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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.01.1912
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- 1912-01-05
- Erscheinungsdatum
- 05.01.1912
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200 Börsenblatt f. b. Dtschu. Buchhandel Mchtamtlicher Teil. ^ 4, 5- Januar 1912. Tanzkleid macht ja auch noch keinen Tänzer. Es muß das Wißen auch verwertet werden können. Der Kunsthändler darf kein nüchterner Verstandesmensch sein; er muß Sinn für Natur, Humor und Tragik haben, sonst mangelt ihm das Verständnis für phantastische Dar stellungen in der Kunst. Eine ganze Reihe von Künstlern hat aber gerade aus diesem Gebiete Unvergängliches geschaffen. Ein Maler ist ja der pinselführende Mensch schon, wenn er die Natur mit Farben abschreibt; ist er imstande, auf eigenartige Weise, auf persönliche Art dies zu tun, so ist er schon eine Staffel näher dem Olymp, wo die wirklichen Künstler wohnen, die, welche mittels Phantasie und Farben dichten, die Unwirkliches so darznstellen vermögen, daß es möglich, ja wirklich erscheint. Ganz absonderlich große Künstler sind dann noch, denen es gegeben ward, mit der Radiernadel und nur einer einzigen Farbe, meist der Druckerschwärze, solche Dinge darzustellen und trotz der Ein farbigkeit vor dem Beschauer die glühendsten Farben auf tauchen zu lassen. Ein solcher Riesenkönner war z. B. Rembrandt. Man sehe daraufhin etwa seine Verkündigung an die Hirten oder die Verspottung Christi an! Das, was der werdende Kunsthändler vor allem mit bringen muß, ist der gute Wille zum Verständnis von Original-Kunstwerken, in unserem Falle besonders von Ge mälden. Ohne dies wird nie eine Reproduktion bewertet werden können. Eine Schöpfung darf noch so eigenartig, so ungewohnt sein, man muß versuchen, zu erfassen, was den Künstler veranlaßt hat, gerade so und nicht anders zu arbeiten. In vielen, selbst schwierigen Fällen findet man, daß das Bild nach und nach zu sprechen anfängt, das zu nächst nichts oder nicht viel sagte. Oft werden solche unsere besten Freunde. Gewiß gibt es unter den Malern auch böse Buben und viele gänzlich unfähige Elemente, aber diese kommen in den seltensten Fällen in Ausstellungen zur Schau. Im allgemeinen mag der Anfänger und auch der im Kunstverständnis Fortgeschrittenere ruhig auf die Aufnahme jury einer Gemäldeausstellung das Vertrauen setzen, daß vom künstlerischen Standpunkt an allen den Sachen »irgend etwas ist-. So sehr für den Mann mit kunstgeübtem Auge für seine Person ein subjektives Urteil geboten ist (denn nur so vermag er das Geschaute mit innerem Gewinn zu betrachten), ebensosehr muß der Anfänger sich mühen, zu ergründen, was der Maler z. B. mit seinen breiten Pinselstrichen, mit diesen unscharfen Konturen, mit jener Farbenzusammenstellung oder einem unwahrscheinlichen Lichtreflex beabsichtigt hat. Ist, bedauerlicherweise, auch in der Kunst die Mode vielfach nur Mode — und als solche weder für alle, noch auch dauernd schön —, die Künstler, die irgend einer auf den ersten Anblick absonderlichen Malweise zum Modewerden ver- halsen, sind immer Bahnbrecher für irgend etwas Neues in der Kunst gewesen. Daß sie natürlich ihre Nachbeter und Nachtreter haben, in denen oft vom Hauch des Geistes der Meister kaum noch eine Spur ist, ist eine Erscheinung, die Kunstdingen wie anderen Menschlichkeiten betrüblicherweise eignet. Wer jahrzehntelang dann die Selbstzucht des Begreifen- wollens geübt hat, darf, falls die mancherlei Voraussetzungen seiner Befähigung zum Kunstverständnis vorhanden sind, mit ziemlicher Gewißheit darauf rechnen, ein sicheres Urteil auch in bezug auf Wert und Unwert von Reproduktionen, wie sic im Kunsthandel Vorkommen, zu erhalten. Dies gestattet ihm dann, seine Käufer zu beraten und zu erziehen, soweit sie nicht selbst kunstverständig sind. Denen von seinen Kunden, die ein eigenes gutes Urteil in solchen Dingen haben, wird er dann lieb sein, weil er ihnen erspart sich über schlechte Kunst, über