273 (I. T. 67), den 24. November 1927. Illustrierter Teil. Börsenblatt s. d. Dlschn. Buchhandel. deutsch Österreich «hust Du vo>» 1(c,y>c»i'cic> das Land Du riugs dcschu, Dan» wüst Du, was ich bi» und was ich schrieb, versieb». Rem Geringerer als Grillparzer bat mit diese» gcfülllvoll cnipfundcnc», gleichsam einladende» Worten das hohe Lied der «Icimat gesungen, der öftcrrclchischcn Heimat, der er wie kaum cm zweiter — Worte der Liebe und Vcrcllrung, der Anhänglichkeit und Treue widmete — um die er schmerzvoll litt. Nicht zu Unrecht heißt es: Wenn Du de» Dichter willst vcrsrcbu, mußtDu m Dichters Lande gell». Scllr groß ist die Zalll der 7xc>chs- dc»tschc»,dic alljähr- lich 'Lrllolinig suche» und smdc» m Öftcr- rcichs llcrrlichcr ?ll- pcnwclt, m seine» wcltllcrüllmtc» Bä- dcr» und Äurortcn, an scmc» idyllische» See», die sich angc- zogc» fühlen von der Iicbenswürdigeii Art des Sichgcbens, von der natürlich frohsiniiigcn, gcmütsticfc» Lebens auffassung seiner stammverwandte» Bevölkerung. Verschwindend wenige ober nur sind cs, deren Be obachtung nicht an der «Oberfläche, an Äußerlich keiten der Szenerie und der Personen basten blieb, die über einen flüchtige» Augcnblieksgcnuß llmaus sich eingehender mit dem Lande und der Geschichte des benachbarten Brudervolkes lind den Fäden, die lins mit illni verbinden, beschäftigen. Darm möge» wokl auch llauptsächlich die Wurzel» so vieler Fclll- urtcilc, gegenseitiger Verärgerungen lind Trugschlüsse und — seien wir cllrlich gegen uns selbst — cmcr, von uns zwar nicht gewollten, aber icnscits der Grenze oft schmerzlich empfundenen, von nationalen Eitelkeiten nicht miincr freien Bevormundung gegen über unserem deutschen Nachbarvolke zu suchen sein. Wir übersahen dabei meistens, daß die geschichtliche Entwicklung Österreichs zur Großmacht unter dem Emflllß dynastischer Interessen erfolgte, die bei aller Emsicht m die nationale» Bedürfnisse seiner deutschen Volksstämmc den Idealen beider Völker nach cmcr von innen llcraus geborenen, die Grcnzpfählc übcrspan- ncndcn Vereinigung aller Deutsche» zu cmcr große» Nation nicht zu entsprechen vermochte. GcwcrbUcbc ^curbilduiigssibulc ii» XV. Vczukc VOicus So kan, cs, daß wir uns bis zum Ausbruch des Weltkrieges eigentlich nur wenig um die inneren Vorgänge in Österreich bekümmerten, wir hatten genug »nt uns zu tun. Es blieb llübc» wie drüben bei spontanen Verbrüdcrungskundgcbungcn. Erft der Rricg mit seinen i» die Eriftcnz der Nationen tief eingreifenden Folge erscheinungen wirkte wie cm reinigendes Gewitter und zeigte uns mit erschüttern der Deutlichkeit, wie viel wir an unseren Brüdern nn bedroh ten Lande m natio nalen Fragen ver säumt hatten. Die trüben Reminiszen zen der Vergangen heit zwangen zu in nerer Einkehr, zu nationaler Selbst besinnung, die uns klarere» Blickes als je zuvor die Wege zu dem aus den Trümmer» des alten Habsburgcrrcicllcs »cucrftandcnc» Deutsch-(Österreich erkennen ließen. Ist das heutige Österreich auch nur cm Bruchteil des einst so niachtgewaltigen Reiches, so ist cs für uns, als deutsches Rcrnftück der cllc- nialigen Monarchie, von nicht geringerer Bedeutung. Im Gegenteil, die enger gezogenen Grenze» haben das Gefühl unbedingter Zusam»icngcllörigkc>t auf beiden Seiten nur noch verstärkt. Auch das Dunkel, m das die Frage der Vereinigung beider Länder zu cmcm großen Volksftaatc noch gehüllt ist, kann und darf uns nicht davon abhaltcn, durch lebhafteste Teilnahme an den Geschicken des benachbarten Bundesstaates, durch gesteigerte persönliche und geistige Annäherung den Boden für den komnicn- dcn, weil geschichtlich zwangsläusigcn Zusammen schluß vorzubcrcltc». Begnügen wir uns nicht mit theoretischen Vor sätzen. Trachten wir — cm jeder für seinen Teil — dazu bcizutragcn, daß das Verständnis für Oerlag für Oolks- und Heimatkunde Wilhelm Stein in weinrar