Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.08.1930
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201, 30, August 1930, Redaktioneller Teil, Börsenblatt f. d.Dtschn.Buchhandel. 2v) 4 I.. impr. e. o. mss. 5. Herausgegeben von Georg Leidinger in Johannes Turmairs, genannt Aventinus, sämtlichen Werken. Bd. 6. München 1908. S. 1 ff. 20) 4 1^. impr. e. n. M88. 73. Vgl. K. Schottenloher, Der Nebdorfer Prior Kilian Leib und sein Wettertagebuch von 1513 bis 1531 (Niez- ler-Festschrift. Gotha 1913. S. 81 ff.). Vgl. sE. Petzet,) Schiller-Ausstellung der Kgl. Hof- und Staatsbibliothek. Zum 100. Todestage des Dichters (9. Mai 1905). 2. Ausgabe. München 1905, u. E. Petzet, Die Schiller-Autographen der Münchener Hof- und Staatsbibliothek (Studien zur vergleichen den Literaturgeschichte 6. 1905. Erg.-Heft. S. 334 ff.). 22) Vgl. E. Petzet, Die Verhandlungen der bayerischen Negierung mit Goethe über ein deutsches Nationalbuch (Blätter für das Gymna- sial-Schulwesen 43. 1907. S. 449 ff.). 3b) Vgl. E. Petzet, Die Gocthe-Autographen der Münchner Hof- und Staatsbibliothek (Goethe-Jahrbuch 24. 1903. S. 56 f. 27. 1906. S. 98 f.). 24) Vgl. Paul Nus, Ein Verlagsarchiv aus der Zeit der Spät romantik in der Staatsbibliothek zw München (Forschungen und Fortschritte 3. 1927. S. 191 f.). 22) Vgl. besonders E. Gratzl, Katalog der Ausstellung von Hand schriften aus dem islamischen Kulturkreis im Fürstensaal der K. Hof- und Staatsbibliothek. München 1910. Don der Propaganda im englischen Verlag. Auch in England herrscht eine Bllchkrise, und vor allem ist dort das Problem der besten Propaganda und Reklame auf der Tages ordnung; die Autoren sind der Ansicht, daß die für sie gemachte Re klame einfach jammervoll sei; die Leser behaupten, über die Neu erscheinungen nicht genügend unterrichtet zn werden, und die Ver leger meinen, daß das für Propaganda ausgegebeue Geld meist nutzlos vertan werde. Von den großen englischen Verlagen hat sich besonders Constable L Co. um dieses Problem bemüht, und was er da in einer von ihm herausgegebenen Broschüre*) aus Erfahrung berichten kann, ist für den Fachmann ebenso wertvoll wie voll Humor. In dieser Broschüre kommt der anonyme Verfasser zunächst auf jene schon einige Jahre zurückliegende Zeit zu sprechen, zu der der englische Verleger zum erstenmal und gleich gründlich die Bekannt schaft mit »einer neuen Gattung gefährlicher Individuen machte, die darauf brannten, der verlegerischen Stupidität auf den Leib zu rücken« — es waren dies Neklamefachleute amerikanischer Herkunft. Diese sehr unternehmenden Herren wetterten, gestützt auf ihre un fehlbaren Prinzipien, gegen die Verlotterung und den Geiz der eng lischen Verlage, sie wiesen höhnisch darauf hin, in welch glänzender Weise für Automobile, Seifen, Zahnpulver usw. und in welch mise rabler Weise für das englische Buch Propaganda gemacht werde, und sie nahmen in keiner Weise irgendein Blatt vor den Mund. Sic sagten unter anderem, die ganze Tätigkeit des englischen Verlegers auf dem Neklamegebiete bestehe darin, von Zeit zu Zeit ein paar Blätter aus seinem Verlagskatalog zu reihen und diese auf gut Glück da und dort-in Gestalt von Inseraten abörucken zu lassen. Dieser heftige Tadel geschah mittels eines an die Verleger ge richteten Zirkularschreibens, in denen diesen zum Schluß der ebenso wohlmeinende wie dringende Nat gegeben wurde, mit der notwendi gen Reklame einen dieser amerikanischen Fachmänner zu betrauen. Der englische Verlag ließ sich dies zwar gesagt sein, sonst aber reagierte er nicht. Hierauf trat der Präsident der »Ineorporateck Loeiet^ ok ^ckvortmemsnt Oon8u1tant8« selbst auf den Plan; kürzt man diese Firma in der heute sehr beliebten Weise ab und vergißt man hierbei diesen Präsidenten nicht, so ergibt sich die Bezeich nung ?. I. 8. 6., oder, dem Laute nach, ganz einfach »Pisac«. Dieser Pisac also wandte sich diesmal gegen den zu hohen Preis des eng lischen Buches und sagte, es handle sich hier um eine dem Verlag wie dem Publikum durch die Autokratie der Sortimenter aufge zwungene und schändliche Versklavung; von diesen Sortimentern tyrannisiert, seien die englischen Verleger die Opfer ihrer eigenen Torheit, die Opfer ihrer Sucht, zusammen mit den Sortimentern einen anständigen Gewinn zu erzielen. Auch dies ließ sich der englische Verlag lediglich gesagt sein, und so wurde es wieder still. Da trat nach geraumer Zeit Pisac II auf, indem er im ^ävor- ti86r8' einen Artikel über die geniale Neklamekunst des be kannten Zeitungsmagnaten Lord Beaverbrook veröffentlichte. Dieser *) ?udli8der8' a<1v6rti8in§ boiuZ tdo reaetiorm ok a 8tabl6'8 Noutdl^ IÜ8t. I^onckon 1930: 6on8tadl6 L 6o. I^tck. 56 8. 