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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.08.1930
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1930-08-12
- Erscheinungsdatum
- 12.08.1930
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- Deutsch
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X- 185, 12. August 1930. Redaktioneller Teil. Börsenblatt s. d. Dtschn Buchhandel. zum guten Teil seiner fleißigen Hausfrau überlasse, die dann wohl, wenn ihr eine Stelle einmal wirklich absonderlich »der unzulässig erschien, diese mit einer Nadel kennzeichne. Während dieser Unterhaltung wäre Täubchen am liebsten in ein Mauseloch gekrochen, und recht recht nachdenklich kehrte er aus der Gesellschaft zurück in seine bescheidene Wohnung. Denn das konnte er sich kaum verhehlen: die Einladung des guten vr. Seebuvg war eine besondere Freundlichkeit gewesen, viel leicht nur darum, weil Seeburg selbst einmal einem Censurkolle- gium angehört hatte. Denn ein CeNsor stand damals in gefähr licher gesellschaftlicher Position. Hatte doch in der öffentlichen Hauptversammlung des Börsenvereins zu Cantate l84l der Berliner Buchhändler Reimer sogar beantragt, den gesellschaft lichen und geschäftlichen Verruf über alle Censoren zu verhängen. Wieder waren Jahre verstrichen, das Jahr 1848 angebro chen, und alle Welt fühlte, daß man in einer Stickluft lebe und daß auf Eisenschiencn eine neue Zeit anzurollen im Begriffe sei. Auch Täubchens Geduld war am Ende und er verfaßte mutig den folgenden Brief: »Der gehorsamst Unterzeichnete wendet sich an -das vereheliche Königliche Ministerium mit -der ergebenen Bitte: Ihn von dem bisher verwalteten Amte eines Censors sofort zu entheben. Dieses Gesuch geht aus der verständigsten und innigsten, von Behörden und Bürgern auf gleiche Weise ge teilten Überzeugung hervor, daß die Fortführung der Censur nicht nur etwas Unnützes und Unmögliches, sondern auch -höchst Schädliches und für die Ruhe des Staates höchst Verderbliches sei. Bei dieser Überzeugung und bei dem Hinblick auf seine sonstigen amtlichen Verpflichtungen, denen er bei der an sich unnützen Fortführung der Censur Nicht mehr gewissenhaft und ungestört Nachkommen kann, ist es ihm dringende Pflicht, um sofortige Enthebung von der Führung eines allgemein gehaßten Amtes zu bitten.« Am 9. März 1848 hob Sachsen die Censur auf. Der Professor und Censor Täubchen hat so wirklich gelebt wie in Freytags Verlorener Handschrift die Professoren Struvc- lius, Raschle und der Magister Knips. Sie sind seine Zeitge nossen gewesen. Wer aber ganz genau -wissen will, wer in Wirk lichkeit Täubchens Taten getan, seine Gedanken gedacht hat, der wird ldas und viel mehr noch urkundlich von Di. Richard Walter Franke im 21. Band des Archivs für Geschichte des Buchhandels davgestellt finden. Und es ist gut, daß in diese Rüstkammer der Geschichte einmal lder -Sonnenstrahl des Humors hineingeleuchtet hat, der auch die trübsten Zeiten vergolden kann. Daß aber in jener nach dem prachtvollen Schwung der Befreiungskriege ent standenen Stickluft ein ganzes Menschenalter hindurch in dem deutschen Volke die klare Einsicht in die seiner harrenden großen politischen Aufgaben erstickt worden ist, das begreift im vollen Umfange erst das Geschlecht des Weltkrieges, und noch mehr werden es die späteren Geschlechter erkennen. Was vr. Wilhelm Ruprecht aus der Frühzeit der Göttingischcn Universität über Pläne zu Götti ngifchen Gelehrtenbuchhandlungcn berichten kann, ist völlig neu. Bekannt war bisher als solcher Sozialisicrungsvevsuch am Buchhandel die Klopftock'schc Gclehrtenrepublrk <1774) mit ihrem glänzenden Anfangserfolge und -dem ihm alsbald folgenden Fehlschla-g; bekannt ebenfalls -die »Buchhandlung der Gelehrten« in Dessau mit ihrem für die an ihr beteiligten -Gelehrten so kost spieligen Zusammenbruch <1781—1786). Hatte -doch z. B. Phi lipp Erasmus Reich (Weidmannsche -Buchhandlung) den Oberon dichter Wieland mit 200 Louisdor <— 3900 R-M.) aus der Schlinge der Gelehrtenbuchhandlung erretten müssen. — Ganz unbekannt aber war, daß man schon bei -der Gründung der Göttingischen Universität <1737) und bald nachher sogar meh rere Pläne dieser Art erwogen hat. Deren erster erstrebte eine Universitätsbuchhandlung und einen Verlag, beide mit