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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.09.1930
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- 1930-09-16
- Erscheinungsdatum
- 16.09.1930
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jfL 215, 16. September 1930. Redaktioneller Teil. Börs-Nblatt s. i.Dtschn. Buchhandel. Es mag angezeigt sein, hier und da durch staatlichen Druck aus die Bereitwilligkeit und das Zeitmaß der Preissenkungen bei Indu strien etnzuwirken, welche die Gebote der Stunde noch nicht ver standen haben und Preisbindungen ausrecht erhalten wollen, die überholt sind und auch der eigenen Rentabilität dieser Industrien nicht dienen, weil sie den Absatz einschniiren. Andrerseits sührt es nur zu falschen Vorstellungen von den Möglichkeiten schneller De pressionsüberwindung durch staatliche Eingrisse, wenn die Fähig keit der Kartelle, die Preisstufe aus längere Dauer künstlich hoch zuhalten, überschätzt wird. Abbau der festen Lasten durch Spar samkeit in der össentlichen Verwaltung und Anpassung der Sozial politik wie der Lohnpolitik an den wirtschaftlichen ErgiebigkcttS- grad der Unternehmungen muß eine organische Überwindung der Depression einleiten, die bald die Hauptschwierigkeiten der gegen wärtigen Lage, geschwächte Verbrauchskrast und zusammenge- schrumpftcn Absatz, aufräumen würde. Wie man auch das Pro blem der Depressionsüberwindung und der Bekämpfung der Ar beitslosigkeit betrachten mag, gipfelt seine Lösung immer in der Kostensenkung. Die Voraussetzungen für diese liegen nicht un günstig, nachdem die Weltkrise eine derartige Bresche in die Mauer der Rohstosspreise gelegt hat und auch die Zinsverbilligung erheblich vorgeschritten ist. Und die Commerz- und Privat-Bank meint: Wenn das Konjunkturbild im ganzen noch keine Besserung ausweist, so wird man doch daraus Hinweisen müssen, daß gewisse Anzeichen der jüngsten Zeit einem übertriebenen Pessimismus nicht recht zu geben scheinen . . . Auf der deutschen Wirtschaft lastet naturgemäß nach wie vor die außerordentliche politische Un gewißheit, die einer Entfaltung der Unternehmungslust ganz be sonders entgegenwirkt, abgesehen von den bereits erwähnten inter nationalen Momenten. Hierbei dars auch nicht übersehen werden, daß die Reparationsbclaftung ebenso wie die interalliierten Schul denzahlungen die herrschende Krisis immer weiter zu verschärsen geeignet sind, indem sie die Richtung der internationalen Kapi talbewegung in einer völlig unrationellen, den wirtschaftlichen Er- sordernissen diametral entgegengesetzten Weise beeinslussen. Wenn auch diese Erkenntnis sich mehr und mehr in den Kreisen nam hafter Volkswirte in den verschiedenen Ländern ausbreitet, so hat sie doch bisher aus die maßgebenden politischen Instanzen noch keinerlei Einfluß auszuliben vermocht: und doch liegt hier eins der wichtigsten Gebiete, aus dem zur Behebung der Welt- wirtschastskrtsts und der Arbeitslosigkeit ein internationales Zu sammenwirken gerade auch im Interesse der großen Rohstoff länder dringend notwendig erscheint. Die Lage des Einzelhandels im besonderen wird durch eine gerade jetzt von der Forschungsstelle für den Handel in Berlin veröffentlichte Zusammenstellung von Untersuchungen über das 1. Halbjahr 1930 schlagend beleuchtet. Die Entwicklung des Um satzes, der Lagcrergänzung und der Kosten im Vergleich zum 1. Halbjahr 1929 zeigt nachstehende Tabelle: Umsätze Waren- Kosten Insgesamt . — S,0°/o — 10,0°/° -i- 0,2°/° Textilien, allgemein . - 7,3°/> -10,1°/, -V,3°/° - 1,8°/° — o,33L Kaufhäuser . - — 12,4°/° Schnittwaren . - 7,2°ch — 9,1°/° — 14,3°/° Wäsche . — I>,6°/° -i-4,3°ß Posamentierwaren . -18,6°/° — 21,8°/° -S,4°/° Damen- und Mädchenkleidung . . — 3,6°/° - 8,6°/« Schuhe . -II,6°/o — 9,8°ch -d 1,2°/° Glas und Porzellan . — 8,0°/° — 10,0°/° -V,2°/° -0,3°/° -0,4tzL Eisenwaren . -I t,2°/„ - 7,5°/° Drogen . — 3,2°/° - 9,8°ch Lebensmittel ') - — S,4°/° Großwarenhäuser ') . — 3,1°/° Kaffee- und Tee-Filialqeschäft') . . . - 2,3°/° — — Konsumvereine (Z.