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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.08.1930
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- 1930-08-30
- Erscheinungsdatum
- 30.08.1930
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Regensburg (Los. Ist. 14098), die altsächsische Evangelien- Harmonie Heliand aus Bamberg (Lo-t. gorw. 25), Otfrids von Weissenburg auf Befehl des Bischofs Waldo von Freising (884—906) abgeschriebene althochdeutsche Evangelien-Harmonie ans Freising (Loci. xsi-m. 24), des Ebersberger Abtes Willeram Auslegung des Hoheliedes (Lc>6. xerm. 10), die bedeutsame Jn- terlinear-llbersetzung der Psalmen aus dem Kloster Windberg (Loä. germ. 17), das Nibelungenlied aus Hohenems") (Los. gsrm. 34) und aus Schloß Prunn (Loci. xorm. 31), die Baganten lieder (Larmins Lursus) aus Benediktbeuern (Loci. tat. 4660), Gottfrieds von Straßburg Tristan und Isolde aus dem 13. Jahr hundert") (Loci. ZsiM. 51), Hartmanns von Aue »Zwein» in einem wertvollen Bruchstück des 13. Jahrhunderts (Lock. germ. 191), Ulrichs von Lichtenstein »Frauendienst» (Lock. gsrm. 84) in der einzigen erhaltenen Mederschrift, Wolframs von Eschen bach Parzifal und Titurel (Loci. germ. 19), Rudolf von Ems Wilhelm von Orleans (Loci. gorm. 63), eine reich mit Bildern geschmückte Niederschrift von des gleichen Verfassers Welt chronik (Loci, gornl. 6406)"), Jakobs von Maerlant mittelnieder ländischer Bersroman »Alexanders Geesten» (Loci, germ. 41), nur in dieser Handschrift erhalten, ein im Jahre 1454 in Augs burg zusammengeschriebenes Liederbuch (Loci. germ. 379)"), die reichhaltige sogen. Colmarer Liederhandschrift (Loci. xorm. 8SS), die im Jahre 1546 Jörg Wickram für die Colmarer Meister sängerschule erworben hat"), all das sind wieder nur einige Namen aus der Fülle des Besitzes, aber Namen von Klang und Wucht. Die deutschen Druckwerke des 15. und 16. Jahr hunderts reihen sich würdig an: die »Mahnung der Christen heit wider die Türken« (Lim. 62 e), ein kostbares, nur in dem Münchener Stücke bekanntes Druckdenkmal aus der ältesten Mainzer Presse, die frühesten gedruckten deutschen Bibeln in allen den zahlreichen Ausgaben, die schöne niedcrsächsische Bibel aus der Druckerei Heinrich Quentells in Köln, das älteste Münchener Druckwerk aus dem Jahre 1482 mit einer deutschen Beschreibung der frommen Sehenswürdigkeiten Roms, wieder nur in diesem einen Abzüge erhalten (4 Lim. 63!), alle die vielen, zum Teil schon erwähnten deutschen Holzschnittbücher der Frühdrucks zeit, dazu die zahlreichen überaus seltenen Einblattdrucke des 15. Jahrhunderts, darunter viele geistliche und weltliche Lieder, Gebete, Sprüche, Erbauungen und Mahnungen in deutscher Sprache, ein Volksgut von größter kulturgeschichtlicher Bedeu tung. Der unerschöpfliche Reichtum an Frühdrucken des 15. und 16. Jahrhunderts bildet sa neben den Handschriften einen be sonderen Stolz der Münchener Bibliothek"). Mit ihren 9400 Wiegendrucken steht sie in der vordersten Reihe der Biblio theken der Welt; mit ihren zahlreichen Doppelstücken bietet sie für buchgeschichtliche Forschungen aller Art die wertvollsten Handhaben; viele Stücke, darunter an 200 Einblattdrucke, gibt es nur einmal in der Welt. Die Wiegendrucke haben sich bis her hauptsächlich nach der bibliographischen Seite besonderer Aufmerksamkeit erfreut; daß sie auch text- und litcraturgeschicht- lich von größter Wichtigkeit sind, ist noch nicht gebührend ge würdigt worden. Diese Bedeutung beruht darin, daß sie die gewaltige Vervielfältigung und Auslese des mittelalterlichen Schriftgutes und damit einen wichtigen Einschnitt in der über- lieferungsgeschichte darstellcn, mit dem sich an Ausmaß nur noch der Übergang von der Papyrusrolle zum Pergament-Kodex ver gleichen kann. Wer einmal diesen textgeschichtlichen Zusammen hängen von Handschrift und Buchdruck nachgeht, wird nirgends reichere Förderung finden als in der an Handschriften und Frühdrucken gleich reichen Münchener Sammlung. Nicht zu fällig ist aus ihren Beständen die wertvolle Jnkunabelbiblio- graphie Ludwig Hains hervorgegangen. Wer Gelegenheit hat, sehenden Auges dis Räume dieses gewaltigen Büchertempels zu durchwandern, den ergreift ehr furchtsvolle Scheu vor dem ungeheuren geistigen Schatze, der aus allen Jahrhunderten unserer letzten Vergangenheit hier aufgeschüttet ist. Ganze Bibliotheken berühmter Sammler und Gelehrter, kostbare Briefe und Nachlässe bedeutender Führer des geistigen Lebens