Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.06.1926
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- 1926-06-12
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- 12.06.1926
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134, 12. Juni 1926. Redaktioneller Teil. — Sprechsaal. ihm das tragbare Ehrenzeichen des Buchhandels in Bronze ver liehen. Möge es ihm vergönnt sein, noch recht lange und bei voller Gesundheit seine Arbeitskraft in die Dienste der Firma Volckmar stellen zu können! Gestorben: am 5. Juni Herr Buchhändler und Antiquar -Hans Nhauc in Danzig, der Besitzer des Büchergewölbcs »Alt-Danzig< im Stockturm, au einer akut verlaufenden Rippenfell- und Lungenentzündung. Vor wenigen Tagen noch war er in seinem Geschäft tätig, in dessen ^Gewölben, modrig und kalt« er sich wohl seine Krankheit geholt hat. Nhauc stand erst im 48. Lebensjahre und schien die Lebenskraft und Lebensfreude selbst zu sein. Wer ihn näher kannte, wußte freilich, wie die »Danziger Zeitung« in einem Nachruf schreibt, das; diese Lebensfreude weniger einer starken Körperkonstitution als einem hochgestimmten Idealismus entstammte. Er war begeisterungsfähig für alles Gute und Schöne, materieller Gewinn war für ihn immer eine untergeordnete Angelegenheit. Aus diesem Idealismus heraus siedelte er sich im November 1922 im Stockturm an, dessen Räume er mit eigenen Mitteln unter sorgfältigster Wahrung baukünstlerischer Vorschriften für seine Zwecke herrichtete. Er hat es verstanden, sein Geschäft zu einer Sehenswürdigkeit auszugestalten, die insbesondere von Kongreßgästen gern ausgesucht wurde. Soweit solche Sammler waren, fanden sie an Schriften und Bildern reiche Auswahl, zumal Nhaue unermüdlich Reproduktionen älterer Danziger Kunstblätter in eigenem Verlage herausgab. Nhaue war ein Danziger Kind, Sohn eines Postbeamten in Neufahrwasscr. Er kam in jungen Jahren in die Welt hinaus. Der Weltkrieg überraschte ihn in der Schweiz, wo er während des Krieges in Schrift und Wort, insbesondere in Vor trägen, für die deutschen Interessen cintrat. Seine Heimatstadt Danzig lag ihm besonders am Herzen, so siedelte er sich denn nach dem Kriege hier an und wirkte an seinem Platze für Danzigs Wohl. Sein Büchlein »Der Stockturm in Danzig«, das Beiträge von vielen Mitarbeitern enthält, bevorwortete er mit einigen Pcrsen. Es heißt darin: In den Gewölben, modrig und kalt, Wo der Gefangenen Seufzer verhallt, Wo keine Sonne die Mauern durchdrang Und nie ein glückliches Lied erklang, Dort an historischer Stelle schuf ich, Als ich von Zürichs Gestaden entwich, Als ich vom Wandern müde und matt Nur die Heimat suchte, die Vaterstadt, Mit Unterstützung vom hohen Senat Und der Bauverwaltung freundlichem Rat, Seitlich vom Hof eine Bücherei. Geh'.darum, Wand'rcr, nicht achtlos vorbei. Ich öffne Dir gerne Bücher und Bild, Daraus vergessenes Leben quillt. Wie es zu Großvaters Zeiten gewesen, Hast Du in manchen Büchern gelesen, Kommst Du zu mir ins Gewölbe hinein, Wird die Vergangenheit Gegenwart sein. SvrMlllll. Die Fortbildungsfrage im Jungbuchhandel. Vortrag mit Diskussion? Nein! Ein Gesichtspunkt, der auf der Lcuchtenburgtagung anläßlich der Beratung über die Lehrlingsausbildungsfrage auftauchte, gibt mir Anlaß, hier zu betonen, wie wichtig es ist, daß sowohl der Jungbuch handel wie die ältere Generation die Technik der Arbeitsgemeinschaft kennen lernt, resp. beherrscht. Ein Vortrag mit anschließender Dis kussion führt in der Regel dazu, daß entweder aneinander vorbei geredet wird, oder daß der Schüchterne sich nicht zu sprechen getraut. Die Arbeitsgemeinschaft hat nahe Verwandtschaft mit seminaristischer Ubungsmethode, sie ist sozusagen eine freie Form von ihr und läßt sich daher mehr zu einem Wechsclgespräch gestalten, bas das Verhalten gegenüber praktischen Dingen berührt, während die seminaristische Übung mehr Erkenntnisse zu gewinnen und zu formulieren versucht. Arbeitsgemeinschaften im Geschäft? Bei Besprechung der Möglichkeiten, wieweit heutzutage ein Chef Zeit habe, sich intensiv um einen Lehrling zu kümmern, wurde eine Einigung dahin erzielt, daß heute andere Bildungsfaktoren noch hin- 746 zutrcten müßten. Es sei Aufgabe der Gehilfen, nicht nur an ihrer Fortbildung zu arbeiten, sondern auch den Jüugsteu Berater und Freund zu