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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.10.1930
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1930-10-09
- Erscheinungsdatum
- 09.10.1930
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- Deutsch
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X- 235, 9, Oktober 1930. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn Buchhandel. Bon der Graphikausstellung sei heute nur gesagt, daß sie sich gut in die Schau der Bücher eiugliedcrt und wirklich typische Vertreter heutiger deutscher graphischer Kunst aufweist. Wie der Kunsthistoriker Or. Alfred Kuhn in seiner Vorrede zum Katalog betont, liegt gerade die Graphik in allen ihren verschiedenen Zweigen dem Deutschen besonders, und die Werke dieser vielge staltigen Kunstart sind in starker Weise beeinflußt von der Zeit und ihren Strömungen und spiegeln Rhythmus und Auffassung einer bestimmten Zeitperiode wieder. Je nach der Einstellung des einzelnen wirken daher auch die in graphischen Kunstblättern zutage tretenden Ideen und Persönlichkeiten auf den einzelnen sehr verschieden. Sicher wird aber jeder zugeben, daß er eine so interessante Schau graphischer Arbeiten lebender Künstler hier in Sso Paulo noch nicht zu sehen Gelegenheit hatte. An erster Stelle sprach der Präsident der Lcscksmis <ls Petrus ?LuIisla, Senator Alcantara Mach ad o. Im Namen der Akademie und der intellektuellen Kreise Säo Paulos begrüßte er diese Ausstellung, die bis zu einem gewissen Grade den geistigen Stand des heutigen Deutschland zeige. Das Unternehmen werde sowohl Brasilien wie Deutschland zugute kommen, denn die geistige Verbindung sei das beste Mittel, die Völker einander näher zu bringen, wie ein bekannter Denker von den Botschaftern des Geistes gesprochen hätte, die am besten die Völker vertreten. Im Grunde sind, sagt Oswald Spengler, die Kulturen der einzelnen Völker undurchdringlich. Wie jedes Volk für seine politische und wirtschaftliche Unabhängigkeit eintritt, so für seine geistige. Aber die Verteidigung der moralischen Fronten einer Nationalität erfordert nicht, daß die Beziehungen mit jenseits der Grenzen abgeschnitten werden, im Gegenteil: die Fühlungnahme mit den Ideen und den Empfindungen anderer Völker ist eine Lebensbedingung und Notwendigkeit für die Entwicklung der eigenen Kultur. Herzlich willkommen seien deshalb die Vertreter deutschen Wissens und Denkens, die durch diese Ausstellung hier in Süo Paulo einen Besuch abstatten, und das Werk der An näherung fortführen, das seit so vielen Jahren schon Persönlich keiten, die selbst hierher kamen, begonnen haben. Es sei vor allem an die berühmten deutschen Naturwissenschaftler erinnert, die zum Teil bis tief ins Innere von Brasilien drangen und die Tier- und Pflanzenwelt studierten. Namen wie Baron von Esch- wege, Maximilian von Wied, Prinz Adalbert von Preußen, Jo hann Baptista von Spix, Karl Friedrich von Martins, und alle überragend, Fritz Müller, dem die Wissenschaft das geologische Gesetz der Rekapitulation verdankt, werden in Brasilien nicht vergessen werden. Andere kamen noch, und kommen noch immer, ebenfalls hervorragende Wissenschaftler. Wem ist es nicht be kannt, wieviel ein Karl von den Steinen für die Kenntnis der Indianer im Innern Brasiliens getan hat, oder was ein Paul Ehrenreich, ein Hermann von Jhering und ein Hartmann ge leistet haben? Unter den auf der Ausstellung vertretenen Schrift stellern steht einer Brasilien besonders nahe, Thomas Mann, oder besser Thomas da Silva Mann, der Sohn eines Lübecker Patriziers und einer Gaücha aus Rio Grande do Sul. In sei nem Blute und in seiner Seele ist etwas brasilianischem Geiste Verwandtes. Ein unvergleichlicher Künstler des Wortes, ist er, wie einer seiner glühenden französischen Bewunderer sagt, zu gleich von wunderbarer Klarheit und Ausgeglichenheit. Als Romanschriftsteller hat er sich einen unbestrittenen Platz in der Weltliteratur erobert, als Denker ist er ein Vertreter edelsten Menschentums und gegenseitigen ' Verstehens. Vom deutschen Geiste erfüllt, verleugnet er nicht, ein Angehöriger des Landes von Luther, Schopenhauer und Wagner zu sein. Aber er weiß auch zu verstehen und zu ehren die Ideen der anderen Völker, er verurteilt den geistigen Imperialismus ebenso wie den Politischen, und vertritt so Ideale, die dem brasilianischen Volke besonders heilig sind. In diesem Deutschen begrüße er, schloß Senator Alcan tara Machado, im Namen der Lcsclsmj« äs lüstras kaulista, das heutige Deutschland, das auf das Recht und auf seinen geistigen Ruhm baue, nach einem Ausspruch Fritz von Nnruhs Werte, die nicht sterben können. 