Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.08.1930

188, lS. August 1830. Redaktioneller Teil. — Sprechsaal. Börsenblatt f. d.Dtschn. Buchhandel. Gemeinschaftliche Drucksachcnwerbung des Deutschen Buch drucker-Vereins. — Bereits auf der Berliner Tagung 1928 des Hauptvorstandes des Deutschen Buchdrucker-Vereins hatte ein Vor schlag allgemeine Beachtung gefunden, »eine Eigenpropaganda für Drucksachen und Prospekte im Interesse der Hebung des Konsums zu unternehmen . . . und es wurde beschlossen, geeignete Maß nahmen in dieser Beziehung zu treffen«. Am 20. November 1928 erfolgte ein »Preisausschreiben für gute Ideen zur Gemeinschafts propaganda«. Es wurden 20 Preise im Gesamtbeträge von 2100 RM. ausgesetzt. In der am 27. und 28. Juni 1930 abgehaltenen Berliner Tagung des Hauptvorstandes des Deutschen Buchdrucker-Vereins wurde hinsichtlich dieser Gemeinschastsreklame berichtet, daß die ziemlich schwierigen Vorarbeiten nunmehr abgeschlossen wären. Es seien vier Prospekte hergestellt worden, die den Geschäftsstellen der Bezirks- und Ortsvereine zum Versand an alle Auftraggeber und sonstigen Interessenten des Druckgewerbes zur Verfügung gestellt würden. In Nr. 57 des Vereinsorgans (»Zeitschrift für Deutsch lands Buchdrucker«) wird nun des näheren auf die Gemeinschafts werbung bzw. die fertiggestellten vier Prospekte eingegangen und dabei wird u. a. betont, es sei vorgesehen, diese Prospekte in einer bestimmten Reihenfolge in Zwischenräumen von einer Woche zu ver senden. Die durch die Gemeinschaftswerbung den einzelnen Mit gliedern entstehenden Kosten werden als verhältnismäßig gering bezeichnet. L. Noch weitere Zunahme der Arbeitslosigkeit im Buchdruckgewerbe. — Im Monat Juli 1930 hatte der Verband der Deutschen Buch drucker bei 90 409 Mitgliedern (ohne Saargebiet und Freistaat Danzig) 13 582 Arbeitslose (gegen 12 527 im Monat Juni 1930). Eine verkürzte Arbeitszeit hatten im Juli 1527 Mitglieder (gegen 1113 im Monat Juni). — In B e r l i n waren in der Woche vom 26. Juli bis 1. August d. I. 2691 Buchüruckergchilfen (in der Woche vorher 2556) arbeitslos, und zwar 1583 Setzer, 136 Maschinensetzer, 802 Drucker, 71 Schweizerdegen, 59 Stereotypeure und 41 Korrek toren. Außerdem waren noch 517 Hilfsarbeiter und 1235 Hilfs arbeiterinnen arbeitslos, zusammen 1752 (gegen 1637 in der Vor woche). 2. Beilegung der Tarifstreitigkeiten in den graphischen Gewerben Österreichs. — In letzter Stunde am 8. August ist es gelungen, die am Tarifvertrag beteiligten Organisationen zur Zurückziehung ihrer Forderungen zu veranlassen. Die bisher gültigen Kollektivverträge werden um ein volles Jahr (bis 30. Juni 1931) verlängert. Wäh rend dieser Zeit soll dann ein Ausweg zur Verständigung über die beiderseitigen Forderungen gesucht werden. — Wie die »Zeitschrift für Deutschlands Buchdrucker« noch mitteilt, ist eine Lohnerhöhung nicht eingetreten: es ist auch eine frühere Protokollerklärung, daß die Regelung der Löhne halbjährlich erfolgt, außer Kraft gesetzt worden, so daß auf ein Jahr hinaus Lohnforderungen von der Ar beiterschaft in den graphischen Gewerben Österreichs nicht gestellt werden können. Der Rundfunk im Schrifttum. — Zu dem gleichnamigen Aufsatz im Bbl. Nr. 185 bittet uns der Verfasser mitzuteilen, daß jährlich im deutschen Sprachgebiet nicht 1000, sondern 10000 Bücher, Bro schüren und Zeitschristenaufsätze erscheinen, die sich mit Problemen des Rundfunks beschäftigen. Der zweite Band von Fontanes Effi Briest. — Eine Dame be tritt unser Geschäft und verlangt Fontanes Effi Briest. Ich lege ihr zunächst die Knaurausgabe vor, und dann die von Hesse L Becker, die bekanntlich neben Effi Briest auch noch »Unterm Birnbaum« ent hält. Aufmerksam betrachtet die Dame den Buchrücken und bricht dann in die begeisterten Worte aus: »Ach, das ist aber fein, da ist dann wohl die ,Esfi Briest unterm Birnbaum' die Fortsetzung von dem andern Band«? W. Aldinger. Verkekrönackrickten. Postpakete nach Portugal von mehr als 5 bis 10 sind nur nach Lissabon (Stadt) zugelassen. Nach einer Mitteilung der portugiesischen Postverwaltung gehen in Lissabon aber auch Pakete in dieser Gewichtsstufe ein, die für Empfänger in anderen Orten Portugals bestimmt sind. Sie können, da die portugiesische Eisen bahn ihre Beförderung ablehnt, nicht weiterbefördert werden und müssen, falls der Empfänger sie in Lissabon nicht in Empfang nimmt, auf Kosten des Absenders nach dem Aufgabeort zurückgesandt werden. ?ersonalnacbricbten. Gestorben: am 18. August infolge eines Unfalles bei einer Bootsfahrt Herr Simon Krotofchin, Generaldirektor der Graphischen Kunstanftalt Wezel L Naumann A.-G. in Leipzig im Alter von 71 Jahren. Der Verstorbene stand seit 23 Jahren an der Spitze des 1872 ge gründeten Unternehmens und galt als ein hervorragender Fachmann der Kunstdrnckbranche. — Die Geschäftsleitung wirb i» Zukunft in den Händen des vor einiger Zeit als Fachmann in den Vorstand ein getretenen Direktors Roesch und des langjährige» technischen Leiters Karl Fritsch liegen. Todesnachrichten ans Wissenschaft, Literatur und Kunst. — In Freiburg starb im Alter von 88 Jahren Prof. vr. Theodor Axenfeld, bedeutender Ophthalmologe; in Berlin am 7. August im 74. Lebensjahre Prof. vr. Eduard Baneth, Dozent fiir rabbinische Literatur; in Chotebor im Alter von 78 Jahren Prof, vr. Karl Bayer, früher Lehrer der Chirurgie an der Deutschen Universität in Prag; in Salzungen im Alter von 8Ü Jahren Prof. Alexander von Fielitz, Komponist und Direktor des Stern- schen Konservatoriums in Berlin; am 23. Juli in Berlin im 87. Lebensjahre der Schriftsteller Rein hold Gerling; am 13. August in Dresden im 71. Lebensjahre Pros. August Jfsert, Verfasser gesangspäbagogischer Bücher; in Höxter im Alter von 73 Jahren Konsistorialrat Pros. v. Johannes Schneider, Leiter des Kirchenstatistischen Amtes; am 4. August in Bayreuth im Alter von 81 Jahren Siegfried Wagner. Sprecksaol (Ohne Verantwortung der Schrift lei tirng: jedoch unterliegen alle Einsendungen den Bestimmungen über die Verwaltung des Börsenblatts.) Weniger Porto t Das Studium der trefflichen Ausführungen von Johannes Banzhaf-Gütersloh: »Weniger Porto!« (Bbl. Nr. 173 Seite 716) kann den Herren Verlegern nicht dringend genug empfohlen werden. Seit Jahren unterstreiche ich auf meinen Bllcherzetteln den Vor druck: Faktur umgehend als Postkarte an mich. Sollte man es für möglich halten, daß trotzdem gut die Hälfte Fakturen als Brief unter Belastung von 15 Pfg. Porto eingeht? Saulgau. F. L. Rau« Skonto-Abzug. Soeben erschien eine kaufmännische Schristverkehrskunde, in welcher in einem Musterbrief zu lesen ist, daß Kausleuten bei Barzahlung innerhalb 45 Tagen 3^ und innerhalb 10 Tagen 5N Skonto gewährt werden. Wir Sortimenter müssen den Verlags firmen meistens unsere Bücher bezahlen, bevor der Kunde die Sen dung oder Rechnung erhält. Wäre es nicht an der Zeit, daran zu denken, den prompt zahlenden Firmen Skonto zu gewähren? Lörrach. CarlPoltier-Weeber. Inhaltsverzeichnis. Bekanntmachung: Verein der Reise- und Versandbuchhhand- lungen betr. a. o. Hauptversammlung. S. 773. Artikel: Deutsche Bücher in fremdem Gewände. IV.: Übersetzungen ins Englische im Jahre 1929. S. 773. Kleine Mitteilungen S. 783/84: Ausstellung Das Tier im Buch / Tagung verlegt / Aus den Niederlanden / Bilanzen: Industrie-Verlag und Druckerei A.-G. in Düsseldorf; Allge meine Verlagsanstalt München A.-G. in Mannheim; Han seatische Verlagsanstalt A.-G. in Hamburg / Gemeinschaftliche Drucksachenwerbung / Arbeitslosigkeit im Buchdruckgewerbe / Beilegung der Tarifstreitigkeiten in Österreich / Der Rundfunk im Schrifttum / Der 2. Band von Effi Briest. Verkehrsnachrichten S. 784: Postpakete nach Portugal. Personalnachrichten S. 784: Gestorben Simon Krotofchin, Leipzig / Todesnachrichten. Sprechsaal S. 784: Weniger Porto / Skonto-Abzug. Verantwort!. Schriftleiter: Franz Wagner. — Verlag: Der Börsenverein -er Deuts Druck: E. HedrtchNachf, Sämtl. in Leipzig. — Anschrift d. Schriftleitung u. Expedition: Ätpzig 6 784 ^en Buchhändler 1, Gerichtsweg 26