Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.06.1926
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1926-06-12
- Erscheinungsdatum
- 12.06.1926
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19260612
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-192606125
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19260612
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1926
- Monat1926-06
- Tag1926-06-12
- Monat1926-06
- Jahr1926
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
^ 134, 12. Juni 1926. Redaktioneller Teil. 1. Zugelassen sind alle Schulkinder, Schüler und Schülerinnen Münchener Volksschulen, Realschulen und Gymnasien, sowie Mädchenschulen vom vollendeten 12. bis 19. Lebensjahre. 2. Die Beurteilung erfolgt nach drei Altersstufen: a) 13—14 Jahre: d) 15—17 Jahre; c) 18—19 Jahre. 3. Der Aufsatz mus; in Gruppe 3 etwa zwei Schulheftfeiten lang, in Gruppe b etwa drei und in Gruppe e etwa fünf Schulheft seiten lang sein. 4. Das Wesentliche dieser Aufsätze sind die guten Begründungen. Es soll also nicht soviel Wert auf die Ausdrucksform gelegt werden; zu beachten sind besonders solche Arbeiten, in denen für das entsprechende Alter besonders reife Bücher mit reifen Urteilen behandelt werden. 5. Die Herren Direktoren werden gebeten, innerhalb der durch die Altersbestimmung zulässigen Klassen die Bestimmungen bekannt zu geben und einige Herren der Lehrerschaft zu bitten, die Aufsätze zu sichten und jeweils die besten drei Aufsätze der entsprechenden Altersstufe dem Preisrichterkollegium zur Be- urteilimg einzusenden. 6. Die Preise bestehen in Gutscheinen, die in jeder Münchener Buchhandlung gegen Bücher oder Noten nach eigener Wahl des Preisträgers eingetauscht werden. Als Preisrichter waren folgende Herren vorgesehen: Ober- studienrat Direktor vr. Dorner, Hauptlehrer Weichser, Haupt lehrer Christian Keller, vr. Friedrich Fuchs (Hochland), vr. R. Voigt (Einhorn-Verlag) und Egon Freiherr v. Berchem. Das Ergebnis ist das folgende: 158 Arbeiten haben dem Preisrichterkollegium Vorgelegen, davon sind 52 Arbeiten Preis gekrönt, und zwar 7 mit dem 1. Preise, 15 mit dem 2. Preise und 30 mit dem 3. Preise. Die übrigen 106 Arbeiten gingen leer aus. W i e die Schüler und Schülerinnen das Thema bearbeitet haben, soll im folgenden an je zwei Arbeiten aus den drei Preisgruppen und an zwei unprämiierten Arbeiten gezeigt werden (die Bezeich nungen a und b haben mit den unter Punkt 2 der Richtlinien genannten Gruppen nichts zu tun): I 3. Von jeher habe ich schon gerne gelesen. Oft zuviel! Ich denke bloß an die Zeit, in der ich die 5. und 6. Klasse besuchte und statt zu lernen Karl May las. Aber das Lernen ist oft ein bißchen lang weilig gewesen, und da Hab' ich halt in den Bücherschrank gegriffen, und wenn die Zimmertür aufging und meine Mutter hereinkam, dann tat ich schnell, als ob ich recht fleißig gearbeitet hätte. Aber die Mütter sehen (Gott sei Dank) gut, und nicht selten tanzte dann der Teppichklopfer, ein wenig langweiliges Spiel, auf meinem Rücken. Immer aber wieder habe ich zu gern gelesen, zuerst Lederstrumpf geschichten und dann Karl Mays Neiseerzählnngen. Old Shatterhand konnte ich voll und ganz mitfühlen. Mir hat das viele Lesen nicht geschadet. Den Atlas in der Hand las ich Schilderungen derart, daß mir die Urwälder Amerikas und die Städte des