97« Herr Generalkonsul vr. Strube begrüßte in seiner An sprache zunächst alle Erschienenen, in erster Linie die Vertreter der Bundes-, Staats- und Munizipalbehörden, die Mitglieder des Ehrenkomitees und das konsularische Korps und dankte für das bewiesene Interesse an der vor allem wissenschaftlichen und kulturellen Zwecken dienenden Ausstellung. Obwohl die freund schaftlichen und kulturellen Beziehungen zwischen Brasilien und Deutschland schon seit langer Zeit bestehen, ist dies doch die erste Ausstellung, welche hier für das deutsche Buch veranstaltet wird, nach dem Muster, wie der Börsenverein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig schon verschiedene andere Ausstellungen im Auslande organisiert hatte. Um so größer war die Befrie digung, mit welcher Anteilnahme in den intellektuellen Kreisen Brasiliens der Gedanke dieser Ausstellung deutscher Geistesarbeit ausgenommen wurde. Während die früheren Ausstellungen vom Jahre 1928 und 1929 über moderne deutsche Kunst und deutsches Kunstgewerbe Brasilien deutsches Kunstempfinden näher brachten, wird durch die Schau des deutschen Buches besonders eine Brücke zum gegenseitigen geistigen Verständnis geschlagen, ein Unter nehmen, das erfreulicherweise mit gleich freundlichen Gefühlen ausgenommen wird. Zur Vervollständigung der Ausstellung hat der bekannte Kunsthistoriker vr. Alfred Kuhn noch unter Mit arbeit hervorragender Künstler eine graphische Abteilung zu sammengestellt, und außerdem zeigt der hier ansässige Künstler Schmidt-Waldeuhall noch einige seiner Arbeiten. Die Organi sation der Ausstellung in Brasilien liegt wieder, wie bei den vorigen Ausstellungen, in den Händen des Herrn Theodor Heu berger, der sich durch unermüdlichen Eifer große Verdienste um das Zustandekommen erworben hat. Besonderer Dank gebührt noch dem Ehrenkomitee, dem erste Persönlichkeiten des Staa tes angehören und das in jeder Weise die Wege für das Ge lingen des Werkes ebnete. Mit dem Wunsche, daß die weitere kulturelle Verständigung zwischen Brasilien und Deutschland durch die Ausstellung gefördert würde, erklärte Herr General konsul vr. Strube diese für eröffnet.» Auch die brasilianische Presse hat sich in der freundlichsten Weise zur Eröffnung der Ausstellung geäußert, Abbildungen ge bracht und die Veranstaltung als ein »importante csrtawen» ge feiert. Sie betonte dabei die große Reichhaltigkeit des Gebotenen, da fast alle Wissensgebiete berücksichtigt sind und dem Besucher die Möglichkeit geben, sich einen überblick über das geistige Leben in Deutschland zu verschaffen. Besonders hervorgehoben wurde auch die deutsche Produktion auf dem Gebiet des Kinder- und Jugendbuches, dessen Ausstattung vollendet künstlerisch sei. Die örtlichen deutschen Buchhandlungen haben z. Tl. Stände in der Ausstellung errichtet, in denen Bestellungen angenommen werden. In diesem Kreise hat man die Ausstellung ganz be sonders begrüßt, weil sie gerade angesichts der auch in Säo Paulo herrschenden Wirtschaftskrise das Augenmerk nachdrücklich auf das Buch hinlenkt. Detriebsergebniffe in ländlichen und kleinstädtischen Büchereien. Noch immer begegnet man nicht selten der Meinung, daß Biichereiarbeit ans dein Lande und in der Kleinstadt sich doch nicht recht lohne. Das Leseinteresse wird vielfach sehr gering eingeschätzt. »Glauben Sie doch nicht, daß unsere Bauern sich hinsetzen, um zu lesen!« »Denken Sie wirklich, daß unsere Brauerei- und Bau arbeiter sich daraus was machen werden?« So hörte ich vielfach Zweifel und Bedenken. Und in der Tat, oft sind die äußeren und inneren Schwierigkeiten nicht gering. Aber in den meisten Fällen gelingt es doch, und vielleicht ist es nicht überflüssig, hier einmal aus ganz verschiedenen Bezirken Deutschlands Betriebsergebnisse in ländlichen und kleinstädtischen Büchereien mitzuteilen. Entsprechend dem sehr unterschiedlichen Charakter dieser Gebiete sind die Er gebnisse natürlich im einzelnen sehr verschieden. Eins aber wird mit aller Deutlichkeit klar: »Es lohnt sich, B ü ch e r e i a r b e i t auch aus dem Lande und in der K l e i n st a d t zu be treiben«. Bei angespannter Arbeit, die allerdings in all diesen Gebieten geleistet wird, bleiben die Erfolge nicht aus.
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