Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.06.1926
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- 1926-06-17
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- 17.06.1926
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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^ 138,17. Jum 1926. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. gerne in dem ihm lieben Raum um, die Dichter Friedrich Theodor Bischer, Ludwig Pfau, I. G. Fischer und andere besuchten oft ihren Buchhändler, und auch der bekannte General von Schacht meyer machte hier manche interessante Entdeckung. Einer der be rühmtesten Kunden des Hauses Wat bis zu seinem Lebensende der volkstümliche Eroberer der Lüfte, Gras Ferdinand von Zeppelin. Am 1. April 1920 verkauften Hunersdorf und Keil das Sortiment an Hans Stadelmeier, der es aber schon am I. August 1922 an Paul Erps veräußerte. Erps, ein ge borener Stuttgarter, war nach Erlernung des Buchhandels bei Hermann Wildt in Stuttgart zuletzt längere Jahre bei Cotta tätig gewesen, wo er an verantwortlicher Stelle die feinen Fäden mitspinnen half, die vom Verlagsbuchhandel zum Sortiment führen. Obschon es mitten in der Inflationszeit war, widmete er sich sofort dem Ausbau seines Geschäfts mit tatkräftigem Eifer und fand dabei auch in seiner Frau eine treue Gehilfin. Er knüpfte wieder an die guten alten Traditionen der Weise'schen Buchhandlung und des Stuttgarter Sortiments überhaupt an und sucht der allgemeinen Volksbildung zu dienen, nicht bloß indem er alle Gebiete der Literatur Pflegt, sondern auch die verschiedensten Zweige der Wissenschaft, namentlich der Medizin und der Technik berücksichtigt. Wenn auch die jetzige Zeit dem Buchhandel nicht günstig ist, so hat Herr Erpf doch die Notwendigkeit erkannt, mit ungebeugter Tatkraft für feinen Teil an dem Wiederaufbau zu arbeiten, und so darf man ihm an der Spitze des altehrwürdigen Hauses Glück zu weiterem Schaffen wünschen! Erinnerungen an Hermann Loescher. * 16. Juli 1831 in Leipzig, f- 22. November 1892 in Turin. Von Friedrich Furchhe'km (früher Buchhändler in Neapel, Mitglied des Börsenvereins 1877—96). Während eines Zeitraums von fünfundzwanzig Jahren war es mir vergönnt, mit diesem ausgezeichneten Pionier des deutschen Buch handels in Italien in brieflichem und gelegentlich persönlichem Ver kehr zu stehen. Auch heute noch, mehr als dreißig Jahre nach seinem Ableben, ist es mir eine große Genugtuung, mich seines mir stets be wiesenen Wohlwollens dankbar zu erinnern. Mögen diese Aufzeich nungen von den Lesern des Börsenblattes ebenso günstig ausgenommen werden als s. Zt. jene über den Pariser Bibliographen Otto Lorenz im Bbl. 1899, Nr. 154/65, mit dem ich jahrelang befreundet war. Wie ich Buchhändler wurde? Durch ausgesprochene Neigung in frühester Jugend, eisernen Willen und Überwindung aller Hindernisse. Damals, vor mehr als 60 Jahren, gab es nämlich in Wien nur zwei Buchhandlungen, die Lehrlinge, »Praktikanten« genannt, aufnahmen. Nach peinlich langem Warten und Ablehnung aller mir vorgeschlagenen »rentableren« Berufe erreichte ich endlich mein Ziel und wurde nach dreijähriger Lehrzeit Gehilfe bei Sallmayer L Comp, in der Kärntner- ftraße. Mein Wunsch, nach Italien zu kommen, erfüllte sich 1867 durch Er langung einer freigewordenen Stelle im Hause Loescher in Turin. Am 6. September genannten Jahres betrat ich zum ersten Mal italie nischen Boden und