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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.09.1930
- Strukturtyp
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- 1930-09-18
- Erscheinungsdatum
- 18.09.1930
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- Deutsch
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X- 217, 18, September 1930. Redaktioneller Teil, Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Daß sie geistig regsam ist, geht schon aus der Tatsache hervor, daß der Volksschuluntcrricht ganz überwiegend in weiblicher Hand liegt. Auch die große Zahl von Schriftstellerinnen, die Brasilien aufweist, spricht dafür. Und jeder brasilianische Buchhändler weiß, daß die brasilianische Frau heute Werke der schönen Literatur eifriger liest als der Mann. Das alles sind Tatsachen, die an sich auf den Absatz des deut schen Buches keinen Einfluß haben, sondern nur den Absatz des Buches überhaupt betreffen. Aber wenn dann die Vorbedingung des Verständnisses des Deutschen hinzukommt, so ergibt sich ohne wei teres, daß auch das deutsche Buch von dieser Umwälzung profitieren muß. Und jene Vorbedingung wird in steigendem Maße erfüllt, denn die Kenntnis der deutschen Sprache ist ganz ohne Frage im Zunehmen begriffen. Der Weltkrieg hat in dieser Beziehung nicht hemmend, sondern im Gegenteil fördernd gewirkt — und wohl nicht nur in Brasilien —, führte er doch der Welt eindringlichst vor Augen, welcher Leistungen die Deutschen fähig sind und wie viel man von ihnen lernen kann. Es ist geradezu auffallend, wie sehr seit dem Kriege die Zahl derer zugenommen hat, die Deutsch zu lernen bestrebt sind. Erfreulicherweise bemühen sich in vielen Städten die deutschen Kolonien, diesem Streben entgegenzukommen, indem sie in ihren deutschen Schulen unentgeltliche oder mindestens ganz billige Sprachkurse für Brasilianer einrichten. Daß der Erfolg nicht ausbleibt, kann man mit Leichtigkeit in den deutschen Buchhand lungen der Bundeshauptstadt und Säo Paulos beobachten, wo man ständig deutschsprechende Brasilianer die Neucingänge mustern sieht. Wie es im Süden in dieser Beziehung steht, ver mögen wir nicht aus eigener Erfahrung zu beurteilen, wissen aber von portalegrenser Korrespondenten, daß auch dort der Brasilianer deutsche Bücher in weit stärkerem Maße kauft als früher. Ein »Ge schäft« für den deutschen Verlag ist die Kundschaft brasilianischer Zunge natürlich noch nicht, aber es ist doch ein wesentlicher Fort schritt gegen die Lage vor dem Kriege. Herr vr. Funke behauptet, weder Rio noch Säo Paulo spielten die maßgebende Nolle für den Absatz des deutschen Buches, und fährt wörtlich fort: »An diesen Weltplätzen ist der Wettbewerb fremLer Literatur unerwünscht stark, findet auch in deutschen Kreisen fremder Geschmack Eingang auf Kosten des eigenen. Weltplätze von vorwiegend kommerzieller Bedeutung sind zwar gute Buchmärkte, aber der Durchschnittsleser, auch der deutsche, will auf der Höhe bleiben und sieht sehr gern nach dem ausländischen, nichtdeutschen Produkt, und wenn es blutiger Kitsch ist. So ist es mit dem deut schen Film gewesen, so ist es an solchen, auf internationalen Ge schmack stolzen Plätzen mit dem deutschen Buch. Daneben besteht dann die kleine treue Gemeinde, die das Gute aus der Heimat mit Bewußtsein fördert und pflegt. Der Süden Brasiliens ist für bas deutsche Buch, die deutsche Zeitschrift von jeher weit wertvoller gewesen.« Das war einmal! Aber im Laufe Her beiden letzten Jahrzehnte sind die deutschen Kolonien der beiden Millionenstädte des Landes, die finanziell schon immer eine führende Nolle spielten, auch zahlen mäßig ganz außerordentlich gewachsen, besonders nach dem Kriege. Wäre das nicht der Fall, dann könnten dort nicht die beiden größten (nach Format wie Auflage) deutschen Tageblätter Brasiliens er scheinen, könnten dort nicht die beiden einzigen deutschen Oberreal schulen des Landes bestehen, könnte nicht jede Her beiden Städte über mehrere deutsche Buchhandlungen verfügen, darunter in jeder Stadt eine ganz große, die auch drüben Städten von 100 000 Ein wohnern Ehre machen würde. Mit dieser Feststellung soll nichts gegen die Bedeutung Südbrasiliens für den Absatz des deutschen Buches gesagt, sondern nur hervorgehoben werden, daß Rio und Säo Paulo im deutschen Geistesleben in keiner Weise mehr hinter dem Süden zurückstehen. Was besonders die wissenschaftliche Lite ratur anbelangt, so ist ihr Absatz in den beiden Hauptstädten größer als anderwärts, schon wegen der stärkeren Beteiligung der einheimi schen Wissenschaftler am Bücherkaufe. Wir wissen einigermaßen in den Büchereien der Deutschen beider Städte Bescheid und können bezeugen, daß das deutsche Buch durchaus nicht zugunsten des frem den vernachlässigt wird. Und wo sich Kitsch findet (der natürlich nicht fehlt), da wird er gerade in deutscher Sprache bestritten, während die fremde Lektüre sorgfältiger gewählt ist! Was endlich den Bücherpreis anbelangt, so besteht die Behaup tung des Aufsatzes in Nr. 45 des »Börsenblattes für Hen Deutschen