Monopol rechten auszustatten, mit zehn Geschäftsanteilen zu 500 Thalern, von denen acht von Gelehrten bar eingezahlt, je einer dem ge schäftsleitenden Professor und der Profefsoren-Witwcnkafse zuge- tci-lt werden sollten. Woran der Plan gescheitert ist, ergibt sich aus den Akten nicht klar; wahrscheinlich an der Besorgnis, daß gewisse Professoren in Verlngnahme ihrer Werke allzusehr be günstigt werden könnten; vielleicht auch, weil man über die Fähigkeit, die sich di« Oberleitung zutraute, nicht durchweg der gleichen Meinung war. Man war -in -Göttingen vorsichtiger als 44 Jahre später in Dessau, wo in der Tat die Gelehrtenbuch- hand-lung an Überproduktion ungangbarer Werke, die man nicht abweisen durste oder wollte, zugrunde gegangen ist. Aber nicht zur Ruhe kam der Gedanke: »Die Buchhändler wissen alle wohl, daß sie in der Welt gar nicht -von nöthen fein; daß die Gelehrten die Hunde find, die ihnen die Hasen in die Küche jagen und davor schlecht genug gefüttert werden, wobei sie die Drucker als Knechte und Sklaven haben«. Schon um 1750 war in Hannover und Göttingen -der Vorschlag aufgetaucht, »von einer anzulegendcn -beständigen Buchhandlung, welche durch ganz Europa sich erstrecket«, -denn »der Buchhandel« — so faßt Ruprecht den Leitgedanken zusammen — -liegt infolge der Beschränktheit der Buchhändler, -die nicht mehr wie früher Ge lehrte -sind, darnieder; es fehlt ihm an Verbindung -mit dem Aus land, auf die in Göttingen ganz besonderes Gewicht gelegt wurde, an Kapital und an Kredit«. Man nahm als -Handelsvorsteher» einen holländischen Drucker, Elias Luzak, in Aussicht. Der kam auch 1754, jedoch nicht als Vorsteher der ungeboren blei benden Societät, sondern als selbständiger aber privilegierter Buchhändler, verschwand jedoch 1756 wieder, und es entstand zwischen der Kgl. Regierung und ihm ein zehnjähriger Prozeß mit einem rissigen Aktenstapel. Noch einen dritten »ohnmaßgeblichen Plan über 10 000 Thaler« hat Ruprecht gefunden, -der aber gar keine Folgen ge habt zu haben scheint. Folgenreicher als alle -diese Gründungen ist gewesen, daß Abraham V an-de n-h o e ck, ein Holländer, -bei Gründung der Göttingischen Universität, sogar schon vor ihrer feierlichen Eröffnung, durch Privileg vom 13. Febr. 1735 als Buchdrucker und Buchhändler berufen und -Undversitätsvevwandter« gewor den ist. Seine Witwe und ihr Geschäftsführer Karl Friedrich Günther Ruprecht -Überstunden alle jene Pläne, und die Firma Banden hoeck L Ruprecht blüht und fruchtet noch heute. Schon an -den Gelehrtenbuchhandlungen des 18. Jahrhun derts konnte man erkennen, -daß .sozialistische Utopien, von wo sie auch ausgshen, mißlingen müssen aus Gründen, die in der menschlichen Natur liegen. »Di« Zukunft gehört« — das hat einmal Oskar von Hase, ein Sohn jener Pauline Hase, geb. Härtel, geschrieben — »nicht der Maschine und nicht -dem ge druckten Worte, -sie gehört dem tüchtigen Manne, -der -weiter sinnend mit Kraft und Kunst -seinen -Beruf -fördert und so, indem er sein Stücklein Welt erobert, an seinem Teil die Menschheit fördert«. Der Rundfunk im Schrifttum. Eine Fachzeitschrift hat festgestellt, daß die Idee der Tonliber tragung auf weite Entfernung schon vor 114 Jahren im Schrift tum aufgetaucht ist. In dem alten englischen Almanach »?oor old kodin«, der 1816 erschienen ist, wird nämlich von einem Besuch in der Geisterwelt erzählt, in der man mit Hilfe eines Stockes hören konnte, was in einem beliebigen (vom Hörer gewählten) Teil der Erde gesprochen wurde. Dieser Phantasie gegenüber ist Bellamy in seinem »Rückblick vom Jahre 2000« eigentlich rückständig, denn er läßt in seiner Prophezeiung einer Musikübertragung aus einer Zentrale in die einzelnen Häuser der Stadt die Übermittlung der Töne nur durch ein für unsere Begriffe gewöhnliches Telephon er folgen, übrigens eine Idee, die in gewisser Beziehung vor etwa 30 Jahren in Budapest verwirklicht worden ist. Der Rundfunk in unserem Sinne erscheint naturgemäß erst seit einigen Jahren im Schrifttum. Das, was die Sachregister der buchhändlerischen Bibliographien vor dem Jahre 1921 in Verbindung mit dem Schlagwort »Radio« verzeichnen, behandelt lediglich draht lose Telegraphie. Erst mit der Einführung des Rundfunks in Deutsch- 763
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