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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.10.1925
- Strukturtyp
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- 1925-10-24
- Erscheinungsdatum
- 24.10.1925
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- Deutsch
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Verkauft worden wäre, wenn die Presse rechtzeitig darauf hin gewiesen hätte. Als endlich eine Besprechung in einer sehr ein flußreichen Tageszeitung erschien, war gerade an dem Tag das Buch vergriffen und die Sortimenter in der peinlichsten Ver legenheit, nicht dienen zu können. Durch solche Vorkommnisse entsteht abermals ein Geschäftsausfall, denn die wenigsten Inter essenten warten den Neudruck ab, sie wollen gerade dieses Buch beim nächsten 5-Uhr-Tee haben, weil dort darüber gesprochen wird. Dieser Geschäftsaussall des Sortiments aber trifft natür lich auch den Verleger und den Autor ganz empfindlich, sodatz hier wieder das gemeinsame Interesse deutlich in den Vorder grund tritt. Wenn in der Presse auf ein Buch zu früh vor Erscheinen hingewiesen wird, so tritt der gleiche Fall ein, daß nämlich durch andere inzwischen eingetretene Ereignisse das Inter esse für das betreffende Buch erloschen ist. Auch ein allzulanger Vorabdruck kann den Absatz eines Buches sehr schädigen, denn das Publikum nimmt in der Regel an, daß das von der Presse Ge gebene die Quintessenz des ganzen Werkes darstelle. Ist aber der abgedruckte Teil langweilig, so ist damit das ganze Buch erledigt. Wenn es sich um gute Bücher handelt, so kann durch diesen Mangel an Organisation des Besprechungswesens ein nie wieder gutzu machender kultureller Schaden entstehen. Dies ist der Punkt, an welchem sich die Aufgaben der Presse mit unseren Wünschen be rühren. Die oben angeführten Mißstände können bei gutem Wil len sicher abgestellt werden. Wir verkennen nicht die großen technischen Schwierigkeiten der Presse. Wir wissen, daß der Be griff Raum für die Presse eng begrenzt ist. Wir fühlen es der Presse nach, wie schwer sie über Zeit und Raum disponieren kann, da täglich oder gar stündlich ihr ganzes Programm durch irgend ein eingetretenes Naturereignis umgeworfen werden kann. Denn die Presse hat auch die ungeheure Aufgabe, täglich das ganze Welt bild neu zu gestalten. Aber trotz alledem glauben wir zum mindesten, daß Besserungen auf dem Gebiet des Besprechungs- Wesens erreicht werden können. Das Idealste wäre natürlich, wenn die Tageszeitungen dein Verleger oder dein Vorstand der lokalen Sortimentervereinigung einen Wink geben würden, was in den nächsten 8—14 Tagen erscheint. Die Presse sollte wenigstens ein mal den Versuch machen, dem Buchhandel das gleiche Entgegen kommen zu zeigen wie die Filmgesellschaften und führenden Theater, die ihre Spielpläne den Verlegern rechtzeitig mitteilen und so auch ihren Anteil haben an der Verbreitung des Buches. Allerdings! Wenn der Sortimenter nicht auf seinem Posten ist und nicht auch seinerseits alle ihm gebotenen Maßnahmen er greift, um Bücherbesprechungen, Film- und Theatervorführungen für seine Zwecke auszuwerten, so ist die dankenswerte Leistung auf der anderen Seite verlorene Liebesmüh! Damit wir Nicht falsch verstanden werden, sei ausdrücklich betont, daß uns natürlich nichts ferner liegt, als den Inhalt der Besprechung irgendwie beeinflussen zu wollen. Im Gegen teil! Hier halten wir uns streng an die Mahnung des großen Königs: »Gazetten dürfen nicht geniert werden!«. Wir können ja andererseits auch mit Stolz die Unbestechlichkeit der deutschen Presse feststellen. Der Fall ist doch wohl äußerst selten, daß eine Buchbesprechung von einer Bücheranzeige abhängig gemacht wird. Auch Beispiele für eine bewundernswerte Unparteilichkeit der literarischen Berichterstatter lassen sich ins Feld führen. So ist es wohl ein Zeichen von großer Objektivität, wenn eine demo kratische Zeitung ein Buch des Faschisten Escherich über den grünen Klee lobt, oder wenn ein monarchistisch eingestelltes Blatt die Bücher des Republikaners Thomas Mann ohne jede Ein schränkung anerkennt. Erschöpfend kann das ganze Problem der Bücherbesprechun gen hier nicht behandelt werden. Aber auf einen großen Übel stand möchte ich doch noch Hinweisen. Es kann gar keinem Zweifel unterliegen, daß mit Rezensionsexemplaren eine große Verschwen dung getrieben wird. Einerseits werden von den Verlegern zu viele Besprechungsstücke versandt, andererseits verfehlt ein großer Teil davon durch Verschulden der Presse seine Bestimmung. Sei es, daß die Verleger ihre Versendungslisten nicht sorgfältig