-Vbd.) .... . — 5,0°/° — — ') Zahlen des Instituts für Konjunkturforschung. Die Frage, wie weit der Umsatzrückgang mengenmäßig ist oder ob nicht die Abnahme der Umsatzwerte auf Preissenkungen zurückzuführen sei, hatte das Institut für Konjunkturforschung vor kurzem dahin beantwortet, daß überwiegend Preiseinflüsse vorliegen. Die Forschungsstelle meint hingegen, daß auch der Biengenrückgang in einzelnen Branchen sehr erheblich sei. Als Beweis dafür wird der Rückgang der Kundenzahlen in einzelnen Branchen genannt: für einen Teil der erfaßten Wäschegeschäfte ging der Umsatz auf 92,5 Prozent zurück, die Zahl der Kunden 898 aber stärker auf 90,3 Prozent, der Umsatz je Kunde auf 96,6 Pro zent. Setzt man die Verminderung der Kundenzahl dem Ein fluß des Biengenrückganges gleich, den Umsatz je Kunde dem Einfluß der Preissenkung, so ist, trotz der Oberflächlichkeit dieser Betrachtung, wie die Frankfurter Zeitung meint, die erhebliche Mitwirkung des Mengenrückgangs erwiesen. Nicht berücksichtigt ist dabei freilich der Übergang zu geringeren Qualitäten, der allgemein beobachtet wird und zu dem raschen Aufschwung der Einheitspreisgeschäfte beigetragen haben mag. Für diese wird sogar eine Umsatzsteigerung von nicht weniger als 18 Prozent gegenüber dem I. Halbjahr 1929 errechnet, wobei nur solche Läden erfaßt wurden, die bereits seit Anfang 1929 arbeiten, sodaß der Einfluß der Neuerösfnungen — abgesehen von dem Anfangs-Auftrieb — ziemlich ausgeschaltet ist. Wie stark die Umsatzgestaltung in den einzelnen Abteilungen der Warenhäuser von denen der Fachgeschäfte abweicht, ersieht man aus folgender Zusammenstellung, soweit der Warenkreis von -Abteilungen« und Fachgeschäften voll vergleichbar ist. Umsätze des I. Halbjahres sin tzß des I. Halbjahres 1929) Warenhäuser Fachgeschäfte Insgesamt: gs,g 92,0 Davon: Lebensmittet 99,5 94,6 Herrenkonfektion 86,9 91,7 Damenkonfektion 97,9 951 Herrenwäsche 98,8 , Damenwäsche 100,8 ° ' Schuhwaren 90,2 88,6 Hausrat und Möbel (Mai) . . . . 93,6 62,8') Das Entscheidende ist dann aber vor allem die Verschlech terung der Unkostenverhältnisse. Der Kostenauftrieb, der infolge Mieten- und Stromtartfsteigerungcn, vermehrter Soziallasten, Werbungsaufwendungen usw. auf den Einzelhandel drückt, konnte durch Reduktion bei den variablen Kostengruppen nur unvollkommen hintangehalten werden. Fast nirgends gelang es, die Kosten entsprechend den Umsatzrückgängen zu reduzieren. Da somit eine stärkere Kostenbelastung der Umsätze zu verzeichnen ist — außer etwa bei den Kaufhäusern —, andererseits Lager und Skontoverluste sowie Debitorenausfälle an der Gewinn spanne zehrten, ist die Rentabilität des Einzelhandels stark be einträchtigt. Am schlimmsten erscheint dies im Wäschegeschäft und im Schuhhandel, wo sogar eine absolute Kostcnsteigerung vorliegt, wahrscheinlich weil man sich hier ungern zu Personal entlassungen entschloß; schlecht ist auch die Lage des ohnehin verkümmernden Posamentierwarenhandels, der fast ein Fünftel seines vorjährigen Umsatzes einbüßte. Beachtung verdient der relativ geringe llmsatzverlust der Drogengeschäfte, den man über dies für fast ausschließlich mengenmäßig halten muß, da die meisten hier gehandelten Waren preisgebundene Markenartikel sind. Das preußische Ministerium für Handel und Gewerbe faßt sein Urteil über die Lage des Einzelhandels im letzten Monat dahin zusammen: »In der allgemeinen wirtschaftlichen Lage des Einzelhandels ist eine Besserung nicht eingetreten. Die an haltende wirtschaftliche Depression, die große Arbeitslosigkeit, der Rückgang der Konsumkraft, die schwierige Lage der Land wirtschaft haben vielmehr zu einem weiteren Rückgang der Um sätze geführt. Nach wie vor beschränken sich die Einkäufe des Publikums auf das Allernotwendigste unter Bevorzugung billiger und billigster Preislagen. Kredite werden stark in Anspruch genommen.« Soweit das graphische Gewerbe sim weitesten Sinne) in Frage kommt, berichtet die letztgenannte Quelle: Die Lage der ostpreußischen Zellstoffindustrie und die Nachfrage in Zellulose blieb unverändert ungünstig. Der Auftragsbestand der Papier fabriken ist durchweg unzulänglich. Bei verschiedenen Betrieben hat es sich als notwendig erwiesen, noch mehr als bisher ein zuschränken, so bei Werken, die Kabelpapier, Packpapier, wasser dichtes Papier und feinere Papierwaren Herstellen. Immerhin sind für Packpapier die Absatzverhältnisse auf dem' Ausland markte etwas besser geworden. Der ausländische Wettbewerb macht sich jedoch empfindlich bemerkbar. Die Preise gehen viel-
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