Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.03.1923
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Damit ist es nun vorbei, alle diese bürgerlichen Existenzen hat allmählich der Teufel geholt, und vielleicht beginnt nun wieder enc Zeit, wo man in der Aufgeregtheit seines Herzens schreibt, wo man schreibt, weil man sich ausströmen muß. Eine Merkwürdigkeit: alles ist heule viel stärker materialisiert als früher, alles ist kapitalisiert bis zum Exzeß, einzig die Schrifistcllerei ist entmaterialisiert worden. Ihr nämlich sind alle materiellen Grundlagen fortgezogen, und so ist sie ganz und gar aufs Spirituelle verwiesen. Auf der andern Seite aber ist der Schriftsteller dadurch, daß er sich in der Welt umsehen muß, um sich zu behaupten, ganz ins Leben gestellt, aus dem Leben heraus schöpft er, vom Mann des grünen Tisches ist er zum Lebendigen geworden. Mag sein, daß damit bei vielen die Cchriflstellerei einrostet; das ist kein Schaden, denn nur bei denen wird das Vorkommen, die keinen übermächtigen Drang zur Äußerung verspüren. Wenn man aber einwendet, daß die Sorgen des Alltags auf diese Art den Dichter oder Schriftsteller einfach überwältigen, so ist zn sagen, daß noch größere Sorgen als bei der freien Cchristslcllcrci überhaupt nickt denkbar sind. Die ganz Großen, um die handelt es sich nicht. Diese paar Men schen sind entweder allgemein anerkannt und können -dann unter jeder Wirtschaft in großer Form allein von ihrer Kunst existieren, oder aber sie sind gar nickt anerkannt, sind ganz zeitlos oder, wie man so sagt, ihrer Zeit weit voraus und sind dann unter jeder Wirtschaft als freie Schriftsteller geliefert. Nur von -den mittleren Leuten ist die Rede. Und da ist cs ein Unfug sondergleichen, daß jemand, dem nicht jeden Tag etwas einsallen kann, eben deshalb, weil er die Schrift- stellerci als Berus gewählt hat, genötigt ist, täglick> Geist zu ver zapfen. Wer die Kunst hochstellt, muß den Cchriftstellerberuf unter den Scheffel stellen. Was soll nun gar eine Gewerkschaft der Schrift steller! Der öde mechanische Glaube, als ob ein Stefan George oder ein Schmock irgend etwas gemeinsam hätten (sie haben in der Tat gar nichts gemeinsam außer dem Nur-Mechanischen, baß der eine zum Schreiben die Hand bewegt wie der andere), das ist Nestbestand des neunzehnten Jahrhunderts, der endlich einmal in die Ecke gehört, wo sie am dunkelsten ist. Lohuvarhältnisft im deutschen und englischen Buchgewerbe. — Schon während des Weltkrieges erfuhren die Löhne in den graphischen Gewerben Deutschlands eine Aufbesserung, und nach Eintritt der Revolution stiegen die Löhne unaufhaltsam. Anfang Januar 1922 erhielten beispielsweise die verheirateten Gehilfen in der Lohnklasse 6 (Cpitzenlohn) einen Wocheulohn von 515 Mark, und zwar in Orten mit 25»/> Ortszuschlag (Berlin, Leipzig, Hamburg und anderen Groß städten). Ende Dezember 1922 war der Wocheulohn in diesen Städten bereits auf 14 185 Mark gestiegen, und ab 19. Februar 1923 beträgt er 57 990 Mark. Auf diesen Lohn erhalten die Maschinensetzer noch einen tariflich vorgesehenen Zuschlag von 7^°/> und die Korrektoren von 3°/o (8 11 Ziffer 1, bzw. § 4 Ziffer 12 des Deutschen Buchdrucker- Tarifs). In England dagegen ist schon seit einiger Zeit zu be obachten, daß auf Grund des Sinkens der Lebenshaltungskosten Lohn kürzungen eintrcten. Tie Arbeitnehmer wehren sich allerdings sehr energisch dagegen, trotzdem sie sich logischerweise sagen