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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.10.1925
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- 1925-10-27
- Erscheinungsdatum
- 27.10.1925
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- Deutsch
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sich wenigstens Berührungen ergeben. — Ich erwähne diese »Kleinig keiten«, weil sie die ersten, für die ganze Woche also wichtigen Ein drücke waren. Die Arbeit begann mit einem etwas schulmäßigen Rundgespräch über die Organisation des Buchhandels. Die Grundfragen des Buch- Handels wurden, gewissermaßen als Grundlage der Woche, möglichst klar beantwortet. Das Ergebnis war: Voraussetzung unserer Arbeit muß sein das lebendige Bewußtsein der Verantwortung als der Ver walter geistiger Güter der Nation, ganz gleich, ob wir im Verlag oder im Sortiment arbeiten. Die Gemeinsamkeit auch der wirtschaftlichen Belange wurde allen ebenso deutlich beim Sichtbarmachen der Be ziehungen zwischen Sortiment, Verleger- und Autorschaft mit dem geistigen Leben überhaupt. Im Laufe der Woche wurden noch einige rein fachliche Vor träge geboten: »Die Buchillustration im 13. Jahrhundert« (mit Licht bildern), »Der Buchdruck« (mit Lichtbildern), »Wie erhöhe ich den Umsatz?«. An das letztere Thema schloß sich ein sehr ergiebiges Rund- gespräch, das in erfreulicher Anschaulichkeit ein äußerst lebhaftes In teresse der Teilnehmer an den jetzt so brennenden Fragen ihres Be triebs zeigte. Mit dem Rundgespräch war es auch noch nicht getan, die Erörterungen wurden im engeren Kreise fortgesetzt. Außerdem wurde Herr Schnabel (er war der Anreger und Führer des Rund gesprächs) »ausgenommen«, wo er sich sehen ließ — auch bei Tische. Er hat tüchtig herhalten müssen. Die Teilnehmerschaft war auch durchaus nicht unkritisch, und so begegnete man den Schnabelschen Ausführungen mit dem Vorurteil des »Amerikanismus«, vor dem die Buchwerbung bewahrt bleiben müsse. Es erwies sich aber — zwar nicht kampflos, dafür um so entschiedener —, daß seine Anregungen »nur« Gedanken zur deutschen Buchwerbung, allerdings weder Denk schemata noch Rezept für jeden waren, daß es auch sehr wertvoll für jeden Buchhändler sei, die Gedanken einige Male nachzudenkeu. Das Motto der Buchmerbung müsse sein: Wahrheit, Klarheit, Ver antwortlichkeit, so forderte Schnabel. Dabei stellte er als bestes »Werbemittel« den gebildeten Buchhändler selber hin. Daß der seine ihm jetzt leider reichlich verbleibende Geschäftszeit benutze, um zu den Kunden zu kommen, die jetzt nicht zu ihm kommen, diktiere ihm seine geschäftliche Lage. Und da Werbung immer Taktfrage sei, so werde der Takt des fachkundigen Buchhändlers das Richtige treffen, wenn seine Werbung verantwortlich, klar und wahr sei. Wir sind uns auch klar darüber geworden, daß alles Klagen um die vergangene »schöne« Zeit nichts hilft, sondern daß wir irgendwie mit der Gegenwart fertig werben müssen, soll von uns in der Zukunft noch etwas übrig sein. So gesehen erschien alle Kritik an Einzelheiten der Ausführungen zur Buchmerbung gegenstandslos, und auch in dieser Hauptsache der Zu sammenkunft war ein wichtiges Ergebnis erzielt. Jeder wird nach seinem Vermögen bis zum nächsten Treffen das Erarbeitete in die Praxis umsetzen. Daun waren von Teilnehmern beim