am folgenden Tage die Buchhandlung in der stillen Via Carlo Alberto, nahe hem Schloßplatz. Äußerlich sehr einfach, ver fügte sie im Innern über ausgedehnte Räumlichkeiten. Ich fand Herrn Loescher an seinem Stehpult am Fenster des zweiten Lokals. Seine Persönlichkeit machte auf mich einen sehr sympathischen Eindruck: Stattlich, mittlerer Dreißiger, Haar und dunkler Vollbart kurz ge halten, die freundlich blickenden Augen hinter einer scharfen Brille. Nachdem er mich mit meinen Obliegenheiten bekanntgemacht hatte, wurde ich dem Personal vorgestellt, vier Deutschen und zwei Italienern, die sich in der Folge als sehr angenehme Kollegen erwiesen. Der erste Gehilfe, Moritz Walther aus Wiesbaden, war einer der liebens würdigsten, trefflichsten Menschen, die ich in meinem langen Leben kennen lernte; bescheiden bei all seinen umfassenden Kenntnissen und von nobelster Denkungsart. Eine tiefe, aufrichtige Freundschaft ver band uns bis zu seinem, leider nur allzu früh erfolgten Ende. Ich werde ihn in diesem Aufsatz noch mehrmals zu erwähnen haben. Das Geschäft war 1866 von einem Deutschen, Gustav Hahmann, gegründet worden, der jedoch schon vier Jahre später bei einer Gebirgs- tour tödlich verunglückte. Infolge des Krieges und anderer Umstände fand sich längere Zek kein Käufer, bis Carl Fr. Fleischer in Leipzig seinem ersten Gehilfen, Hermann Loescher den Vorschlag machte, das Geschäft zu erwerben. Anfangs wehrte sich dieser entschieden gegen diese Idee: er kenne weder das Land noch die Sprache der Bewohner und habe außerdem wenig Lust, Deutschland zu verlassen; auch seien die politischen Zustände in dem neugcgründctcn Staate Italien durch aus nicht vor Überraschungen sicher (was auch anno 1861 nicht unwahr scheinlich war). Loescher entschloß sich erst dann zu dem Wagnis, als ihm sein Prinzipal die bisher tnnegehabte Stelle unter allen Umständen offen hielt'. So zog er wohlgemut, voll Arbeitslust und aller Bande frei, gen Welschland. Diese Episode hat Loescher uns Gebilsen bei einer Flasche Barolo erzählt, fast mit denselben Worten. Auch die, wie er zu dem Vornamen Ermanno kam: Der »Arminio« im Wörterbuch gefiel ihm nicht; da sprach ihn ein Kunde gleich anfangs mit »Signor Ermanno« an, und dabei ist es geblieben. Die Zukunft hat bewiesen, wie wohlbedacht der Rat seines Prin zipals war. Gerade Loescher war der richtige Mann für diesen Posten. Er gewann Italien, zumal Turin, seinen ständigen Wohn sitz während drei Jahrzehnten, so lieb, daß er sich naturalisieren ließ. Anno 1866, als die bisherige Hauptstadt (Turin) infolge der Konvention mit Frankreich nach Florenz verlegt wurde, fand sich Loescher veranlaßt, dort nolens volens eine Filiale zu eröffnen, mit deren Leitung er August Würtenberger aus Innsbruck, vom Turnier Per sonal, betraute. Im Dezember 1867 mußte ein Gehilfe der Filiale plötzlich abreisen. Da eine Verlegung des Geschäfts in die belebtere, elegante Via lornabuoni in kurzer Zeit bevorstand und die schrift lichen Arbeiten sich häuften, war baldigster Ersatz für den Ausge tretenen absolut notwendig. Am 15. Dezember überraschte mich Herr Loescher mit der Mitteilung, daß meine Wenigkeit — ich war erst 23 Jahre alt — für Florenz bestimmt sei, und daß die Abreise, zu sammen mit ihm, noch am selben Abend stattfinden sollte. Obwohl ich mich in Turin in jeder Beziehung wohlbefunden hatte, zögerte ich doch keinen Augenblick, einzuwilligen. Ich ging mit