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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.09.1930
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1930-09-16
- Erscheinungsdatum
- 16.09.1930
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1930
- Monat1930-09
- Tag1930-09-16
- Monat1930-09
- Jahr1930
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- Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.09.1930
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- [4] - 894
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X- 215, 18. September 1830. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn Buchhandel. schon über 1>/- Milliarde, warten, da ja unsre Tribulgläubiger ihre Anteile bei der Bank stehen lassen, auf Anlage. Bisher sind die Gelder nur kurzfristig angelegt worden. Ob daran durch die Gründung der neuen internationalen Hypothekenbank in Holland rasch viel geändert werden wird, ist vorläufig noch zweifelhaft. Auf die Dauer kann der Kurs nicht so bleiben wie bisher. Eine Änderung muß auch eine Belebung der Weltwirt schaft bringen. Das Hemmnis ist aber der Mangel an gegen seitigem Vertrauen in der Welt. Unter diesem Gesichtspunkt verdienen die jetzigen Debatten in Genf größte Beachtung. Die französischen Pläne gehen offensichtlich darauf hinaus, die Welt und insbesondere Mitteleuropa durch die Goldhortung auszu hungern und mürbe zu machen für Briands Paneuropa, das die französische Vorherrschaft stabilisieren soll. Können England und U. S. A. dieser Lösung zustimmen und tatenlos Zusehen? Kann das wafsenstarrende Frankreich gezwungen werden, von seinem Plane Abstand zu nehmen? Wird sich Mitteleuropa der französischen Führung beugen? Ehe diese Fragen nicht ent schieden sind, wird auch die BIZ., an deren Spitze Frankreich nicht umsonst einen Franzosen zu setzen verstanden hat, nicht aktionsfähig werden. Für Deutschland steht dabei ungeheuer viel auf dem Spiel. Bei unsrer Wirtschaftsnot ist die Aussicht aus französische Kredite eine gefährliche Verlockung. Und wir können nicht überlange warten, bis etwa die Isolierung Frankreich zum Verzicht zwingt. Wer wird den längeren Atem und die stär keren Nerven haben? Im Wahlkampf jetzt ist von diesen Dingen gar nicht, desto mehr aber von innerpolitischen Maßnahmen gegen die Wirt schaftsnot die Rede gewesen. Man muß aber ein gutes Gedächt nis haben, um dabei den Faden nicht zu verlieren. Von dem Arbeitsbeschaffungsprogramm, das zuerst eine so große Rolle spielte, ist es still geworden. Man hat eingesehen, daß Aufträge der öffentlichen Hand über einige hundert Millionen Mark dabei herzlich wenig bedeuten, handelt cs sich dabei doch nur um Auf hebung vorher vorgenommcner Kürzungen. Freiheit für die private Unternehmungsfreudigkeit von unten auf, also Abkehr von allen Sozialisierungsexperimenten wäre viel wichtiger und erfolgreicher. Auch von der Kostensenkung und Lastenminderung, die zunächst richtig zur Debatte standen und für die Belebung der Unternehmertätigkeit unerläßlich sind, ist es still geworden. Man hat die Tarife und Steuern erhöht und nicht abgebaut, und statt allem anderen spricht man jetzt nur vom Preisabbau, und zwar zwangsweisem. Die Politik spricht davon, heißt das. Und war das nun Wahlpolitik oder ist das Wirtschaftspolitik? Als Wirtschaftstheoretiker muß man, wenn man nicht alles ver gißt, was bisher als Ergebnis der Wissenschaft vorliegt, bange werden. In der freien Wirtschaft war bisher noch immer Preis zusammenbruch ein Unglück, Zeichen der Krise. Als erstes Zeichen der Gesundung und der Überwindung der Krise galt die Er holung der Preise. Man spähte also aufmerksamst nach dem leisesten Zeichen eines Wiederanziehens der Preise aus, um Hoff nung auf ein neues Vorwärts schöpfen zu können. Jetzt heißt die Losung: runter mit den Preisen! Ist das Merkmal des Aus stiegs? Früher war die Losung: billiger produzieren! Jetzt soll gelten: billiger verkaufen! Heißt das aber nicht gar zu einseitig nur auf den Umsatz, will sagen den Konsum zu schauen? Gibt es nicht auch noch eine Vermögensrechnung? Unter dem Wiederbcschaffungspreis verkaufen heißt jedenfalls liquidieren. Wo ist die geringste Garantie, daß der Wieder- beschaffungspreis nicht über den jetzt gewaltsam zu senkenden Preisen liegen wird? Man spricht gleichzeitig so viel und so überzeugt von der Notwendigkeit vergrößerter Kapitalbildung. Ist aber eine solche Liquidation mit der Vernichtung der in den vorhandenen Warenvorräten und -lagern steckenden Kapi talien und Werten Kapitalbildung? Was in dieser Hinsicht infolge des Preissturzes der Rohstoffe bereits vernichtet und verloren ist, geht ins Aschgraue. Dabei darf nicht vergessen