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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.08.1883
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- 1883-08-20
- Erscheinungsdatum
- 20.08.1883
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- Deutsch
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zu seiner Rechten Fust und zur Linken Schösser, der Schwiegersohn des Letzteren. Diese 3 Standbilder, in mehr als Lebensgröße galvanoplastisch ausgcführt, an deren Fries in Medaillons 14 Bildnißköpfe berühmter Buchdrucker abgebildet sind, während in den 4 Blenden darunter die Wappen der 4 Städte angebracht wurden, welche die Kunst im ersten Jahrhundert nach der Erfin dung besonders gepflegt haben (nämlich Mainz, Frankfurt a/M., Straßburg und Venedig), und neben welchen aus besonderen Postamenten 4 schöne weibliche Figuren in sitzender Stellung sich befinden (die Sinnbilder der Theologie, Poesie, Industrie und Naturwissenschaften) — sie beweisen uns, daß das Denkmal in der That, wie auch seine Inschrift sagt, „zu Ehren der Erfindung der Buchdruckerkunst" errichtet wurde, und zwar bei der vierten Säcularfeier am 24. Juni 1840 (die Schlußaufstellung erfolgte jedoch erst 1858). Die Errichtung des Mainzer Denkmals geschah, wie bemerkt, 1837, jene des Frankfurter Monuments 1840 bezw. 1858, doch schon vorher war die Aufstellung eines, wenn auch kleineren Denk mals zu Ehren eines Miterfinders der Buchdruckerkunst in der Rheingegend erfolgt. Am 7. Juni 1836 hatte man zu Gernsheim, dem Geburtsorte Peter Schöffer's, die Enthüllung des für den „Vollender" der Buchdruckerkunst errichteten Standbildes festlich gefeiert und hiermit nur eine Pflicht der Dankbarkeit, welche die Nachkommen einem verdienstlichen Vorfahren schulden, zu erfüllen geglaubt. Später — 1840 — ist bekanntlich auch in Straßburg, wo Gutenberg selbst um das Jahr 1436 seine ersten Versuche zur Erfindung der Kunst anstellte, ein Denkmal des großen Mannes in Erzguß ausgeführt worden, das auf dem Platze gleichen Namens steht und in sehr anschaulicher Weise den Segen und die Macht der Presse ausdrückt. Endlich ist dann noch in Mainz und zwar in demselben Hause, aus welchem Gutenberg's Mutter herstammte, welches der Mainzer Casinogesellschaft gehört — im heutigen „Hof zum Guttenberg", — ein kleines Standbild zu Ehren des Meisters der Buchdruckerkunst aufgestellt worden. Wir sehen also, daß der Löwenantheil an den Ehren, welche die Nachwelt dem Erfinder der schwarzen Kunst zollte, dem großen Johannes (auch Henne) Gutenberg zutheil geworden ist. Und das geschah mit vollem Recht, denn wenn auch derselbe nach manchen trüben Erfahrungen seinen Beruf in den letzten Lebensjahren auf gab (er überließ bekanntlich die zuletzt von ihm neu errichtete Buch druckerei seinen Verwandten und Schülern und trat in die Hof dienste des Erzbischofs Adolf II. von Mainz, um darin am 24. Februar 1468 zu sterben), so hat er doch ohne Zweifel sich die größten Verdienste um die Entstehung seiner segenbringendcn Kunst erworben, da, wie schon das Ei des Columbus lehrt, der erste Gedanke bei wohl allen Erfindungen das entscheidende Moment bildet. Indessen schon der Lateiner betont das 8num oniguo, und es ist darum von keinem geringen Interesse, möglichst festzustellen zu suchen, welchen besonderen Antheil die Mitarbeiter an einem großen gelungenen Werke haben. Aus diesem Grunde haben wir uns vor genommen, heute den Schritten Peter Schöffer's auf seinem Lebcns- gange zu folgen, zumal da letzterer im Allgemeinen noch wenig auf geklärt ist, um dem Leser eine kleine Ausbeute jener Studien zu bieten, die wir — unterstützt durch zufällige glückliche Umstände — nach dieser Richtung nicht ganz ohne Erfolg beendet haben. In den meisten Punkten werden wir uns allerdings an die bereits von guten Gewährsmännern erlangten Ergebnisse anlehnen, doch hoffen wir besonders den jüngeren Söhnen Gutenberg's manches nicht allgemein Bekannte vorführen zu können. Gernsheim am Rhein ist ein kleines, aber sehr altes Städtchen. Dasselbe hat gegenwärtig etwa 3800 Einwohner, welche sich durch Land- und Gartenbau, Torfgräbern, Schiffahrt, Handel und Industrie ernähren; es finden dort belebte Frucht- und Pferde märkte statt, seine freundliche Lage am Rhein und im fruchtbaren Landstrich „Ried", sowie an der „Riedbahn" begünstigt es sehr, auch die in seiner Nähe errichtete Wallfahrts-Capelle Maria- Einsiedel zieht manche Besucher herbei. In diesem ehemals kurmainzischen Landstädtchen wurde nun in den Jahren 1420 bis 1430 (Näheres scheint nicht mehr festgestellt werden zu können) Peter Schösser geboren.