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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.08.1930
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- 1930-08-30
- Erscheinungsdatum
- 30.08.1930
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- Deutsch
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X- 201, 30, August 1930, Redaktioneller Teil, ihren reichen Bildern und Initialen zeigen. Den letzten Aus klang der Buchmalerei veranschaulichten die wundervolle Salz burger Bibel (Lockex lat, 18701) vom Jahre 1428, ein franzö sische Übersetzung von Boccaccios Me casidus rlrorum illustrium« (Lock, gsll, 6), 1458 geschrieben und von Jean Fouquet mit 91 Bildern und sonstigem Schmuck ausgestattet, «in lateinisches Gebetbuch (Lock, lat, 10 103) für König Karls VII, prunklieben den Minister Jacques Coeur mit besten Bildnis und dem be rühmten Schloß zu Bourges geschmückt'), eine stattliche Reihe italienischer Renaissance-Handschriften, für König Mathias Cor- vinus von Ungarn mit prunkvollen Erstseiten aufgeputzt, eine Livius-Abschrift (Lock, lat, 15 731), für den Grauer Erzbischof Johann Bitez von dem italienischen Buchmaler Vespafiano Bi- sticci mit herrlichen Titelblättern eingeleitet, kostbare nieder ländische Gebetbücher voll intimer künstlerischer Reizes, dann als wundervoller Nachklang des 16, Jahrhunderts das soge nannte Gebetbuch Kaiser Maximilians I,, ein Buchkleinod ersten Ranges (2, I-, impr, m, 64), von Albrecht Dürer und anderen Künstlern mit herrlichen Federzeichnungen umrandet"), das Ge betbuch der Herzogin Sibhlla von Cleve, der Gemahlin Johann Friedrichs von Sachsen (Lock, gorin, 84), ein hervorragendes Er zeugnis der rheinischen Buchmalerei'"), die prunkvollen Aus stattungen Hans Mielichs im Kleinodienbuch der Herzogin Anna von Bayern mit der hübschen Darstellung des Herzogpaares beim Schachspiel, in den Motetten des Tonkünstlers Cyprian de Rore und in dem unerhört reichen Bilderwerk der Bußpsalmen von Orlando di Lasso. All das sind nur einige Beispiele aus dem, was die Münchener Miniaturen-Ausstellung des Jahres 1909 dem Beschauer gab, und was diese darbet, war wieder nur eine Auslese, freilich das Bedeutendste von dem, was die Mün chener Sammlung an Kunstwerken der Buchmalerei besitzt. Eine wirkliche Vorstellung von all dem Farben- und Formenfrohen dieser reichen Schätze vermöchte sich nur zu bilden, wer sich sehenden und sinnenden Blickes in all die Kostbarkeiten ver senken könnte. Die Augen von Kaisern und Königen, von Bi schöfen und Äbten, von Heiligen und Weltkindern, von Gelehr ten und Künstlern haben an den verschiedensten -Orten in den verschiedensten Zeiten auf ihnen geruht, sich an ihnen erfreut als an unvergänglichen Werken, So herrlich sich freilich auch die Buchmalerei entfaltet hat, so kurzlebig ist doch ihr Dasein gewesen. Sie war nicht so glück lich wie ihre stolze Schwester, die hohe Kunst, der Zeiten und Erfindungen nichts anhaben können, sie sah sich in dem Augen blicke entwurzelt, als sich die neue Macht des Buchdrucks mit den Vervielfältigungskünsten, mit Holzschnitt und Kupferstich verband, um das frühere farbige Bild, die bunte Initiale, die goldbesäets Ranke durch das anfangs noch bemalte, dann völlig selbständig gestaltete Schwarz-Weiß-Bild und Ornament in Holzschnitt oder Kupferstich zu verdrängen. Buchschrift und Buchmalerei, das Einmalige und Persönliche der Buchkunst, mußte der Vervielfältigung von Schrift und Zeichnung weichen. Eine neue Zeit des Buches brach an, eine neue Buchkunst be gann, der Holzschnitt erlebte damit einen beispiellosen Aufstieg und wurde im ausgehenden 15, und im folgenden 16. Jahrhun dert zur Volkskunst im besten Sinne des Wortes. Das mag uns mit der Verdrängung der Buchmalerei ein wenig versöhnen. Auch der älteste Holzschnitt hat in der Bayerischen Staatsbiblio thek eine in Wert und Reichtum kaum übertroffene Sammel stätte gefunden, Klöster und Bücherfreunde pflegten häufig Einzelholzschnitte in Bücher einzukleben oder einzubinden, um sie aufzubewahren oder die Einbände damit zu schmücken. So tat Hartmann Schedel, einer der begeistertsten Büchersammler des 15, Jahrhunderts, so taten die Klöster Tegernsee, St, Em meram, Andechs, Ebersberg, Ihnen verdankt die Münchener Bibliothek an 100 Holzschnittblätter des 15, Jahrhunderts, kost bare und seltene Denkmäler, die meist nur mehr in dem einen Abzug erhalten sind"). Auch Teigdrucke, Metallschnitte und Kupferstiche aus ältester Zeit hält sie auf solche Art in stattlicher Zahl verwahrt"). Mit Recht