sein (Führcrfrage der Jugendbewegung). Der beste Weg sei, daß sich in jedem Geschäft die Angestellten mit ihrem Chef wenig stens monatlich einmal außerhalb der Geschäftszeit zu einer Anssprache über geschäftliche Einstellungen in Form einer Arbeitsgemeinschaft zu- sammcnträfen. Außerdem müßten aber die Gehilfen mehrerer Ge schäfte der betreffenden Stadt ab und zu zur Arbeitsgemeinschaft Zu sammenkommen, die die technischen Kenntnisse dieses Berufs erörtern, oder sie müßten gemeinsam entsprechende Anstalten, resp. Beranstal- tnngen besuchen. Also Selbsttätigkeit der Jugend! Sind das Utopien? Nein, denn es konnte berichtet werden, daß diese anscheinend gar nicht in unser rein materielles Zeitalter passenden Forderungen be reits an einigen Stellen Wirklichkeit geworden sind und sich bewährt haben. Wie erwirbt man sich Kenntnis der Arbeitsge- meinschafts - Methode? Am besten durch Besuch der Sommerakademien. Es ist daher nötig, daß anch Chefs und Angestellte in leitender Stellung dorthin kommen, um diese Arbeitsmethode erfahrener neuzeitlicher Pädagogen kennen zu lernen. Außerdem ist es eine gute Gelegenheit, sich in den Geist der jungen Generation cinzufühlcn. We^ni wir Alteren tüchtige Mitarbeiter haben wollen, fallen sie uns nicht von allein in den Schoß, sondern cs heißt, sich selbst darum rühren. Ist sich anch der I u n g b u ch h a n d e l bewußt, daß er sich zu rühren hat? Anscheinend noch recht wenig! Die Anmeldungen zu den Sommer akademien sind noch nicht so genügend eingelanfen, daß eine einzige wirklich gesichert ist. D i e F r e i z e i t ö e r e v a n g c l i s ch e n B u ch- händler ist mit mehr als 50 Teilnehmern über zeichnet, der g e s a in t e andere Buchhandel hat bis beute kaum die Hälfte Anmeldungen für die vier Sommerakaöemien aufgebracht. Woran liegt das? Weil die evangel. Bnchhändlercbefs ein Gemeinschaftsgefühl auf bringen, das anscheinend im Gesamtbuchhandel sich noch nicht oder nur in geringem Maße gebildet hat. Sie sorgen selbst dafür, daß ihre An gestellten, ihre Söhne sich melden, und manche Alteren gehen selbst noch mit hin. Darf das im anderen Buchhandel so weiter gehen? Nein, denn es wäre blamabel, wenn eine verhältnismäßig kleine Bnchhändlergruppe auf die Dauer den Gesamtbuchhandel beschämte. Darum Chefs uud Gehilfen! Es ist Eure Pflicht, die Fortbilduugsfrage nicht versumpfen zu lassen. Jeder fühle sich für die Gesamtheit des Buchhandels ver antwortlich. Jeder tue das Seine und überlasse es nicht den »anderen«. Das A r b e i t s p r o g r a m m der S o in m e r a k a d e m i e n. Sie finden lOtägig statt: ^Vrerow an der Ostsee: Leitung Fritz Klatt: 28. Juni bis 7. Juli, Dreißigackcr b. Meininaen: Leitung Eduard Weitsch: 20.—30. Juli, Gudensberg b. Kassel: Leitung Hans Pflug: 15.—26. Anglist, Bad Boll b. Göppingen: Leitung Th. Bäuerle: 5.—15. September. Den Mittelpunkt jeder Sommerakademie bilden Besprechungen über Bücher. Weniger über die erfolgreichsten, als über die, welche in den letzten drei Jahren die tieferen Geister erregt und daher lebens- aestaltend gewirkt haben. Nicht etwa nur auf dem Gebiete der schönen Literatur, sondern auch auf dem Gebiete der Kunst, Religion. Wisseu schast und Politik. Lehrer und Schüler suchen gemeinsam, sie zu finden und ihre Einstellung zn begründen. Es ergibt sich daraus eine praktische Übersicht, welche geistigen Strömungen unsere Zeit bewegen. Gedacht ist dann, daß ein zweiter Lehrer Arbeitsgemeinschaften über Einzelfragen, sei es praktischer Art, sei es über eine einzelne geistige Strömung, anschließt. Fritz Klatt formulierte das Programm von Prerow für dieses Jahr folgendermaßen: »Die geistige Arbeitsgemeinschaft will in diesem Jahre das B u ch selbst, also das für junge Buchhändler von ihrem Fachstaudpunkt aus wichtigste Thema zum Mittelpunkt der Akademie machen. 1. Wir wollen dabei von der praktischen Frage ausgehcn: wie stellt sich der junge Buchhändler zu den Neuerscheinungen? Au ver schiedenen typischen Beispielen soll praktisch geübt werden, wie man Art und Wert eines Buches bestimmen kann. (Was ist aus einem Inhaltsverzeichnis zu ersehen? Was aus einer Vorrede? Was ist aus einem beliebig herausgegriffenen Teilstück eines Buches sprachlich I und inhaltlich zu entnehmen?)
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