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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.08.1883
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1883-08-20
- Erscheinungsdatum
- 20.08.1883
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- Deutsch
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der englischen Großen mit Prachthandschriften auf Pergament, welche meistens in Sammet mit reichen goldenen Buckeln und Klausuren gebunden und fast ebenso hoch gehalten wie Kron- juwelen, oder doch in den Schatzkammern oder Armarien auf- bcwahrt wurden. Solche Kalligraphen und Miniatoren („Klein maler") arbeitete» fast ausschließlich für gekrönte Häupter und vor nehme Bücherliebhaber, während die Scriptoren und „Rubrica- toren" (Rothfärber der Initialen) hauptsächlich für den Bedarf von Universitäten und weltlichen Gelehrten sorgten. Es ist uns nicht bekannt geworden, welche Classe von zunstmäßigen Schreibern damals in Paris besonderen Ruf genossen, bezw. welcher unter ihnen sich Peter Schösser angeschlossen hat; wir dürfen aber wohl annehmen, daß er Vertreter von beiden Richtungen (und gewiß auch solche einer dritten Classe, die nämlich mehr handwerksmäßig für den Bedarf des Bürgers an Schul- und Andachtsbüchern sorgten) in der großen französischen Hauptstadt angetroffen und von allem, was er während seiner Wanderjahre sehen, nachbilden und überhaupt erreichen konnte, den größtmöglichen Nutzen für seine Fortbildung zu ziehen gewußt hat. Wann er Paris verließ, wie lange er überhaupt dort geweilt hat, in welchen Verhältnissen er dort verkehrte, ob es ihm äußerlich gut ergangen, — das alles sind Fragen, über welche wir gar nichts Näheres in Erfahrung zu bringen vermocht haben. Falkcnstein bezeichnet das Jahr 1450 oder 1451 als das jenige, in welchem Peter Schösser nach Deutschland, bezw. in seine rheinische Heimath zurückgekehrt sein muß und in Mainz von Johannes Fust als „Famulus" in den Dienst genommen worden zu sein scheint. Fust hatte sich mit Gutenberg, der schon im Jahre 1444 wieder nach Mainz gekommen war und den die Verhältnisse genöthigt hatten, Schulden zu machen, um sein Unternehmen einem möglichst gedeihlichen Ausgang entgegenzusühren, kurz vorher ver einigt. Der desfallsige Vertrag wurde am 22. August 1450 ab geschlossen. Hiernach waren Gutenberg von Fust 800 Gulden in Gold vorgeschossen worden, womit der Erstere sein Werkzeug an- schaffen sollte*), so daß man angenommen hat, Gntenberg habe damals schon den Tafeldruck eine Zeitlang mit Erfolg in Mainz ausgeübt und sich bereits vor dieser neuen Verbindung mit der großen Idee getragen, das Drucken mittelst beweglicher Buchstaben zu bewerkstelligen. Fust war bekanntlich ein Mann, der sich mehr durch Verstand und Klugheit, als durch Biedersinn und Uneigen nützigkeit bemerkbar machte, der also eine für jene Zeit so bedeu tende Summe nicht auf das Gerathewohl vorgcstreckt haben würde. Er hatte auch sehr wohl überlegt dem Gesellschaftsvertrage die Clausel hinzugefügt, daß das Gutenberg'sche Werkzeug ihm als Unterpfand für sein Darlehen dienen sollte, und hatte ferner zur Bedingung gemacht, daß alles Geld, welches von jenen 800 Gulden nicht für das Werkzeug verwendet worden wäre, sondern unmittel bar zur Anfertigung von Büchern (Setzer- und Druckerlohn, Pergament, Papier und Schwärze) ausgegeben würde, als auf das gemeinschaftliche Unternehmen und zu beiderseitigem Nutzen ver wendet angesehen werden solle. Zu jener Zeit also, als der Grund gedanke der Buchdruckerkunst schon erfunden war und der geniale Schöpfer desselben im Vereine mit einem umsichtigen Geschäfts mann sich anschickte, die große Kunst mehr und mehr zu vervoll kommnen, trat unser Schösser — ein neuer Peter aus der Fremde — als dienendes Glied in die kurze Zeit vorher geschlossene Ver bindung ein, um sehr bald der Dritte in dem Bunde selbst zu werden. *) Das interessante Actenstück dieses Gesellschaftsvertrages ist ab- gedrnckt in I. Wctter's „Kritischer Geschichte der Erfindung der Bnchdruckerkuiist" (S. 284—290). Dasselbe soll sich früher in dem