Aufstellen des Planes Fragen gestellt worden, die mittelbar mit dem Beruf Zusammenhängen, und deren Beantwortung in der Gegenwart auf irgendeine Weise von jedem verlangt wird, der schaffend in seiner Zeit leben will. So haben wir besprochen: »Wie komme ich an Menschen heran«, »Das Erziehungs problem als Frage der Menschheitsentwicklung«, »Die Stellung des Gegemvartmcnschen zur Arbeit überhaupt und zum Beruf besonders«, »Tie Geisteslage der Gegenwart«. Je mehr ich nachdenke, um so unwahrscheinlicher erscheint mir die Arbeitsleistung in dieser Woche. Denn wir sind nicht an der Ober fläche geblieben. Dazu war die Leitung der Nundgespräche auch in zu guten Händen. Hier zeigte sich das Gesunde eines engeren Bei sammenseins im Leben gereifter Menschen mit jüngeren. Der größte Altersunterschied war zwanzig Jahre (dabet Eugen Diederichs aus genommen). So war es möglich, in diese Fragen einzudringen. Frei lich wäre es dennoch unmöglich gewesen, hätten wir nicht in kleineren Gruppen den Tag einschließlich der Pausen bis oft nach Mitternacht zur Erörterung benützt. Die Leiter dieser Rundgespräche (Direktor Wcitzsch, der Leiter des Heimes, und sein früherer Mitarbeiter De. Augermann) hatten sich die Aufgabe gestellt, die angeregten Fragen in ihrem Umfange aufzuzeigen und sie allen wenigstens als Fragen sichtbar zu machen. Daß es wohl jedem gelungen ist, einen Standort zu schassen, von dem aus er seine Arbeitsmöglichkeit erkannt hat und benutzt, ist dankbar empfunden worden. Ein besonderes Erlebnis war der Besuch des thüringischen Zucht hauses Untermaßfeld bei Meiningen, dessen Besichtigung uns erlaubt wurde. So mancher sah hier zum ersten Male, daß manchen des »Aus- wurfeS Menschlicher Gesellschaft« nur sein jetziges Kleid von uns unter scheidet — und der Mangel an Herrschaft über sich in einem unseligen Augenblick, einem Augenblick, den wir in unserem Leben vielleicht § noch nie erlebt haben. Und schmerzlich drang sich allen die Erkenntnis der Unzulänglichkeit unserer Gesellschaftsordnung auf, als Regicrnngs- rat Krebs (der Leiter der Strafanstalt) uns den erbetenen Vortrag hielt »Uber den Einfluß der Vererbung bei der Erziehung«. Ta war kein schwächliches Mitleid, nein, ein tiefer Blick für die Ursachen mancher Pestbeule am Volkskörpcr, und was noch mehr ist: eine starke Hand, geleitet von einem starken Geist und einem weiten Herzen. Wir waren alle in gehobener Stimmung durch das gemeinsame Be rufserlebnis. Wir fühlten uns verbunden durch das gemeinsame Ringen um den »richtigen Ansatz«, mit dem wir für uns eine Lösung der brennenden Fragen erlangen könnten. In lachender Sommertag- stimmung waren wir hergewandert, und nun stürmte seit dem Zu schnappen des Torgitters eine Predigt des Lebens auf uns ein, die uns den Atem verschlug. Mit Keulenschlägen wurde unser soziales Gewissen aufgerüttelt durch die Tat eines Mantles, die wir nacherleben durften*). Noch mehr Verantwortung wurde uns kenntlich, und es wurde ein nachdenklicher Heimweg. Scherzhaft wurde erwähnt, daß es gute Sitte des Heimes sei, seine Besucher mit »geistigen Schwielen« zn entlassen, damit sie nicht sobald in geistiger Beschaulichkeit die Arbeit vergessen, die wir zu leiste» haben. Wir sind alle mit solchen Schwielen nach Hause gekehrt, aber nicht abgekämpft, nicht müde, sondern kampfhungrig, die