grüßen uns. Wir rufen nur einige Beispiele und Namen auf, die zeigen mögen, wie reichhaltig hier die 824 Geistes- und Gelehrtengeschichte vor uns ausgebreitet liegt. Wir sehen das Schriftgut des Mittelalters in einem Hand schriftenreichtum vor uns, wie er nie ganz ausgeschöpft werden kann, mag er nun von textkritischer oder paläographischer oder literäturgeschichtlicher oder von irgendeiner anderen Seite her in Angriff genommen werden. Ganze Gelehrtengenerationen haben sich schon um ihn bemüht; eine weitschichtige Literatur ist bereits aus ihm erwachsen und wächst jedes Jahr. Wir schauen unter diesen Schätzen das eigenhändige Notizbuch des gelehrten Augustinerchorherrn Andreas von Regensburg (Lock. im. 903), der uns die erste bayerische Landeschronik geschenkt hat, oder Veit Arnpecks »Lbrovicou LaioviiLö», von dem Verfasser nieder geschrieben und von Johannes Aventinus mit Randbemerkungen versehen (Loci. Isl. 2230). Wir bewundern die großartige Büchersammlung des Nürnberger Humanisten Hartmann Schedel, die so reich an kostbaren Frühdrucken, eingeklebten Einzelblättcrn und handschriftlichen Zutaten ist, daß sie an schaulicher wie die beste Geschichte des Humanismus das Geistes leben des ausgehenden Mittelalters vor Augen zu führen ver mag"). Ihr reihen sich andere bedeutende Bibliotheken des 16. Jahrhunderts an. Die Namen ihrer Besitzer: Sigismund Scheuster"), Konrad Peutinger, Johann Albrecht Widman- stetter"), Kaspar Bruschius"), Johann Jakob Fugger"), Petrus Bictorius, Johann Georg von Werdenstein haben alle besten Klang, die Bücherschätzc selbst sind von unschätzbarem Werte für die Geistesgcschichte einer lang entschwundenen Zeit. Aus dem gleichen Jahrhundert grüßt, um wieder nur einiges zu nennen, Martin Luthers eigenhändiges Druckmanuskript der »Ermah nung zum Frieden auf die zwölf Artikel der Bauernschaft in Schwaben» vom Jahre 1525 (Lim. 374), der Hauskalcnder des großen bayerischen Geschichtsschreibers Johannes Aven tinus"), das Wettertagebuch des Rebdorfer Priors Kilian Leib"), ein weiteres bibliophiles Kleinod mit Stammbuchversen unseres Meistersingers Hans Sachs auf die Augsburgische Kon fession, die weltberühmte Camerarius-Sammlung mit eigen händigen Briefen von Luther, Melanchthon, Erasmus, Zwingli, Oecolampadius, Wimpfeling, Calvin, Pirckheimer, Reuchlin und zahlreichen anderen Berühmtheiten des 16. Jahrhunderts, das Tagebuch des Philologen Franciscus Modius. Aber auch neuere Jahrhunderte haben sich in München mit kostbaren Gaben eingestellt. Kurfürst Karl Theodor, dem wir außer anderen Schätzen die Erwerbung der Camerarius-Samm lung und die Victorius-Bibliothek verdanken, hat auch mehrere Handschriften des französischen Dichters Voltaire besessen, der mehrmals Gast des Fürsten war und ihm einige seiner Schrif ten, darunter das berüchtigte Epos »kwoolle«, verehrte; mit der Mannheimer Bibliothek sind diese wertvollen Zeugnisse einer bedeutsamen Kulturperiode, in der Voltaire der Liebling der deutschen Höfe war, nach München gewandert. Nach Mann heim führt uns wiederum eine andere Kostbarkeit aus dem deut schen Geistesleben, ein inhaltsreicher Band mit Briefen Goethes, Wielands, Jfflands, Mozarts und anderer Dichter, Musiker und Schauspieler an den Mannheimer Theaterleiter Heribert von Dalberg, der in der deutschen Literaturgeschichte vor allem als Förderer Schillers fortlebt (Loci. xsim. 4830). Von Schiller selbst besitzt die Münchener Staatsbibliothek einige eigen händige Strophen aus des Dichters »Zerstörung von Troja« und vier Briefe, darunter den bedeutsamen an Körner vom 12. September 1788, worin Schiller über seine erste Begegnung mit Goethe berichtet"). Mit Goethe ist die Münchener Biblio thek durch vier besonders reizvolle Schriftstücke des Dichters verbunden. Am 7. August 1808 hat Goethe eine im Auftrag der bayerischen Regierung abgefaßte Anfrage des Obcrschulrats Friedrich Immanuel Niethammer erhalten, ob er zur Heraus gabe eines deutschen Nationalbuchs bereit wäre, das für die Hebung der Bildung und des Nationalsinns der Deutschen be stimmt sei. Schon am folgenden Tage sagte der Dichter von Karlsbad aus zu, in einem späteren Schreiben verbreitete er sich über die nähere Ausgestaltung der geplanten dichterischen Auslese. Wer anderen Plänen Goethes ist die Angelegenheit zuletzt freilich nicht zur Ausführung gelangt"). Von den Schriften des Dichters besitzt München die handschriftliche Vor-
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