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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.06.1930
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1930-06-19
- Erscheinungsdatum
- 19.06.1930
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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138, 18. Juni 1330. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. b. Dtschn Buchhandel. Unter Fortlassung der wissenschaftlichen Übertragungen aus toten Sprachen und dergl. stellt sich das Bild des Austausches für die wichtigsten in Frage kommenden Sprachen so dar: Übersetzungen Übersetzungen aus dem ins Deutschen Deutsche 1927 1928 1927 1928 Russisch 400 498 106 176 Englisch-Amerikanisch 223 305 426 542 Spanisch 76 105 19 19 Japanisch 136 99 6 4 Niederländisch und Flämisch 132 97 25 22 Tschechisch und Slowakisch 84 94 22 9 Polnisch 46 94 10 6 Ungarisch Bulgarisch 81 74 81 80 15 4 1 Italienisch 84 71 48 45 Französisch 68 68 255 288 Schwedisch 63 60 52 61 Finnisch ? 41 ? 1 Dänisch 30 39 51 ) 98 Norwegisch 7 8 19 Rumänisch 22 37 2 Chinesisch 37 37 13 6 Lettisch 33 34 3 3 Südslav. Sprachen ? 22 ? 2 Griechisch (neu) ? 21 ? 1 Estnisch ? 18 ? 1 Hebräisch 19 17 33 16 Verschiedene In Deutschland veröffentlichte über- 16 13 64 40 setzungen 27 67 — — Insgesamt 1648 1996 1157 1347 Verleger und Verleger. Von den italienischen Verlegern hört man nur ab und zu, wenn sie einen neuen Preis ausgeschrieben, eine Stiftung zur Hebung und Belebung der italienischen Literatur, der reinen Literatur gemacht haben. Das ist alles Positive und das Übrige sind Klagen über zu niedrige Auflagen, über das geringe Interesse des italienischen Vol kes an der Lektüre, über den Schaden, den Leihbibliotheken dem Buchhandel zusllgen. Und ab und zu erscheint ein Artikel, der sest- stellt, baß der geschäftliche Teil der italienischen Verlegertätigkett nicht entwickelt sei. So ungefähr äußerte sich kürzlich ein italienisches Blatt. Italien ist bis heute das klassische Land geblieben, in dem ein Liebhaber von Literatur, der sich im Besitz von Geld und einer sestgelegten Jdecn- richtung befindet, die Bücher jener Schriftsteller drucken läßt, die ihm gefallen. So fehlt vollkommen jene bedauerliche Erscheinung, die in anderen Ländern dadurch entstanden ist, daß irgendwelche Kauf leute auch mit Büchern handeln, daß infolgedessen die Autoren sich mißverstanden sehen und es zu Vorkommnissen kommt, wie die »?oetrx lVorlck« sie in einer ihrer letzten Nummern von dem großen Hans Doubleday, Page L Co. zu berichten wußte. Diesem Verlag nämlich hatte Christophe! Morley 154 Gedichte Shakespeares unter einem Pseudonym eingesandt und sie mit dem Bemerken znrllckerhal- ten, daß sie unter dem Niveau des Hauses seien. Der Karikaturist der »Vorlck« hat diesen Fall ausgegrissen und läßt die Sekretärin des Berlages schreiben: Der Verleger hat leider für Schriften von menschlichem Interesse — kein Interesse. Der italienische Schriftsteller also findet, sofern er Dinge von Wert schreibt, sofern er einen ausgesprochenen Charakter hat und auch dann, wenn seinen Schriften ein gewagter Stil und Inhalt eigen ist, stets einen verständnisvollen Hüter seiner Werke, der sie mit sorg samer Obhut druckt, das Papier und die Type wählt — und dann nicht verkaufen kann. Der amerikanische Schriftsteller muß sich dem Geschmack oder Ungeschmack seines Verlegers anpassen, der wieder um keinen Geschmack, sondern ein Urteil über die Marktgängigkeit eines Buches hat, und er erreicht dann mit den Werken Auflagezissern, die in glücklichen Fällen bis an die Million gehen können. Der ita lienische und der amerikanische Verleger stellen die beiden äußersten Pole im Berus dar. Und man wird sie beide sehr genau betrachten müssen, um von beiden das zu lernen, was den idealen Verleger, den Verschmelze! von Geschmack, Urteil und Geschäftssinn, den Behüter des Buches in künstlerischer und kommerzieller Beziehung ausmacht. Um vom Italiener zu lernen, muß man die gleiche Kultur, die gleiche Tradition, die gleiche Hingebung aufbrtngen, die diesen Vertreter des Berufes im allgemeinen auszetchnen und ihn zu jedem Opfer für die Idee bereit machen. Die reinen Kenntnisse der italienischen Verleger sind im allgemeinen erstaunlich, es sind selbst Gelehrte und 570 Künstler, sie lieben die Bücher, die Typen, das seine Papier und wissen auch die Buchbtndekunst zu schätzen. Sic haben noch Tradition, und ihre große Verbundenheit mit der bedeutsamsten Periode Ita liens hindert sie ein wenig, den Weg in die Zukunft und die Gegen wart zu sinden. So wehren sie sich selbst mit Händen und