauf hin, daß es -der Buchhandel war, der im Kampf um Pressefreiheit und Urheberrechtsschutz die Fahnen vorantrug. Der Gewinn dieser Errungenschaften war gerade für die Presse bedeutsam. Es bot sich die Möglichkeit freier Entfaltung nicht nur im politischen Teil, nein, auch im Feuilleton, das Be sprechungen von Theaterstücken und Büchern in sich -aufnahm. Dem Feuilleton der Zeitung entsprechen als Teil des Ganzen das Schaufenster und der Ladentisch des Buchhändlers. Daß die rapiden Fortschritte der Technik den Zeitungen eine Berichter stattung von ungeahntem Tempo ermöglichten, daß durch Tele graph, Telephon, Radio und Rundfunk der Tageszeitung eine tzerrscherrolle zufiel, brauchen wir nicht zu beweisen, wir erleben es täglich. Die Presse ist eine Großmacht geworden von gewal tigem Einfluß auf die öffentliche Meinung. Treffender kann die Macht der Presse nicht veranschaulicht werden als durch die Äuße rung, die Bischof Ketteler getan haben soll: »Wenn der Apostel Paulus heute zu wirken hätte, so würde er in erster Linie eine Zeitung gründen«. Aber auch der Buchhandel hat -sich alle technischen Errungen schaften zu Nutze gemacht, der Verlag durch Verwendung aller neuen Druck- und Jllustrationsverfahr-en, das Sortiment dadurch, daß es alle Erfindungen in den Dienst seiner speziellen Aufgaben stellt, die -Werbung fürs Buch und die Verbreitung des Buches. Immer wieder begegnen sich Presse und Buchhandel in ihrem Entwicklungsgang, und wir dürfen wohl sagen, sie wirken heute nebeneinander in einer Atmosphäre der Tradition, welche beide Teile zu äußerster Anstrengung bei der Erfüllung der gemeinsamen Aufgaben verpflichtet. So hat es den Anschein, als ob auch heute noch Presse und Buchhandel im Kampf um Bildung und Aufklärung der öffent lichen Meinung und um die geistige Erziehung des deutschen Volkes Schulter an Schulter stehen würden. Der Weg aber, den die Presse einschlägt, um diese Aufgabe zu erfüllen, zweigt oft von dem Weg des Buchhandels ab. Denn die Presse dient in der Hauptsache immer nur einer bestimmten Idee. Sei es, daß sie an eine bestimmte Weltanschauung, sei es, daß sie an das Dogma einer politischen Partei gebunden ist. Natürlich kann auch beides Zusammentreffen. So ist es z. B. durchaus kein Zufall gewesen, daß im alten Livland die erste deutsche Zeitung und die -erste deutsche Buchhandlung zu gleicher Zeit gegründet wurden. Sie dienten beide der Idee, -auf vorgeschobenem Posten die deutsche Kultur zu fördern und nach Osten weiterzuleiten. Es gibt rein parteipolitisch und es gibt rein konfessionell eingestellte Buch handlungen — Verleger und Sortimenter, die wir deshalb aus unserer Betrachtung ausscheiden, weil es ja selbstverständlich ist, daß diese von derjenigen Presse, die der gleichen Idee dient, ge fördert werden. Im übrigen aber ist der Buchladen eine Halle der Objektivität, -Sperling und Nachtigall in einer Hecke. Die Presse sieht ihre Aufgabe hauptsächlich in der Verfechtung einer bestimmten kulturellen Idee, der Buchhandel dient der Kultur im allgemeinen, indem er das Schrifttum aller Jdeenkreise ver breitet. Damit aber ist bewiesen, daß das Sortiment, gerade wie es -sich in Deutschland entwickelt hat, eine kulturelle Notwendig keit d-arstellt. Wenn man die großen Leistungen der deutschen Buchverleger, die der Tätigkeit des Sortiments Flügel verleihen, daneben in das richtige Licht -stellt, dann darf man jetzt im Jubiläumsjahr des Börsenvereins den Titel der 1816 von Fried rich Perthes verfaßten Schrift zur These erheben. Der deutsche Gesamtbuchhandel ist auch heute -in seiner einzigartigen Organi sation die Voraussetzung für das Dasein einer deutschen Literatur. Wenn diese Behauptung als richtig anerkannt wird, so enthält sie auch -die tröstliche Gewißheit, daß sich Verlag und Sortiment — mögen die wirtschaftlichen Interessen noch so weit aus-einander- gehen — immer wieder -in -dieser K-ulturgemeinschaft finden wer den. Voraussetzung dafür ist allerdings, daß sie beide den Ernst der Situation erfassen. Der Verlag muß seinen dankbar aner kannten Willen, das Sortiment leben zu lassen, viel intensiver als bisher zum Ausdruck bringen und darf niemals -wieder durch direkte Belieferung des Publikums dem Sortimenter sein wirtschaftliches Dasein beschneiden. Das Sortiment muß sich mehr als bis- 2153*
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