hat man sich bisher gescheut, diese schmückenden Blätter von den schützenden Einbänden zu neh men; wir haben geschichtliche Buchdenkmäler vor uns, deren Einheit man nicht ungestraft zerstören darf. Blockbücher, das heißt ganz von Holzstöcken abgedruckte Bücher, sei es mit oder ohne Text, besitzt die Münchener Staats bibliothek wiederum in einem Reichtum wie sonst kaum eine zweite Sammlung"). Diese Holztafeldrucke, die nur in kleinen Auflagen erschienen und schon deshalb sehr selten sind, vermögen uns mit der Art ihres Inhalts (vldlia pauxorum, Zpeculum bumanae salvationis, Lantioa Lantleoruw, Lpocalxpsis, Lrs morloucki, Lrs momoranck!) einen wertvollen Einblick in die damalige Nachfrage nach lehrhaften Anschauungsbüchern zu geben und sind deshalb von größtem kulturgeschichtlichen Werte. Und nun erst die schier unübersehbare Zahl von Holzschnitt büchern des 15, und 16, Jahrhunderts, Sie sind in München vereinigt so zahlreich wie sonst kaum in der Welt: die großen und die kleinen Bilderbücher dieser unendlich schaulustigen und zeichnungsfrohen Zeit, die zahlreichen Augsburger und Ulmer erbaulichen, belehrenden, zum Teil auch unterhaltenden bild- geschmücktcn Druckwerke, die berühmte Kölner Bilderbibel, Bernhard von Breydenbachs »Pilgerfahrt ins hl, Land« von 1486 mit den schönen Städtedarstellungen Erhard Reuwichs, die zwei großen Nürnberger Holzschnittbücher: der »Schatzbe- haltec oder Schrein der wahren Reichtümer des Heils und ewiger Seligkeit-- von 1491 und Hartmann Schedels »Inder Ldroaicarum» von 1493, Sebastian Brants »Narrenschiff-- von 1494, die Lübecker niedersächsische Bibel aus dem gleichen Jahr, nicht minder kostbare italienische Holzschnittbücher, darunter der Liebesroman »8!-posrotomacbia kolikiu» 1499, dann aus dem 16, Jahrhundert Dürers berühmte Holzschnittfolgen des Jahres 1511: die große Passion, das Marienleben und die zweite Aus gabe der Apokalypse, des gleichen Künstlers kunsttheoretische Schriften, darunter die »Unterweisung der Messung mit dem Zirkel und Richtscheit-- vom Jahrs 1525 mit eigenhändigen Zu sätzen für die zweite Auflage, Die Nürnberger und Augsburger Druckwerke mit Holzschnitten von Hans Springinklee, Erhard Schön, Wolf Traut, Hans Sebald Beham, Hans Burgkmair, Hans Schäufelin, Jörg Breu, Daniel Hopser sind ebenso zahl reich zu finden wie die Baseler und Straßburger Holzschnitt werke mit Zeichnungen vom Meister D, S,, von Urs Graf, Hans Holbein, Ambrosius Holbein, Hans Wechtlin, Hans Wal dung Grien, Hans Weiditz. Einen besonders schönen Hell- Dunkel-Holzschnitt Wechtlins weist das Titelblatt mit dem Ur teil des Paris in der Straßburger Ptolomaeus-Ausgabe des Jahres 1520 auf. Von den Kirchen und Klöstern her sind viele gottesdienstliche Bücher, vor allem Missalien mit kunstgeschicht lich bedeutsamen Kreuzigungs- und Schutzheiligenbildern, darunter Farbenholzschnitten aus der Druckerei Erhard Rat- dolts, ferner reich mit Bildern geschmückte Andachtsbücher, wie »Seelengärtlein-- und »Livres ä'bsuros» nach München gelangt. Kaiser Maximilians I, Lieblingsbuch mit den »Gefährlichkeiten des löblichen streitbaren und hochberühmten Helden und Rit ters Teuerdank« vom Jahre 1517 ist in vier schönen Abzügen, darunter zweien auf Pergament, zu schauen. Die zahlreichen Frühdrucke und Nachzügler mit Totentanzbildern sind zu einer eigenen Sammlung vereinigt"). Und von dem, was es an Holzschnittbüchern aus der Nachblüte der zweiten Hälfte des 16, Jahrhunderts gibt mit Zeichnungen etwa von Mathias Gerung, Peter Flötner, Jost Amman, Virgil Solls, Tobias Stimmer, David Kandel, reiht sich in dem Münchener Bücher bestand wieder Band an Band, Man wird ohne Übertreibung sagen dürfen, daß das deutsche Holzschnittbuch des 15, und 16, Jahrhunderts nirgends besser erforscht werden kann als in der Münchener Sammlung, Vielleicht gilt das gleiche auch von den deutschen Sprach denkmälern früherer Jahrhunderte. Daß die Bayerische Staats bibliothek besonders reich an mittelalterlichem deutschen Schrift gut ist, kann man in jeder Literaturgeschichte lesen"). Das Wessobrunner Gebet (Lock, lat, 22053) mit seinem hochberühm ten Gedicht von der Weltschöpfung aus dem 9, Jahrhundert"); das Freisinger Paternoster (Lock, lat, 6330), die älteste deutsche Vater-Unser-Erklärung"), wie das Wessobrunner Gebet auf freien Seiten einer lateinischen Sammelhandschrift so nur als Nebensache eingeschrieben, Muspilli, das hochbedeutsame alli terierte Gedicht vom jüngsten Tage aus St, Emmeram in 823
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