Küßen gegen eine Industrialisierung des Biicherhandcls und des Verleger- tums; so schneiden sie sich selbst den Weg zum Erfolg ab, den sie gern wünschen. Der amerikanische Verleger hat bas Buch von vornherein wie eine Ware betrachtet, die abgesetzt werben muß. Darum hat er alle Mittel verwendet, die auch andere Branchen benutzen, um bas Publi kum zum Kauf zu verlocken, und seine Kulturarmut und Unbeküm mertheit ließen ihn Grenzen überschreiten, die wir respektieren und die dem Italiener untibersteigbar wären. Man kann Guy de Maupas- sant wie einen Staubsauger angeboten bekommen, den man acht Tage gratis benutzen darf und zurückgeben kann, sosern er sich in dieser Zeit nicht bewährt oder nicht gefällt. Tatsächlich hat gerade im ver gangenen Jahr ein amerikanischer Verlag eine Gesamtausgabe von Maupassant herausgebracht, zweibändig, Ganzleinen, 1080 Setten guten Papiers und sauberen Druckes, die folgendermaßen angepriesen wurde: »Wollt ihr eine Woche lang gratis lesen? Gratis? Wollt ihr den wunderbaren Zauber dieser Geschichten spüren, um den großen Rus dieses berühmten Schriftstellers zu verstehen? . . . Ihr könnt es haben. Beurteilt die ausgezeichnete Schönheit dieser Ausgabe, die hoch feine Qualität des Papiers, die Sauberkeit des Druckes und des Einbands, die eine absolute Neuheit auf diesem Gebiet darstellen. Schickt uns kein Geld, reißt nur den Abschnitt ab, steckt ihn in einen Umschlag oder klebt ihn auf eine Postkarte. Ihr bezahlt nichts an den Briefträger, der euch das Paket bringt. Ihr lest friedlich eine Woche diese herrlichen Novellen und dann ent scheidet ihr euch, ob ihr unsere wundervolle Ausgabe der Meister werke Maupassants erwerben wollt.« Auf dem Abschnitt steht nach genauer Beschreibung der Werke und wiederholtem Hinweis aus ihre Schönheit: »Ich verpflichte mich, bas Buch eine Woche nach Empfang in bestem Zustand zurückzu erstatten oder 2 Dollar 88 Cents zu schicken.« Mit dieser Methode hat Maupassant in Amerika eine höhere Auflage erlebt als je in seiner Heimat. Und die Ausgabe war nicht schlecht. Die Verlagsreklamc ist in Amerika stärker als anderswo. Immer wieder taucht der Verlagsnamc auf und sucht sich in die Hirne der Leser einzuhämmern. Das geschieht vor allem, um den Verkaufs agenten, die in direktem Verkauf vom Verlag an das Publikum die Bücher vertreiben, das Geschäft zu erleichtern. Das System des Verlagsverkaussagenten ist auch in anderen Ländern ausgenommen worden, aber es läßt sich nicht mit dem Umfang dieses Geschäfts zweiges in Amerika vergleichen, wo nahezu 25?K der gesamten Bücher mit dieser Methode an den Käufer gebracht werden. Sehr ähnlich ist das andere direkte Verkausssystem mittels Zirkularen, in denen immer auf irgendeine mutmaßliche Eigenschaft des Lesers Bezug genommen wird. Diese Rundschreiben und Kausaussorderungen sind Meisterstücke der Verkaufspsychologie; Beweis: »Ids Look o! Mguetts«, ein amerikanischer Knigge — also keineswegs ein leicht verkäufliches Werk — erlebte lediglich durch die eben beschriebene Ver kaufsmethode eine Auflage von 1 Million. Daß man in den Warenhäusern Bücher kaufen kann, ist für uns nicht neu. Aber wie wett dieses amerikanische System geht, den Ein käufe machenden, also zum Ausgeben bereiten Menschen überall aus Bücher stoßen zu lassen, beweist das Vorgehen einiger Verleger, die sllr die Woolworthhäuser, in denen jeder Gegenstand 25 ober 50 Cent kostet, besondere Ausgaben drucken ließen, die zu 25 Cent abgegeben werden. Es handelt sich dabei freilich um schlecht gedruckte, ost auch nicht einmal korrigierte Bücher von freien Autoren, aber die Me thode hilft, um bas Buch in der Masse zu verbreiten. Und wer ein mal gelesen hat, liest auch das zweite Mal, und wer erst an Bücher gewöhnt ist, kauft immer wieder neue. Die »Drugstores« schließlich, Mitteldinge zwischen Apotheke, Drogerie und Cafö, besitzen stets eine gut assortierte Verkaussbticherei, in der man nicht nur die letzten Romane, sondern auch ausgefallenere Bücher finden kann. Und nach den Erfahrungen der amerikanischen Verleger ist der Umsatz in diesen Drugstores überraschend hoch. Der amerikanische Schriftsteller also beklagt sich über das Un verständnis, die Unbildung und den schlechten Geschmack des amerika nischen Verlegers. Aber es lohnte sich eine Untersuchung, die sest- stellte, ob der hochgebildete, tradittonsbehastete und ideebesessene italienische Verleger, der Gegenpol des Amerikaners die Rechte und Vorteile der Schriftsteller mit unverkausten Auflagen von 1080 Ab zügen besser bewahrt. Rom. G. R.
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