Unkunst in seinem Laden zu ärgern. Ich habe oben gesagt, daß man in den großen Kunst ausstellungen bei vielen Bildern finden wird, daß irgend etwas an ihnen ist. Dieses Etwas zu erklären ist schwer, auf jeden Fall sehr weitläufig. Ich verzichte deshalb darauf und versuche es so deutlich zu machen! Bilder (wie Kunst werke überhaupt) sollen ja — und das tun alle bedeutenden Schöpfungen unter ihnen auch — nicht Geschichtchen oder Geschichte erzählen, sondern Stimmungen erzeugen. Das ist im letzten Punkt der Sinn aller wahren Kunst überhaupt, handle es sich nun um Literatur, Musik, Tanz oder ein Bauwerk, ein Denkmal usw. Ein Kunstwerk äußert sich also dadurch dem Beschauer gegenüber, daß es zu ihm spricht, ernsthaft und nachdrücklich, bis er einer Meinung mit ihm ist, wenn es ihm -liegt-, oder bis er für seine Zusprache ablehnend dankt, da er für seine Person nichts damit anfangen kann. Daß das letztere möglichst selten vorkomme, das anzustreben ist dem Kunsthändler Pflicht. Man mißverstehe mich aber ja nicht! Ich spreche hier von wirklicher Kunst, die für uns abzulehnen wir das Recht haben, die wir aber nicht wegen unseres Unverständnisses als Unkunst bezeichnen dürfen. ,Friemar. Kleine Mitteilungen. Zum 2» jährigen Bestehen des Düsseldorfer Buchhändler. BercinS. — Am 2g. Nov. ISII konnte der Verein Düsseldorfer Buchhändler — wie wir leider verspätet erfahren — die Feier seines 25jährigen Bestehens begehen. Aus dem zu diesem Zwecke veranstalteten Festabend im Hause der Gesellschaft -Verein- in Düsseldorf konnte der Vorsitzende Herr Alfred Pontzen auch einen der Gründer des Vereins, Herrn Geheimen Kommerzienrat Bagel und das Ehrenmitglied Herrn Spielmeysr begrüßen, während der Schriftführer Herr Betcke leider durch ernstliche Krankheit am Erscheinen verhindert war. Über die Entwicklung und Tätigkeit des Vereins verbreitete sich Herr Alsred Pontzen in seiner Begrüßungsrede, der die nachstehenden Ausführungen entnommen sind: Die Gründung des Vereins fällt in eine Zeit schweren Wirt-, schastlichen Niedergangs, in eine Zeit, da alle Berussstände zwingenden Gründen folgend, sich zusammenschlossen zur Ber- teidigung ihrer wirtschaftlichen Stellung und zur Wahrung ihrer Berussinteressen. Die Gewerbesreiheir hatte das Buchhändler examen beseitigt und damit dem Eintritt unberufener Elemente in den Buchhandel Tür und Tor geöffnet; die Bücherschleuderei gelangte zu höchster Blüte. Es wird die Herren Kollegen gewiß interessieren, wenn ich eine Reihe schwerwiegender Beschlüsse, die unser Verein seit dem Tage seines Bestehens gefaßt hat, an Hand der Versammlungsprotokolle ansührs. Am 3. Januar 1887 beschloß der Verein, den Kundenrabatt, an Stelle des bis dahin üblichen höheren Skontos, auf SA herabzusetzen. 1887 wurden die gemeinsamen Verzeichnisse der an höheren Schulen eingeführten Schulbücher zum ersten Male herausgegeben. Diese Einrichtung hat außerordentlich fördernd aus das sonst wenig lukrative Schulbüchcrgeschäft gewirkt. Im gleichen Jahre wurde den Mitgliedern durch Vereinsbeschluß untersagt, große und teure Weihnachtskataloge zu Weih nachten zu verteilen. Dieser Beschluß hat in späteren Versammlungen noch öfters eine Rolle gespielt und gab Anlaß zu mannigfachen Differenzen unter den Mit gliedern, die zumeist mit der Zahlung von Konventionalstrafen endeten. Im gleichen Jahre wurde beschlossen, auf Kosten der Vereinskasse zu den Kreisvereinsversammlungen Delegisrte zu ent senden. Ein weiterer Beschluß ging dahin, daß jedes der Vereins mitglieder auch Mitglied des Börsenvereins sein müsse. 1981 wurde der gesetzlichen Regelung der Sonntagsruhe dankenswerterweise vor gegriffen durch den Beschluß,die Geschäfte anden Sonntagen nur zwei Stunden offen zu halten. 1892 wurde seitens der Mitglieder den städtischen und staatlichen Behörden der bis dahin gewährte Rabatt von 18 Prozent gekündigt. 189S wurde ferner beschlossen, aus eine bestimmte Gattung Zeitschriften Bestellgeld von den
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