Buchhandel«, die Herr vr. Funke angezweifelt hat, wenigstens für die größten Buchhandlungen von Rio de Janeiro und Säo Paulo — und nur von diesen war dort die Rede — zu recht. Beide schlagen in der Tat nur 10 Prozent auf die deutschen Ladenpreise auf. Natür lich nicht auf den Pfennig genau, sodaß etwa ein drüben 1.30 NM. kostendes Buch hier mit 1.43 NM. ausgezeichnet würde, sondern auf 5 oder 10 Pfennig abgerundet, schon aus dem Grunde, weil dann die Umrechnung in Milreis einfacher ist. Diese 10 Prozent ent sprechen bei billigen Büchern nicht einmal den Versandspesen, die man bei direktem Bezug von drüben hätte. Vor dem Kriege war der Aufschlag im allgemeinen größer, mußte es wohl auch sein, da der Umsatz beträchtlich geringer war und der Buchhändler in den meisten Fällen nur leben konnte, wenn er außerdem Schreibwaren, Spielwaren und dergleichen verkaufte und womöglich auch noch eine kleine Druckerei besaß. In den kleineren Städten kann es auch heute noch nicht viel anders sein, nicht nur, weil dort der Umsatz sich nicht im gleichen Maße heben kann wie in den Großstädten, sondern auch, weil der Kleinbuchhändler nicht in Kommission ge liefert bekommt, sondern fest beziehen und also ein größeres Risiko übernehmen muß. Aber von »Ausnützung eines Monopols« kann nicht die Rede sein, sondern auch in Brasilien ist dem deutschen Sortimenter glücklicherweise der Idealismus eigen, der diesen Stand drüben auszeichnet. Da ich nicht pro domo rede, darf ich das wohl sagen! Rio de Janeiro, im August 1930. C. B. Deutsches Post- und Zeitungswesen in fünf Jahrhunderten. Von vr. Johannes Kleinpaul. (Fortsetzung zu Nr. 211.> In Kriegszeiten waren die Verkehrsverhältnisse natürlich be sonders unsicher. In den »Fuggerzeitungen« ist mehrfach von »bösen Wettern und Wegen« und noch öster von »Beranbern« die Rede, die die Posten aufhielten. In der Korrespondenz der Land grafen von Hessen heißt es einmal von einem Boten, daß er einen Brief in einem Stocke durch das Münsterland schmuggelte. Eine ähnliche Vorsicht wandte tm Sommer 1558 der Geh. Rat der Stadt Nürnberg an, um seinem vertrauten Korrespondenten vr. Johann Ulrich Zastus Glückwünsche zur Vermählung und dessen junger Frau »in einem verpetschierten Schächtlein ein gülden Ketten zu hundert Loth schwer und von Kronen Golde« nach Re gensburg zu übermitteln. Er ließ seinen Kanzleiboten Jacob Köhler »sonderlich an den gefährlichen Orten bei der Nacht gehen« und stellte ihm zur Belohnung »ein eilweis« <Eil- taxe) in Aussicht. Der schon erwähnte Georg Ayer- mann, langjähriger Berichterstatter des Kurfürsten Johann Georg von Sachsen in Nürnberg, konnte während des Dreißigjährigen Krieges seine Mitteilungen nur bald über Leipzig, bald über Regensburg—Prag nach Dresden schicken. Am 21. September 1823 entschuldigte er sich, daß er überhaupt »aus Mangel occasion etliche Wochen nichts geschickt« hätte, und am 28. Ja nuar 1882 schrieb er: »Den bayerischen Bein konnte ich nicht senden, weil kein Fuhrmann allein fahren will«; dergleichen Aufträge hatte er, wie andere »Zeitungsschreiber«, auch mit zu besorgen. Schon lange vorher <15781, als Hubertus Languetus, ein diplomatischer Agent des Kurfürsten August von Sach sen, darüber klagte, wie schwierig es sei, aus Frankreich Briefe anders als durch besondere Boten oder durch Kgufleute sortzu- bringen, die zu den Messen reisten, was ja nur zwei- oder dreimal im Jahre geschah, und daß ihn befreundete Kaufleute in den Nieder landen hätten wissen lassen: er solle ihnen ja nicht Briefe zu- schicken, denn überall witterten die Spanier Verrat —, da schrieb dieser am 27. Juni dem Kaiser: »Es ist zur Hebung des Handels sonderlich nötig und dienlich, eine reitende Post gegen Augsburg und von dannen fürder nach Italien und Ntederlanb zu legen, dadurch die Kausleute ihre Briefe mit guter Sicherheit eilend hin und wider schicken, sonders auch derselben Post selbst gebrauchen und darauf von einem Ort zum andern kommen«. Kaiser Rudolf trug jedoch wegen des Taxisschen Privilegiums Bedenken, die Ermächtigung hier zu zu erteilen, und als Kurfürst August nachdrücklich darauf hin wies, daß dieses ohne Zustimmung der Reichsstände erteilt und daher ungültig sei, blieb er ihm die Antwort schuldig. Aber auch in Zeiten, in denen Boten aller Art ungestört ver kehrten, blieb noch viel zu wünschen und zu tun übrig. Denn sie beförderten, was man ihnen mitgab, nur streckenweise von einer großen Stadt zur andern, etwa von Antors bis Mittelburg, von da nach Köln, von da nach Frankfurt, Augsburg, Nürnberg usw. Alles bas waren gewissermaßen Knoten in dem großen Verkehrsnetz und damit gleichzeitig Nachrichtensammelpunkte. Überall dort fanden sich fixe Leute, die sich die von allen Seiten ankommenden Neuig keiten zu verschaffen wußten, um sie weiter zu verbreiten. Die ungeheure Menge meist anonymer »Sammelzeisungen« — etwa »aus Rom und Venedig«, »aus Antorf, Mtttelburg und Köln«, »aus Wien und Prag«, »aus Paris und Lyon« auf ein und demselben 903
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