müssen, daß die Steigerung des Arbeitslohnes bei ungünstigen Wirtschafts- Verhältnissen selbstverständlich von einer Kürzung des Lohnes abge löst werden muß, wenn die Wirtschaftsverhältnisse besser werden, bzw. die Teuerung mehr oder weniger nachläßt. Mit Lohnerhöhungen ist die Arbeitnehmerschaft sehr schnell bei der Hand, aber gegen Lohn kürzungen wehrt man sich, nnö wenn sie auch noch so berechtigt sind. Im englischen Buchgewerbe sind die Lohnkürzungen vor kurzem zum Abschluß gebracht worden; sie belaufen sich auf etwa 72 500 Pfd. Sterling wöchentlich und umfassen wohl 203 000 Personen. Am zähesten wehrten sich die Londoner Korrektoren gegen die ihnen zugc- dachte Lohnkürzung von 6 Schilling. Mit 745 gegen 215 Stimmen willigten sie schließlich in eine Lohnkürzung von 5 Schilling. Das wöchentliche Mindesteinkommen der Londoner Handsetzer beträgt in diesem Jahre 89 Schilling bei Tagesschicht und bei regelmäßiger Nacht schicht 118?/» Schilling. Ter Wochenlohn der Maschinensetzer beträgt 96 Schilling (Tagesschicht), bzw. 128 Schilling (Nachtschicht). Es ist des weiteren zu berücksichtigen, daß die Konjunktur im englischen Buch gewerbe bis vor kurzem ungünstig war; erst >in den letzten Tagen wird von einer Besserung der wirtschaftlichen Verhältnisse berichtet, die sich vornehmlich in einer stärkeren Nachfrage nach Drucksachen äußert. Auch behördliche Aufträge und solche von größeren Wirt schaftsorganisationen gehen wieder mehr ein, z. B. seitens der Eisen bahnen, die mancherlei Literatur, Fahrpläne usw. erneuern müssen. In London wird sehr über die Konkurrenz in -den Provinzorten geklagt, die geringere Tariflöhne zahlen. Die Spannung beträgt oft mehr als 1 Pfd. Sterling. In Gchilfenkreisen glaubt man, durch eine Ver schmelzung der Londoner Cetzergesellschaft mit dem Provinzverbanö (der Ixpcsrspdieal ^ssoeiation) eine Besserung der Konkurrenzver hältnisse herbeiführen zu können, was natürlich auch eine schärfere Anpassung der Kleiustadtlöhne an die Londoner Löhne bedeutet. In der Gehilfeupresse wird denn auch erklärt, daß mit der Verschmelzung die Stoßkraft der Gehilfenschaft gestärkt»werden soll. Gutenberg - Gesellschaft (Geschäftsstelle: Guteuberg - Museum i Mainz, Nheinallee 3). — Diese 1901 gegründete internationale Gesell schaft zur Herausgabe wissenschaftlicher Arbeiten über die Frühdruck kunst erstattet durch ihren zweiten Vorsitzenden, den Direktor der Stadt bibliothek und des Gutenberg-Museums, Herrn Or. Nuppel, den Tätig keitsbericht für die Zeit von 1918 bis 1922. Leider muß auch dieser Be richt mit der betrübenden Feststellung beginnen, daß die Gutcnberg-G- sellschaft,seit Jahren um ihre nackte Existenz ringt. Indes eine Gesell schaft, der die Welt die wertvollsten Veröffentlichungen über die Früh- zeit der Druckklumst verdankte und von der man noch weitere Leistungen zu erwarten berechtigt sei, wolle und dürfe nicht untergehen. In den , jährlich um Johanni in Mainz stattfindenden ordentlichen Mitglieder lversammlungen sprachen 1920 Schriftgußtechniker Gustav Mort »Was hat Gutenberg erfunden?