2 8d. 6 ck. habe es verstanden, einem von ihm geschriebenen Buch in fünf Tagen eine Auflage von rund hunderttausend zu verschaffen; wagten die englischen Verleger die gleichen Methoden, wie der edle Lord, so hätten sie auch die gleichen Erfolge. Diese dritte und konkrete Herausforderung gab dem englischen Verlag den Anlaß, den Fall Beaverbrook zu untersuchen, und dabei stellte es sich heraus, daß der Zeitungsmagnat die hohe Auflage allerdings erreicht, hierbei aber rund 2000 Pfund Schaden erlitten hatte. Um diesen und allen kommenden Pisacs endgültig zu begegnen, wurde ihnen von dem englischen Verleger Stanley Unwin das Angebot gemacht, sich finan ziell an einem nach Pisacscher Methode unternommenen Neklamc- seldzug zu beteiligen, hierbei also auch das Risiko zu teilen. Aber die Pisacs gaben sich nicht einmal die Mühe, dieses Angebot abzu lehnen, sondern sie blieben still und sind es auch bis heute geblieben. Dies ist der Inhalt des ersten Teiles der so lehrreichen Broschüre. Im zweiten Teil wird auf die dem englischen Verleger immer schwerer fallenden Propagandakosten usw. hingewiesen, wobei der englische Verlag in sieben Gruppen eingeteilt wird. Man hat da an erster Stelle die alten Firmen, die Klassiker, Handbücher usw. herausgegeben, für die wenig Reklame zu machen ist, es sind dies Verlage mit gesicherten Einnahmen, die sich von Zeit zu Zeit auch einen neuen Autor und die mit ihm oft verbundenen Unkosten leisten können. Die zweite Kategorie wird von jenen Verlagen gebildet, die hauptsächlich Zeitschriften und Magazine herausgeben und ver mittels dieser eine relativ billige Reklame betreiben können. Solche Verlage betrachten das Herausgeben von Büchern als einen kost spieligen Luxus, den man sich ruhig gestatten kann. Dann gibt es junge Firmen, die oft über ein beträchtliches Kapital verfügen, da sich der Unternehmungsgeist der Kapitalisten manchmal auch auf dieses Gebiet verirrt. Diese Verlage bieten den Autoren bessere Honorare und den Sortimentern größere Rabatte, sie geben für die Reklame mehr aus, als sie jemals einnehmen können; hat man aber genügend gute Autoren und einen stattlichen Verlagskatalog, dann ändern sich die Zeiten, Honorare und Rabatte nehmen ab. Eine vierte Kategorie englischer Verlage sind jene, die mit amerikani schen Firmen liiert sind und damit einen gewaltigen materiellen Hintergrund haben. Dann kommen jene Verlage, die »jemanden hinter sich« haben, einen hochgesinnten Amateur, eine Gruppe von Industriellen oder auch Papierfabriken, Druckereien usw., die es für vorteilhaft halten, sich einen Verlag anzugliedern. Bei derartigen außergewöhnlichen Fällen kommen die normalen Regeln hinsichtlich der Autorenhonorare, der Rabatte und der Reklame nicht in Frage. Die sechste Kategorie englischer Verlage begnügt sich mit einem kleinen Kapital und wenigen, guten Autoren, sie veröffentlichen nur, was sie für gut erachten, sie wissen zu unterscheiden. Aber diese Verlage werden oft zu wenig versprechenden Neklameunkosten einfach deshalb gezwungen, um mitzumachen, um nicht unterzugehen. Die siebente und letzte Kategorie ist die »gemischte«, bei der man teils diese, teils jene Eigenarten der sechs anderen vorfindet. Alles in allem genommen — so urteilt der englische Fachmann — hat es den Anschein, als ob das Buch in England die Neklamekosten immer seltener cinbringt, als ob der Verleger über weitere Ein nahmequellen verfügen muß. als die sich aus dem einfachen Buch absatz ergebenden, und dies sei eine »recht verwirrende kommerzielle Situation«. Die Broschüre kommt alsdann auf die Notwendigkeit einer indi viduellen, der Eigenart des neuen Buches angepaßten Reklame zu sprechen, von der sich die Pisacs und Compagnie allerdings nichts träumen ließen. Auch sei es die Frage, was besser sei, die Re klame mit der großen Trommel, oder jene, die sachlich unterrichte. Hier hat dieser englische Verlag anscheinend die Erfahrung gemacht, daß eine ganze Seite in einer der großen Zeitungen weniger wirkt als eine weit billigere Spalte in der literarischen Beilage der »1ÜIU68« etwa. Ob diese Erfahrung allerdings allgemein gültig ist, kann bezweifelt werden, mau kann etwa auf den französischen Verlag Hinweisen, der sich für seine Propaganda in immer höherem Maße gerade der großen Pariser Zeitungen mit ihren Millionen- auflagen bedient. — Sei dem aber, wie ihm wolle, die hier be sprochene Broschüre ist sehr lesenswert. Kleine Mitteilungen Jubiläen. — Die Firma Theodor Körner in Alten - burg besteht am 1. September 75 Jahre. Der ehemalige Stabs hoboist A. Gerstenbergcr, der ein eifriger Komponist war und seine Werke selbst herausgab, hatte sie als Musikalienhandlung ge gründet. Hof- und Militärkapelle waren gute Kunden. Auch die ungegliederte Musikalicn-Leihbibliothek wurde stark benutzt. So 826
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