^ 75 (I. T. 10), den 28. März 1928. Illustrierter Teil. VK.L66LK1' 80HKLIKZ' in clor „Illusiiieiien ^eiinnZ" l^eipLiA, vom 8. lVläriL 1928: n einer Zeit, da die Entartung der Großstadkjugend, durch einen sensationellen Mordprozeß grell enthüllt, vor aller Augen liegt und Entsetzen, Scham und Zorn an den Seelen aller derer rütteln, die in dem Heranwachsenden Geschlecht die Träger unseres nationalen Schicksals sehen, in einer Zeit, da die Probleme einer revolutionierten Pädagogik verwirrend durch die Kopse ziehen und die Parteien im wilden Streit um ein neues Schulgesetz gesährliche politische Krisen entse>seln, isl es eine wahre Wohltat, einem Buche zu be gegnen, das deutsche Zug end einmal jenseits all dieser Irrungen, Wirrungen zeigt; deutsche Jugend innerhalb einer durchaus auf neuesten Erziehungsprinzipien aufgebauten Schul ordnung, die der körperlichen Ertüchtigung, aber zugleich der Charakterbildung im freien Spiel des durch Vorbild angeßachelten^ wetteifernd nach gesunden Zielen strebenden Wüllens ihr Haupt interesse zuwendet. Pädagogen mögen über die Zweckmäßigkeit des hier geschilderten freien Schul staates streiten, der fern der Großstadt in landschaftlich reizvoller Umgebung mit natürlicher An lehnung an landwirtschaftliche Beschäftigung und moderne Sportübnng seinem Ziele dient, deutsche Menschen zu erziehen Die Jugend, die uns Wilhelm Speyer in diesem „Kampf der Tertia "verführt, ist jedenfalls so liebenswert deutsch in ihrem Denken, Fühlen, Handeln, so fern lind frei von aller erotischen Schwüle, dabei so köstlich natürlich und echt in ihren jugendlichen Liebhabereien und Phantastereien, ihrem pointierten Solidarität«- und Zndioidnalitäksgefühl, so famos und zugleich amüsant in ihrer Heldenverehrnng, die älteste und allerneueste Romantik unbekümmert zusammen- bindek, endlich so erfreulich gesund, frisch, feinfühlig, latensroh in entscheidenden ethischenDingen, daß man seine helleFreude an solcherIngend hat und den Leiter des Schnlstaaies lieben muß, der solche Resultate erzielt! Speyer zeigt ihn nur von fern, in einem einzigen Augenblick, da er den eigenwilligen, menschlich tapferen Kampf der Tertia sanktioniert und belohnt. Zm übrigen läßt er durch das ganze Buch die Jugend völlig für sich sprechen und handeln. Und spiegelt damit ihre Psyche in all ihren ^Wunderlichkeiten und Feinheiten so an schaulich, amüsant und spannend, daß man belustigt und erfreut dem Heldenkamps der Tertianer wider bureaukrathche Borniertheit und Unmenschlichkeit städtischer Behörden, die harmlose Haus tiere ausrotlen wollen, zuschaut. Es sei dabei ausdrücklich betont, daß auch der Freund literarischer Werte in dem eigenartigen Buch zu seinem Rechte kommt. Denn Speyer, aus Romanen und