Familienarchive der Abkömmlinge Fust's (der Fauste von Aschaffenburg) zu Frankfurt a/M. besunden haben. Die ersten Beschäftigungen des neuen Famulus bei Meister Fust, der den Pariser Gesellen sicher erst nach seinen Probeleistungen, die ihn also befriedigt haben müssen, bei sich ausgenommen hat, scheinen darin bestanden zu haben, daß Schösser die abzudruckenden Manuscripte ins Reine schrieb, die gedruckten Bücher aber mit zierlichen Anfangsbuchstaben schmückte und den Formenschneidern die Stempel zu den Initialen und Versalbuchstaben vorzeichnete. Es wird weiter vermuthet, daß er wohl gar selbst Typen in Holz oder Stahl geschnitten habe, denn gerade seine Geschicklichkeit im Schönschreiben soll mit die Ursache gewesen sein, daß Fust und Gutcnberg ihn, trotzdem er ihnen zuerst als Fremdling gegenüber stand, in das Geschäft und damit in ihr Geheimniß zogen. Die Buchdruckerkunst hatte anfangs — wie wohl jede bedeu tende Erfindung — mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen und entwickelte sich trotz der Genialität und Emsigkeit Gutenberg's nur langsam. Aber auch Peter Schösser war „ein kluger und sinnreicher Kopf", wie ihn ein Zeitgenosse, der Abt Tritheim bezeichnet^ Sein Scharfblick übersah sehr bald sowohl die Vortheile wie auch die Nach theile des bis jetzt von Gutenberg angewandten Verfahrens. Als Schön schreiber gewohnt, nur hübsche gleichförmige Buchstaben mit seiner gewandten Feder zu bilden, konnten ihm die steifen, plumpen und unvollkommenen Buchstaben von Gutenberg's Druckschrift, welche das Auge verletzten und das Lesen nicht erleichterten, unmöglich gefallen. Es waren dies die damals üblichen gothischen und halb- gothischen Buchstaben, welche Schösser durch weit gefälligere Formen zu ersetzen sich unablässig bemühte. Um zu diesem Ziele zu gelangen, bedurfte es einerzweckmäßigeren Mischung der zum Guß anzuwenden den Metalle, einer härteren Komposition der Matrize, stählerner Stempel und gehöriger Adjustirung der darin verkehrt einge stochenen Buchstaben. Seinem Scharfsinn gelang es nach vielen Bemühungen, das Mittel aufzufinden, welches Wohl heute noch als das beste und allein ausreichende bei der Schriftgießerei seine Anwendung findet. Statt nämlich die Matrizen, wie dies früher geschah, zu gießen, schlug er sie mittelst eines Stahlstempels („Punze" genannt, auch als Münzstempel gebraucht), auf welchem der auszudrückende Buchstabe erhaben geschnitten war, in dünne Kupfer- oder Messingplättchen. Durch dieses ebenso leichte wie sinnreiche Verfahren erzielte er nicht nur einen schnelleren Guß, sondern auch völlige Gleichheit, Schärfe und Schönheit der Buch staben.*) In welchem Jahre Schösser diese für die Vervollkommung der Buchdruckerkunst höchst wichtige Erfindung gemacht, welches Buch zuerst mit solchen nach der neuen Methode gegossenen Lettern ge druckt worden, läßt sich nicht mehr mit Gewißheit angeben. Ebenso wenig kann behauptet werden, der geschickte Schönschreiber sei durch Siegelabdrücke und durch das Schlagen der Münze mittelst der Münzstempel auf diesen Gedanken hingeleitet worden, denn letztere wurden damals noch nicht durch Druckwerke geprägt (welches Ver fahren erst im Jahre 1617 durch Briot erfunden worden ist), sondern wie im Alterthum mittelst des Hammers und eines Stem pels geschlagen; dem sei nun wie ihm wolle: Peter Schösser hat ohne Zweifel die bezeichnten technischen Fortschritte aus eigener Ini tiative ins Werk gesetzt und sich dabei als denkender Kopf bewährt. Aber noch andere Verbesserungen sollte ihm die neue Erfin dung verdanken. Die von Gutenberg angewandte Druckerschwärze, welche anfangs nur aus Lampenruß mit Wasser und Leim zube reitet worden sein soll, hatte weder Glanz noch Kraft, noch Halt barkeit, sie wurde durch jede Feuchtigkeit aufgelöst und fiel mit der *) Wir folgen in diesen Angaben und auch später wieder den Mittheilungcn von Or. Falkenstein in seinem angeführten Werke, da wir selbst uns nicht befugt halten, über die besprochenen technischen Gegenstände ein Urtheil auszusprechen.
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