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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.06.1926
- Strukturtyp
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- 1926-06-10
- Erscheinungsdatum
- 10.06.1926
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- Deutsch
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132,1», Juni 1828, jstedaktioneller Teil, Diese Erkenntnis sthrte vor 30 Jahren dazu, als erstes die verlorengegangene Einheit von Kunst und Handwerk wieder her- beizusühren, denn die Gestalt des -Buches ist -gegeben. Sie -ist ein Erzeugnis des Gewerbes, dessen Beherrschung sür den Buchkünst ler unerläßlich ist, um grobe Entgleisungen und -Geschmacklosig keiten zu verhüten. Für die Unsicherheit des Geschinacks zeugt die Tatsache, daß ein Luxusbuch ohne Bilder kaum mehr zu denken ist. Nicht mehr in tadellosem Material, in Papier und Schrift, nicht mehr in bester Satz- und Drucklechnik wird das Wesentliche erblickt, son dern in -dem Illustrator von großem Namen. Die Käufer, für -die die Luxusbücher der letzten Jahre gemacht worden sind, waren eben keine Kenner, aber durch die Geringschätzung des rein typo graphischen Buches kann die vor etwa einem Jahrzehnt erreichte Höhe der Buchausstattung in Gefahr geraten. Es erfordert kein geringeres Verständnis, lediglich zu dem Inhalt eines Buches -das entsprechende Format, zu beiden die entsprechende Schrift, zu.der Schrift das entsprechende Papier, die richtige Stellung des Satz spiegels auf dem Papier, die geschmackvolle Form von Titel, Kapi- telanfängen zu finden, als ein Buch mit Bildern auszusdatten. Vielleicht ist dies sogar schwieriger, -denn durch die Zeichnungen können manche dieser Schwierigkeiten überbrückt werden. Bei der Wahl des Formats -beginnen sich -bereits die prak tischen Hemmungen, wie beim Architekten, fühlbar zu machen; denn im allgemeinen wird das Format feststehen oder doch nur einen geringen -Spielraum zulassen. Ihm -muß sich alles andere unter- ordn-e-n. Der eigentliche Baustein ist die Schrift. -Sic ist durch den Inhalt und -das Format bedingt; und da jede Schrift ihre eigene Sprache redet, durch die selbst die -feinsten Gefühlswerte ausge drückt werden können, so ist -auch ihre Auswahl engumgrenzt. Seien wir also dankbar, -daß wir durch die reiche Auswahl -an Schriften so verschiedenartige Ausdrucksmöglichkeiten haben wie kein anderes Volk, Seien wir dankbar, daß wir außer Antigua, Fraktur, Gotisch «ine so große Zahl von Künstlerschri-ften -be sitzen, die -sich allerdings in neuerer Zeit meist an die -hergebrachten Typen anlehnen. Der leidige Streit um Antiqua oder Fraktur ist -eine -sündhafte Krästevergeudun-g, die wahrlich einer besseren Sache würdig -wäre. Wieviel einige unserer tüchtigsten Schristen- zeichner in die Schrift hineinzulegen sich bemühten und -wie hoch sie die Schrift -als Ausdrucksmittel bewerten, mögen folgende Worte zeigen: Rudolf Koch: »In der still zurückhaltenden, edel durchgebildeten, aufs tiefste in jeder Bewegung erfühlten Schrist- form suchen wir uns und unser Zeitgefühl auszudrücken, Mles, was diese Menschen (Künstler) zutage fördern an Empfindung, gießen sie in dieses scheinbar dürftige Gefäß; und die Schrift wird ein Ausdrucksmittel, wie sie es zurzeit bei keinem anderen Volke -ist«. F, H, Ehmcke: »Von jeher ist die Schrift der auf die einfachste Formel gebrachte Ausdruck -der Kultur gewesen«. Dabei ist zu -bedenken, daß unsere europäischen Schriften ver hältnismäßig -arm an ornamentalen Möglichkeiten sind im Gegen satz zu -den orientalischen, die ja fast rein als Ornament wirken. Nach diesem kann es nicht schwer werden, die Sprache der Schrift zu verstehen und -zu deuten. Die Antigua wirkt vornehm, elegant, gemessen, in -Versalien monumental, aber zurückhaltend, unpersönlich; die Gotisch höchst dekorativ, warm und feierlich; die Fraktur entgegenkommend, liebenswürdig, gemütlich,bodenständig. Nach diesen Gefühlswerten, die -durchaus nicht den Anspruch machen, erschöpfend zu sein, sollte die Wahl vorgenommen werden, nicht nach wissenschaftlicher und nichtwissenschaftlicher Literatur, Im allgemeinen -wird cs zutreffen, daß auch nach obiger Unterscheidung wissenschaftliche Werke in Antiqua und erzählende Literatur in Fraktur zu setzen sind, aber es ist nicht das Wesentliche, Otto Hupp drückt es etwas anders aus: »Alle Bücher und Zeitungen in deutscher Sprache, auch -die fachwissenschaftlichen, alles, wobei es auf ein eigentliches Lesen aukommt, dürfte und sollte auch in deutscher Schrift -gedruckt werden. Da aber, -wo die Schrift -monumental wirken