Goldlandes lebhaft vor Angen traten. Dabei lernte ich zugleich Geographie. Jetzt noch lese ich dann und wann gerne eine Jndianergeschichte. Doch gefallen mir die deutschen Heldensagen und Uhlands Balladen besser; Gang hofers Tiroler Gestalten sind mir liebe Freunde geworden. Da wird jetzt mancher fragen: warum lese ich und warum jetzt gerade deutsche Heldensagen oder Ganghofer. Aber diese Frage kann ich sehr leicht beantworten. Deutsche Heldensagen, deutscher Geist, deutsche Namen! Ich habe auch schon griechische Sagen gelesen, aber diese waren mir zu schwer. Ihr Charakter war mir fremd, und die Namen der Götter und Helden konnte ich nicht anssprechen und nicht behalten. So ganz anders ist es in den deutschen Geschichten und Romanen. — Ich lese beinahe jedes Buch zweimal. Einmal überfliege ich cs, und das zweite Mal kann ich mich erst für die Handlungen, für den Stil, für geographische Schilderungen und für den Charakter der handeln den Personen interessieren. Bücher sind mir gute, liebe Freunde. Sie erheitern, zerstören nicht, und man kann daraus sehr viel lernen. Man braucht auch kein Stubenhocker zu sein, wenn man viel liest; denn man kann in schönen Morgen- oder Abendstunden ins Freie gehen und im Sonnenschein liegen und lesen. (Volksschülcr, 14 Jahre alt.) I b. »Nimm und lies« hieß eins meiner reizenden Kinderbilderbücher, und seit dieser Zeit habe ich die Lust zu lesen nicht mehr verloren. Glücklicherweise stillen Haus- und Schulbibliothck meine Lesewut. Bei dem reichhaltigen Lesestoff fällt es mir wirklich schwer zu sagen, welches meine Lieblingsbücher sind. Jedenfalls ziehe ich Geschichten und Erzählungen den lehrreichsten naturgcschichtlichen und geogra phischen Büchern vor. Für Märchen kann ich mich zurzeit wenig be- 740 geistern; ich lasse meine Phantasie lieber die Menschen und Gegen den wahrer Erlebnisse ausmalen. Wie lebe ich mit den Schicksalen von »Nanni und Manni« (Svenson)! Mit großer Freude nehme ich stets Roseggers Erzählungen zur Hand. Ja, an diesen Büchern habe ich erkannt, daß ich auch ein Buch öfter lesen kann. Die Antwort auf die Frage »wie ich lese« wird eine Beichte. Allen guten Mahnungen zum Trotz lese ich sehr-schnell und nehme mir nicht die Mühe, den schönen Ausdrücken meine Aufmerksamkeit zu schenken. Ich habe mir zwar auch einmal ein Büchlein mit schönem Einband angelegt und mit Sonntagsschrift Aufzeichnungen gemacht, aber bei einigen Seiten ist es geblieben. Dieses Lesen aber steht im angenehmen Gegensatz zur Schullesestunde; cs ist Erholung für mich und es ist gleich, wo ich lese, in der Trambahn, in einer gemütlichen Sofaecke oder im grünen Gras. Bei meinem Lesen tröstet mich ein Gedanke, daß ich das, was mir gefallen hat, auch ohne schulgemäße Behandlung nicht vergesse. (Lyzeistin, 13 Jahre.) II 3. Wieviele unter uns machen sich, wenn sie ein Buch zur Hand nehmen, weiter gar keine Gedanken über den tieferen Sinn alles Lesens. Lektüre hat einen zweifachen Zweck: Bücher unterhalten, lenken ab, erlösen uns vom Alltag und von der Gegenwart, sic lassen uns Vergessen finden. Aber noch höher steht der andere Zweck: Bücher vermitteln uns Wissen und Bildung, sind also wertvolle Träger des Geistes- und Kulturlebens. Sic sind unsere besten Freunde. Man kann in Anlehnung an ein bekanntes Sprichwort kühn behaupten: »Sage mir, welche Bücher du liest, und ich sage