« (als Broschüre erschienen, Besprechung siehe Bbl. 1921, Nr. 254), 1921 Geheiinrat Professor k)r. Rud. Kautzsch über »Die Entstehung der Fraktur« (als Druckschrift diesem Jahres bericht beigegeben), 1922 Professor Ör. Albert Schramm über »Die illustrierten Bibeln der deutschen Jnbunabeldrucker«. (Dieser Vor trag konnte nicht gedruckt werden, weil dies jetzt-den mehr als vierfachen Betrag der Mitgliederbeiträge kosten würde; das Buchmuseum in Leipzig, Zeitzer Straße 14, versendet aber davon auf Wunsch einen Aus zug; 150 Mark). Das Werk des Gutcnbergforschers Gottfried Zedler: »Von Coster zu Gutenberg« erschien nicht in der Schriftenreihe der Guten- berg-Gesellschaft, sondern bei Karl W. Hiersemann in Leipzig. Jeder Jahrgang der erschienenen Veröffentlichungen stellt sich jetzt für die Länder mit ungeschwächter Valuta auf 19 Schweizer Franken oder 3>6 Dollar. Der Mitgliedsbeitrag wurde für valutaschwache Länder auf 50 Mark festgesetzt, für die übrigen Länder verblieb es bei dem seit der Gründung > geltenden Jahresbeitrag von 10 Goldmark oder 2^ Dollar. Der Bericht erwähnt dann dankend und zur Nacheiferung anspornend die geldliche Hilfe, die einige Mitglieder hochherzigerweise brachten, darunter drei Gaben von zusammen 120 090 Mark vom Buchdruckereibcsitzer Wald. Zachrissvn, Gotcnburg. In der Berichtszeit ist der Mitgliederbestand erfreulicherweise erheblich gestiegen; gebeten wird, daß alle Säumigen ihre Beiträge baldigst einsenden und wenn irgend möglich freiwillig er höhen. Dem Gutcnberg-Museum konnten 7099 Mark überwiesen wer den; auch wurden dessen Sammlungen durch verschiedene wertvolle Schaustücke vermehrt; insbesondere durch die Schriftgießerei D. Stempel A.-G., Frankfurt a. M., mit den rekonstruierten Gutenbergtypen und einer rekonstruierten Setzerei, der noch eine ebensolche Gießerei folgen soll. Der Kassenbericht des letzten Geschäftsjahres weist n. a. aus: an Beiträgen der Mitglieder 9445 Mark, der Förderer 2209 Mark, der Gönner 909 Mark, an außerordentlichen Beiträgen 11 592 Mark, an Erlös verkaufter Druckschriften 8919 Mark; mit diesen Einnahmen wur den die Verwaltungsausgaben bestritten und etwa 12 509 Mark im Kontokorrent angelegt, so daß das Vermögen mit rund 80 090 Mark an gegeben werden kann. Abgabe von Steuererklärungen zur Einkommens- und Vermögens steuer. — Das Reich sfinanzministerium gibt bekannt: Mit Rücksicht auf den Gesetzentwurf über die Berücksichtigung der Geldentwertung in den Stenergesetzen, der zurzeit im Steuerausschuß des Reichstags beraten wird und der einige Vorschriften enthält, die noch auf die Veranlagung zur Einkommensteuer für das Kalenderjahr 1922 und' auf die Veranlagung zur Vermögenssteuer Anwendung finden sollen, sind die Einkommen- und Vermögenssteuererklärungsvordrucke im all gemeinen noch nicht zugestellt worden. Die Steuerpflichtigen werden- vielmehr warten können, bis die Zustellung erfolgt ist. Soweit aus nahmsweise in einzelnen Finanzamtsbczirken die Steuererklärungs- Vordrucke schon -«gestellt sind, braucht die Steuererklärung nicht eher abgegeben zu werden, bis den Steuerpflichtigen ein Merkblatt zu- gcht, das sie über -die für die bevorstehende Veranlagung wichtigsten Änderungen aufklärt. Die neue Banknote über 50 000 Mark ist 110X190 Millimeter groß und trägt rechtsseitig einen olivgrünen Stoffauslauf mit orange- roten Fasern. Das Wasserzeichen stellt Eichenlaub mit Kreuzdorn dar. Das Druckbild der Vorderseite wird durch einen Guillochen-- rahmen in zwei Teile zerlegt. Im linken Abschnitt befinden sich der Kopf des Kölner Bürgermeisters v. Brauweiler nach einem Ge mälde von Barth. Bruyn, darunter ein rotgraues Guillocheuscld mit der Zahl 50 000 in besonderer Umrahmung und die rotbraune Neihen- bezeichnung nebst Nummer. 259
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