soll, wo sie nicht so sehr -eine Mitteilung zu machen hat, also wo sie wenige Worte dem Auge ei-nprägen soll, -da ist die lateinische Schrift ganz unentbehrlich,- 7 SO Der Wahl der passenden Type und des entsprechenden Grades hat die Bestimmung des richtigen Zeilenfalles und Durchschusses zu folgen, so-daß die gesetzte Fläche als -gleichmäßig graue Fläche wirkt; nicht -zu weit, nicht zu eng, ohne Löcher und Drängungen, Aber die Einheit im -Buch ist nicht die Seite, sondern das Seiten paar, Die Kunst des Setzers besteht also darin, diese Einheit nir gends zu zerstören. Jeder Verleger kann ein Lied davon singen, wie schwer das ist bei nicht fortlaufendem Satz, bei Lyrik, Epik und bei Dramen, bei Kapitclanfängen und Kapitelschlüfsen, die ein Gegenüber haben. Die besten Auchkünstler haben sich die Köpfe darüber zerbrochen und eine Reihe geistvoller Lösungen -gebracht. Ich erinnere an den Ehmckc-Faust, an Ausstattungen von Orlik, Tiemann, Koch, Nur -die orstc und gegebenensalls die letzte Seite im Buch -bildet sine Einheit für sich. Unter den Seiten im Buche nimmt der Titel eine Ausnahme stellung ein. Die Geschichte -des Buchdruckes weist nicht nur typo graphisch bemerkenswerte Titelsätze auf, sondern bietet auch Bei spiel aus Beispiel von prächtigen Tiielzeichnungcn, Radierungen, Holzschnitten der -bedeutendsten Graphiker, von Dürer bis Klingcr, Diese Bevorzugung des Titels ist durchaus berechtigt. Nächst -dem Einband ist er das Aushängeschild für das Buch, oder vielleicht besser, er ist der Empsangsraum, in dem der Besucher den Geist des Hauses spüren, das Wesen der Bewohner ahnen soll, und in dem er -beurteilen kann, ob er sich in dem Hause -wohlfühlen wird. Wenn der Titel mit besonderer Aufmerksamkeit behandelt wird, soll er wärmer, -darf er mitteilsamer sein als der Einband, aber nicht aus dem Stil der ganzen Ausstattung heransfallen, Zur Ergänzung sei aus das verwiesen, was über das illustrierte Buch gesagt -wird. Es ist bekannt, -daß die Farbe -des Papiers die Verhältnisse einer Buchseite beeinflussen und verändern kann; und wenn das Ziel der Buchkunst -die Schaffung schöner Verhältnisse ist, so muß daraufhin nicht nur das Verhältnis von Höhe zu Breite beim ganzen Buch und beim Satzspiegel, nicht nur das Verhältnis von bedruckter zu uubedruckter Fläche, von Buitdsteg zu Kopfsteg und Fußsteg geprüft werden, sondern auch die optischen -Wir kungen der Papierfarbe, Bei der Besprechung schöner Verhält nisse im Buch kann die Teilung nach dem goldenen Schnitt nicht umgangen werden. Wer -die Buchkunst als Vollkunst wertet, wird den goldenen Schnitt allerdings nicht als einzige Lösung -betrach ten, Der Künstler mit sicherem Formgefü-Hl wird gelegentlich andere, ebenso schöne Verhältnisse finden. Für alle anderen aber ist das Verhältnis 8:5, 3:8, 3:11, 5:8 usw,, wie es Engel- Hardt in seinem -Buche: Der goldene Schnitt im Buchgewerbe, bis in die letzten Folgerungen durchführt, ein Leitfaden, dem er sich ruhig anvertrauen kann. An zahlreichen Beispielen in Natur und Kunst, und nicht zuletzt in der Buchkunst, läßt sich eine völlige Befriedigung unseres ästhetischen , Empfindens durch die Teilung nach dem goldenen Schnitt erreichen; und insbesondere ist es das Verdienst Engel-Hardts, aus diese Gesetzmäßigkeit in der Farbe hingswiesen zu haben. Es ist klar, daß dieselbe rote Initiale auf weißem Papier anders wirkt als auf bräunlichem. Die Nicht beachtung kann das ganz« Satzbild stören oder zerstören, 2. Das illustrierte Buch, Die Illustration kann ein Mittel -sein, um die durch -den Satz nicht zu erzielende Einheit der Seitenpaare herzustellen. Wenn die Schrift aus irgendeinem Grunde die eine oder beide Seiten nicht füllt, so wird das Fehlende durch eine Zeichnung ergänzt. Der beabsichtigte Zweck wird aber nur dann erreicht, wenn Illustration und Schrift zu einer Einheit zusammenfließen, wenn sich die Zeichnung dem Charakter der Schrift anzuglcichen ver mag, wenn sie in Originalgröße entworfen und -in -derselben Tech nik wiodergegeben wird wie die Schrift, d, h, in Hochdruck, Diese technischen Forderungen erfüllt der Holzschnitt ohne weiteres; er ist in seiner Vollendung das Ideal einer Buchi-llustrati-on. Man halte einen Dürerschen Holzschnitt mit seiner Fraktur zusammen, und man -sieht sofort, -was unter dem -Einklang von Schrift und Bild verstanden ist. Im allgemeinen wird dem Vollbild eine größere Freiheit -in betreff der Drucktechni-l -eingcräumt, Aber streng genommen gehören -in ein Buch nur Bilder, -die in Hochdruck vervielfältigt
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