dir, wer du bist«. Auswahl und Ausbeute der Bücher künden mit Sicherheit, wes Geistes und Geschmackes der Leser ist. Nachfolgende Ausführungen mögen hier für Beispiele und Begründung bringen. »Bayrisch Land und Volk in Wort und Bild«. Ein liebes Buch, ein Heimatbuch! Wieviele heitere Stunden sind mir schon aus den interessanten Schilderungen und reizenden Bildern geworden, die mir von vertrantem Land und präch tigen Menschen plauderten. Ebenfalls ein Heimatbnch, aber in anderm Sinne, ist »Das Buch Treue« von Werner Jansen, ein Nibe lungenroman von ergreifender Wucht der Sprache und seltener Far benpracht. Da tollt Siegfrieds sonnige Art wie ein kurzer Früh lingstraum durch den Tag, da ragt in Einsamkeit und Trotz der finstere Hagen, da erschüttert uns Kriemhildens tragische Größe, und die Waffen klirren ans blutiger Bahn: alles um Treue! Mein liebstes Buch ist der »Pilatus« von H. Federer, eine Erzählung von schlichten Menschen und steilen Bergen und tragischem Konflikt zwischen beiden. Es ist ein hohes Lied der Liebe zu der Schönheit und Reinheit der Berge, das uns von äußeren und inneren Kämpfen eines wertvollen Menschen berichtet, die dieser um diese Liebe führen muß, bis er völlig weltfremd und vereinsamt daran zerbricht. Viel Licht und Leid und tiefes Menschentum wird hier zum Erleben. Manches gute und schöne Werk ließe sich noch aufzählen, aus dem man hohen Gewinn für Herz und Geist ziehen könnte. Dies ist die vornehmste Aufgabe der Bücher: Sie müssen uns erziehen, reicher und edler machen. Dafür müssen wir ihnen viel gläubige Dankbarkeit und nachdenk- samen Sinn entgegenbringen. Dann werden sie zum Wanderstab, der nie enttäuscht, der nie zerbricht. (Lyzeistin, 16 Jahre.) II b. Oft begleite ich meinen Vater hinaus auf die Pürsch und an das Wasser zum Fischfang, und wenn ich groß bin, werde ich auch einmal ein Weidmann, Heger und Fischer, kein Schießer? Die Liebe zum Wald, zur Natur, zu Baum und Strauch und allem, was da kreucht und fleucht, habe ich außer meinem Vater meinen Lieblings schriftstellern Thompson, Karl Ewald und vor allem dem unüber troffenen H. Löns zu verdanken. Von ihm besitze ich alle Bücher, die er für Kinder und junge Leute geschrieben hat, aber »Mümmel mann«, »Auf der Wildbahn«, »Ho Nüd' hoh!« und »Mein grünes Buch« lese ich wieder und immer wieder. Mit Hermann Löns streife ich durch Wald und Flur, durch Moor und Heide, mit ihm wate ich im Sumpf und sitze am Anstand. Er hat mir die Geheimnisse der Natur verraten, und wenn ich seine Bücher lese, dann vergesse ich die graue Großstadt und die steinernen Häuser, dann bin ich im Grünen, im Freien und in meinem Element! Jetzt soll ich schreiben, wie ich lese. Leider viel zu eifrig in jeder freien und manchmal auch gestohlenen Minute; abends im Bette und an jedem verregneten Sonntage. Ich lese nicht schnell, und jedes Geräusch stört mich, kein Mensch in meiner Umgebung darf sprechen. Dann bin ich ein anderer in meiner Welt. Ich wünsche mir nichts, als all' die beschriebenen Gegenden selbst zu durchstreifen. Ein Leben ohne Bücher muß öde und langweilig sein! Ich kenne viele Tiere und Blumen nur aus der Beschreibung, und wenn ich sie dann im Walde antrcffe, dann freue ich mich sehr. Die Tiere habe ich sehr gern, weil ich so viel Schönes und Rührendes über sic
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder