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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.06.1926
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- 1926-06-15
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- 15.06.1926
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Fordert die Verbreitung des deutschen Buches im Auslande lateinischen Druck? «Vgl. Bbl. 1828, Nr. 23 und 2S.> Zu meinen Ausführungen unter dieser Überschrift sind mir zahlreiche Zustimmungen und Bestätigungen, aber nur von zwei Seiten gegenteilige Äußerungen zugogangen, ein Beweis dafür, daß das, was einer der Einsender, Herr W. Ulberts i. Hsc. N. I. Gumperts Buchh. in -Gothenburg, schreibt: »Ich glaube nicht schl- zugehen, wenn ich glaube, daß alle im Auslande täglich mit dem Publikum in Berührung kommenden Kollegen in Hinsicht auf den Einfluß der Fraktur auf den Absatz deutscher Literatur im Auslände in vielen Punkten ganz andere Erfahrungen gemacht haben, als Herr Ruprecht in seinem Artikel darlegt« — eben nicht zutrifft. Aber die tatsächliche Berichtigung des Herrn Alberts sei hier wie in dem soeben erscheinenden Sonderdrucke meines Aufsatzes nachgetragen: cs gibt heute in Schweden zwei weitverbreitete Grammatiken der deutschen Sprache, die »auch nicht einen Buchstaben in Fraktur enthalten«, und »auch die in schwedischen Verlagen erschienenen Ausgaben deutscher Schullek türe« sind »so gut wie ausschließlich in Antigua gedruckt«, sodaß »hier jemand sehr gute Kenntnis in der deutschen Sprache besitzen kann, ohne die Frakturschrift zu kennen«. Da haben wir also eine Wandlung zu verzeichnen, denn ich hatte vor Jahren in allen Kulturländern Umfrage gehalten, eine Wandlung, die eine Grenz überschreitung, eine Ungeheuerlichkeit ist. Denn diese neuere Aus nahme bestätigt nur die Regel, die mir damals ohne Ausnahmen von allen befragten Verlegern geliefert wurde, zum Teil mit sehr energischen Äußerungen wie der, daß ein Lehrbuch der deutschen Sprache ja seine oberste Aufgabe, in das Geistesleben des Volkes cinzuführen, nicht erfüllen würde, wenn es seine Schrift, in der nicht nur die Tagesprcsse, sondern die edelsten Schätze -seiner Li teratur für alle Zeit niedergelegt find, nicht darbieten wollte. Auf solche Unnatur konnte nur Renegatentum, das die «schwedische Schrift« — so nannten sie früher die Fraktur — abgeschworen hat und noch glaubt verfolgen zu müssen, verfallen. Das wird von selbst verschwinden, trenn der in seinem Endstadi-um befindliche Kampf des schwedischen Volkes um seine innere Schrifteinheit, die in Übereinstimmung mit seiner Hinwendung zur angloromanischcn Kultur durchgeführt wird, zur Ruhe gekommen ist. Dann wird auch dieser Übergriff als nur Schweden selbst schädigend dort er kannt und beseitigt werden. Uns kann er nicht schädigen, weil jeder Ausländer, auch ohne die Frakturschrift zu kennen, sie lesen kann. Aber wie wir anderen Völkern nicht die Anwendung unserer Schrift für ihre Sprachen ausdrängen, so können wir auch die gleiche Achtung vor dem Kleide unserer Sprache verlangen. Herr Alberts hat dann noch sine Nummer des schwedischen Buchhandlungsgehilfenblattes eingesandt, in welcher deren Her ausgeber über den Schweden betreffenden Teil meiner Ausfüh rungen höchst ergötzlich berichtet. In »heftige Wut« soll mich die Wandlung in Schweden, mit deren Beobachtung ich übrigens »vielleicht recht« hätte, versetzt haben. Wie das sich mit der Kühle meiner Feststellung reimen soll, daß ein 80-Millioncn-Volk niemals das einzigartig paffende Eigenkleid seiner Sprache zum Plunder werfen wird, nur weil ein Fünfmillionenvolk es abgc- strcift hat — das bleibt fein Geheimnis. Aber wer im Glashausc sitzt, soll nicht mit Steinen werfen. Der Schreiber des Artikels ist es, der in sinnlose Wut geraten ist über einen Satz von mir, den er wörtlich ansührt: »Die Sorge dieser germanischen Völlersplitter (Skandinaviens!), der Übermacht deutscher Kultur gegenüber ihre volle Selbständig keit nicht erringen zu können, also politische Gründe und Schwäche, haben ihren Abfall von der Fraktur bedingt, den Herr Professor Dresdner uuserm Volk als maßgebend hiustellt«. Ich habe den Satz hier wiederholt, um mich ganz entschieden