neu erwor benen Kräfte arbeiten zu sehen. Denn es war von innen heraus fröhliches Arbeiten — und wir haben natürlich auch gesungen und haben anders unsere Fröhlichkeit und Kraft ausgetobt. Doch das ist von selbst verständlich. Was ist nun erreicht worden? Man muß wissen, wie stark solche Erlebnisse oft für das ganze spätere Leben wirken, um an einen greifbaren Erfolg zu glauben. Was vom Einzelnen innerhalb einer solchen Woche erarbeitet wird, sitzt fest, denn er kann das einheitliche Stück Leben nicht wegstreichen. Es wäre allerdings verfehlt, zu glau ben, die Sommerakademie wolle »bilden«. In der jetzigen Form kann sie das natürlich nicht. Das soll sie vorderhand auch nicht! Sie will zuerst zweierlei: Mittelpunkt werden, von dem echter Berufs geist in den buchhändlerischen Nachwuchs ausstrahlt, und zwar dadurch, daß er immer wieder neu erarbeitet wird; sie will den verantwortungs bewußten Nachwuchs sammeln, der nach der Meisterschaft strebt im Dienst am Volke durch seine Arbeit. In dieser Aufgabe der Sommer- akadcmie liegt der Keim zur Meisterung der noch stärker kommenden geistigen nnd wirtschaftlichen Kämpfe, die der jetzige Nachwuchs ver antwortlich ausznfechtcn hat. Ich bin der Meinung, hier zu arbeiten ist in erster Linie unsere Pflicht, die der Angestellten, und wir dürfen nicht warten, bis mir Zeit und Geld geschenkt erhalten. Den Gedanken der Sommerakademie zu fördern ist darüber hinaus eine Angelegenheit jedes Buchhändlers, der mit kühlem Kopf und heißem Herzen ein deutscher Buchhändler ist. Walter Bertra m Literatur zu den neuen Steuergesetzen. Eine allgemeine Übersicht über die wichtigsten Bestimmungen des neuen Steuersystems unter besonderer Berücksichtigung der sofort sich auswirkenden Vorschriften gibt der »Steuersührer 1923« von ModeN). Gruppiert nach Besitz- und Verkehrsstcuern wirb dem Steuerpflichtigen eine rasche Orientierung über den jetzigen Zustand unseres Steuerwesens ermöglicht, mit dem er sich auf diese Weise ohne zeitraubende und schwierige Lektüre der Gesetzestexte vertraut machen kann. Ein Steuerkalender unterrichtet über die Fälligkeits termine der verschiedenen Steuern, Gleichen Zwecken bient die mit einer kurzen Einführung versehene Textausgabe der neuen Steuer gesetze 1925 von Koppe-). Einen umfangreicheren Leitfaden für die neuen Steuergesetze stellt dagegen das Stenerhandbuch von F e i l ch e n f e l d ^) dar, das außer- *) In Untermaßfeld wird eine neue Form des Strafvollzuges benutzt, um nach Möglichkeit zu einer willigen Einordnung in die sozialen Verpflichtungen zu erziehen. ^) Model, vr. Otto: Steuerführer 1925. Eine Übersicht über das geltende Reichsstcuerrecht nach dem Stande am 15. August 1925. (Zeitgemäße Steuerfragen. Abhandlungen: Heft 24.j Berlin: Franz Bahlen. 1925. 162 S. Mk. 4.—. 2) Koppe, vr. Fritz: Die neuen Steuergesetze 1925. Ein führung und Steuersührer mit sämtlichen Gesetzestexten. Berlin: Jndustricverlag Spaeth L Linde. 1925. 194 S. 8°. Geh. Mk. 3.—, Halbleinen Mk. 3.89. 3) Fe ilchenf eld, vr. Werner: Steuerhandbuch. Leitfaden ittr die neuen Steuergesetze mit vollständiger systematischer Erläute rung, Beispielen, Gesetzestext und Sachregister. sDeutsche Wirtschafts gesetze, Band 2.) Berlin: Reimar Hobbing. 1925. XII, 576 S. Leinen Mk. 18.—.
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