genug revidieren, sei es, daß die bedachten Zeitungen aus Raummangel, oder >veil die übersandten Bücher nicht in ihre Richtung Passen, keine Besprechung bringen. Durch die große Masse der Be sprechungsstücke verliert die Presse leicht die Übersicht, sodaß aus Zeitmangel oft die Spreu nicht von dem Weizen getrennt werden kann. Ein namhafter Verleger hat mir versichert, daß er von einem Buch im Werte von etwa 6 Mark ordinär 300 Rezensions exemplare versandt habe. Der Erfolg war der, daß etwa 20 Be - lege eingingen. Damit ist aber nicht gesagt, daß auch n u r so viele Besprechungen erschienen sind, denn die Zeitung ist nicht verpflichtet, dem Verleger ein Belegexemplar mit der Besprechung einzusenden. Ein Referent, dem Besprechungsstücke unverlangt zugehen, kann nicht zur Rückgabe gezwungen wevden. Er darf diese Bücher als sein Eigentum betrachten. Das ist insofern sehr bedenklich, als es doch häufig vorkommt, daß Rezensenten, die mehrere Zeitschriften oder Zeitungen gleichzeitig bedienen, von ein und demselben Buch nicht nur ein, sondern oft 3—4 Exem plare erhalten. Es gibt literarische Berichterstatter, die mit ihrem Dublettenlager schöner Bücher paradieren. Vor diesen Verlusten können sich die Verleger vielleicht einigermaßen dadurch schützen, daß sie eine Kartothek derjenigen Berichterstatter anlegen, deren Unterschriften sie in verschiedenen Zeitungen begegnen. Es ist für den Buchhandel kein geringer wirtschaftlicher Schaden, daß wohl der größte Teil der versandten Besprechungsstücke veräußert wird und in das Antiquariat wandert. Die meisten Verleger stempeln deshalb die Besprechungsstücke ab, was durchweg ge schehen sollte. Auch sollten allzu anspruchsvolle Wünsche der Schriftleitungen seitens des Buchverlags unberücksichtigt bleiben. Eine größere Zeitung hat kürzlich erklärt, daß sie nur solche Bücher besprechen könne, von welchen sie gebundene Besprechungs stücke erhalte. Als ob man an Hand eines broschierten Exemplars nicht auch referieren könnte! Noch ein anderes Kurio sum habe ich mir erzählen lassen. Der Verlag sendet einer ein flußreichen Zeitung als Rezensionsexemplar einen Faksimiledruck, der einen Wert von 100 Mark darstellt, im Jnterimseinband mit der Bitte, das Werk zu besprechen. Die Schriftleitung sendet den Band zurück mit dem Bemerken, daß sie ein Exemplar im Origi naleinband haben müsse. Doch das sind Auswüchse, die Gott sei Dank keine Regel darstellen, aber bekämpft werden müssen. Ob das Besprechungsstück zum Gegenstand der Gesetzgebung geinacht werden kann, möchte ich entschieden bezweifeln, weil Buchhandel und Presse dadurch die freie Verfügung über das Geistesprodukt verlieren würden. Aus dem Gebiet des Besprechungswesens wird der Buchhandel auf Selbsthilfe angewiesen bleiben. Wenn wir alles zusammenfasfen, müssen wir zu unserem Bedauern der Emp findung Ausdruck verleihen, daß weder Presse noch Buchhandel aus ihrem Entwicklungsgang die nötigen Konsequenzen in bezug auf ihre Zusammengehörigkeit gezogen haben. Wir müssen deshalb unsererseits für bessere Fühlungnahme mit der Presse sorgen, und von der Presse müssen wir verlangen, daß sie mehr als bisher den Buchhandel hört, bevor sie gegen ihn polemisiert. Es mutz eine Stelle geschaffen werden, an der die interessierten Gruppen von Fall zu Fall ihre Meinung austauschen können. Ich stelle mir das so vor, daß mindestens an allen größeren Plätzen örtliche Kommissionen gegründet werden, welche, aus Zeitungsverlegern, Autoren, Redakteuren, Buchverlegern und Sortimentern paritätisch zusammengesetzt, alle entscheidenden Fragen gemeinsam beraten müßten. Ich würde mich freuen, wenn die jetzt folgende Aussprache diese Gedanken zu einer ent sprechenden Entschließung verdichten würde. Meine Damen und Herren! Es gab auch einmal eine Zeit, es war um 1800, in der die Buchhändler darüber seufzten, daß es zu viele Zeitungen und Zeitschriften gäbe und daß deshalb keine Bücher mehr gekauft würden. Gerade das Gegenteil ist ein getreten, weil eben die Regungen des Zeitgeistes, wie sie sich in der Presse widerspiegeln, geradeswegs zum Buche führen. Licht volle Ausführungen hierüber finden Sie in der Schrift von Herrn vr. Oldenbourg: Buch und Bildung, die zu vertreiben für uns eine dankbare Aufgabe ist. Nicht nur weil der Reingewinn der Unterstützungskasse zufließt, sondern weil ihr Inhalt jeden Wissens durstigen hinführt zu dem reinen Quell des deutschen Schrifttums: Das ist ja auch die Aufgabe, welche Tagespresse und Buchhandel immer wieder zusammenführt. Weil wir uns heute sozusagen
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