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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.08.1883
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- 1883-08-01
- Erscheinungsdatum
- 01.08.1883
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- Deutsch
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3276 Nichtamtlicher Theil. ^ 176, 1. August. bringen; in dieser Noth half, so weit sie konnte, die mütterliche Freundin, Frau v>. Müller. Unter diesen mißlichen Verhältnissen ließ König sich in Asso ciations-Unterhandlungen mit dem Besitzer des eine halbe Stunde von Würzburg liegenden Klosters Zell, Hrn. von Gmelin, ein, die jedoch an der eigenen Mittellosigkeit des letzteren strandeten. Ein wenig Humor unter diesen trüben Verhältnissen liegt in der Absicht der Behörde, König polizeilich von dem künftigen Sitz seiner groß artigen Wirksamkeit auszuweisen auf Grund nicht genügender Legitimation. Die Hilfe seines Gönners, des Predigers Vierling, gewährte König die Möglichkeit, sich von Würzburg loszureißen und nach Wien zu gehen, wo er im März und April unverrichteter Weise mit dem Director der Hof- und Staatsdruckerei, dem verdienten I. W. Degen, unterhandelte. Von dort reiste er über Dresden nach Hamburg, wo er freundliche Aufnahme und Unterstützung durch den Musikalienverleger I. A. Böhme fand. Daß die sächsische Regierung es König übel vermerkt zu haben scheint, daß ihr nicht der Erwerb der Erfindung angetragen war, geht aus einem Schreiben des Ministers von Burgsdorff an die Frau vr Müller (S. 37) hervor. König hätte, so meinte der Minister, wenigstens einem angesehenen Leipziger Buchführer oder Buchdrucker z. B. Göschen die Erfindung antragen sollen. Man wußte also nichts davon, daß dies vergeblich geschehen; übrigens macht das Schreiben den Eindruck, als sei ein ernstlicher Wunsch, die Erfindung zu erwerben, gar nicht vorhanden gewesen. Nach dem Scheitern der Verhandlungen mit Degen hatte sich König am 27. Mai 1805 an die russische Regierung gewendet. Es ward ihm officiell geantwortet, daß man Interesse für die Sache habe, daß jedoch seine Beschreibungen und Pläne nicht ein genügen des Bild gewährten; man wünsche deshalb ein Modell oder aus führlichere Zeichnungen. Letztere wurden auch gesandt, König hielt es jedoch für rathsam, es nicht dabei bewenden zu lassen, sondern selbst hinzugehen und schiffte sich am 18. Mai 1806 in Lübeck nach St. Petersburg ein. Dort wurde er mit Versprechungen bis zum Herbst hin gehalten, zu welcher Zeit er dann, an einen Erfolg in Rußland verzweifelnd, sich nach England einschiffte, wo er nachweislich im November sich befand. König hatte zwar somit sein gelobtes Land, aber damit noch wenig erreicht. Vor allem mußte er erst existiren können, ehe er an die Weiterführung seiner Maschine denken konnte. Erst arbeitete er in einer Druckerei, nicht unwahrscheinlich der seines späteren Freundes Richard Taylor, dann in der deutschen Buch handlung eines Herrn Weise. Durch Taylor wurde König mit Thomas Bensley bekannt. Dieser war einer der tüchtigsten Buchdrucker Londons und riva- lisirte mit dem bekannten William Bulmer. Schnell begriff er die Bedeutung des König'schen Vorhabens und der 31. März 1807 war der denkwürdige Tag, an welchem, um König in den Stand zu setzen, offen seine Pläne Bensley vorzulegen, unter Mitwir kung des Buchhändlers und Agenten Hunneman ein provisorischer Contract zwischen Bensley und König errichtet wurde (S. 43). Die Mittheilungen müssen für Bensley sehr zufriedenstellend ge wesen sein, denn noch an demselben Tag wurde ein definitiver Vertrag abgeschlossen und Tags darauf schreibt der allerdings leicht erregbare und sanguinische König an seine liebe Mutter einen Brief voll der schönsten Hoffnungen und in der sicheren Er wartung einer Jahreseinnahme von 6000 