werden, daß wir schon seit Jahren in einem derartigen Kapital vernichtungsprozeß stehen. Es ist doch zweifelsohne erschütternd, daß in den letztverflossenen sechs Kalenderjahren (1824—1929) mehr als 70 000 Konkursanmeldungen in Deutschland erfolgt 894 sind. So lauten die amtlichen Feststellungen über die offiziell zugestandenen Zusammenbrüche. Aber die ohne Benachrichtigung der Amtsstellen erfolgten Zahlungseinstellungen sind in dieser Zahl nicht enthalten und entziehen sich jeder Schätzung, machen jedoch zweifellos eine nicht viel kleinere Zahl aus. Dazu ge sellen sich in dem gleichen Zeitraum dann noch mehr als 30 000 Vergleichsverfahren zur Abwendung des Konkurses. Rechnet man für diese mehr als 100 000 Fälle von Zahlungsunfähigkeit einen durchschnittlichen Schuldenbetrag von je SO 000 RM. (die amtlichen Ermittlungen verzeichnen höhere Durchschnittsbeträge), so ergibt sich, daß in den letzten sechs Jahren S Milliarden RM. Forderungen durch den wirtschaftlichen Ausscheidungsprozeß not- leidend geworden sind. Das gilt jedoch, wie nochmals betont sei, nur für die amtlich erfaßten Konkurse und Vergleichsver fahren. Unter Berücksichtigung der statistischen Angabe, daß 16 889 Konkursanträge unter der genannten Zahl wegen Masse mangels abgelehnt werden mußten, kann im allergünstigsten Falle mit einem durchschnittlichen Ertrag von etwa 20 Prozent aus den Konkurs- und Vergleichsverfahren gerechnet werden, ob gleich die Vergleichsverfahren in der Regel zu einer wesentlich höheren Befriedigung der Gläubiger führen. Der sich somit rechnerisch für den gewählten sechsjährigen Zeitraum ergebende Verlust aus den amtlich durchgeführten Verfahren dürfte mit rund 4 Milliarden RM. nicht wesentlich von der tatsächlichen Einbuße abweichen. Man wird sagen, daß dieser Reinigungs- Prozeß notwendig ist. Ohne diese Voraussetzung keine Besserung. Zugegeben, die Wirtschaft wird diese Krise auch von sich aus durchkämpfen. Ist es dann aber nicht doch gefährlich, diese Krise durch Gewalteingriffe noch zu verschärfen? Jedenfalls wird der gewissenhafte Arzt die Pflicht empfinden müssen, wenn er schon gewaltsame Eingriffe zur Heilung für unerläßlich hält, rechtzeitig sofort auch für Erleichterungs- und Stärkungsmittel zu sorgen. In diesem Sinne erwächst dem neugewählten Reichs tag und der Reichsregierung eine verantwortungsreiche Auf gabe. Die Verstärkung der radikalen Flügelparteien wird ihre Lösung schwerlich erleichtern. Die Konjunkturberichte der letzten Zeit bringen den Ernst der Lage übereinstimmend nur zu deutlich zum Ausdruck. Das preußische Ministerium für Handel und Gewerbe faßte zu sammen: Die Wirtschaftslage blieb im August gedrückt. Wenn auch bisher in kaum einem Industriezweig Anzeichen aus baldige Über windung des Tiefstandes Vorlagen, so kann doch die in abseh barer Zeit notwendig werdende Ausfüllung der Läger, die Her ausgabe öffentlicher Aufträge und die einsctzende Ordnung der öffentlichen Finanzen zu einer Festigung des Vertrauens führen. Die Zahl der Unterstützungsempfänger betrug in der Mitte des Monats 1915 606, b. h. rund 1 Million mehr als zur gleichen Zeit des Vorjahres. Teilweise fetzte eine Bewegung auf Neu regelung der Löhne In Anpassung der Wirtschaftslage ein. Einige Anzeichen sprechen dafür, bah die der Ausdehnung der Preis senkung bet den Agrar- und Rohstoffen aus die Einzel-Handels produkte entgegenstchenden Hemmungen abnehmen. Der Außen handel hielt sich im Juli auf der Höhe des Vormonats. Doch verminderte sich der Überseehandel gegenüber dem Handel mit den europäischen Ländern. Die Grundstimmung an der Börse wurde zum Monatsschluh freundlicher. Hier ist noch, wie schon oft, alles unterstrichen, was einiger maßen Hoffnung machen kann. Weit pessimistischer hat sich das Institut für Konjunkturforschung geäußert. Es schreibt: Die deutsche Wirtschaft verharrt in ticscr Depression. Die industrielle Produktion ist um 15 bis 26 Prozent geringer als im Vorjahr. 2,85 Millionen Menschen sind arbeitslos. Zum ersten mal seit dem Weltkrieg befindet sich die deutsche Konjunktur in vollem Gleichtakt mit der weltwirtschaftlichen Jndustriekonjunk- tur. Mit der industriellen Depression verbinden sich schwere Strukturstörungen der Wcltagrarwirtschast, wodurch die Auf nahmefähigkeit der Rohstoffländer sür industrielle Produkte stark herabgemindert wird. Anders als 1826 bietet deshalb der Export der deutschen Industrie keinerlei Ausgleich: Die Ausfuhr Deutsch lands ist sogar mengenmäßig gesunken. Diese Entwicklung ist um so nachteiliger, als der Rückgang im internationalen Preisniveau automatisch eine Erhöhung des Realwertes der Reparationslasten
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