*) Auch über seine Eltern und die Ver hältnisse seiner ersten Jugendjahre ist uns nichts Zuverlässiges bekannt geworden, da bei der bekannten gründlichen Verheerung der Pfalz durch die Horden des allerchristlichsten Königs Ludwig XIV. von Frankreich im Jahre 1689 Gernsheim wie so manche andere Stadt des Mittelrheins, namentlich Heidelberg, Speyer, Worms rc. ein Raub der Flammen geworden war, in welchem auch die alten Kirchenbücher mit vernichtet worden sind. vr. Falkenstein**) berichtet uns, daß Peter Schösser sich selbst — wie das früher ja gar nicht ungewöhnlich war — auch anders, nämlich Schoyffer und Schoiffer geschrieben habe, von Anderen aber öfter Schosser, Scheffer, Schäfer, lateinisch Opilio, zuweilen auch Lstrrnz Osrnsbsimsnsis genannt worden sei. Schon sehr früh soll er sich durch eine schöne Handschrift und das Talent, Bücher mit Gemälden, Initialen und Schreiberzügen zu verzieren, ausgezeichnet haben. Gernsheim liegt nur wenige Stunden von dem ehemaligen so berühmten Kloster Lorsch entfernt, welches in den Jahren 764 bis 1621 in der wissen schaftlichen Welt eine bedeutende Rolle spielte; es möchte daher eine gar nicht sehr gewagte Behauptung sein, daß auch unser Peter Schösser als Scholar in den Klosterhallen zu Lorsch Bildung ge nossen hat. Aus einem in der früheren Stadtbibliothek zu Straß burg aufbewahrten, möglicherweise 1870 mit zerstörten, von Schösser selbst geschriebenen und mit großen, schönen Initialen ge schmückten Manuskripte, welches aus Paris vom Jahre 1449datirt ist, hat man entnommen, daß er sich in seiner Jugend wahrscheinlich humanistischen Studien, ja sogar eine Zeitlang auch der Juris prudenz gewidmet und erst später sein entschiedenes und an erkanntes Talent für Kalligraphie zu seinem Fortkommen benutzt habe. Er muß also bald nach Beendigung seiner ersten Ausbildung nach Paris gegangen sein und dort Vervollkommnung in der An wendung der Prachthandschrist gesucht und gefunden haben. Be kanntlich stand letztere schon lange Zeit vor Erfindung der Buch druckerkunst besonders in Italien, Frankreich und deutschen Klöstern in hoher Blüthe, hauptsächlich versahen von Florenz aus zunft mäßige Schreiber die Bibliotheken der Mediceer und anderer Fürsten, wie die des Königs Matthias Corvinus von Ungarn, von Flandern und Brabant aus die Büchersammlungen der Her zöge von Burgund und von Cleve, der Könige von Frankreich und *) Man vergl. „Historisch-topographisch-statistischc Beschreibung der Stadt und des Amtes Gernsheim im Großherzoglich Hessischen Fürsten- thume Starkenburg, mit Urkunden. Darmstadt 1807, Heyer'sche Hof- buchhandlnng." Es wird darin angeführt, daß die damals zu Gerns heim lebenden „Schaffer" die Ehre genössen, mit dem berühmten Buch drucker gleiche Stammeltern zu haben. — Ein hessischer Beamter, der etwa 20 Jahre lang (bis zum Jahre 1868) in Gernsheim angestellt war, hat uns auf eine Anfrage mitgethcilt, daß noch zu jener Zeit Vertreter der Schöffer'schen Familie in dieser Stadt gelebt hätten. Wahrscheinlich ist das also noch heute der Fall. **) Vergl. „Geschichte der Buchdruckerknnst in ihrer Entstehung und Ausbildung, eip Denkmal zur vierten Sücularseier der Erfindung der Typographie, mit einer reichen Sammlung in Holz und Metall ge schnittener Facsimiles der seltensten Holztafeldrucke, Nachbildungen von Typen alter berühmter Osficinen und Proben von Kunstdrucken nach den neuesten Erfindungen unserer Zeit von vr. Karl Falkenstein. 4. Leipzig 1840, Teubner." L07*
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