Thalern. Leider sollte es nicht so rasch gehen. Der neue Gutenberg hatte zwar seinen helfenden Fust gefunden, leider aber auch > einen eigensüchtigen, der, wie Fust den Erfinder der Kunst um > seinen Lohn brachte, ihn um einen guten Theil des ihm zukommenden Vortheils bringen sollte. Ueber das Vorwärtsschreiten der Erfindung in den ersten Jahren fehlen alle weiteren Mittheilungen, nur ein ganz kurzes Briefchen Bensley's vom 9. August 1809 zeigt König an, daß John Walter, Eigenthümer der „Mmoo" von der Erwerbung einer Maschine absehe und schließt mit frommen Wünschen für das fernere Gedeihen der Pläne König's. Dies läßt nicht auf eine sehr innige Verbindung mit Bensley oder auf dessen recht werkthätiges Interesse für die Angelegenheit schließen. Wahrscheinlich verspürte Bensley keine große Lust, mehr als die nach und nach bereits hineingesteckten 500 Pf. St. zu wagen, denn erst der Hinzutritt zweier neuer Theilnehmer, des erwähnten Richard Taylor und des George Woodfall, beide tüchtige Buchdrucker und rechtschaffene Männer, mit zusammen 500 Pf. St. Capital gab der Sache einen neuen Aufschwung. Nach den Hauptpunkten des Vertrags (ausführlicher S. 46) einigten sich die vier Theilnehmer zum Bau einer, in der Bens- ley'schen Officin aufzustellenden Maschine, an welcher Bensley dreiachtel, Taylor und Woodfall dreiachtel und König zweiachtel Antheil haben sollten. Würden die Unternehmer beschließen, die Erfindung weiter auszubeuten und Maschinen zu verkaufen, so sollte das von König im Interesse dieser Erfindung ver wendete, auf 1060 Pf. St. geschätzte Capital diesem, sobald die Maschine stündlich 400 Exemplare lieferte, als Einlage ange rechnet werden, außerdem hatte er eine monatliche Remuneration von 10 Pf. St. zu empfangen. Im Fall seines Todes sollte ein Anderer, Friedrich Bauer, in seine Rechte und Pflichten treten. Der letztgenannte treue Mitarbeiter und Freund König's für das ganze Leben war am 18. August 1783 in Stuttgart als Sohn eines Seilers geboren. Im Jahre 1798 kam er in die Lehre bei einen tüchtigen Optiker und Mechaniker und be zog nach Beendigung derselben die Universität Tübingen, um sich höhere theoretische Kenntnisse zu erwerben. Er war ein lustiger Bruder Studio, der, nachdem er 1805 den Magistergrad erlangt, zur weiteren praktischen Ausbildung in der Mechanik nach der hohen Schule derselben, London ging. Ueber sein Leben dort, wie er König's Bekanntschaft machte, wie ihr Zusammenwirken begann, wissen wir nichts, nur daß ihr Bündniß, einmal geschlossen, ein unzertrennliches ward und daß sie sich als Geschäftsgenossen vollständig ergänzten. König, groß angelegt, rasch und unternehmend, aber auch heftig auf brausend, Bauer bedächtig alles überlegend, mitunter auch wohl gern etwas verschiebend, in seinen Arbeiten bis zum Uebermaß genau, nichts Unfertiges aus den Händen gebend. Bei diesen Charakteren und unter dem obwaltenden tat sächlichen Verhältniß ist cs natürlich, daß des Erfinders hervor ragende Persönlichkeit sich überwiegend geltend machte, wenn auch Bauer an vielem von dem Vortrefflichen, was im Laufe der Jahre geschah, gewiß einen guten Antheil hatte; einen wie großen, darüber ist es nicht leicht möglich aus dem Vorhan denen sich ein recht klares Bild zu machen, und somit thun wir am besten, uns an die wenigen, das ganze schöne Verhältniß so trefflich charakterisirenden eigenen Worte König's zu halten: „Wenn zwei Männer gemeinschaftlich und im höchsten Vertrauen zu ein ander einen Zweck verfolgen, so dürfte es schwer sein, den An theil zu bestimmen, den ein Freund gehabt hat, der bei allem zu Rathe gezogen, mit dem jede Angelegenheit des Geschäfts überlegt worden ist, und wir haben uns selbst nie Rechenschaft darüber abgelegt, noch abgefordert!" Fortsetzung folgt.
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