Vergnügen nach Florenz, zumal da meine Vorfahren toskanischer Abstammung waren. Damals hatte ich keine Ahnung, daß ich über 4 Jahre in Florenz ver bleiben würde; sie zählen zu den besten meines bewegten Lebens. Nächsten Morgen erwartete uns am Bahnhof der oben erwähnte Geschäftsführer, dem ich vorgestellt wurde. Ein noch junger, rühriger Mann, mit dem zu arbeiten stets sehr angenehm war. Nach wenigen Tagen kehrte Herr Loescher nach Turin zurück, indem er uns auf die baldige Ankunft einer weiteren Hilfskraft vertröstete, da mir zwei allein die massenhaft vorhandene Arbeit auf die Dauer nicht bewältigen konnten. Das neue Lokal war geräumig und elegant eingerichtet, mit Marmorfußboden, aber so kalt, daß ich bald an den Händen Frost- beul.en bekam, zum erstenmal im Leben. In den Florentiner Kauf läden gab es nämlich damals noch keine Ofen, sondern nur Wärm- pfannen, zu denen man ab und zu beim Schreiben seine Zuflucht nehmen mutzte. Im allgemeinen fand ich das Leben in der CittL ckei kiori durchaus angenehm; nur erwies sich mein Monatsgehalt von 150 Lire als nicht genügend, obwohl ich in Turin mit weniger ausge kommen war. Kein Wunder, wenn ich ziemlich oft Vorschüsse benötigte, die mir bereitwillig ausgefolgt wurden. Seit der Ernennung zur Hauptstadt (1865) hatten sich die Lebenserfordernisse in Florenz im Preise bedeutend erhöht. Die oben erwähnte Hilfskraft, ein intelligenter junger Mann aus Turin, kam im Januar 1868 zu uns. Es war Giuseppe Ottino, der, meine Leidenschaft für die Bibliographie teilend, sich später in diesem Fach einen hervorragenden Namen erwarb. Gleichen Zielen zustrebend, blieben wir viele Jahre freundschaftlich verbunden. Wir hatten die Be arbeitung einer kibliottieea LiblioArapdiea Italiea, nach Petzholdtschem Muster, geplant, -aber unser Projekt kam damals nicht zur Ausführung. Erst zwanzig Jahre später gab Ottino, inzwischen Bibliothekar an der Nattonalbibltothek in Rom geworden, im Verein mit G. Fumagalli in Nom bei L. Pasqualucci, 1889 ein umfangreiches, über 4000 Titel ent haltendes Werk heraus, das vom Unterrichtsministerium prämiiert wurde. Ein zweiter (Supplement-)Band, über 2000 Titel enthaltend, erschien 1895 bei C. Clausen in Turin. Ottino verfaßte auch zahlreiche Artikel für bibliographische Zeitschriften und em dlanualo <ii Liblio- geakia im Verlag Ulrico Hoepli in Mailand. Anfangs der neunziger Jahre an die Turiner Nationalbibliothek als Kustos berufen, wodurch sein langjähriger Wunsch endlich erfüllt wurde, starb er am 12. Jan. 1898 im 57. Lebensjahre. Ottinos Wirken bestätigt den im Bbl. 1899 Nr. 187 ausgesprochenen Satz, daß die Verfasser der wichtigsten Biblio graphien aus Buchhändlerkreisen hervorgegangcn sind. Bei seinem nächsten Besuche in Florenz im Sommer 1868 belohnte Herr Loescher meine Arbeit durch Erhöhung meines Gehalts auf 200 Lire. Auch teilte er mir oub rosa mit, baß er die Absicht habe, eine weitere Filiale in Neapel zu errichten, in der ich Mitwirken sollte. Es kam jedoch ganz anders. Der sehnlichste Wunsch aller italienischen Pa trioten — Nom alsHauptstadt — erfüllte sich bereits zwei Jahre später: Italienische Truppen zogen am 20. September 1870 un behindert in Nom ein. Nun mußte Loescher, wie andere in Turin, an die Errichtung eines zweiten Hauptsitzes der Firma denken. Bald darauf eröffncte er unter der Firma Loescher L Co. das neue Ge? 763
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