dagegen zu verwahren, daß er herabsetzend oder überheblich ge meint sein sollte, und versage es mir, mich durch die Leidenschaft lichkeit dieses eigenartigen Berichterstatters reizen zu lassen. Ich bin nicht so boshaft, so wie er gleich üble Absicht zu wittern bei dem nachstehenden Aufdruck auf der Klappe von Briefumschlägen vom Sommer 1925: 750 Königlich Schwedische Gesandtschaft Pressabteilnng nehme vielmehr an, daß die schwedische Gesandtschaft in Berlin durch Anordnung von Frakturdruck in ihrem Schriftverkehr mit Deutschen dem deutschen Bolksbrauch mag haben entsprechen wol len. Immerhin wirkt die Ausführung auf uns Deutsche als Ver letzung einer unveräußerlichen, deutschen Eigenart. Diese Aus schaltung der Kopplungen (ch und ß) und der Unterscheidung von s und s ist um so befremdlicher, als auch jeder ausländische Fraktur schnitt sie enthalten muß. Das kommt davon, daß man in Schwe den sogar die deutsche Schreibschrift im deutschen Sprachunterricht abgeschafst hat — zum eigenen Schaden, denn sie erleichtert nach dem Zeugnis zahlreicher Lehrer der deutschen Sprache im Aus land den Unterricht. Die zweite Gegenäußerung besteht darin, daß ein deutscher Btu-fikverlag dem Buchhändlerischen Frakturbundc die Abschrift einer ihm vor Erscheinen meines Aufsatzes zugegangenen Zuschrift aus dein spanischen Südamerika sandte, worin gefragt wird: »Wes halb drucken Sie die Texte nicht in lateinischen Buchstaben? Es gibt so viele Ausländer, die wohl deutsch sprechen, aber nicht deutsche Fraktur lesen können*). Gerade deutsche Musik und deutsche Lieder könnten viel für uns werben. Wie viele trifft man, die fließend deutsch sprechen, aber nicht lesen, denn in den (spanischen!) »Schulen wird« (kein Deutsch und daher!) »natürlich nur lateinische Schrift gelernt. Ebenso ist es mit Büchern«. Diese Zuschrift ist kennzeichnend für die Kritiklosigkeit, mit der Äußerungen gegen noch so berechtigte deutsche Eigenart zur zeit noch tragisch genommen werden. Es ist doch einfach nicht wahr, daß nicht jeder Ausländer deutsche Schrift lesen könnte. Nicht ich allein habe das erprobt. Ich könnte, -wenn es noch nötig sein sollte, z. B. den Bericht eines in Südfraukreich ausgewach senen Deutschen abdrucken über seine Unterhaltung mit dortigen Bauern, die ihm aus feiner deutschen Zeitung, wenn auch Mit un richtiger Aussprache, vorgeleseri haben, obwohl sie nie zuvor deutsche Schrift gesehen hatten. Als Bericht eines Pfarrers ist er unanfechtbar. Heute habe ich auf drei neue Zeugnisse zu ver weisen. 1. Herr Carl Köhler (Fa. Otto Carius) in Darmstadt schreibt mir in diesen Tagen: »Auch ich habe über dieseFrage öfters mit Ausländern gesprochen, deren wir ja in der Inflationszeit besonders hier an der Hoch schule die schwere Menge hatten. Ob Chinese, Bulgare, Norweger, sie haben alle erklärt, die Fraktur mache ihnen gar keine Schwierig keiten, und sie glaubten, daß kein in Fraktur gedrucktes Buch deswegen weniger im Ausland verkauft würd e«. 2. Bon Herrn Professor vr. A. Baumgartner in Zürich ging mir soeben folgende Bestätigung zu: »Ich war an der Eidgenössischen Technischen Hochschule mit dem Lehrauftrag »Deutsche Sprache für Fremdsprachliche« betraut, den ich 33 Jahre lang innehatte und den nicht nur Schweizer der französischen und italienischen Zunge besuchten, sondern auch junge Männer aus allen Ländern: Holländer, Schweden, Polen, -Russen, Rumänen, Amerikaner, Japaner und -andere. In diesem Kurse war freie Aussprache über alles mögliche erwünscht, be sonders über Dinge, die dem Ausländer auffielen. -Nun erinnere ich mich nicht, daß auch nur ein einziges Mal eine -Bemerkung gegen die Frakturschrist Gegenstand einer Unterhaltung geworden wäre, obschon der jeweils benützte Lesestoff immer in deutschem Druck -vor den Augen der Schüler lag. — Meine Schüler waren nicht Anfänger, und Wohl jedem war in seiner deutschen Gramma tik die deutsche -Vokabel von der ersten Stunde an in deutschem Druck vor das Auge getreten. Dies wird bei den meisten Aus ländern der Fall sein, die deutsche Bücher lesen. Aus diesem Grund stößt der deutsche Druck den Ausländer nicht ab: er sieht -:-) Bon mir bcrvvrgcyvbeu.
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